Das U verdient bei der Lüneburger CDU mehr Beachtung 

Lüneburg, 2. April

Wollen die Lüneburger Christdemokraten tatsächlich in diesem Unzustand in den Bundes- und Landtagswahlkampf ziehen? Das wäre eine gute Nachricht für die Konkurrenz aus den anderen Parteien. Deren Kandidaten müssten sich nicht sonderlich mühen, weil die CDU um sich selber kreist und Wunden leckt.


Weniger Geschlossenheit und mehr Chaos, Durchstecherei und Unruhe war selten. Das zeigte sich schon bei der Wahl des Bundestagskandidaten. Da hatte zwar Amtsinhaber Eckhard Pols trotz aller Bemühungen seiner Widersacher die Nase vorn. Doch die Zerstrittenheit war offensichtlich. Und das zeigte sich jetzt auch bei der Kür des Landtagskandidaten.

Der Favorit erlitt die erste schwere Niederlage seiner kurzen politischen Karriere. Niels Webersinn hielt zwar die beste Rede, aber er hatte in der Vergangenheit unklare Signale gesendet. Der Chef der Ratsfraktion, der Eckhard Pols lokal verdrängt hat, spielte erst mit dem Gedanken, Bundestagskandidat zu werden, zog, nach internen Gesprächen, zurück und kaprizierte sich dann erst auf das Landtagsmandat.

Webersinn polarisiert parteiintern und ist so für altgediente Lüneburger Christdemokraten letztlich auch ein Architekt der Lagerbildung. Und seine spielerische Mesalliance mit dem linken Flügel im Rat ist für Konservative zumindest gewöhnungsbedürftig, wenn nicht abschreckend.

Das Gute an Niederlagen ist, nur daran wachsen Vollblutpolitiker, nur daran erkennen sie, wo sie stehen, wem sie vielleicht auf die Füße getreten sind und wer fest an ihrer Seite geht. Am Erfolg berauschen sich alle.

Wenn die CDU-Spitze nicht dafür sorgt, dass die Partei schnell zu Geschlossenheit und Kampfgeist zurückfindet, dann wird das eine bittere Wahlkampfzeit, dann versagt der Vorstand. Es müssen nicht gleich 100-Prozent-Schulz-Ergebnisse, es dürfen aber auch keine Fifty-Fifty-Roulette-Partien sein.

Das U, wenn auch der letzte Buchstabe im Parteikürzel, verdient unbedingt mehr Beachtung.

Hans-Herbert Jenckel

 

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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38 Antworten zu Das U verdient bei der Lüneburger CDU mehr Beachtung 

  1. Klaus Bruns schreibt:

    Nobelpreisträgerin Toni Morrison: Die Feigheit nimmt wieder zu.Stimmt.

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  2. Klaus Bruns schreibt:

    Lichtenberg schreibt:
    7. April 2017 um 14:04

    Die Superklugheit ist eine der verächtlichsten Arten von Unklugheit.
    meine sie herr lichtenberg, militaristen sind besonders klug? sie sind doch für beifall, wenn militär aufmaschiert.

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  3. Thomas Sander schreibt:

    ja, JJ nichts ist verblüffenderals die einfache (vollständige)Wahrheit.

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  4. Michael Recha schreibt:

    Landtagskandidaten?

    Wollten wir nicht die letzten förderalen Aufgaben bundeseinheitlich regeln lassen?
    Und die EU dafür Wirtschaft, Umwelt, Energie, Finanzen, Verteidigung, Soziales, Arbeit und Außenpolitik übertragen?

    Worüber diskutieren wir hier noch?
    Den Wolf?

    Doch nicht etwa Entlassungen Braunschweiger Landesangestellter, die Akten gegen den Willen der Vorgesetzten ordentlich bearbeiten, was jedoch die Vorgesetzten tunlichst vermeiden wollten, um dem Ministerium in Hannover untertänigst und in vorauseilendem Gehorsam keine Auffälligkeiten zu melden?

    Oder gar Schulpolitik – Inklusion und das Verschwinden von Schulstandorten auf dem Land und Förderschulen?

    Nein. Hier wird munter räsoniert, wie Leute in der Öffentlichkeit ankommen. Und so mancher Kommentar schüttet seine auf ewig gefestigten Perspektiven zum x-ten mal aus.

    LSDS.

    Lüneburg geht es gut.
    Beruhigt mich

    PS: Trump hat heute den vollen Beifall der Demokraten einschließlich Senator McCains erhalten. War also berechtigt, mal abwarten zu schreiben, finden Sie nicht?

    Ist aber irgendwie nicht zum Lachen, wofür man von Demokraten in den USA 100%igen Beifall erhält…

    … finde ich.

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    • Hans-Werner Harms schreibt:

      Hallo Herr Recha,

      „Wollten w i r nicht …“? Und: „Worüber diskutieren w i r hier noch“?

      Wer ist „wir“? Wen umarmen Sie diesmal und machen sich erneut zum Gruppensprecher, ohne darum gebeten worden zu sein?

      Ihr Popanz vom neoabsolutistischen Brüssler Bürokratie-Moloch, dem angeblich von verantwortungslosen zentralistischen Vaterlandsverrätern die föderalen Strukturen inklusive des Subsidiaritätsprinzips zum Fraß vorgeworfen werden, ist hier heuer leider nicht das Thema.

      Was haben Sie gegen den Wolf? Stechender Blick? Illegaler Grenzübertritt? Rudelbildung in einer Parallelwelt? Risiko der Umvolkung am Lopausee? Kulturfremde Rituale? Ganzkörperverhüllung selbst beim Schwimmunterrricht? Beanspruchung von Sachleistungen ohne den Nachweis von Sprachkenntnissen? Essgewohnheiten?

      Der Fall der einen Monat vor der Zeit freigestellten Nadja N., einer Art Kronzeugin der Anklage wegen Sozialbetrugs in der Landesaufnahmebehörde (LAB) Braunschweig, ist in der Tat von erheblicher Brisanz. Und zu Recht stehen seit zwei Wochen die Behörde und auch das Innenministerium unter gewaltigem Druck. Denn die 49 Jahre alte Frau aus Hildesheim hat der LAB im NDR vorgeworfen, beim vielfachen Sozialbetrug von Asylbewerbern systematisch weggeschaut zu haben. Vgl.: http://www.haz.de/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/Braunschweiger-Behoerde-soll-300-Faelle-von-Sozialbetrug-vertuscht-haben und http://www.braunschweiger-zeitung.de/niedersachsen/article209478053/Sozialbetrug-an-allen-Standorten-der-Landesaufnahmebehoerde.html

      Sicher, das Ausdünnen von Schulstandorten ist eine Pest! Aber was ist falsch an „Inklusion“? Was meinen Sie eigentlich mit diesem Wort? Es gibt übrigens auch Erfolge, Herr Recha! Wie unser Land nach den Sommerferien 2015 hat gerade diese Woche auch Bayern mit der Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium nach Jahren des Streits und der Proteste einen der folgenreichsten politischen Irrtümer der jüngsten Bildungsgeschichte korrigiert. Ob das Gymnasium dabei wieder zu einer Schulform wird, die ihren Anspruch einlösen kann, nicht nur erweiterte Allgemeinbildung, sondern auch Studierfähigkeit von Anfang an so anzustreben, dass Hochschulreife nicht nur attestiert, sondern auch tatsächlich erreicht wird, bleibt abzuwarten. Wie Niedersachsen wird Bayern als zweites Bundesland, das die neunjährige Schulzeit wieder zur Regel macht, nun ebenfalls seine Lehrpläne aus dem Jahr 2014, die sich auf „Grundwissen“ und Kompetenzrhetorik beschränken, erheblich überarbeiten müssen. Dafür bleibt nicht allzu viel Zeit. Immerhin hat das Land begriffen, dass eine Änderung der Gymnasialdauer nicht nur schulorganisatorische, sondern inhaltliche Folgen hat. Vgl.: http://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/abitur-bayern-kehrt-zum-g9-zurueck-a-1142014.html

      Die Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit hat die Macht der Eltern über eine bis zur Verrücktheit selbstgefällige Politik gezeigt, für deren blindwütiges und vernunftwidriges Durchpeitschen Bernd Althusmann, der „Spitzenkandidat“ der Niedersächsischen CDU bei der Landtagswahl 2018, wie kein anderer steht — auch wenn er den von ihm mitverantworteten Irrsinn nun zu kaschieren sucht (und sein Adlatus Schwake-Alex plappert es ihm nach), indem er herumposaunt, seine (die Althusmannsche) „Schule der Zukunft“ Brauche „keine Strukturdebatten mehr“! — Köstlich diese Chuzpe, oder?

      Alles wichtige Themen, Herr Recha. Ganz gewiss!

      Aber, Sie schreiben es selbst, in Hans-Herbert Jenckels aktuellem Blog-Thread geht es um hoffnungslos zerrüttete Liebesbeziehungen unter Christ-Lüneburger Unionsdemokraten. Und der Gastgeber setzt nun einmal das Thema. Wenn Sie nur AfD-Reklame ans Volk zu bringen wünschen, müssen Sie sich Ihre eigene kleine Bölk- und Schamfuderstube einrichten. Platz genug ist im Internet ja für jede idiosynkratisch ideologische Verkaufsoffensive.

      P. S.: Und das Trump nach einer in der amerikanischen Geschichte beispiellosen Serie von präsidialen Beweisen geistigen Ungenügens einmal etwas richtig gemacht hat, besagt gar nichts über Peter Luths und Ihre – durch nichts als die realitätsflüchtige Überzeugung, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, gerechtfertigte – Aufforderung zum Abwarten! Leider.

      Wofür man von Anti-Demokraten in Deutschland 100%igen Beifall erhält ist auch nicht jederzeit zum Lachen: http://www.tagesspiegel.de/berlin/brandenburger-afd-chef-gauland-stellt-sich-hinter-hoecke/19316860.html
      … finde ich.

      Immerhin, zum Schluss „finden“ Sie mal etwas in eigenem Namen!

      P.P.S.: Was bitte bedeutet „LSDS“?

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    • Kurt Petersen schreibt:

      Wow, Michael Recha,

      »Trump hat heute den vollen Beifall der Demokraten einschließlich Senator McCains erhalten«? War das eine Spitze an meine Adresse? Ist John McCain, der republikanische Senator für den Bundesstaat Arizona, denn gestern zu den Demokraten konvertiert?

      Und der »volle Beifall« ist für Sie entscheidend? Sind Sie ein Fan quantitativer Argumente? Gab es in Ihrer Jugend nicht mal dieses Poster »Zehn Milliarden Fliegen können nicht irren«? Selbst Berthold Kohler, die genderkomplementäre (außerdem gebildete) Frauke Petry der FAZ, witzelt über »Trumps kleinen Krieg« und fragt: »Ist das die Geburtsstunde eines Weltpolitikers mit Weitblick? Oder doch nur eine weitere Show eines unter Druck gekommenen Populisten?«

      http://www.faz.net/aktuell/politik/trumps-praesidentschaft/kommentar-trumps-kleiner-krieg-14962606.html

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    • Daniel schreibt:

      Lieber Herr Recha,

      vielleicht fehlt´s im heimischen CDU-Kreisverband einfach an viriler Maskulinität?

      „Man könnte schon, um das mal spitz auszudrücken, eine Vertuntung der Männerwelt beobachten“, sagte jüngst Markus Frohnmaier, der schneidige Vorsitzende der AfD-Jugendorganisation „Junge Alternative“. Gemeint sei „der Schlaffi, der Augenbrauen zupfen geht und über Männerzeitschriften brütet, damit er sein Leben und seinen Alltag bewältigen kann“. Wenn Frohnmaier von echten Männern spricht, denkt er aber nicht an Schlägertypen. Das seien gar keine Männer. Sie zeigten allenfalls eine „anatolische Männlichkeit“, glaubt Frohnmaier, der auch darin der Linie seiner Partei treu bleibt, wenn in seinem Weltbild Muslime weniger vertuntet sind als Deutsche. „Offensichtlich liegt der Schwerpunkt des deutschen Mannes darauf, dass er Kosmetik und Wellness macht und sich die ,GQ‘ reinzieht. Der muslimische junge Mann scheint den Schwerpunkt eher auf die Familienplanung zu legen. Das sieht man schon an den Geburtenraten.“ Und deren Steigerung erhofft sich Frohnmaier natürlich eigentlich von den Deutschen. Frohnmaiers Idealbild eines Mannes: der Gentleman, der Ehrenmann. „Echte Männlichkeit bedeutet nicht: Ich hau‘ dich um. Männlichkeit hat damit zu tun, ob jemand etwas weiß. Männlichkeit bedeutet auch, für seine Frau einzustehen und, wenn nötig, das vor der Tür zu klären.“

      Man(n) stelle sich bloß mal vor, „echte Männlichkeit“ würde am vorvergangenen Freitagabend in Beneckes Gasthaus bei der CDU-Nominierungsveranstaltung auch bedeutet haben, für seine politische Position „einzustehen und, wenn nötig, das vor der Tür zu klären.“

      Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/bundestagswahl/parteien-und-kandidaten/maennerpartei-die-afd-kaempft-allein-fuer-den-mann-14966185.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2

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      • Michael Recha schreibt:

        Sie haben recht!
        Danke – darauf bin ich noch gar nicht selbst gekommen:
        Wenn national-konservativ die Vertuntung und fehlende Männlichkeit beklagt wird, so erklärt dies auch den Erfolg des dominanten Machos Joschka Fischer. Keine Grüne Frau war ihm gewachsen, höchstens seinem virilen Apo-Straßenkämpfer erlegen?

        Und ebenso wie Joschka Fischer exakt drei Monate nach seinem Amtsantritt als Außenminister, der bei Amtsantritt strikt pazifistisch argumentierte und die Nato noch abschaffen wollte, dann den ersten deutschen Angriffskrieg nach 1945 mit Gefasel rechtfertigte und aktiv vertrat.

        Joschka Fischer und Donald Trump sind relativ ähnlich in ihrem egomanisch-erratischen Auftreten, wenngleich die Rhetorik sich unterscheidet. Aber beide haben plötzlich Bomben und Raketen zum Angriff kommandiert, exakt wo sie es zuvor ablehnten.

        Das sind zwei echte Männer. Stimmt.
        Und beide haben viele Frauen geheiratet.
        Stimmt auch.

        So ist das eben mit der Virilität und deren Anziehungskraft.

        Ich kann Sie beruhigen: gefährlich, da unberechenbar und eigennützig habe ich beide immer VOR ihrer Wahl genannt.

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      • Michael Recha schreibt:

        Joschka Fischer brauchte vor 18 Jahren noch 6 Monate, nicht drei. Es gab noch kein Twitter.

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    • Lars schreibt:

      „Wenn national-konservativ die Vertuntung und fehlende Männlichkeit beklagt wird, so erklärt dies auch den Erfolg des dominanten Machos Joschka Fischer“?

      „Wenn national-konservativ die Vertuntung und fehlende Männlichkeit beklagt wird“, erklärt dies dann auch den Erfolg von Alexander Schwake, Herr Recha?

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    • Timo schreibt:

      Lieber Herr Recha, bei Wahlen geht es nicht mehr nur darum, wer gewinnt, sondern wer mit seiner Prognose für den Wahlausgang richtig gelegen hat. Das kann so weit führen, dass Kandidaten mit den momentanen Erfolgsaussichten eines, sagen wir: Bernd Althusmann vor der Wahl überlegen, ob sie ihre Niederlage für Januar 2018 vorhersagen sollen. So könnten sie im besten Fall Mitleidswähler mobilisieren und womöglich noch die Wahl gewinnen oder, wenn sie doch verlieren, mit einem Siegerlächeln in die Kameras sagen: Hab ich’s nicht gesagt!

      Aber niemand sollte sich heutzutage seiner Niederlage zu sicher sein. Denn mit den Prognosen ist das inzwischen so eine Sache. Einerseits wird behauptet, der Wähler werde immer gläserner, also berechenbarer. Angeblich gibt es im angelsächsischen Raum Wunderfirmen, die schon anhand der Badarmaturen, die jemand online bestellt hat, sagen können, ob sie oder er eher links oder eher konservativ wählt. Wenn dann etwa eine weibliche Person auch schon mal nach einer Suchtberatung gegoogelt hat, kann man angeblich mit achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit sagen, dass sie den FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner gut findet und auch noch seine Partei.

      Andererseits scheinen die Prognosen immer ungenauer zu werden. Zuletzt hat man das im Saarland gesehen, obwohl dort das Verhältnis von Wahlberechtigten zu den von den Umfrageinstituten Befragten nahezu 1:1 ist. Wie kann das sein?

      Ein Grund ist sicher, dass Umfragen immer nur „Momentaufnahmen“ sind, was vor allem die Politiker hervorheben, die gerade hinten liegen. Außerdem erstellen die Institute streng genommen gar keine Prognosen, sondern Schätzungen des Wahlverhaltens unter Zugrundelegung längerfristiger Überzeugungen und möglicher taktischer Erwägungen. Zur Wahrheit gehört aber natürlich auch, dass viele Menschen in der sozialen Kältekammer Deutschland noch nicht einmal wissen, ob sie den nächsten Tag überleben – wie sollen sie da auch nur ahnen, was sie in fünf Wochen wählen könnten? Dann gibt es Leute, die sich in der Wahlkabine bewusst erwartungswidrig verhalten, um so die Autonomie des Individuums gegen die Datenkraken zu behaupten.

      Überdies dürfte unter den telefonisch Befragten die Neigung zugenommen haben, die Unwahrheit über ihre Wahlabsichten zu sagen. So können sie sich am Wahlabend mit höherer Wahrscheinlichkeit in ihrer Ansicht bestätigt fühlen, dass die Umfrageinstitute und die Medien wieder mal mit falschen Zahlen operiert hätten, um die Stimmung in ihrem Sinne zu lenken.

      Hätten Institute und Medien tatsächlich dieses Ziel, müssten sie heute allerdings das Gegenteil dessen prognostizieren, was sie erreichen wollen. Im Saarland hat das hervorragend geklappt: Je stärker von den Medien in Richtung Rot-Rot berichtet wurde, was selbst „links-rot-grün versiffte“ (Jörg Meuthen) Pressepropagandisten nicht wirklich wollen konnten, desto mehr Wähler fanden sich bereit, gegen ihren eigentlichen Willen die CDU zu wählen, um so den angeblichen Meinungseliten zu zeigen, dass diese – bestenfalls – keine Ahnung haben. Tatsächlich hatten die Meinungseliten sehr viel Ahnung, aber sie durften es um eines höheren Zieles willen wieder mal nicht zeigen.

      Das sind nun alles sehr komplizierte Kalkulationen, die im Zweifel immer dazu führen, dass die Falschen an die Macht gelangen, oder wenn zufällig doch die Richtigen, dann aus den falschen Gründen. Das Beste wäre daher, man verböte alle Prognosen, jede politische Berichterstattung und auch alle politischen Gespräche in den letzten drei Monaten vor jeder Wahl. Jeder Kandidat soll so in aller Ruhe werden dürfen, wer er ist: ganz er selbst. Auf dieser Grundlage sollen die Wähler dann eine Wahl ohne alle taktischen Erwägungen aus reinstem Herzen treffen. Prognosen, denen dieses Setting zugrunde liegt, sagen in Lüneburg bei der Kommunal- und OB-Wahl 2021 eine absolute Mehrheit für Niels Webersinn und seine CDU voraus.

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  5. Leo Fischer schreibt:

    Der Ruf nach „Geschlossenheit“ kann auch dazu herhalten, angeblich desintegrierende „Elemente“, i. e. vermeintlich ungute Förderer innerparteilicher Lagerbildung, zu disziplinieren, zu brandmarken oder sogar zu ächten. (Auf der Krim, in der Türkei und an unternehmerischen Hochschulen sehen wir beinahe täglich, wie dieses Konzept für partikulare Zwecke instrumentalisiert wird.)

    Besonders deutlich wird das, wenn auf der einen Seite schamlos mit Fahnenwörtern (z.B.: Freiheit, Bildungschancen, sichere Zukunft, Modelleinrichtung, Friede, Gerechtigkeit, Wohlstandssicherung) gewedelt wird, in die jeder nach Laune hineinprojizieren kann, was ihm gerade einfällt, und auf der anderen Seite Stigmawörter (etwa: soziale Kälte, Bedenkenträger, Leistungsfeindlichkeit, Politik auf dem Rücken sozial Schwacher, Seilschaften, Mesalliancen) eingesetzt werden, um die politische Ansicht oder das Handeln des politisch Andersdenkenden durch pejorative Zuschreibungen ab- und damit die eigene weltanschauliche Gruppierung aufzuwerten.

    Was würden Sie Herrn Webersinn raten, Herr Jenckel? Wie soll der Rastafari mit dem Einstecktuch die heikle Gratwanderung zwischen überlebenswichtiger Modernisierungsertüchtigung und gewohnheitsseliger Veränderungsabwehr in seiner Partei hinbekommen?

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    • Horst Berger schreibt:

      Kohl hat im Rückblick auf seinen Durchmarsch ab 1953 als stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Union und Mitglied des Landesvorstandes der CDU Rheinland-Pfalz sowie als Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Ludwigshafen einmal gesagt:

      „Wenn du was werden willst, musst du dir die einflussreichen Alten in deiner Partei zuerst gewogen, dann gefügig und sie zuletzt gegebenenfalls ein für allemal platt machen.“

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  6. Anne Heinen schreibt:

    Hallo Herr Jenckel,

    Sie haben immer Jugend, Frische, Dynamik und Wagemut gepredigt. Webersinn hat die städtische CDU in der kurzen Zeit seines kometenhaften Aufstiegs umgekrempelt, entschlackt und modernisiert. Er hat die Ratsfraktion von einer altersstarren Hilfstruppe für dominante Platzhirsche mit persönlichen wirtschaftlichen Interessen zu einem vitalen Team problembezogen arbeitender und themenabhängig votierender Bürgervertreter gemacht, für die endlich das Gemeinwohl an erster Stelle und dahinter erst das der Partei und zuletzt das eigene zu rangieren scheint.

    Warum werfen Sie dem Reformator nun durch die Blumen vor, er spalte die eigene politische Kirchenfamilie?

    Schauen Sie sich die Sozialdemokraten an. Ist das etwa die Sorte von Geschlossenheit, die Sie sich wünschen? Dort haben am 8. Februar bei der Wahlkreiskonferenz zur Kür des SPD-Landtagskandidaten mit Andrea Schröder-Ehlers und Friedrich von Mansberg zwei bettlakenblasse Besitzstandswahrer vor den vierzig Delegierten aus den Ortsvereinen Lüneburg, Bardowick, Gellersen und Amelinghausen darum gewetteifert, wer für w e n i g e r Veränderung steht. Im Anpreisen Ihrer Fähigkeit, für die Weiter- und Besserfinanzierung klientilistischer Komfortzonen zu sorgen, haben sich die beiden Kandidaten bei der internen Casting-Show geradezu überboten. Wen konnte es wundern, dass die innovationsabstinenten Nominierenden sich am Ende konsequenter Weise gleich ganz für den Erhalt des Status quo und gegen das mikrominimalistische Risiko entschieden haben, ein neues Gesicht damit zu beauftragen?

    Und dann schauen Sie sich die „Standpunkte“ des christdemokratisch Gekürten an (https://www.alexanderschwake.de/). „Alexander Schwake steht für eine gute Zukunft“! Wahrhaftig! Noch genauer lässt sich kaum ausdrücken, dass die Gegenwart niemals Vergangenheit werden soll. Herr Schnell hatte schon darauf hingewiesen, der Pressesprecher der CDU Kreistagsfraktion Lüneburg bietet ohne Vertun alles an luftig verpackten Worthülsen auf, was in den verschiedenen programmtischen Äußerungen von Herrn Althusmann zu finden ist. „Vorbehaltlose“ Unterstützung von diesem und Eckhart Pols inklusive. Alle Komponenten serviler Anpassungsbereitschaft ergeben ein gut gefettetes Zäpfchen für das beschwerdefreie Einschlafen. Webersinn mit seinem Beharren auf selbstbestimmter Meinungsbildung n a c h Kenntnisnahme und gedanklicher Durchdringung von Sachthemen in ihrer jeweiligen Besonderheit mutet da im Vergleich natürlich an wie eine stachlige Kapsel Juckpulver.

    Trotzdem, der JU-Vorsitzende und kooptiertes geschäftsführendes Vorstandsmitglied des CDU Kreisverbandes Lüneburg ist auf demokratischem Wege zu seiner Nominierung gekommen und darf erwarten, dass dies auch Herrn Webersinn freut.

    Welches sind also nun für Sie die alarmierendsten Anzeichen von Chaos und Zerstrittenheit, die Sie um die Union bangen lassen, Herr Jenckel?

    Meinen Sie vielleicht, Alexander Schwake möchte nur den Menschen in der Region ein gutes Leben ermöglichen, den Mitgliedern des CDU Kreisverbandes Lüneburg aber nicht?

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  7. Ossarek Bruns schreibt:

    CD, U unter Stress?

    wird nach „Stressfaktoren“ für das U geforscht? Geht es um die Frage, wie die neuen politischen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Herausforderungen in der Lüneburger CD „U“ wahrgenommen werden?
    „Wenn der Verstand reift, oder seine Regierungskräfte fühlt ohne etwas zu haben was er regieren kann, so entstehen freilich seltsame Dinge. Man fällt in den Fehler der kleinen Fürsten, und macht sich vor den Großen lächerlich. Hat man viel gelesen und besitzt wenig Regierungskunst, so macht man sich vor den Weisen lächerlich. Wenn sich denn doch am Ende einmal lächerlich gemacht sein soll: so wollte ich doch lieber vor dem Großen lächerlich werden, als vor dem Weisen, lieber vor dem Belesenen, als vor dem Denker, der mich immer nach der Art beurteilt, womit ich von meinem Vermögen Gebrauch gemacht habe.“

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    • Georg Christoph schreibt:

      Detlef, das was man wahr empfindet auch wahr auszudrücken, das heißt mit jenen kleinen Beglaubigungszügen der Selbstempfindung, macht eigentlich den großen Schriftsteller, die gemeinen bedienen sich immer der Redensarten, die immer Kleider vom Trödelmarkt sind.

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  8. Klaus Bruns schreibt:

    herr jenckel, hat es eine bewandnis, dass ihr konterfei online nicht mehr zu sehen ist?

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  9. Kevin Schnell schreibt:

    »›Ich möchte den Menschen in der Region ein gutes Leben ermöglichen!‹, rief Schwake den Parteimitgliedern in seiner Rede zu«.

    Was für ein Übermut zum wahnhaften Pathos! Warum verspricht der Auserwählte »den Menschen in der Region« nicht gleich das ewige Leben und »den Parteimitgliedern« die garantierte Aufnahme ins Himmelsreich?

    Will Schwake dem lieben Gott Konkurrenz machen?

    Ulf Stüwe von der Landeszeitung teilt mit, dass der Nominierte am Freitag »den Bogen weit spannte: Der reichte von der Förderung des Heidetourismus und mehr Polizisten für die Region über verbesserten Lärmschutz, den Bau der Elbe-Brücke bis zu mehr Kontinuität im Bildungssektor und stärkerem Vorgehen gegen den Wolf. ›Und ich werde das Lüneburger Direktmandat zurückholen‹, versprach der gelernte Betriebswirt seinen Parteifreunden.« https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/556092-landtagswahl-alexander-schwake-ist-cdu-direktkandidat#comment-82821

    Ulrich von dem Bruch, dem Webersinn aus sehr guten Gründen sehr wenig zutraut, wird bei der Erwähnung des ersten Punktes sicher feuchte Augen bekommen haben, Monika Scherf (und Manfred Nahrstedt (?)) bei der Erwähnung des dritten und Christian Voigt sowie Gerhard Zander und ihre kreisjägernden Heidschnucken beim letzten. Die Ratsfraktion dagegen wird all das nur als unlautere Stichelei gegen den Gruppenchef begreifen können.

    Jedenfalls klingt´s grosso modo, als sei es Wort für Wort aus den »Standpunkten« von Bernd Althusmann herüberkopiert, dem anderen CDU-Landtagskandidaten aus Lüneburg, dem nach dem Gymnasialfiasko der Nullerjahre, den Plagiatsturbulenzen von 2011 und seiner Abwahl in 2013 nur noch der schleunige Ortswechsel blieb und der sein politisches Exil nun als heilsames Disruptiv à la Kerkeling deutet: »In der Tat, ich war dann mal weg. Bis zum Frühjahr 2016 war ich fast drei Jahre mit meiner Familie im südlichen Afrika. Kann der eigentlich noch Niedersachsen. Ja, der kann. Die Jahre im Ausland haben meinen Blick geschärft, der Perspektivwechsel meinen Werte-Kompass neu justiert.« (http://berndalthusmann.de/perspektivwechsel-schaerfen-den-blick/)

    Es menschelt mächtig zwischen Hasenburger Bach und Lösegraben.

    Martin Schulz hat es vorgemacht. Alexander Schwake und Bernd Althusmann eifern ihm nach und wollen es nun auch dem »einzelnen Menschen« in seinen »persönlichen Bezügen« gutgehen lassen. Sie unterlaufen damit die urliberale Trennung von Politik und Lebensform. Unser herkömmlicher Bürgerbegriff ist ein Rollenbegriff. Als Bürger wird der Einzelne in seiner Eigenschaft als Träger von Rechten und Pflichten in den Blick genommen. Das ist die – redliche – Sichtweise von Niels Webersinn. Er weiß, »der Mensch« taucht in politischen Zusammenhängen gerade nicht als ein Selbst in all seinen physischen und psychischen Bezügen auf. Das entlastet die Person davon, sich in jede ihrer bürgerlichen Rollen (Familienangehöriger, Parteimitglied, Arbeitnehmer, Wähler, Freizeitgestalter, etc.) mit Haut und Haaren hineinbegeben zu müssen.

    Wer öffentlich herumtönt, er »möchte den Menschen ein gutes Leben ermöglichen«, wolle Politik für den »einzelnen Menschen« machen, verkennt, dass sich in seinem Gerede ein geradezu unheimlicher therapeutischer Anspruch versteckt. Zum Glück ruht diese psychopolitische Hybris bei Schwake und Althusmann mit großer Wahrscheinlichkeit aber nicht auf durchdachten Konzepten, sondern rührt von dem vage empfundenen (bzw. PR-technisch opportunen) Bedürfnis her, in populistischer Manier dem Wahlvolk »näher« zu rücken. So bleibt von den diabolischen »Versprechungen«, nach Maßgabe der eigenen Vorstellungen in die individuelle Lebensführung von anderen einzugreifen, bloß die lachhafte Kühnheit zur Präsentation von anbiederndem Bekenntniskitsch: »In den letzten Wochen habe ich mich Ihnen ganz persönlich, als Mensch vorgestellt. Als Familienvater, der jeden Tag zusammen mit meiner Frau und unseren Kindern den ganz normalen Alltag bewältigt. In den letzten Wochen habe ich in zahlreichen Debatten vor allem eines gemacht: aufmerksam zugehört. Genau hingehört, was Sie bewegt, welche Sorgen Sie bewegen, welche Erwartungen Sie haben!?« (http://berndalthusmann.de/zuhoeren/)

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  10. Ossarek Bruns schreibt:

    Das beste U ist doch noch nicht für den Zustand von Lüneburg, was ein gutes Barometer für das Wetter ist

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  11. Klaus schreibt:

    Schwache Analyse von Herrn Jenckel. Geschlossenheit kann man doch nicht vor oder während der Wahl der Kandidaten verlangen, dass wäre doch allenfalls Alternativlosigkeit, wie die Wahl des SPD Kanzlerkandidaten. Geschlossenheit und demokratisches Selbstverständnis sollte sich nach der Wahl durch die Akzeptanz des Wahlergebnisses zeigen. Dann kann und sollte die Union wieder Geschlossenheit im Ringen mit dem politischen Gegner zeigen. Erst dann verdient das U mehr Beachtung.

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    • jj schreibt:

      Ach ja, das hat ja schon beim letzten Bundestagswahlkampf hervorragend geklappt in Lüneburg. Deswegen vermute ich mal, Sie meinten es satirisch. Lg jj

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    • Rudolf Schulte schreibt:

      Liebe(r) Frau (Herr) Klaus,

      im Prinzip haben Sie recht. Am 9. Februar 2017 um 16:46 Uhr hat Herr Niels Webersinn selbst geschrieben: „Lassen Sie uns hart miteinander ringen in der Sache und Argumente austauschen“. Ich denke, seinen Aufruf zum substantiellen Streitgespräch wird der noble CDU Ratsfraktionsvorsitzende auch auf das ritterliche Ringen um die Nominierung für die Bundes- und Landtagskandidaturen haben angewendet sehen wollen, in das er mit jeder Faser seines politischen Herzens zuerst hier, dann dort involviert gewesen ist. Aber Herr Webersinn hatte seinem Appell noch einen wichtigen Nachsatz hinzugefügt, indem er die Kontrahent(inn)en bat: „Lassen Sie uns dabei [beim Werben um Zustimmung durch das Anführen von guten Gründen] höflich miteinander umgehen, dem anderen gegenüber respektvoll sein!“ (https://jj12.wordpress.com/2017/02/05/rat-will-lz-an-kandare-nehmen/#comment-65)

      Das ist das Ideal, liebe(r) Frau (Herr) Klaus! Worum es Herrn Jenckel aber geht, ist das für den Eingeweihten ebenso wie für den aufmerksamen Beobachter nur allzu Offensichtliche, dass es nämlich zu dem auch von Ihnen gewünschten fairen Schlagabtausch mit offenem Visier auf der schönen Vorderbühne (Ulf Wuggenig) gar nicht kommen konnte, weil auf der schnöden Hinterbühne (Erving Goffman) schon wochenlang so allerlei Geschäftiges in Sachen Interessenponderation und dieser millimetergenau entsprechenden „Lagerbildung“ getan worden war, was dem professionellen Kommunikationsfachwirt unter der Vokabel „Einnorden“ geläufig, vom Laien danach aber als „Kampf“ wahrgenommen und von den beteiligten Akteuren jedoch zumeist als „Schaukampf“ durchlitten wird. Kurzum, liebe(r) Frau (Herr) Klaus, für Herrn Jenckel, für Herrn Fahrenwaldt, für Herrn Blume und ebenso für Herrn Wiemann, Herrn Bruns, Herrn Salewski, Herrn Bögershausen und für mich war und ist „die Zerstrittenheit [im CDU-Kreisverband] offensichtlich. Und das zeigte sich jetzt auch bei der Kür des Landtagskandidaten.“

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  12. Ernst schreibt:

    Online Umfrage

    Sieg für Schwake in Handorf – ist das das Ende des Jamaika-Hypes?

    O Ja

    O Nein

    O Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun

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  13. Klaus Bruns schreibt:

    Ohne den Rat und die Hilfe eines Mentors, der mit allen Wassern der Parteitaktik gewaschen ist, sind solche Fehler aber gerade von Talenten, die wichtige inhaltliche Anliegen haben, nur schwer zu vermeiden. stimmt.
    die cdu hat nicht nur ein problem. sie hat viele alte probleme, nur diese wurden nicht in die öffenlichkeit getragen. wer neue ideen hat, hat in der cdu eh nichts zu suchen. herr webersinn sollte darüber nachdenken, ob er es nötig hat, als fußabtreter alter konservativer zu dienen. es gibt wichtigeres für einen jungen mann. wer schlammschlachten in einer partei gewinnen will, muss auch mit schlamm werfen können. dieses gilt für jede partei. wer in einer partei nach vorne will, muss nicht nur mit schlamm werfen können, sondern braucht auch noch den passenden schleim dazu. sonst entstehen und halten keine seilschaften. dazu benötigt man auch noch bestimmte unangenehme karakterzüge ,die gottseidank nicht jedem gegeben sind. in diesem sinne, ich weiß nicht ob es herr webersinn ,dieses beim eintritt in die cdu, klar wahr.ich wünsche ihm für seine zukunft zumindest alles gute. man sollte wissen, politik ist ein schmutziges geschäft. und wer sich nicht schmutzig machen will, sollte politik sein lassen.

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  14. Peter Luths schreibt:

    Lieber Hans-Herbert Jenckel,
    ist es nicht schön, dass die CDU-Mitglieder eine so bunte Auswahl hatten und zwar überraschend, aber letztlich klar einen Kandidaten ausgewählt haben, der vielen (noch) als unbeschriebenes Blatt gilt? Warten wir doch mal ab, was Alexander Schwake zu bieten hat!
    Und die Mitbewerber? Während die CDU ihre Mitglieder ur-auswählen lässt, bemüht die SPD Delegierte. Nur hauchdünn setzte sich die amtierende Landtagsabgeordnete durch, nachdem sie nach der letzten Landtagswahl die durch Platz 2 der Landesliste – nach Stefan Weil – hochgesetzten Erwartungen nicht durch ein Regierungsamt und kaum durch sonstige nennenswerte Spuren erfüllen konnte. Auch das könnte Kommentarstoff bieten und auch hier: Warten wir mal ab!

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    • Kurt Petersen schreibt:

      Huuuuhuuuu, Herr Peter Luths!

      Warum so empfindlich? Eine schöne Kollektion von bunt Lackiertem erfreut ganz sicher in jeder Häschenschule. Aus dem gleichnamigen Kinderbuch ist ja passender Weise gerade der Film zu den Handorfer Ereignissen vom Freitag hervorgegangen. Seit dem 16. März kann jeder Lüneburger Christdemokrat das deutsche Animationsabenteuer um einen kleinkriminellen Hoppelmann, der sich zum wackeren Osterhasen mausert, im Filmtheater bewundern. Der Untertitel (kein Scherz!) lautet: »Jagd nach dem goldenen Ei«.

      »Warten wir doch mal ab, was Alexander Schwake zu bieten hat!« Hatten Sie das nach der Wahl von Donald Trump im November nicht auch schon gerufen? Und Andrea Schröder-Ehlers mit ihrer wissenschaftlichen Angestellten? Was haben die beiden photogenen Hübschen mit dem sich verstetigenden CDU-Fiasko zu tun? Meinen Sie, ein erwischter Shoplifter ändert etwas an seiner eigenen Misere, wenn er mit dem Finger auf jemand anderen deutet und »Haltet den Dieb!« kreischt?

      Und, Herr Luths: »Warten wir mal ab!« ?

      Kennzeichnet etwas das mindestens 25 Jahre andauernde Elend der Lüneburger CDU präziser als diese, Ihre beschwörend wiederholte Formel des stoisch brütenden Aussitzens, des untätigen Comfortsesselwärmens in der Hoffnung, dass sich die Dinge von selbst erledigen?

      Übrigens, die Regievorlage »Häschenschule – Ein lustiges Bilderbuch«, das 1924 erschienene Werk in Versform von Albert Sixtus mit Illustrationen von Fritz Koch-Gotha verkaufte sich bislang 2,5 Millionen Mal und wurde früher nach Landtagsnominierungen, die um die Osterzeit lagen, an die erfolgreich durchgedrückten Favoriten eifersüchtiger Spitzenkandidaten verschenkt, welche sich gern mit Mauerblümchen umgeben, um ihre Alleinstellung nicht zu gefährden.

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  15. Henrike Gause schreibt:

    Lieber Herr Jenckel,

    von Webersinns spielerischer „Mesalliance mit dem linken Flügel im Rat“ zu sprechen, wie Sie es in Absatz vier Ihres Blog-Artikels tun, finde ich fast ein wenig unfair, weil Sie (1.) sehr stark werten, indem Sie eine Missheirat, also einen Fehlgriff, d. h. eine nicht nur nicht standesgemäße, sondern sogar eine unstatthafte Partnerschaft andeuten, (2.) fälschlicher Weise das Dauerhafte, Institutionelle oder förmlich Bekräftigte dieser Verbindung betonen und (3.) den christdemokratischen Fraktionsvorsitzenden alleine für das Zustandekommen der sachbezogenen überfraktionellen Zusammenarbeit verantwortlich machen, in der die Linke nur eine Nebenrolle spielt (denn deren Vertreter haben das „Gruppenpapier“ nicht unterzeichnet und bekennen sich zu wechselnden Mehrheiten), und die Sie (4.) durch die von Ihnen gewählte Titulierung auch noch delegitimieren, als sei es per se etwas Schlechtes auf Inhalte mehr als auf Parteiloyalitäten zu achten.

    Was im Rat zwischen der Mehrheitsgruppe und den Linken statt hat, geht gewiss über den bloßen Flirt hinaus, ist aber weniger als eine Affäre mit allem erotischen Drum und Dran. Es gibt Zuneigungsbekundungen, gut gelaunte oder scherzhafte Worte, vielleicht auch schmachtende Blicke und elektrisch aufgeladene Momente spannungsreich knisternder Kommunikation, die Wellenlänge stimmt, doch von einem Liebesverhältnis, einer Liaison oder gar einer regelrechten Vereinigung kann keine Rede sein. Man kommt miteinander klar. Ist das im Hinblick auf das kommunale Gemeinwohl nicht prima? Warum wollen Sie aus einer sachlichen Romanze eine rechtlich zweifelhafte, von Klassengegensätzen, Seitensprungphantasien, Notzuchtverdacht und Ehebruchvorwürfen durchsäuerte Unglücksbeziehung machen?

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    • jj schreibt:

      Liebe Frau Gause, ich habe ein Bild gewählt.
      Und schon bei den großen französischen Romanen „Rot und Schwarz“, „Bel Ami“ oder „Glanz und Elend der Kurtisanen“ haben mich die Romanzen zwischen Liebenden unterschiedlicher Klassen begeistert. Große Momente, aber auch große Tragödien.

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      • Henrike Gause schreibt:

        Hätten Sie die Engländer mit berücksichtigt, würde die schöne Reihe „Rot und Schwarz“, „Grüne Tomaten“, „Der Gelbe Vogel“, „Stolz (bzw. Borniertheit) und Vorurteil“, „Große Erwartungen“ und „Verlorene Illusionen“ sowie „Jahrmarkt der Eitelkeit. Ein Roman ohne Held“ herausgekommen sein.

        „Bel Ami“? Mischt denn da auch ein luziferischer Karrierejournalist im Lüneburger Ränkespiel mit? Und „Glanz und Elend der Kurtisanen“? Sehen Sie im Rat und Kreistag noch Figuren mit soviel Bonvivant-Format wie es Lucien, Collin und Esther in den Szenen aus dem Pariser Leben gezeigt haben?

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      • jj schreibt:

        Na, ja, man muss schon ein wenig Phantasie mitbringen. Hier denn also Egon Erwin Kisch: Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nicht ist phantastischer als die Sachlichkeit. Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt. Die Kunst liegt darin, die Schwänke und Tragödien im Kleinen zu erkennen. Sie spielen hier und jetzt. lg jj

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      • Lars Uhlig schreibt:

        Eine schönere, motivierendere Rechtfertigung für den Beruf des Lokaljournalisten, ja, im Grunde für jede Art gedanklich produktiver Weltaneignung habe ich noch nie gelesen. Vielen Dank für das Weiterreichen dieser Perle!

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  16. Maike Schröter schreibt:

    Hallo Herr Jenckel,
    Sie beschreiben, wie sich die Lüneburger CDU selbst zerlegt. Manipulationsvorwürfe, intrigante Absprachen und Machenschaften sowie innerparteiliche Querelen gibt es bei den Christdemokraten auch andernorts: Die Berliner CDU ist ebenfalls schwer angeschlagen. Die Nominierung von Wahlkandidaten zeigt: Nicht nur in Lüneburg versinkt die Partei in Chaos und Affären. Siehe: http://plus.faz.net/evr-editions/2017-04-01/43987/336030.html
    Was würden Sie sagen, welchen Weg zurück zur „Union“ gibt es bei uns? Halten nicht zuviele Alte an ihren Posten und Diäten fest? Mischt sich nicht ein im Grunde chancenloser MP-Kandidat, der dringend nach Seevetal umziehen möchte und neuerdings seine immerwährende Liebe zu den Harburgern öffentlich bekennt, zuviel ins Lüneburger Personalschach ein? Und schwächelt unser städtischer Fraktionsführer nicht zu sehr, wenn ihm geltungsbedürftige Kreistagskollegen immer wieder in die Parade fahren und das Wasser abgraben? Gehören zum Erfolg neben guten Ideen nicht auch der praktische Nachweis von Mut und Entschlußkraft?

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    • jj schreibt:

      Mir geht es nicht um CDU-Bashing. Die müssen sich zusammenraufen, notfalls mit Moderator. Denn nur eine intakte CDU hat Gewicht in der Stadtpolitik. Und das ist wichtig.

      Niels Webersinn hat sicher nicht jeden Schritt mit Bedacht getan und ist vielen, auch unnötig aktionistisch, auf die Füße getreten, und er war in seiner Wahl Bundestag/Landtag zu flatterhaft. Das machen andere besser.

      Aber er hat die Lüneburger CDU, die durch Bedenkenträger und Postenverwalter ziemlich in die Jahre gekommen ist, belebt. Alle jungen Impulse waren in der Vergangenheit erstickt worden. Das hat sich geändert, aber auch da darf man das Steuer nicht verreißen. Dann landeten man im Graben.

      Und ob der MP-Kandidat, also Bernd Althusmann, eine Chance hat, das, denke ich, ist angesichts der möglichen Konstellationen im nächsten Landtag völlig offen.

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      • Maike Schröter schreibt:

        Richtig, Lüneburg braucht eine intakte CDU und Niels Webersinn war beim Füßetreten zu aktionistisch und beim Verkünden zu flatterhaft. Mit dem Treten soll man sparsam sein. Doch wer tritt, muss richtig treten, muss aber auch genau wissen, zu welchem Zweck und mit welchen Folgen und Nebenfolgen er das eine tut und das andere lässt. Festigkeit, Leidenschaft und Courage aber eben auch Menschenkenntnis und Augenmaß machen den echten Politiker. Wer schwankt, wird schon einmal durch einen blassen, profillosen Seifenhalter ersetzt. Ohne den Rat und die Hilfe eines Mentors, der mit allen Wassern der Parteitaktik gewaschen ist, sind solche Fehler aber gerade von Talenten, die wichtige inhaltliche Anliegen haben, nur schwer zu vermeiden. Jetzt benötigt der vielversprechende Ratsherr Sitzfleisch und einen langen Atem, um seine Truppen in Ruhe zu organisieren, den Kreisverband hinter sich zu bringen, eine klare Linie zu verfolgen und um dann in vier bzw. fünf Jahren mit guten Aussichten wieder anzutreten.

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  17. Horst Berger schreibt:

    Tja, Webersinn hätte mal besser auf die gehört, die ihm geraten haben, sich konsequent und entschlossen aus den vielen losen Fäden zu lösen, welche noch immer um Pols und Althusmann herum schladdern. Das sind zwei schnell sinkende Klötze, die ihre zerschlissenen Netze und alles, was sich in deren mürben Maschen verfängt, mit sich nach unten ziehen. Wie man solchen längst aus der Zeit gefallenen Bremsern galant, aber im Sauseschritt aufs Altenteil verhilft, hätte unser Jamaika-Häuptling sich beim jungen Helmut Kohl abschauen sollen und von dem zugleich auch lernen müssen, dass, wer den zweiten Schritt nicht zu gehen wagt, sich auch den ersten hätte schenken können. Nun steht der „Gruppenchef“ da und glotzt belämmert aus der Wäsche, während ein völlig unbekannter, nassforscher Schwake-Alex mit Erfahrung im Immobiliengeschäft, die er „in einem großen Lüneburger Haus“ erworben hat, mit tadellos gebleckten, edelweiß schimmernden Zähnen und bunten Blumen im Arm an ihm vorbei in den Landtag surft (http://www2.leuphana.de/univativ/alexander-schwake-ein-hommage/).

    Vielleicht klappt´s ja 2021 mit der Niels´schen Oberbürgermeisterei –, wenn der ambitionierte Namensvetter des legendären Hellenen, der neue starke Mann von Bernd und Eckis Gnaden, dann nicht längst schon der Ansicht ist, dass Steffen Gärtner den geeigneteren Stadtvater abgeben würde.

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