Steht der Kreis auf Kriegsfuß mit Leuchtturm-Projekten?

Lüneburg, 12. April 2018

Schuster, bleib bei deinen Leisten. Den Rat sollte der Landkreis Lüneburg befolgen und Schulen und Straßen bauen. Denn seine Leuchtturm-Projekte wollen nicht strahlen, ob es die Elbbrücke Neu Darchau ist, die Kreissiedlungsgesellschaft oder die Arena Lüneburger Land. Man könnte denken: Der Kreis steht auf Kriegsfuß mit Leuchttürmen.

Bei der Veranstaltungshalle wurde richtig groß gedacht, auch dank der Event-Profis von FKP Scorpio (Stones, Summer‘s Tales). Selbst die Hamburger Barclaycard Arena war als Ideen-Fundgrube nicht zu groß. Und das Sahnehäubchen: Nicht nur von jährlich wiederkehrenden Kosten war die Rede, sondern von einer Pachteinnahme. Da horchten selbst Skeptiker auf. Bis es dann bei diesem Leuchtturm den ein oder anderen Kurzschluss gab und es drohte, zappenduster zu werden. Heute ist ein jährlicher Betriebskostenzuschuss um die halbe Million Euro wahrscheinlicher. Gebaut wird wohl eine Veranstaltungshalle mit angeschlossenem Sportbetrieb und keine Event-Arena de luxe. „Think big“ war gestern.

Ein anderes Leuchtturm-Projekt, beim dem der Kreistag den Stecker zog, war die Elbbrücke Neu Darchau. Was war das für ein Hü und Hott, was für eine verbissene Kosten-Diskussion inklusive Bürgerbefragung, was für Politiker-Floskeln in Dauerschleife.

Es wäre noch die Siedlungsgesellschaft für den ganzen Kreis als Allheilmittel gegen die Wohnungsnot anzuführen. Auch da war ein gewisser Realitätsverlust zu diagnostizieren: Im ersten Anlauf scheiterte die Gesellschaft an der Leichtgläubigkeit, man könne die Gemeinden im Landkreis, und das sind nicht wenige, mit einer halben Million Euro per annum als Kapitalstock locken. Nicht für jede Kommune, sondern in toto. Da war der Kurzschluss programmiert.

Bei der Elbbrücke ist gut eine halbe Million Euro für die Schubladen-Planung ausgegeben worden. Bei der Arena sind bisher sicher zwischen zwei und drei Millionen Euro geflossen, bei der Kreissiedlungsgesellschaft zum Glück nur Fensterreden gehalten worden und Personalkosten angefallen.

Natürlich hat das Scheitern nicht nur Schattenseiten: Der Lerneffekt ist außergewöhnlich. Ob das allerdings auch die Steuerzahler so sehen, steht in den Sternen. Vermutlich aber halten sie eine Kreisverwaltung nicht für ein Lehranstalt für Worst-Case-Szenarien.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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10 Antworten zu Steht der Kreis auf Kriegsfuß mit Leuchtturm-Projekten?

  1. Andreas Janowitz schreibt:

    Um nocheinmal den Begriff „Leutturmprojekt“ ein wenig besser zu Fassen: es ist m.E. wenig hilfreich diesen durch „Veranstaltungshallen“ oder irgendwelche Brücken in sinnlose Mirkodimensionen zu zertrümmern?

    Ein Leuttrumprojekt wäre z.B. dieses von meinem liebligsarchtiekten Vorgeschlagene?

    http://vincent.callebaut.org/object/080523_lilypad/lilypad/projects/user

    Die EU-Region Deutsche See (also die Bundesländer Bremen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern) mit ihrer maritimen Tradition wäre hierbei Vorreiter in der Produktion des Prototypen „Seaorbiter“ ( http://www.seaorbiter.com/ ). Im Detail in der Massenproduktion eines Kohlefaser-Aerogel Verbundwerkstoffes. Für die Flugzeugroduktion wurden bereits „Tapeziermaschienen“ für spezielle Kohlefaserteile realisiert. „Aerogele können … im Normalfall mehr als das 2000-fache ihres Eigengewichtes an Auflast tragen, ohne zu kollabieren.“ sind also die perfekte Ergänzung? aus http://www.chemie.de/lexikon/Aerogel.html

    Insofern ist der Aufbau einer Kardaschow 1 Infrastruktur ein „Leuchtturmprojekt“, ein herrunterbrechen auf einzelne städtebauliche Massnahmen eher hinderlich? Das die Stadt am Ende „nur“ ein Knoten im Netzwerk darstellte mag für manchen „unzumutbar“ erscheinen, ist m.E. jedoch natürliche Konsequenz des Perspektivwechsels? Man ist quasi Teil der Takelage eines grösseren Schiffes? Vor den „Leutturm“ branden am Besten die Gestade der Zeit?

    Darüber hinnaus gibt es durchaus innerstädtische Realisierungsmöglichkeiten und zwar zuhauf?
    Und natürlich gibt es Unwägbarkeiten allerdings scheinen mir Kreditgarantien seitens der Steuerzahler für eine solche Unternehmung wesentlich besser angelegt als für faule Kredite irgendwelcher MEFO-Wechsel 2.0 zockereien?

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  2. Jo Bembel schreibt:

    “Selbst die Hamburger Barclaycard Arena war als Ideen-Fundgrube nicht zu groß.“

    Die “Ideen“, die aus der Barclaycard Arena mitgebracht wurden:
    1. Eine Multifunktionsarena lässt sich ohne regelmäßige Sportveranstaltungen wirtschaftlicher betreiben.
    2. Ein Betonboden ist geeigneter als ein permanenter Sportbelag.
    3. Es ist Schwachsinn eine solche Arena als Trainingshalle zu missbrauchen. Die Freezers hatten ihre Übungsstätte auf dem Arenagelände und die Handballer im Souterrain des Komplexes. Selbst in Vechta wurde eine Trainingshalle neben den RASTA-Dome gebaut.

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  3. Klaus Bruns schreibt:

    Andreas Janowitz
    wir brauchen in scharnebeck keinen größeren trog. warum ? schubverbände sind sehr flexibel. nur, weil mal wieder die betonlobby, oder die metalllobby meint, am zuge sein zu dürfen, sollten politiker nicht darauf reinfallen.

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Es geht eher darum ob Containerbrücken denselben Effekt nicht schneller und billiger Erzeugen. Tausende Container werden in wenigen Stunden be und entladen, die Schubverbände sind mit Verlaub winzig im Verhältnis. Das hätte zwar den nachteiligen Effekt keine Schüttgüter mehr transportieren zu können, aber der Containertransport macht den Löwenanteil aus (der Contaienrisierungsgrad beträgt 98% https://www.hafen-hamburg.de/de/statistiken )?
      Containerbrücken sind schneller zu warten und billiger in der Anschaffung. Der Trog müsste tausende Tonnen bewegen, der Kran nur 50: die Logik geringere Kräfte -geringerer Verschleiss sollte einleuchten. Containerbrücken sähen natürlich weniger spektakulär aus, das ist wohl wahr.
      Ein Hub bei 20.000 zu bewegenden Tonnen würde dann wohl eine Stunde dauern?
      Dauert der Hub dann immernoch 3 min? Die Kräfte vervierfachen sich immerhin.
      Wieviele Container kann eine Containerbrücke in einer Stunde verladen? Mal eine Amateurrechnung: 6 Containerbrücken schaffen 4000 Container in 36 Stunden, ungefähr 3 1/2 Minuten Pro Brücke Pro Container (aus :https://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article111959368/4000-Container-in-36-Stunden.html ). „Von oben“ kann aber in diesem Fall wiederum ein Container mit „nach unten“ gehoben werden, also läge die Auslastung höher.
      Das neue „Hebewerk“ würde dann aus 4 Containerbrücken bestehen. Ich bin mir sicher jemand aus dem Hamburger Hafen kann dazu besser Stellung beziehen, aber „anders“ muss nicht immer schlechter sein.

      Was das Versuchsfeld „Binnenschiffahrt“ für autonome Verkehrsmittel bedeutet beträfe nur die reine Ein- und Ausfahrtsdauer.

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  4. Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

    Leuchtürme sind Dinos aus der vorkapitalistischen Zeit: Kein Mensch und kein Schiff braucht sie heute mehr. Es gibt sie nur noch im Freiluftmuseum unter Denkmalsschutz, im Museumshafen und auf Modellanlagen.

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    • Was ist ein Leuchtturm?
      Als Leuchtturm wird ein Turm bezeichnet, der ein Leuchtfeuer trägt. Leuchttürme sind weithin sichtbare Seezeichen und dienen am Tag und in der Nacht zur Navigation der Schifffahrt. Die Reichweite des Lichtstrahls eines Leuchtturms ist von folgenden Faktoren abhängig: den Witterungsverhältnissen, der Lage und Höhe des Leuchtturms und des eingesetzten Leuchtmittels.
      Bei großen, hoch gelegenen Leuchttürmen und optimalen Sichtverhältnissen kann die Reichweite des Lichtstrahls 50-60km betragen.
      Leuchttürme auf Rügen
      Die Insel Rügen bietet an seiner 574km langen Küstenlinie 6 aktive Leuchttürme und mit der Insel Hiddensee (Leuchtturm Dornbusch und Leuchtfeuer Gellen) sogar 8. Somit besitzt Rügen die meisten Leuchttürmen an Deutschlands Küste. (Stand 2010)

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  5. Der Landkreis, ein freundlicher und geschäftstüchtiger Rat, der Touristen aus Toilettenpapierrollen hergestellte Mini-Leuchttürme verkauft und für seine Mitmenschen auch sonst allerlei Überraschungen bietet und Besorgungen erledigt.
    Das einzige Hindernis, das ihnen dabei immer wieder im Weg steht, ist der alte, leuchtend rot-gelb angestrichene Leuchtturm direkt am Deich zur Ilmenau.
    Ein Leuchtturm mit Aktionsradius von 360Grad und diesen ausleuchtet. Er führt und leitet Menschen, gibt Orientierung und Positionsbestimmung, Verlässlichkeit und Halt.
    Dieser Leuchtturm ist geeignet für seine Aufgabe. Sind Ratsmitglieder geeignet für ihre Aufgabe?
    Ratsmitglieder stellen sich gerne ins Licht und beschreiben sich selbst immer wieder als große Leuchten mit Halo-Effekt, sollten sie Leuchttürme ersetzen? Hätten wir, die Menschen dann genau so viel vertrauen? Wenn nein, wie kommen diese Nachtlichter mit Null-Lux in den Turm des Landkreises als Ratslicht?

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  6. Friedhelm Feldhaus schreibt:

    Lieber JJ,

    Leuchttürme stehen für einen sicheren Weg, für Vertrauen und Verlässlichkeit. Welches dieser Projekte kann das einlösen? Eine Veranstaltungshalle, deren Refinanzierung nicht unerheblich vom Erfolg einer Volleyballmannschaft abhängig ist?

    Zielführend hingegen für die Lebensqualität und stabile soziale Strukturen im Landkreis ist eine Kreissiedlungsgesellschaft, die Geschosswohnungsbau in die Gemeinden um Lüneburg bringt – wie es etwa die nbank empfiehlt, die niedersächsische Investitionsbank. In den Dörfern halten die politisch Verantwortlichen bedauerlicherweise die Augen fest verschlossen vor den Bedarfen der Zukunft. Der Zuzug in die Region hält nicht ewig, um die immer weiter vom Ortskern ausgewiesenen Einfamilienhausgebieten zu füllen. Wohin ziehen, wenn die Ehe gescheitert ist, wenn im Alter das Haus und Grundstück zu groß wird?

    Nicht nur Ältere brauchen barrierearmen Geschosswohnungsbau, auch junge Menschen, Haushaltsgründer suchen bezahlbaren Wohnraum – und verlassen die Kommune, wenn sie ihn dort nicht finden. Wir müssen den Landkreis Lüneburg gar nicht verlassen, um die Konsequenzen des Bevölkerungsrückgangs beobachten zu können.

    Bis 2030 wird ein Bevölkerungswachstum in Stadt und Landkreis Lüneburg erwartet. Das ist in zwölf Jahren. Und dann? Wer als politisch Verantwortlicher den Bau von bezahlbaren Mietwohnungen an zentralen, infrastrukturell gut erschlossenen Lagen in der Gemeinde anschiebt, betreibt Zukunftsvorsorge, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf langfristig stabilere Bevölkerungszahlen und die Auslastung von Schulen, Kindergärten, Trinkwassernetz oder Einkaufsmöglichkeiten.

    Die LüWoBau ist eine erfolgreiche kommunale Wohnungsgesellschaft, die vielen Menschen bezahlbaren Wohnraum in Lüneburg bietet. Würde der Landkreis Anteile der LüWoBau von der Stadt Lüneburg kaufen, könnte er die bestehenden, professionellen Strukturen nutzen, um zeitnah mit dem Bau von Wohnungen im Landkreis zu beginnen. Und die Stadt hätte Kapital, um einen Teil ihrer immensen Kassenkredite zu tilgen, die aus nicht nachvollziehbaren Gründen aufgehäuft wurden und die kommunale Investitionstätigkeit sowie Handlungsfähigkeit blockieren. Das wäre ein Leuchtturm, der sich selbst refinanziert.
    Friedhelm Feldhaus

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    • Klaus Bruns schreibt:

      leuchttürme brauchen nur die, damit angeblich andere erleuchtet werden,um etwas zu verkaufen. man nennte es auch manipulieren.

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Bitte ein bischen weniger Polemik. Sie sollen den Weg zeigen.
        Es würde z.B. Sinn machen eine Containerbrücke, anstatt eines noch grösseren Troges, in Scharnebeck anzudenken, die die Schubverbände umlädt? Die Schubverbände sollten Semiautonom über den Elbe Seiten Kanal fahren, echte Kapitäne nurnoch in Notsituationen eingreifen? Einzelne Elemente der Schubverbände sind so klein, das sich Umladen beinahe schon lohnt? Und für 100 Mio ist eine Containerbrücke , also 50% der Kosten, sollte eine Containerbrückeneinzelanfertigung drin sein?
        Wesshalb Binnenschiffe mit ihrem behäbigen Umfeld nicht als erste autonom fahren sollten, wird sich mir ohnehin nicht erschliessen. Nein VW (und andere) scheitern fulminant am Individualverkehr. Zumindest wie Drohnen sollten Binnenschiffe steuerbar sein?
        Zugegeben Leuttürme lassen sich in komplexen Netzwerken nicht mehr einfach realisieren, sind aber weiterhin notwendig? Denn „der Markt“ regelt nur Kostenexternalisierung effizient. Bei „Ressourcenallokation“ hört der Spass dann auf? Über Arbeitsplätze wollen wir mal gar nciht erst reden?

        PS: bitte die andere Version löschen.

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