Die Grünen auf den Spuren von Bob Beamon

Wahlergebnis Europawahl Landkreis Lüneburg mit dem grünen Fabelergebnis. Grafik: Landkreis Lüneburg, votemanager.de

Lüneburg, 26. Mai 2019

Die Grünen haben in der alten roten Hochburg Lüneburg bei der Europawahl einen Fabelsieg eingefahren und SPD und CDU deklassiert. Aber bevor sich die Grünen an die geschwollene Brust klopfen, sollten sie erst Greta Thunberg und der Lüneburger „Fridays for Future“-Bewegung danken für reichlich Rückenwind. Das ist Protest fürs Klima, aber war eben auch Wahlwerbung gratis.

Und ein bisschen sollten sie vielleicht YouTube-Star Rezo danken, der vor allem die CDU für junge Wählerschichten zerlegte. In Lüneburg, so sieht es nach dieser Wahl aus, sind die Grünen nun die neue Volkspartei mit 35 Prozent.

Aber wie fällt die Reaktion der alten Volksparteien aus? Wird das Ergebnis auf Europa abgeschoben? Auf die GroKo, Bund und Land? Muss man jetzt doch noch etwas ernster übers Klima reden, den Klimanotstand ausrufen? Oder können sich die christ-sozialen Demokraten dadurch beruhigen, dass das Wählerherz in Lüneburg, also lokal, doch in echt ganz anders schlägt?

Vielleicht aber sollten die Wahlverlierer auch den Schalter umlegen und erkennen, dass man nicht ungestraft an die letzten Reste Natur Hand anlegt, dass Klima mehr als ein Schlachtruf ist, dass man nicht jede Kaltluftschneise verstopft, dass man nicht ungestraft nur über Vorfahrt für Räder redet und es bei Maniküre am Wegenetz belässt und bei schicken Fotos mit Lastenrädern, dass man nicht ungestraft der Rendite den Wohnungsmarkt überlassen darf, dass man nicht ungestraft die Abrissbirne rausholt, und das mehr eben nicht alles ist, schon gar nicht die Zukunft.

Da wäre das Ensemble Schlieffen-Kaserne, eigentlich ein braunes Relikt, aber eben auch ein Stück Lüneburger Garnisonsgeschichte. Der Nukleus der Kaserne mit dem Panzerhallen-Karree steht noch, ein Karree, das geradezu danach schreit: Erhaltet die Substanz, verwandelt den Inhalt wie ín der Lüner Kaserne, dem heutigen Lünepark. Das würde einem Resort Charme verleihen, das geradezu nach Charme lechzt. Heute würde auch kein Lüneburger mehr die alte MTV-Halle am Handwerkerplatz oder das alte Kurhaus abreißen. Das waren andere Zeiten. Na, klar. Aber heute sind auch andere Zeiten.

Natürlich könnte man es nun auch auf Europa abschieben, dass auch bei der Landratswahl die bis vor kurzem völlig unbekannte Grüne Erika Romberg aus Berlin nur ganz knapp den heimischen Kandidaten unterlegen ist. Doch das wäre noch ein Täuschungsmanöver und hilft ja auch nicht weiter.

Jetzt stehen der Wahlsieger Jens Böther von der CDU und Norbert Meyer von der SPD, der seine Partei weit hinter sich gelassen hat, in der Stichwahl in drei Wochen. Und wo wandern die vielen grünen Stimmen hin? Das wird spannend. Denn eigentlich haben beide mit Arena und vor allem der Elbbrücke Themen in ihrem Programm, die gar nicht zu Grün passen.

Und die Grünen, ja die müssen jetzt einem Fabelergebnis gerecht werden. Das ist verdammt schwer. Das ist so wie mit Weitspringer Bob Beamon 1968 und seinem Fabelweltrekord. Fast ein Vierteljahrhundert sprangen alle nur hinterher. 

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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51 Antworten zu Die Grünen auf den Spuren von Bob Beamon

  1. Klaus Bruns schreibt:

    Otto Berg
    ihr indirektes lob trifft mich in keiner weise.schmunzeln. auf meine alten tage noch schreibtischtäter zu werden ,da verzichte ich gern. sie haben übrigens recht, externe mitglieder haben es immer schwerer bei einer wahl zu bestehen. in der tat, für grün hätte bei dem jetzigen main-stream auch ein landratsposten rausspringen können. so eine chance wird so schnell nicht wieder kommen. man kann es bedauern. ein grüner landrat hätte es aber sehr schwer mit einer spd und in teilen cdu-verwaltung gehabt. die erfolgsmöglichkeiten einer grünen landrätin wären im vorherein somit eh sehr begrenzt gewesen.

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  2. Marcel Märtens schreibt:

    Diana Kinnert, Theresa Hein und Susanne Zels, drei kluge CDU-Mädchen über die Probleme ihrer Parteioberen mit jungen Leuten: https://www.jetzt.de/politik/junge-cduler-ueber-die-schlechten-eu-wahlergebnisse-und-die-fehler-der-partei

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Vorsitzender der Jungen Union Lüneburg: Alexander Schwake
      Außerdem bieten wir unter anderem mit Rhetorik- und Gedächtnistrainings einige Qualifikationsmöglichkeiten, die man auch beruflich gut gebrauchen kann.
      er hätte das eigene angebot nutzen sollen. schmunzeln.

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    • Andeas Janowitz schreibt:

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    • Johannes Schneider schreibt:

      Ja, Herr Janowitz, wohl nicht nur Sie „möchten lernen, wie man lebt, ohne die Konsequenzen“ dafür tragen zu müssen. („I wanna learn how to live without the consequences“.)

      Und richtig, das Rezo-Video offenbart ein grundsätzliches Problem der parlamentarischen Demokratie im digitalen Zeitalter. Es offenbart die Unmöglichkeit, dem millionenfach vergrößerten Charisma des Einzelnen aus einer Partei heraus etwas entgegenzusetzen, das zugleich als repräsentativ für diese Partei wahrgenommen wird und Augenhöhe mit dem Individuum herstellt.

      Gegen die neue Macht des Einzelnen in den digitalen Hypezyklen kann hierzulande langfristig keine demokratische Partei bestehen – so demokratisch diese Einzelnen, im Einzelnen, auch gesinnt sein mögen. Zu groß, zu träge, zu verantwortlich.

      Selbst wer Rezos Aussagen wichtig und richtig findet, mag den gesellschaftlichen Zustand, den sein Video sichtbar macht, daher als bedrohlich einschätzen. Denn die nächstliegende systemimmanente Antwort darauf ist überaus gefährlich: Populistische Parteien mit frei agierenden Führerfiguren würden einem solchen Angriff natürlich viel leichter widerstehen. Sie könnten ein Ich gegen das Ich setzen, den Konflikt frei eskalieren lassen – und dann mal gucken, wer am Ende mehr Leute hinter sich versammelt. Man überlege sich gut, ob man diese Form demokratischer Öffentlichkeit wirklich will.

      Rezos Video mag eine Episode bleiben, und noch einige Wahlen mögen für die CDU glimpflich ins Land gehen, obwohl sie Klimapolitik eher mit schönen Worten als mit harten politischen Maßnahmen betreibt. Die Frage wird dann aber sein, als wie demokratietreu sich diejenigen erweisen, die in der Klimapolitik die größte Dringlichkeit sehen. Sind alle bereit, angesichts der wachsenden ökologischen Bedrohungen das Zaudern und Abwägen demokratischer Parteien weiter zu ertragen – und die damit verbundene Form der entseelten Kommunikation? Oder wird eine kritische Masse ein hartes Durchgreifen fordern?

      Zusätzlich zu anderen, ohnehin demokratiefeindlich gesinnten Strömungen könnten sie die zweite deutsche Republik ernsthaft – für ein höheres Ziel – infrage stellen. „Die Zerstörung der CDU“ heißt Rezos Video, dessen Legitimität im demokratischen Diskurs hier überhaupt nicht zur Debatte steht. Die hilflosen Reaktionen werfen aber die größere Frage auf, was zuerst kaputtgeht, die Umwelt oder die Parteiendemokratie.

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Herr Schneider,
        die Wirkmächtigkeit seines Videos erhält es über den Wahrheitsgehalt. Ganz sicher nicht durch irgendwelche herbeigeredeten agitatorischen Ambitionen, wie Sie es darstellen.
        Nicht nur die SPD hat sich selbst überaus erfolgreich entkernt. Auch wenn Fr. Merkel so alles mögliche angekreidet wird sind es die Entscheidungen der CDU/CSU Mitglieder, welche die Partei zerstören. Auf EU-Ebene blockiert und sabotiert Deutschland seit Jahren allemöglichen sinnvollen Anstrengungen und CDU MItlgieder spielen ganz vorne mit?! Wenn die Parteien nurnoch der verlängerte Arm der Lobbyisten sind, schaffen sie sich selbst ab.
        Frei nach Fr. AKK : ich mach die Welt wie sie mir gefällt (und zensier mir den Rest zurecht).^^ Das ist dann mal tiefgründig und vielsagend. Nicht die Abkehr der Jungwähler von den althergebrachten Parteien… Hier wird´s dann gruselig: auch in Deutschland gibt es Politiker mit trumpschen Fantasievorstellungen von dem was wahr sein soll? Wo ich dann auf die Songzeilen komme. Zumal die Demokraten gegen Trump verloren, weil Sie mit einem Wahlprogramm aus Zumutugen und Unwählbarkeiten allen ernstes darauf hoffen einach nur weniger beschissen zu sein als Trump mit seinen offensichtlich bekloppten Vorstellugen?! Das hier endlich auch so eine Erkenntis dämmert und wir glücklicherweise ein vernünfigeres Wahlsystem an der Hand haben ist die Antwort auf das Wahlergebnis? Nicht ein 45 minütiges Amateurfilmchen ist der Totengräber? Der Ausverkauf der Politiker schaufelt jeden Tag das Grab ein wenig tiefer?

        Und bitte:“ Zusätzlich zu anderen, ohnehin demokratiefeindlich gesinnten Strömungen könnten sie die zweite deutsche Republik ernsthaft – für ein höheres Ziel – infrage stellen“ was? Das ist doch nun völlig abwegig. Kaum einer der Erstwähler wählte demokratiefeindlich. Die haben einzig wählbare Optionen erwogen. Daraus den Untergang des Abendlandes zu zimmern ist verdammt weit her geholt.^^

        Das der PR Apperat der CDU nicht in der Lage ist diesem Amateurfilmer paroli zu bieten zeigt eher wie demokratiefeindlich die inzwischen geworden sind. Wie abgehoben und wirklichkeitsfremd dort gedacht wird? Das ist armseelig, aber auch lustig. Denn wofür verlangen Sie doch gleich Gefolgschaft? Richtig: für nichts das es wert wäre.

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      • Kai schreibt:

        In Lüneburg für Autobahn (39), Arena 3D-Campus (inklusive kommunal finanzierte Werkswohnungen) und Elbbrücke. Ist das nichts?

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    • Kai schreibt:

      Man ist guter Dinge. Auch wenn man im Grunde gar nicht weiß, wovon man eigentlich genau redet, wenn man sich „bei guter Stimmung über den Bau eines innovativen 3D-Druck-Clusters angeregt austauscht“. Aber es klingt nach „Future Optionen Inkubator“. Und darauf kommt es an: https://de-de.facebook.com/permalink.php?story_fbid=2300147593357867&id=188353324537315&__tn__=C-R

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Da die lokale CDU die einzig wählbare Option zugunsten eines halsstarrigen Geschichtsrevisionisten aus dem Programm nahm ist dort quasi geklärt wo die Verantwortlichkeit für das Wahldebakel zu verorten ist.

        Bei der SPD liegt es ein wenig anders. Denn mit dem 3D Campus machte der OB sehr wohl einen klugen Vorschlag, was mit dem Planungschaos in Sachen Arena allerdings konterkariert wurde.

        Auch sehe ich keinen „Generationenkonflikt“? Nur eine reflektierte Protestwahl. Denn zum Glück ist es hier nicht Chic NSDAP Nachfolgeorganisationen zu wählen. „Durch die einseitige und mangelhafte Aufarbeitung der Nazizeit in der DDR konnte der Nationalsozialismus zu einer Ersatz-Ideologie des jugendlichen Protests, des Aufbegehrens und des Widerstandes mutieren.“
        aus: https://www.dw.com/de/die-nazi-erblast-in-der-ddr/a-15048388
        30 Jahre Bundesrepublik haben daran wenig geändert….

        Was den Erfolg gewisser Gruppierungen besser erklärt als Rezobashing. Es war eine Protestwahl. Gegen das bestehende System der „Parteiendemokratie“. Anders als Herr Schneider sehe ich darin eine Chance zur Erneuerung, zum Wandel durch Annäherung!

        Allerdings wird die Stich“wahl“ wieder keine. Beide Kandidaten haben austauschbare Ansichten geäussert, also kann man quasi nichts wählen. Wo wir auf den (zurrecht) angeführten Punkt „Inkompetenz im Amt“ kämen. Auch dort hat Rezo nur offenichtliches Zusammengeführt? Denn weder der Circus Maximus aushilfehalber noch die 100 Mio. Brücke ins nirgendwo sind sinnvolle Investitionen?!

        Und auch die Verwendung des Modebegriffs „Cluster“ fällt in diese Kategorie? In diesem Zusammenhang von Cluster zu schreiben ist hahnebüchen, nichts weiter. Zeigt es wie wenig Wesensmerkmale desselben verstanden wurden? Ein Cluster zeichnet sich durch Synergieeffekte aus, die wiederum Emergenzen erzeugen?
        https://www.duden.de/rechtschreibung/Emergenz
        Was die „Planbarkeit“ desselben absurd werden lässt? Man kann bestenfalls dessen Wachstum begünstigen, wofür die Ansiedlung ausgewählter Unternehmen natürlich Vorraussetzung ist- was den Begriff allerdings derart auswalzt, das er bedeutungslos wird?!
        Nur mal ein Beispiel: wollte man den 3D Druck von Organen, bzw. Bestandteilen des Herzens fördern müsste man MRT Bilder in 3D Modelle überführen um dann an Gerüsten Zellen anzusiedeln, die wiederum eine Organkopie schüfen. Mit viel gutem Willen könnte sowas entstehen, da Spezialisten in medizinischen Fachbereichen bereits vor Ort praktizieren, somit Teilbereiche des künftigen Clusters bereits existieren. Was das Ausreifen zu einem wirklichen Cluster „Organdruck“ allerdings immernochnicht garantiert?! Nur kann ich beim Besten willen nichts davon aus Veröffentlichungen zu dem Thema erkennen? Keine Strategie gar nichts. Nur Worthülsen – amüsant arglos.

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      • Kai schreibt:

        Klaro, 3D-Campus! Und Organe aus „umprogrammierten“ Körperzellen synthetisieren. Geht´s nicht noch ein bisschen größer?

        Typisch Lüneburg. Zuerst wird der siebzigste Stock gebaut, dann beginnt man übers Fundament und die 69 darunter gelegenen Etagen nachzudenken.

        Wie steht´s denn um den dazugehörenden Mobilfunkstandard und den Breitbandausbau? Sollte da nicht schon vor fünfzehn Jahren Entscheidendes geschehen?

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Tschuldigung wenn Sie sich nichteinmal um den Aufstieg bemühen wollen, sondern nur Netzrauschen wiedergeben „Kai“.

        https://www.3d-grenzenlos.de/magazin/forschung/mini-herz-aus-3d-drucker-israel-tel-aviv-27500953/

        Hautepithel wird schon längst im Labor gezüchtet und der Organdruck wird in einer rapide alternden Gesellschaft für mehr Lebensqualität bis zuletzt sorgen. Über den Nutzwert dieses Ackers habe ich mich schon ausgelassen, wenn Sie lesen mögen?

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    • Kai schreibt:

      Wenn weder die naturwissenschaftlichen Kompetenzen noch die (digital-) technische Infrastruktur für einen solchen 3D-Campus vorhanden sind (wissenschaftlich gilt Lüneburg als windiges, unfruchtbares Ödland zwischen Hamburg und Göttingen), ist alles Bemühen um „Aufstieg“ zu den Eins-a-Champignons schwer. Und die Frage, was denn wohl – unter solchen ungünstigen Auspizien – die betonierfreudigen Projektpropagandisten tatsächlich wollen, wird doch nicht verboten sein.

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  3. Otto Berg schreibt:

    Lüneburgs GRÜNE haben erneut eine bedeutende Macht- GestaltungsChance vertan. Aus Gleichgültigkeit, aus Mutlosigkeit oder wieder bzw. immer noch aufgrund von Missgunst und innerer Zerstrittenheit? Ein Erbe der sechs, sieben letzten, mehr als bleiernen Meihsies-Jahre?

    „Erika Romberg war als Import aus Berlin zu unbekannt und wenig verwoben mit der Region. Der Grünen-Vorstand muss sich die Frage gefallen lassen, wie die Landratswahl ausgegangen wäre, wenn etwa einer ihrer drei Politprofis Verlinden, Staudte und Schulz-Hendel angetreten wäre.“

    Das schrieb Marc Rath am Montag in der Landeszeitung.

    Das Scheitern von Frau Romberg war im Augenblick ihrer überraschenden Nominierung für jeden halbwegs Informierten absehbar.

    Dr. Verlinden gehört zur ersten Riege auf Bundes-, Staudte zur ersten auf Landesebene, es wäre töricht gewesen, deren Aussichten zu opfern! Und Schulz-Hendel, der außerhalb Amelinghausens leider kaum bekannter als Frau Romberg ist, hätte wie diese ebenfalls nur mit den Meriten seiner Partei wuchern können.

    Die große Gelegenheit, die so für viele Jahre nicht wiederkehren wird, wurde leichtfertig vergeben, weil „die Partei“ zu kurzsichtig war, sich für eine/n aus dem Kreis zu entscheiden.

    Wie hätte erst Ulrich Blanck wohl das Bürgervotum verarbeitet, wenn am Sonntag zum Beispiel mit Michael Gauss ein idealer Kandidat im ersten Wahlgang zum Landrat im Kreis Lüneburg gekürt worden wäre?

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    • Ulf Reinhardt schreibt:

      Hallo Herr Berg,

      diesen Beitrag verstehen selbst Insider nicht. Bei den GRÜNEN gibt es satzungsgemäß auch für Politprofis keine Pflicht auf Geheiß der Partei zu kandidieren.
      Auch die beiden im letzten Satz genannten haben parteiintern nicht kandidiert.
      Erika Romberg ist als einzige Kandidatin von der Kreismitgliederversammlung einstimmig nominiert worden und hat für die Partei das mit Abstand beste Wahlergebnis bei einer Landratswahl erzielt. Das ist alles.

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    • Otto Berg schreibt:

      Hallo Herr Reinhardt,

      ich versuch‘s mal in einfacher Sprache:

      1.) Landratswahlen sind Persönlichkeitswahlen. Frau Romberg hatte keine Chance.

      2.) Redakteur Rath liegt falsch. Der Grüne Kreisvorstand sollte sich nicht fragen: Warum keine*r unserer Profi*linen*s? Er sollte sich fragen: Warum keine*r aus der Region?

      3.) Das Ergebnis von Frau Romberg ist sensationell. Ich habe ihr vor der Wahl höchstens einen mittleren einstelligen Wert zugetraut.

      4.) Die Leute, die Grün gewählt haben, haben nicht Frau Romberg gewählt, sondern die haben Herrn Böther und Herrn Meyer NICHT gewählt.

      5.) Meine Vermutung: Hätte bei den Grünen eine Person aus der Region mit Verwaltungserfahrung zur Wahl gestanden, z. B. Michael Gaus, hätten die Grünen die drei anderen Kandidaten mit hoher Wahrscheinlichkeit deklassiert und die Wahl im ersten Wahlgang gewonnen.

      6.) Meine Frage: Warum hat niemand aus der Region seinen Hut/sein Kopftuch in den Ring geworfen? Ist die gegenseitige Missgunst ortsgruppen- und kreisverbandsintern immer noch so groß, dass sich keine*r traut? Lieber mit Ankündigung scheitern, als mit einer/einem Ungeliebten erfolgreich sein?

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      • Klaus Bruns schreibt:

        der Berg ruft, aber wessen geist steckt dahinter? ihr zitat:Die Leute, die Grün gewählt haben, haben nicht Frau Romberg gewählt, sondern die haben Herrn Böther und Herrn Meyer NICHT gewählt.
        ich habe grün gewählt, weil sie mir momentan als das geringere übel erscheinen. und sie?

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      • Ulf Reinhardt schreibt:

        Hallo Herr Berg,

        ich will versuchen, die Punkte bei denen mir das möglich erscheint, zu beantworten, bitte jedoch um Verständnis, dass es wie im richtigen Leben nicht für alles eine eindeutige Erklärung gibt und ich mich in solchen Fällen an Spekulationen nicht beteilige.

        zu 1) Die Landratswahl ist zweifellos eine Personenwahl. Das gute Wahlergebnis von Erika Romberg spricht klar gegen Ihre These der Chancenlosigkeit. Im Gegenteil muss festgestellt werden, dass das Wahlergebnis trotz des Umstandes erzielt wurde, dass sie erst Ende Februar nominiert werden konnte und somit mindestens 3 Monate zur Vorbereitung des Wahlkampfes gefehlt haben, was bei einer externen Kandidatin natürlich viel schwerer ins Gewicht fällt, als bei den mit dem Landkreis vertrauten Herren Böther und Meyer. Insofern muß die These nicht lauten „keine Chance“ sondern „erschwerte Startbedingungen“. Das ist zweifelsfrei richtig.

        zu 3) Die der Frage zugrundeliegende Einschätzung, dass eine externe Kandidatin mit einem sehr breiten Erfahrtungshintergrund in Parlamenten und Verwaltungen unterschiedlicher Städte grundsätzlich ein Nachteil ist, teile ich nicht. Auch das Wahlergebnis spricht nicht für diese These.

        zu 3) Da sind Sie wohl tatsächlich einer sensationellen Fehleinschätzung erlegen.

        zu 4) Die Behauptung einer reinen Protestwahl ist ohne jeden Beleg. Gilt vielleicht auch umgekehrt, dass die Wähler von Herrn Böther und Herrn Meyer diese nur gewählt haben, um Erika Romberg (und nicht zu vergessen Markus Graf) zu umgehen?

        zu 5) Diese Vermutung ehrt den Genannten, der jedoch nicht zur Wahl angetreten ist.

        zu 6) Aus Mißgunst nicht zu kandidieren ist ein komisches Motiv. Ich habe solche Mißgunst in meiner relativ kurzen Zeit in der Partei nicht erlebt und gehe somit davon aus, dass dies der Vergangenheit angehört. Häufig wird vergessen, dass auch bei politisch engagierten Menschen ganz unterschiedliche Motivationen, Interessen und persönliche Ziele zu finden sind. Viele Parteimitglieder streben aus unterschiedlichen Gründen überhaupt kein öffentliches Amt an. Hinzu kommt das bei einem Landrat sehr heterogene Anforderungsprofil aus Politik, Verwaltung und Repräsentation. Die Auffassung, dass grundsätzlich Kandidaten mit dem Schwerpunkt „Verwaltungserfahrung“ zu bevorzugen sind, teile ich nicht. Erika Romberg hat hier ein sehr interessantes Profil mit einem guten Mix aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu bieten.

        Haben Sie Erika Romberg einmal persönlich kennengelernt und Ihre Kritik überprüfen können?

        Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass auch parteilose Kandidaten auf der Liste von Bündnis 90 / Die Grünen antreten können und Sie, lieber Herr Berg, ermutigen, bei der nächsten Gelegenheit rechtzeitig Kontakt mit uns aufzunehmen. Ihre tiefen Kenntnisse der lokalen Politikszene sowie Ihre von mir sehr geschätzten hochqualifizierten Beiträge zu dem Thema Arena qualifizieren Sie in hervorragender Art und Weise.

        Darf ich davon ausgehen, dass Sie das Alter von 67 Jahren nicht überschritten haben, in der Region ansäßig sind und somit den Anforderungen des NKomVG sowie Ihren eigenen Anforderungen an einen geeigneten Kandidaten gerecht werden?

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      • Otto Berg schreibt:

        Hallo Herr Reinhardt,

        Sie haben recht. Meine Maunzereien zum Wahlausgang sind überwiegend spekulativ. Da spielt vielleicht Enttäuschung mit. Die hat aber nichts mit Frau Romberg als Person zu tun. Hier galt es, ein Rollenfach in einem Heimatstreifen zu besetzen. Wer von außen kommt, hat es beim Casting einfach schwerer.

        Ihre Komplimente nehme ich dankend entgegen und reiche einen ähnlich umfangreichen Strauß sogleich auch an Sie hinüber. Warum probieren Sie sich nicht einmal in so einem Wettbewerb aus? Im Herbst 2021 geht die Ära Mädge zuende. Ein neuer Lüneburger Oberbürgermeister muss auserkoren werden. Sollten Sie kandidieren, können Sie auf meine Stimme zählen. (Herr Bruns lehnt es ja ab, doch noch nach dem Marschallstab zu greifen, selbst wenn Herr Pistorius dafür sorgt, dass die Lex Nahrstedt von 2013 – den § 80 NKomVG, Absatz 5, Satz 1 betreffend – in eine Lex Reppenstedt verwandelt und diesmal die Altersbeschränkung von 67 auf 72 Jahre verschoben wird.)

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      • Ulf Reinhardt schreibt:

        Hallo Herr Berg,
        seien Sie versichert, dass wir zur Oberbürgermeisterwahl 2021, die ja nicht ganz so überraschend kommt wie die diesjährige Landratswahl, einen oder mehrere sehr geeignete Kandidat*Innen präsentieren werden und dies ohne dass mit einer Lex Nahrstedt die Altersbeschränkung von 67 auf 72 Jahre verschoben werden muß.

        Bis dahin werden wir jedoch hier und an anderer Stelle noch viele spannende Diskussionen und die eine oder andere Überraschung erleben.

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  4. Laura Schumann schreibt:

    Wie hat Herr Pols wohl das Wahlergebnis seiner Partei verarbeitet?

    Bei den GRÜNEN jedenfalls entlud sich die Lebensfreude:

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    • clauspoggensee schreibt:

      Nun, ganz amüsant, was JJ da als Kommentar so freischaltet. Bisher bin ich zum Niveaulimbo immer bei Facebook gewesen.

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      • Fridos Hansen schreibt:

        Schau an, ein Grüner, kein Christklerikaler und auch kein Sozialreformer, sondern ein Freund naturnaher Lebenspraktiken (die Bienchen und die Blümchen), meldet sich zuerst zu Wort und versucht, sich mit Anstand unter der sehr niedrig liegenden Latte eines jamaikanischen Abschieds- und Begräbnistanzes hindurch zu schlängeln. (Denn um ein Begräbnis geht es wohl, da es für Bob Beamon-Selbstbewusstsein in Lüneburg nichts zu kaufen, aber viel zu verlieren gibt.)

        Leider ist inhaltlich wieder einmal gar nichts geboten. Der Blog-Gastgeber wird mit einem Naserümpfen zurechtgewiesen (geht ja gar nicht), das „Niveau“ bekrittelt (pfui Spinne) und der „Kommunikationskanal“ abqualifiziert (Internet ist Sumpfregion). Aber zu dem, WAS gesagt wird, und vor allem, WIE es gesagt wird, fällt dem lieben Lehrer Lämpel aus Hohnstorf nichts ein. Bitte einmal bei Herrn Doktor Fahrenwaldt nachfragen, was so ein satirisches Themenplakat leisten kann! Macht es auf die Gewalt parteilicher One-way- und Top-down-Propaganda aufmerksam? Enthüllt es die Konnotationen und die impliziten Botschaften der „emotiven“ Eigenreklame, mit denen „man selber“ so herrlich irrational „punkten“ konnte? Warum folgen der Hilflosigkeit eines Demaskierungsschocks stets Zorn und Umsichschlagen?

        Die GRÜNEN sind doch sonst für ihren tollen Humor bekannt.

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      • jj schreibt:

        Niveau-Limbo ist klasse..:) ich gelobe Besserung lg jj

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      • Otto Berg schreibt:

        Sehr geehrte Herren Jenckel und Poggensee,

        was die oben gezeigte Balkengrafik verschweigt, ist die Tatsache, dass für die Ergebnisse bei den Wahlen von Sonntag auch oder vielleicht sogar ausschlaggebend die Generationendifferenz verantwortlich war. Greta Thunberg, Rezo und Steffen Gärtner in Gellersen mögen als Hinweise genügen.

        Und wenn sich hier im Blog zwei Sechzigjährige darüber freuen, mit „Niveau-Limbo“ eine ausgelutschte, zehn Jahre alte „Jugendwort“-floskel in ihren aktiven Sprachschatz integriert zu haben, dann ist das nicht viel anders, als wenn CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer als Reaktion auf den Youtuber der Vorwoche ihre Regeln für „Meinungsmache“ im Netz ins Gespräch bringt und von der ganzen Welt dafür ausgelacht wird.

        Dass sich die Generationen nicht immer gut verstehen, ist also ganz offensichtlich nicht nur im Lüneburger Rat so. Schon vom griechischen Philosophen Sokrates ist die Beschwerde überliefert, die Jugend habe schlechte Manieren, verachte die Autorität, habe keinen Respekt vor den älteren Leuten, widerspräche ihren Eltern, schwadroniere in der Gesellschaft und tyrannisiere ihre Lehrer. Und Sokrates hat vor zweitausendvierhundert Jahren gelebt.

        „Du hast doch keine Ahnung“, hört man auch heute noch oft, wenn sich die Generationen streiten, „dafür bist du einfach noch zu jung“ oder „einfach schon zu alt“, „du willst mich gar nicht verstehen“ oder „nicht in diesem Ton“ – und in diesen Vorwürfen kann man die aus dem alten Griechenland wiedererkennen. Was man auch gleich erkennen kann: Sie gehen ans Eingemachte, sie sind nicht konkret, sondern allgemein, es ist schwer, sie zu entkräften, und sie tun weh. Das ist doof in Familien, weil man ja irgendwie miteinander auskommen muss, auch wenn man einander auf die Nerven geht. Und es ist doof in der Gesellschaft, weil niemand, kein Mensch, keine Gruppe von Menschen, keine Partei, keine Schicht und keine Generation allein weiß, was richtig ist. Auch wenn viele so tun als ob.

        Gerade hat es in der Gesellschaft eine Reihe von Streitpunkten gegeben, in denen sich Jüngere und Ältere nicht einig waren. Es waren auch viele Leute unterschiedlicher Meinung, die gleich alt waren, aber trotzdem hatte man den Eindruck, dass sich hier die Generationen streiten. Als es um das Urheberrecht ging und viele Jugendliche sich sorgten, ihr Internet sei in Gefahr, da war das so. Wenn am späten Freitagvormittag Schüler auf die Straße gehen und nicht in den Unterricht, um für einen besseren, energischeren, kompromisslosen Klimaschutz zu demonstrieren, ist es so. Und wenn jetzt gerade über ein Video diskutiert wird, in dem ein populärer Youtuber vor allem einer politischen Partei schlimme Vorwürfe macht, dann ist das auch so.

        Dass die Klimaaktivistin Greta Thunberg mit dem Flugzeug zu einem Auftritt geflogen ist, obwohl das doch die klimaschädlichste Art zu reisen ist, haben manche Älteren hämisch kommentiert. Und gleich noch empfohlen, die Schüler sollten bitteschön lieber nach Schulschluss demonstrieren. Dass der Youtuber Rezo, der sich in einem Video faktenreich, aber auch frech und manchmal fies über die CDU aufregt, einen blauen Haarschopf hat, haben manche Leute zum Anlass genommen, ihn nicht ernst zu nehmen. Oder, schlimmer noch: zu behaupten, so jemanden könne man doch nicht ernstnehmen.

        Dabei ist das doch der Schlüssel zum Ganzen: dass wir einander ernstnehmen, in unseren Gedanken und unseren Gefühlen, auch wenn sie manchmal unbeholfen oder provokativ formuliert oder einfach rausgeschrien werden. Das heißt ja nicht, dass sie dadurch weniger dringend oder weniger wichtig wären, im Gegenteil: Der Druck, die Wucht, die Wut können gerade ein Zeichen dieser Wichtigkeit sein. Nur passiert es uns leider viel zu oft und viel zu leicht, dass wir auf den Druck und die Wut antworten oder auf die Frechheit („nicht in diesem Ton!“), statt auf das, worum es der anderen Seite eigentlich geht. Klar, dass das dann einfach nur noch immer schlimmer wird.

        Steckt in dem frech verschlumpelten Sexappeal von Robert Habeck, mit dem die Grünen ihre Wahlwerbung hemmungslos aufgeladen haben, auch das Konzept „bumsen“? Geht es darum? Oder sollte das nicht die Frage sein: Wie wir einander besser zuhören und ausreden lassen können, auch wenn es hoch hergeht? Oder auch wenn Medien und Mitteilungsformate von jüngeren Menschen benutzt werden, die wir, die Älteren, nicht verstehen, nicht benutzen oder für niveaulos halten?

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      • clauspoggensee schreibt:

        Moin Herr Hansen,
        nun, selbst bei einem Zweizeiler scheint es mit der Lesekompetenz nicht so ganz zu klappen. Sie schreiben: „Aber zu dem, WAS gesagt wird, und vor allem, WIE es gesagt wird, fällt dem lieben Lehrer Lämpel aus Hohnstorf nichts ein.“ Na dann:
        1. Was sagt die Titanic-Grafik ihrer Meinung nach aus?
        2. Welches Thema hat das satirische Themenplakat der Titanic aus Ihrer Sicht?
        3. Halten Sie das Niveau des amüsanten Titanicbeitrags und Ihren Beitrag (sowie der meisten anderen hier) für gleichhoch?
        4. Sehen Sie bei den GRÜNEN parteiliche Gewalt?
        5. Wo erkennen Sie „Zorn und Umsichschlagen“?
        Herzliche Grüße
        P.S.: Haben Sie auch einen Klarnamen, oder werden sie jetzt der zweite Otto Berg?

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      • clauspoggensee schreibt:

        Sehr geehrter Herr „Phantomias“ Berg,

        warum verweigern Sie nach wie vor die Preisgabe Ihrer Identität?

        Ich weiß nicht, ob Sie als vielbeschäftigtes Phantom die Wahlparties haben besuchen können. Wenn ja, habe Sie feststellen können, dass bei uns GRÜNEN ein hoher Anteil junger Menschen zugegen war, bei SPD und CDU jedoch kaum Nachwuchs gesichtet werden konnte. Ich glaube nicht, dass die GRÜNEN ein Nachwuchsproblem haben. Und das sicher auch nicht, weil wir Jugendliche seit Jahren deutlich ernster nehmen, als andere. Schauen Sie doch einfach mal, wer für uns so im Landtag sitzt…
        Ferner verweise ich auf den Antrag zur Kinder- und Jugendbeteiligung unserer Kreistagsfraktion. „Während in Villariba noch abgewaschen wird, wird in Villabajo…“ (https://www.youtube.com/watch?v=B37JGubAcSU)
        Gern arrangiere ich ein Treffen mit der GRÜNEN Jugend und Ihnen, damit Sie sich selbst ein Bild machen können. Ach sorry, geht ja nicht. Sie sind ja leider immer unabkömmlich und bevorzugen die Verborgenheit…

        Soweit zum Thema Jugend. Was das Thema sog. soziale Medien und GRÜNE betrifft, habe wir in meinen Augen nicht so die Probleme… Dass es auf Facebook häufig niveaulos hergeht, hat übrigens nichts mit der Jugend zu tun. Die nutzen das Medium nämlich gar nicht oder kaum. Kann man wissen, wenn das Internet nicht Neuland ist.

        Was bitte ist ein „verschlumpeltes“ Sexappeal? Hatten Sie wirklich das Gefühl, dass die GRÜNEN Plakate von Robert Habeck dominiert wurden? Ich habe da eher viel Text und gute Farbgebung entdecken können.

        Herzliche Grüße, ich freue mich auf ein persönliche Kennenlernen

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      • Fridos Hansen schreibt:

        Zu Frage 1:

        Zu Frage 2:

        https://media-cdn.sueddeutsche.de/image/sz.1.4214255/640×360?v=1542371100000

        Zu Frage 3:

        Zu Frage 4:

        Zu Frage 5:

        PS:

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      • Otto Berg schreibt:

        Lieber Herr „Inspektor Juve“ Poggensee,

        ich habe am Sonntag alle Wahlpartys besucht.

        Meine kleine Erörterung zum Thema „Generationenkonflikt“ bezog sich gar nicht so sehr auf die Grüne Partei im Besonderen. Die hat ja sogar am meisten profitiert. Es ging mir um den Hinweis darauf, dass sich hier, nach den #MeToo-Frauen abermals eine gerne marginalisierte Bevökerungsgruppe bemerkbar gemacht und durchgesetzt hat, die keine der existierenden Parteien so richtig auf dem Bildschirm hatte, auch die illiberalen Alternativextremisten nicht. Der ganze Quatsch von den Rechten und den Linken, den Etablierten und den Abgehängten, den Globalisten und den Provinzlern etc. ist damit über den Haufen geworfen worden. Die allermeisten Menschen möchten, dass man ihnen zuhört, ihnen antwortet, ihre Argumente zur Kenntnis nimmt und diese durch überzeugende Gegenargumente entkräftet, modifiziert oder ergänzt und das „Erarbeitete“ anschließend angemessen berücksichtigt. Sie sind nicht mehr bereit, sich mit Geblubber und Sprechblasen abzufinden. Das war die Message vom Sonntag — und zwar ans ganze Spektrum. Greta und Rezo haben, wenn Sie so wollen, mal kurz die Instrumente gezeigt. Nehmt uns ernst, haltet euch an die Regeln, gebt euch Mühe, hört auf uns zu vergackeiern – oder wir putzen euch von der Platte!

        Das war die Ansage.

        Von Facebook haben ausschließlich Sie geredet, Herr Poggensee. Ein Medium ist immer nur ein Medium. Auch im Printbereich gab und gibt es Unterirdisches. Ja, der Wahlkampf der Grünen wurde von Habeck dominiert. Ich habe auch nichts dagegen. Er ist ein kluger Kerl, der seine Probleme mit dem ihm aufgepfropften Erlöser-Image selbst sieht und thematisiert. Ich glaube auch nicht, dass Habeck an dem Scherz Anstoß genommen hätte. Auch Christus kann man ja nicht dafür verantwortlich machen, was die Christen in seinem Namen angerichtet haben und noch immer anrichten.

        Was ein „verschlumpeltes Sexappeal“ ist? Schauen Sie sich Habeck-Plakate an, dann wissen Sie es. Wenn einer immer und überall so geleckt messy aussieht, als würde er am Morgen danach zu seinem Kumpel über seine neueste Club-Bekanntschaft sagen: „Hey, war in 10 Sekunden aus dem Bett und aus der Tür. Jetzt brauche ich einen Kaffee.” Out of Bed- oder Pillow-Hair-Style nennt man die Habeck-Appearance.

        „Dafür brauchst du ein Styling Gel, das leicht ist, aber trotzdem Halt gibt: Nichts ist schlimmer als ein Surfer-Style, der keinen Wind vertragen kann. Axe CASUAL LOOK: MATT GEL gibt mittelstarken Halt und ein mattes Finish.“ (https://www.axe.com/de/inspiration/haar/hair-gel-fuer-maenner-so-geht-der-messy-matte-look.html)

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      • clauspoggensee schreibt:

        Sehr geehrter Herr „Phantomias“ Berg,

        dass Sie die Phantomias nicht kennen, deutet ja auf ein älteres Semester hin….

        Ansonsten stimme ich gern in vielem zu. Der Titanic-Post am Anfang ist völlig harmlos, auch die Bilderantwort von Fridos „Boris“ Kocum Hansen ist humorvoll. Nur brauche ich beides nicht in einem seriösen Blog. Ich finde es einfach schade, wenn wir hier jetzt alle beginnen, lustige Bildchen um die Wette posten. Wollen Sie mal meine Katzenbildersammlung sehen?

        Das Thema Generationengerechtigkeit ist nicht so neu, wie Sie es uns hier servieren. Vgl. https://generationengerechtigkeit.info/ oder https://www.generationenmanifest.de/ Ich habe jetzt gerade mal versucht herauszufinden, wie hoch die Wahlbeteiligung nach Altersgruppen war um ihr Postulat „Die Jugend verpasst CDU und SPD einen Denkzettel für miese Klimapolitik“ auf statistische Füße stellen zu können. Haben Sie hier schon eine Quelle für 2019?

        Die Frage der Generationengerechtigkeit wird in einigen WhatsApp-Gruppen übrigens noch härter diskutiert: „Warum dürfen Alte ab 70 überhaupt noch wählen und uns damit unsere Zukunft versauen?“ Das These dahinter, nämlich die Wahl im Hinblick auf Klima- und Artenschutz nicht zukunftsorientierter Parteien und Kandidaten durch Ältere lässt sich immerhin statistisch stützen. Die Kompetenz für enkeltaugliche Politik scheint mir bei vielen Älteren noch im Parteienspektrum der 1970er Jahre verortet zu sein, der Glaube an die Versprechen der Moderne nicht überwunden. Vgl. https://wahl.tagesschau.de/wahlen/2019-05-26-EP-DE/charts/umfrage-gruene/chart_379065.jpg Die GRÜNEN hoffen, mit ihren Wahlprüfsteinen zur Landrät*instichwahl auch in dieser Wähler*innengruppe ein Umdenken zu bewirken.

        Bei der Bewertung des Wahlergebnisses von Frau Romberg sollte nicht vergessen werden, dass Frau Romberg in der Stadt Lüneburg mit 35,51% und 9% Vorsprung auf Herrn Böther deutliche Wahlsiegerin ist. Im Landkreis insgesamt hat Herr Meyer 1,4% mehr Stimmen auf sich vereinigen können. Das ist ein knappes Ergebnis. Hätten die GRÜNEN einen solchen Wahlausgang im Januar postuliert, wären sie vermutlich als „überhebliche Spinner“ abgetan worden.

        Danke für die Erläuterung des „verschlumpelten Sexappeals“. Ein Begriffspaar, das bei der Google-Suche keine Treffer ergibt. Ich werden Sie mit dieser Schöpfung für den Duden vorschlagen. Dazu bräuchte ich allerdings ihren Klarnamen.

        Herzliche Grüße, ich freue mich immer noch auf ein persönliches Kennenlernen

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      • clauspoggensee schreibt:

        Danke, die Grafiken hatte ich auch gesehen. Daraus geht aber nicht das hervor, was ich – und übrigens andere auch – suchen. Wie hoch war die Wahlbeteiligung in der entsprechenden Altersgruppe? Ich freue mich auf Ihre Hilfe zur Klärung dieser Frage. Erst eine mindestens dem Durchschnitt entsprechende Wahlbeteiligung der 18-24-Jährigen würde ja auf erhöhtes Politikinteresse schließen lassen. Ich würde mich ja sehr freuen, wenn das so wäre, aber mir fehlt halt eben noch die Quelle dazu.

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    • Imke schreibt:

      @ clauspoggensee

      Ich weiß nicht, was Sie haben. Mir gefällt die unverstellte Ehrlichkeit von Robert Habeck.

      Gefällt 1 Person

      • Klaus Bruns schreibt:

        Imke
        da die alten und die jugend doch oft aneinander vorbei reden, eine frage: auf dem plakat wird von gebumst geschrieben. nun weiß ich aber, die jugend sagt zu dingen des täglichen lebens, oft das wort geil. weiß die jugend eigentlich, was das ist? schmunzeln. hat zero nicht auch etwas von fuck gesagt? werden diese worte nicht inflationär genutzt und besteht nicht darin die gefahr , missverstanden zu werden?

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Imka ich habe zwar rezo gemeint, empfehle aber zero. ZERO-Sie-wissen-was- du-tust Roman

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      • Jo schreibt:

        Eben Klaus Bruns. Aber gerade solchen Missverständnissen lässt sich leicht vorbeugen:

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    • Lars Trede schreibt:

      Robert Habeck für Manager

      “Ich möchte in Sachfragen nicht ständig über irgendwelche Personen reden müssen, sondern über mich.“

      “Sprache ist nicht dafür da, um auszugrenzen und zu verletzen, sondern um über mich zu sprechen.“

      “Alle, aber auch wirklich alle wollen ein Kind von mir.“

      “Manchmal kommen mir die Tränen, wenn ich mich so reden höre.“

      “Im Grunde ergänze ich nur, was Jesus damals weggelassen hat.“

      “Am schlimmsten an meinem Beruf sind die einsamen Nächte in Hotels, wenn mir keiner zuhört.“

      “Ich bin für mehr Dialog. Mit mir!“

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  5. Klaus Bruns schreibt:

    grün wäre gut beraten, keine wahlempfehlung auszusprechen.

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    • Kevin Schnell schreibt:

      Böther wird haushoch gewinnen. Mit oder ohne Empfehlung. Das haben unsere Hanse-Sozialdemokraten vor allem Manfred Nahrstedt und dessen Reigen von Arena-Skandalen zu verdanken. Danach schlägt die verheerende Umweltignoranz der Stadtverwaltung zu Buche. Dann kommt das Versagen im sozialen Wohnungsbau und dann kommen die Versäumnisse bei der Entwicklung und Gestaltung des Landkreises. Dass Bleckede-Jens keine Antwort auf die Frage weiß, warum er die Elbbrückentrasse nicht durch sein 9.500-Seelenstädtchen planen lässt, sondern lieber weitere fünfzehn Jahre Verzögerung durch teure und nicht zu gewinnende juristische Auseinandersetzungen mit einer Gemeinde im Nachbarlandkreis riskiert, wird ihn erst 2026 die Wiederwahl kosten.

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  6. sanderthomasgmxde schreibt:

    Lieber JJ , bitte den „rathausgemachten“ Rückenwind nicht vergessen. Sind es doch vermutlich dort weitgehend identische Mehrheiten, die einen Dr. Scharf im Amt gehalten haben und einen seriösen grünen Ratsvorsitzenden zum Rücktritt veranlassen.

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    • Kevin Schnell schreibt:

      Lieber SanderThomas,

      in beiden Fällen galt es abzuwägen, was durch die Abwahl gewonnen wäre für die dringend notwendige Diskussion um die „Kultur“ in der Stadt. Es galt, die richtigen Konsequenzen aus diesen Abwägungen zu ziehen für das Nachdenken über und das Erinnern an uns selbst.

      Wie wir mit diesen Fragen, aber auch mit den beiden nacheinander vorliegenden Abwahlanträgen umgegangen sind, hat viel über uns selbst ausgesagt, über unsere Art des Umgangs mit einander, aber auch mit vielschichtigen und komplexen Themen.

      (Formulierungen in Anlehnung an Seite 2 hier: https://www.friedrich-von-mansberg.de/wp-content/uploads/2016/12/Rede-Rat-Dr.Scharf-010218.pdf)

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  7. Maike Schneider schreibt:

    Sieht nicht so aus, als seien Lernprozesse zu erwarten:

    „Unser Kandidat Jörn Krack hatte bei dem Gegenwind aus Berlin und dem Landkreis nur eine geringe Chance. Die emotional geführte Diskussion über die Arena Lüneburger Land hat auch die Bürgermeisterwahl beeinflusst.“ – so Hinrich Bonin, SPD-Kreistagsabgeordneter aus Reppenstedt. (Vgl.: https://www.landeszeitung.de/blog/aktuelles/2576385-wahl-2019-zitate-und-videos)

    Kann man sich peinlicher in die eigene Tasche lügen?

    – Der „Gegenwind aus Berlin“ ist genau die Art von billig zu greifendem, selbstexkulpierendem und Verantwortung wegschiebendem Zweckmärchen, über die in Jenckels Artikel oben zu Recht gespöttelt wird.

    – Lachhafte Katastrophen wie die beutelschneiderische, hart am Rande des Betrugs entlang schrammende Sanierungstrickserei mit eingebautem Steuergeldabgreifmechanismus vom Sommer letzten Jahres denkt Herr Bonin wohl nicht mehr? (Vgl.: https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/luneburg/1871132-sanierungsgebiet)

    – Auch das unausgegorene SPD-Geschwalle über „ein Cluster – also ein Netzwerk von Produzenten, Zulieferern, Hochschule, Dienstleistern – für 3D-Druck“ und über die unsinnige Behauptung, „dass für die Ansiedlung von weiteren Start-ups Wohnen und Gewerbe zusammengehören, um Wohnen und Arbeiten zu vernetzen“, welchem „interkommunalen Projek“ der „Grüngürtel West“ unter Ignoranz massiver Bürgerproteste geopfert werden soll, hat Herr Bonin offenbar vergessen. (Vgl.: https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/2488382-buergerbegehren-abgeschmettert)

    – Und wenn bei der Debatte um die Unglücksarena am falschen Standort auf Argumente verzichtet und stattdessen ausschließlich mit emotionalisierenden Appellen und Kritikerverunglimpfungen herumgeorgelt wurde, dann doch wohl von Herrn Bonin und den anderen Sozialdemokraten im kommunikations-chaotischen „Kreis-Kommando-Kamp“.

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Oh bitte! Nochmehr Geschwafel über den inexistenten „Grüngürtel“? Dieser Acker ist nutzlos! Ausser zum Einheimsen von Stilllegungssubventionen.
      Es ist völliger Quatsch hier von „kühlen“ zu schreiben. Der erhitzt sich nicht ganz so stark wie bebaute Flächen, nichts weiter.
      (und bitte „links in neuem Fenster öffenen“ anklicken. Irgendwo wird dafür ein Häckchen gesetzt werden müssen.)

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      • jj schreibt:

        Sie sollten Klima-Gutachter werden, also für Beton

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      • Kevin Schnell schreibt:

        Schon mal von Verdampfungskühlung über offenen Ackerflächen (besonders an Hochsommerabenden) gehört, Herr Janowitz?

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        „…Die Evapotranspiration beeinflusst außerdem den Energieaustausch zwischen Boden und Atmosphäre. Eine hohe Verdunstungs- und Transpirationsrate führt durch den Transport latenter Wärme zur Abkühlung der bodennahen und zur Erwärmung der höheren Luftschichten….“
        Siehe auch Abb. 3: Wichtige Unterschiede zwischen einer Waldbedeckung und einer Ackerfläche
        https://bildungsserver.hamburg.de/aenderung-der-bodenbedeckung/2052906/bodenbedeckung-klima-artikel/

        Dieser Acker kommt gleich vor „Bebaute Fläche“ was Frischluftzufuhr und Kühlung angeht. Dafür muss man nicht unbedingt Fachmann für Versiegelungstechnik sein, sondern einfach nur mal objektive Daten zurate ziehen, anstatt Wunschdenken und offensichtlich vorgefasste Meinungen.
        (Vorallem da es hier nicht um den Vergleich zwischen Tropen und Boral geht, sondern ums Konzept.) Wollte man tatsächlich etwas sinnvoles machen wäre der Acker das Letzte.

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  8. Klaus Bruns schreibt:

    der untergang der zwei sogenannten volksparteien wird weitergehen. die spd wird als erste von ihnen die quittung von ihrer neo-liberalen politik bekommen, die sie ihren seeheimern zu verdanken hat. sie sitzen immer noch an den schlüsselpositionen der spd und werden auch so lange dort bleiben, bis ihre möglichkeit , am katzentisch der cdu platz zu nehmen aufgebraucht ist. bei dieser europawahl würde eine sogenannte große koalition schon nicht mehr möglich sein. pöstchen werden hier aber nicht verteilt.bei der nächsten landtags und bundestagswahl wird die spd unter 20% landen. und warum? es wird nur von einem neuanfang innerhalb der spd gefaselt. in einer großen koalition wird es aber keinen geben. mädge rät einen ausstieg aus der goßen koalition im bund, vom land redet er nicht. warum wohl? pöstchen.

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Die SPD hat sich selbst entkernt.

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    • Kevin Schnell schreibt:

      Ja, Herr Bruns, das wär‘ ein Knaller gewesen, wenn der Oberuli dem Präsistephan gestern Abend geraten hätte, dem Ritebernd das Leineschlösschen zu überlassen. Aber solange der Arenamanni und sein Entwicklungsjürgen wegen der Kreistagsübertölpelung und der Geldverschwindezauberei im Planungskontext der Monofunktionshalle für den Eventklaus noch das Zusammenstreichen ihrer Altersbezüge fürchten müssen, solange müssen der Innenboris und die Verfassungsandrea ein Auge auf die Kommunalaufsicht haben und aufpassen, dass die Disziplinarmaja aus dem Referat 32 ihnen und ihren Lieben keinen Kontrollkummer macht. Also: Große Koalition gut, Opposition Mist (wie Müntefranz schon 2004 dem Bronzewilly auf den Allerwertesten tätowiert hat). Was kann ein Bonin da anderes machen, als Champions mit Champignons versorgen gehen?

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Was kann ein Bonin da anderes machen, als Champions mit Champignons versorgen gehen?
        bonin ist nur das echo von ulli, er tut nichts und wird auch nicht beißen. als hundefan weiß er auch warum. schmunzeln.

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  9. Andreas Janowitz schreibt:

    Immerhin lag ich bei der Wahlbeteiligung gehörig daneben- 62% lassen hoffen.

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