Wenn Bio-Produkte unter Plastik locken, wird’s schizophren

Plastikverpackungen sind allgegenwärtig, gegen die Plastikflut helfen nicht nur Aufklärung und Einsicht, sondern auch Verbote.

Lüneburg, 30. Juli 2019

Ja, ich bin ein Plastik-Sünder. Aus Gewohnheit, aus Faulheit, aus Unachtsamkeit oder aus vermeintlichem Zwang. Ganz sicher nicht mehr aus Unwissenheit. Also in jedem Fall handele ich fahrlässig und immer öfter mit schlechtem Gewissen. Das ist der einzige Lichtblick.

Mal sind es ganz offensichtliche Verstöße, manchmal versteckte, und manchmal ist es glatte Schizophrenie beim Einkauf. Immer dann, wenn Bio unter Plastik versteckt ist wie bei den Bio-Spitzpaprika oder den Bio-Pilzen oder den Kultur-Blaubeeren, bei denen auf die Pappschachtel „Organic“ gestanzt ist, aber eben ein kleines Plastiksichtfenster auf die Beeren ausgespart ist. Sonst würde man sie ja blind kaufen. Vielleicht löst sich das Plastik nach Tagen auf wie mein schlechtes Gewissen.

Plastikverpackungen sind allgegenwärtig, gegen die Plastikflut helfen nicht nur Aufklärung und Einsicht, sondern auch Verbote.

Mit mehr als 220 Kilo Verpackungsmüll pro Kopf sind die Deutschen in der EU Spitzenreiter und ich arbeite daran leider noch fleißig mit. Plastikflaschen, Dosierbecher, Coffee to go-Becher und vor allem Plastikverpackung, ganz schlimm, wenn die Ware aus dem Internet per Post kommt. Noch verwerflicher sind Cafés, die zum Latte Macchiato einen kleines Leckerli in Plastik verpackt servieren. Das habe ich gar nicht bestellt. Das wird mir aufgezwungen.

Auf dem Lüneburger Marktplatz, wo je nach Saison heimische Möhren, Erdbeeren, Äpfel, wo Fleisch von freilaufenden Schweinen und vieles Regionale mehr zu kaufen ist, hängt an vielen Ständen noch die Plastiktüte. Aber eine Händlerin versichert mir, der Gebrauch sei schon um 90 Prozent zurückgegangen.

Plastikverpackungen sind allgegenwärtig, gegen die Plastikflut helfen nicht nur Aufklärung und Einsicht, sondern auch Verbote.

Am Spezialitäten-Wagen erklärt mir der versierte Händler, wo die Grenzen sind: Das arabische Fladenbrot ohne Folie wäre nach Stunden hart wie ein Brett und die Naturschwämme aus Griechenland ließen sich auch nicht anders als in Plastik transportieren. „Wenn Sie wissen, was ich meine…“

Der Händler zeigt in die Große Bäckerstraße, da säßen die wahren Sünder, die Drogeriemärkte, das seien eigentlich Plastikmärkte. „Wenn Sie wissen, was ich meine…“ Ich glaube, er hat recht, könnte aber auch auf das ein oder andere eingeschweißte Produkt einfach verzichten. „Wenn er weiß, was ich meine…“

Plastikverpackungen sind allgegenwärtig, gegen die Plastikflut helfen nicht nur Aufklärung und Einsicht, sondern auch Verbote.

Ich gehe auch gerne in Bäumärkte, für mich exotischer als der Serengeti Park. Besonders die Schrauben- und Scharnier-Regale ziehen mich an. In meinem Lieblingsmarkt muss ich ein paar Schrauben, die nur Cents kosten, immer in Plastiktüten packen und wiegen, Tüten, die für einen Großeinkauf reichten. Ich habe nur die Wahl, auf die Schrauben zu verzichten.

Und da bin ich froh, dass der Popstar und den deutschen Philosophen, Richard David Precht, mehr Verbote fordert. Warum? Weil wir sie insgeheim doch lieben. Sagt Precht zumindest. In Sachen Plastikverpackung wäre das ein Segen. Wobei ich glaube, dass der Aufschrei und die Ausnahmeregelungen dazu führen, dass es auf mehr Ausnahmen als Verbote hinausläuft. Weil mächtige Lobby-Industriezweige gefährdet wären.

https://www.welt.de/vermischtes/article196558491/Die-Menschen-lieben-sie-Richard-David-Precht-fordert-mehr-Verbote.html

Dabei hat Precht gute Beispiele, das Rauchverbot zum Beispiel. Man stelle sich vor, heute dürfte noch jeder in der Kneipe, im Restaurant oder am Arbeitsplatz paffen. Und ohne Frage sind wir alle gegen Massentierhaltung. Verbieten. Ob das bei SUV in der City auch so ist, wie Precht glaubt, da setzte ich schon mal ein Fragezeichen dahinter.

Aber Plastikverpackungen, das wäre ein ganz großes Ding. Das hört eben nicht bei der Einkaufstüte auf, da wird der Flaschentransport zur Last und an der Fleischtheke würde das Lebensmittelüberwachungsamt dem Verbot vielleicht mit einem anderen Verbot zuvorkommen. Egal.

Aufklärung ist für mich ein gutes Gegengift bei Gewohnheit, Faulheit und Unachtsamkeit. Einsicht ist der erste Schritt. Ich versuche jetzt mit dem kleinen „Klimasparbuch“ von Stadt und Kreis Lüneburg meine persönliche Anti-Plastik-Metamorphose zu beschleunigen. Aber ganz ohne Verbote, da bin ich bei mir sicher, geht es nicht.

Hans-Herbert Jenckel

www.landkreis-lueneburg.de/PortalData/42/Resources/bauen,_umwelt_und_tiere/ksl/Klimasparbuch_2019-2020.pdf

Plastik, Bioplastik, Abbau. Gute Infos dazu gibt es auch hier:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/muell-wieviel-plastik-abfall-erzeugt-jeder-deutsche-und-geht-es-auch-ohne-a-1207303.html

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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21 Antworten zu Wenn Bio-Produkte unter Plastik locken, wird’s schizophren

  1. Hans Dickert schreibt:

    Kein schönes Ergebnis:

    Eine Studie des Umweltbundesamtes weist Plastikrückstände in den Körpern von fast allen von 2500 untersuchten Kindern nach.

    Mehr: https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/plastik-kinder-umweltbundesamt-1.4600892

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  2. Antonia S. schreibt:

    Karl Krajewski, das Thema Umwelt und Klima ist im wahrsten Sinne des Wortes ein heißes Eisen, das ich eigentlich nur ungern anfasse. Man könnte ja auch einfach das schöne Wetter genießen, sich an den Strand legen und sich mal ernsthaft mit den neuen Insta-Filtern auseinandersetzen, aber na ja: Das ist eben Deutschland, wo sich jetzt alle an einem Thema aufzuhängen scheinen, das alles andere als Pinterest-tauglich ist. Plastiktüten – bah. Schon seit Jahren werden mir zwischen Essensfotos und Schnappschüssen gut beleuchteter Einkaufspassagen Bilder von aufgeschnittenen Walmägen mit Plastikmüll drin in den Insta-Feed gespült. Dabei war ich dem WWF nur wegen der süßen Panda-Pics gefolgt. Never judge a book by its cover … Aber zurück zu den Plastiktüten: Svenja Schulze von der Regierung will sie verbieten lassen und das finden einige Leute uncool und einige Leute cool. Demokratie! Einer von den Leuten, die das uncool finden, ist Philipp Krohn von der FAZ, dem eine Wassermelone heruntergefallen ist. Es hätte sogar Plastiktüten gegeben, um die Melone zu tragen, aber der Mann ist trotzdem wütend auf Svenja Schulze. Politik ist manchmal echt kompliziert. Ich kann ihn aber verstehen. Er will sich die Freiheit nicht nehmen lassen, den wissenschaftlichen Fortschritt der Menschheit im Alltag zu präsentieren, denn am Ende ist Plastik nichts anderes als das. Homo sapiens pride! Im übrigens sollten wir alle mehr darauf achten, milieuangepasst einkaufen zu gehen. Wie sähe das denn aus, wenn ich mit meiner Louis Vuitton in den Kaufland gehe? Nein, nein. Dann lieber Plastiktüten. Die werden ja am Ende sogar von den Walen wiederverwertet. Oder habt ihr schon mal einen Blauwal eine Louis-Vuitton-Tasche essen sehen? Eben.

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  3. Michael Kohlke schreibt:

    „Nicht nur das Meer, auch die Atemluft ist schon Müllhalde für Mikroplastik. Ein deutsch-schweizerisches Team hat Abertausende winziger Partikel im Schnee nachgewiesen.

    Sie breiten sich offenbar auch durch die Luft über weite Strecken rund um den Globus aus. Das haben jetzt Helmholtz-Forscher des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven zusammen mit Schweizer Wissenschaftlern für den europäischen Luftraum gezeigt. Um die winzigen Plastikpartikeln nachzuweisen, untersuchten die Forscher Schneeproben aus Bremen, Helgoland, den Schweizer und Bayrischen Alpen sowie von Eisschollen in der Framstraße vor Grönland.

    Schneit es, werden Partikel in der Luft vom Schnee aufgenommen und fallen mit den Flocken zu Boden. Dieses Phänomen machten sich die Forscher zunutze, um die Konzentration von Mikroplastik zu erfassen. Der Großteil der Teilchen wies eine Größe von weniger als elf Mikrometern auf, also weniger als 0,011 Millimeter. Die winzige Größe macht die Partikeln praktisch unsichtbar für das menschliche Auge und erlaubt es diesen gleichzeitig, von Winden transportiert – und von Mensch und Tier aufgenommen – zu werden.“

    Weiter geht der Text hier: https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/wie-schuhsohlenreste-in-die-lunge-kommen-16333714.html

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  4. Nick schreibt:

    Hallo Herr Jenckel,

    können Sie sich noch an Ihr Gespräch mit dem hauptberuflichen Vizepräsidenten Holm Keller vom Dezember 2007 erinnern? Ein Farmscraper, an dem sich immerreife Tomatenstauden herunter in hingehaltene Mäuler ranken, sollte über der Tiefgarage neben der Event- und Touristenattraktion Libeskind-Innovationsinkubator entstehen, in welchem die Herausforderungen für die globale Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts kommende Jahrzehnte kreativ bebrütet und musterhaft von Lüneburg aus abgearbeitet würden:

    55 m² Fläche für eine innerstädtische Großplantage. „Vertical Farming“ würde nach Keller die Antwort der nordostniedersächsischen Agrarindustrie auf Klimakrise, Plastikmeere auf unseren Feldern (immer mehr Gemüse und Obst reifen unter Folien) und Ackerlandknappheit sein: Landwirtschaft im Hochhaus, sozusagen zwischen Sparkassen-Arena und Luxuswohnungen am Wasserturm.

    Denken Sie nicht, mit Lastfahrpaternostern, steilen, steinigen 60° Aufstiegen und Wendelpistenabfahrten ließe sich nach diesem Vorbild auch etwas flächenschonende Fahrradinfrastruktur für moderne Berufspedalisten, Mountainbike-Freaks und Bewegungsjunkies neben den 3D-Campus auf den Grüngürtel im Osten von Reppenstedt setzen? (Stichworte: Hochseilradstraße, Baumwipfelvelopfad, Höhenwegrennradarena. Das alles wäre sicherlich vor der Heiko-Meyer-Pruschtwitz-Kulisse des von Laserlicht multichromatisch illuminierten Kalkbergs auch von einiger Stadtmarketingrelevanz.)

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  5. Jo schreibt:

    Sogar – aber nicht allein – im (scheidenden) Leuphana-Präsidium weiß man inzwischen, es gibt auch eine sogenannte Plastiksprache:

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  6. Lore Kröger schreibt:

    Hallo Karl Krajewski, egal ob Deo, Epilierer, Zahnpasta, Nagelbürste oder Bodylotion: Die meisten Produkte, die man im Badezimmer benutzt, sind aus Plastik oder in Plastik verpackt. Plastik, das irgendwann im Müll landet. Trotz eines eigentlich gut gemeinten Recycling-Systems verkauft Deutschland Müllberge in ärmere Länder, zum Beispiel Malaysia. Über schlecht gesicherte Deponien landet so auch Müll aus Deutschland in den Meeren, in Meerestieren und in unserer Nahrung (https://www.dw.com/de/wieso-deutscher-m%C3%BCll-eben-doch-im-meer-landet/a-47198039)

    Aber schaffen Sie es, zum Beispiel ausnahmslos alle Plastikverpackungen aus dem Badezimmer zu verbannen? Vielleicht sogar, ohne das Gefühl zu haben, auf etwas verzichten zu müssen? Können Deocreme, Zahnputztabletten oder Haarseife Ihre gewohnten Produkte ersetzen? Wo bekommen Sie solche Alternativen eigentlich her? Macht es Ihren Alltag umständlicher, wenn Sie auf Plastik im Badezimmer verzichten oder die Körperhygiene herunterfahren?

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    • K. Krajewski schreibt:

      Hallo Frau Kröger, da haben Sie vollkommen Recht. Ich denke, dass wenn ein Umdenken bei den Menschen stattfindet und von den Konsumenten dies rigoros eingefordert wird, wird sich etwas ändern. Aber auch erst dann. Letztlich ist es der Konsument, der es in der Hand hat.

      Oder, wenn politisch gewollt, wie im Artikel erwähnt durch Verbote. Siehe Rauchverbot: Anfangs hielte das alle für nicht umsetzbar. Heute findet das ein Großteil der Bevölkerung wirklich gut… Wobei bei Verboten nicht immer die Komplexität der Gesamtthematik berücksichtigt wird und auf Basis der demokratischen Strukturen meist eher „faule Kompromisse“ entstehen (tatsächliches Recycling z.B.).

      In Ruanda und Kenia darf beispielsweise kein Plastik ins Land eingeführt und/ oder im Land verwendet werden. Am Flughafen wird das Gepäck tatsächlich überprüft, ob man Plastik dabei hat. Evtl. kann man von solchen Ländern auch in unseren „hoch entwickelten“ Industrienationen was lernen.
      https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2018-05/umweltschutz-ruanda-plastik-verbot-gesetz

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  7. Karl Krajewski schreibt:

    Lieber Herr Jenckel, sie haben Recht: Aufgeklärtheit ist ein gutes Gegenmittel gegen den Plastikwahnsinn. Doch das Beispiels des Fladenbrots trifft auch auf die von Ihnen als schizophren bezeichnete Plastik-Verpackung – insbesondere bei Bio-Produkten hin. Denn neben der gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichnung, dass es sich um Bioprodukte handelt, hat die Plastikfolie, z.B. bei Salatgurken die Funktion, diese länger haltbar zu machen. So kann eine Gurke durchaus mit einer Plastikverpackung ca. 3 Tage länger halten wenn sie verpackt ist. Der ökologische Schaden wäre deutlich höher, wenn diese unverpackt wäre, da diese nach wenigen Tagen entsorgt werden müsste. Da ohnehin schon 30% der Lebensmittel in Supermärkten weggeworfen werden, ist dies ein Weg die Lebensmittel länger haltbar zu machen und einer noch größeren Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken.
    (vgl.: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/das-grosse-shoppen/folie-und-plastik-fuer-frisches-gemuese-fluch-oder-segen-15259513.html)

    Mit Sicherheit keine optimale Lösung aber im Zweifel lieber Verpackungsmüll als Lebensmittelverschwendung. Das gleich gilt bei so vielen anderen Bereichen, wo man glaubt richtig zu handeln. Die gute alte Jute-Tüte und Baumwollbeutel bringt nur was, wenn man ihn auch wirklich regelmäßig nutzt. Wenn man jedoch jedes mal der Umwelt zuliebe einen neuen kauft und die zu Hause „hortet“ ist dies auch schädlicher als im Falle des vergessenen Beutels „mal“ auf eine Plastiktüte auszuweichen. (vgl.: https://www.n-tv.de/wissen/Plastiktuete-ist-besser-als-ihr-Ruf-article20997827.html)

    Ebenso die gut situierten Lüneburger die Abends in einer Weinbar darüber sinnieren, dass sie ja nur europäische Weine und keine aus Übersee verkosten, da dies ja aus Umweltgründen und ökologisch ja nicht vertretbar ist, wenn der Wein um die halbe Welt geschifft wird. Auch hier ist es meist so, dass die Wahl des Transportmittels entscheidender ist als die Wegstrecke. Ein Wein der aus Frankreich oder Italien mit dem Lkw über den Brenner gebracht wird, weist meist eine schlechtere Ökobilanz auf als wenn dieser in großen Containern mit tausend Tonnen anderer Produkte aus Übersee kommt (vgl.: https://www.cultivino.ch/kultur/perspektiven/australia/die-oekobilanz-des-weins/)

    Verbote sind mit Sicherheit nicht immer die richtige Lösung. Um auch hier das letzte Beispiel zu nennen, ob dieser Recycling und Trennungswahnsinn von Plastikflaschen, die ebenfalls aufwändig durch die Gegend gekarrt werden, wirklich notwendig ist und auch der gelbe Sack (der ebenfalls nicht wirklich recycelt, sondern größtenteils verbrannt wird) wird ebenfalls bereits seit einigen Jahren angezweifelt. Das Problem ist, wenn solche Systeme erstmal installiert wurden, sind sie nur noch schwer rückgängig zu machen, auch wenn man feststellt, dass sie eigentlich keinen Sinn ergeben. (vgl.: https://www.sueddeutsche.de/wissen/muell-kreislauf-das-deutsche-recycling-maerchen-1.3491734)

    Ich finde genau hier liegt der Knackpunkt: Man möchte selbst soviel richtig machen, kauft Bio, läuft ständig mit einem Jutebeutel rum, versucht soviel wie möglich mit dem Rad zu fahren, denkt über Elektromobilität nach und am Ende kommt man aus Unwissenheit (wie teilweise Sie auch in Ihrem Artikel) zu schlicht falschen Aussagen und Ableitungen. Im schlimmsten Fall sogar zu halbherzigen Verboten.

    Dennoch vielen Dank für Ihren Artikel, der sehr gut die Grundproblematik, die allgemeine Meinung und auch zum Teil den eingeforderten blinden Aktionismus widerspiegelt. Nicht jedoch der wirklichen Komplexität dieses Themenfeldes gerecht wird.

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    • jj schreibt:

      Danke fürs Lob und vor allem für die Zusatz-Infos

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      • K. Krajewski schreibt:

        Das Containerschiffe (wie im Übrigen auch die meisten Kreuzfahrtschiffe) wahre Dreckschleudern sind, brauchen wir sicherlich nicht drüber zu streiten. Jedoch meist immer noch in der Gesamt-Ökobilanz (je nach Produkt und Strecke) weniger schädlich als Straßenverkehr oder Luftfahrt. Hier war das Beispiel am Wein festgemacht, der mit dem Lkw aus Frankreich od. Italien eine durchaus vergleichbare (schlechte) Ökobilanz aufweist wie aus Übersee. Sicherlich lässt sich das nicht verallgemeinern, sondern kommt stark auf Produkt, Umverpackung (Glas) Lieferkette usw. an…

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      • Timo schreibt:

        Millionen Tonnen Kunststoff landen jedes Jahr im Meer und schaden Tieren und der Natur. Als Mikropartikel atmen wir ihn auch ein. Ein Erklärvideo: https://www.zeit.de/video/2018-08/5825387646001/plastik-im-meer-erst-vergiften-wir-den-ozean-dann-uns-selbst

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Herr Krajewski
      sie übersehen dabei was wesentliches. umverpackungen werden gern standardisiert. das heißt, oft sind sie für die produkte zu groß. die werbung will es so. man nennt es auch mogelverpackungen. die industrie will es so, weil so deren produktion billiger ist. dieses passiert nicht nur bei plastik. so mancher karton gerät zu groß. was die lebensmittelverschwendung angeht, dies findet hauptsächlich durch den konsumenten statt und durch den mangel an kaufbeobachtungen der filialen. es wird schlichtweg zuviel bestellt. die gurke muss nicht drei tage länger halten. der konsument ist einfach zu verwöhnt. er will alles zu jeder zeit haben. wer für die umwelt was gutes tun will, muss auch mal verzichten können.

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      • K. Krajewski schreibt:

        Herr Bruns, da gebe ich Ihnen vollkommen Recht und liege mit Ihnen auf einer Linie, insbesondere was den Verzicht angeht.

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    • Peter Carstens schreibt:

      Erinnern Sie sich noch an die Diskussion um den „Veggie-Day“ im Vorfeld der deutschen Bundestagswahl 2013? Der Anfang der Öko-Diktatur! Steuern auf Milch- und Fleischprodukte? Umweltzonen in Innenstädten? Geht’s noch? Plastiktüten streichen? Totalitär! Woher rühren die Heftigkeit dieser Abwehrreaktionen – und die intellektuelle Verrenkung, die notwendig ist, um sie zu legitimieren? (Ein späteres Beispiel solcher Abwehrhysterie: https://www.welt.de/wirtschaft/article166970017/Der-Einzelhandel-katapultiert-uns-zurueck-in-die-DDR.html)

      Es zeichnet sich zwar immer deutlicher ab, dass unsere Mobilität, unser Konsum und unsere Landwirtschaft die verbliebene Rest-Natur massiv schädigen – und das nicht nur hierzulande. Doch statt den überfälligen Wandel zuzulassen, ziehen wir lieber die Aussagen der Mahner in Zweifel. Schließlich haben wir uns unseren Wohlstand sauer verdient.

      Egal, ob es um Mobilität, Ernährung oder Konsum geht: „Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe!“, heißt es oft reflexhaft. Hinter dem Bestehen auf hohem Fleischkonsum, Tausenden Flugkilometern oder kostenlosen Plastiktüten steckt oft nichts anderes als ein tief sitzendes Verlangen nach grenzenlosem Genuss, Komfort und Bequemlichkeit – und panische Angst davor, dass uns jemand diese Schnuller wegnehmen könnte. Aus welchem vernünftigen Grund auch immer.

      Schnuller? Der Psychotherapeut Wolfgang Schmidbauer weist darauf hin, dass unser Denken und Handeln nicht immer so rational und reif ist, wie wir selber gerne glauben. Auch als Erwachsene sind wir ständig in Gefahr, in „kindliche, unreife, verantwortungslose Formen der Bedürfnisbefriedigung“ zurückzufallen – so genannte Regressionen. Menschen „haben panische Angst, auf solche Befriedigungen zu verzichten, wenn sich diese erst einmal eingeschliffen haben, und erfinden massenhaft Begründungen für deren Unentbehrlichkeit …“ (Wolfgang Schmidbauer, „Enzyklopädie der dummen Dinge“, oekom Verlag 2015, S. 226)

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  8. Spätestens seit den 1970er Jahren verdichten sich die Vorstellungen von einer ›klassischen‹, bilderbuchmäßigen Marktszenerie.
    Im Detail gehören dazu meist gestreifte Sonnenschirme und säuberlich aufgereihte, gut
    gefüllte Marktstände, Kisten mit Obst, Gemüse, Kartoffeln und auch Blumen, bäuerlich-
    rustikal gekleidete und beschürzte Händler_innen, sommerlich gekleidete Käufer_innen
    mit Stoffbeuteln, Einkaufskörben aus Weidengeflecht und rollenden Einkaufstaschen,
    letztere auch liebevoll-ironisch ›Hacken-Porsche‹ genannt.
    In den aktuelleren Reiseführern „Lüneburger Wochenmarkt“ ab den 1990er Jahren werden diese Marktveranstaltungen je nach Verlagskonzept in der Rubrik »Highlights« unter „Einkauferlebnisse in einer modernen Plastkwelt dargestellt“. 1970 er Wochenmärkte weiter? Eine bessere Form des Konsums?

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  9. Karin Gause schreibt:

    Zurück zur guten alten Leinenwindel! Und beim Joggen und Biken Lederschuhe und Baumwolle statt Sneaker und Funktionswäsche tragen. Das wäre ein Anfang! Dann würden unsere Kleinen bald schon weniger Mikroplastikfasern in ihren Fischstäbchen und Chicken Nuggets vertilgen.

    Ansonsten öfter mal ins Freibad Hagen statt nach Sylt oder auf die Malediven! Auch in der Schützenstraße wird einem alles geboten, was das Herz begehrt:

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  10. Klaus Bruns schreibt:

    mein lieber herr jenckel, solange es gelbe säcke gibt, gibt es auch politiker die keinen platz haben für vernunft. die stadt lüneburg hat bekanntlich keinen platz , deswegen wird auch kräftig verdichtet und man wartet gemeinsam auf die nächste sintflut an der bleckeder landstraße. herumfliegende plastikteile werden dabei gleich mit weggespült und schon ist das problem gelöst, oder?
    https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/2599457-starkregen-legt-innenstadtverkehr-kurzzeitig-lahm

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