
In der Diskussion um die „Grüne Oase“ auf dem Marktplatz vorm Luna-Brunnen hat die Kulturreferentin der Stadt eine Frage an Prof. Georg Klaus gestellt, der unter anderem geschrieben hatte: „Hat man ausschließlich einen Hammer in seinem Werkzeugkasten, sieht man in der Welt nur Nägel.“ Und er hat von „Kuschel-Urbanismus“ geschrieben. Der Marktplatz ist ein ausgewiesenes Baudenkmal samt Pflaster und Brunnen.
Die Referentin postete: „Ironiefreie Frage aus Interesse am Verständnis der Bewertung von Prof. Klaus: Was ist rückwärtsgewandter Kuschel-Urbanismus und inwiefern erkennt man ihn in dieser Aktion bzw. den „grünen Oasen“?
Prof. Klaus, gerade aus dem Urlaub zurück antwortet:
„Gefragt, wie denn der Wohnungsgrundriss ihrer Träume aussehen müsste, zeichnen 90% der Architektur-Erstsemester den Grundriss der elterlichen Wohnung … Ursächlich für dieses Phänomen sind zwei Aspekte – Erfahrungswelt und Sozialisation…. (da ist er wieder, der Hammer …).
Vergleichbares spielt sich augenscheinlich bei den Verantwortlichen für die ‚grünen Oasen‘ ab: Die kuscheligen, aus Paletten gefertigten Sitzplätze, die man aus dem eigenen Garten, dem privaten Umfeld kennt, dienen als Vorbild für Maßnahmen im öffentlichen Raum.
Dies ist ein wesentlicher Kritikpunkt, denn man übersieht, dass der öffentliche Raum ein hockkomplexes Gebilde ist. Stichworte: Zusammenspiel von privaten, halböffentlichen und öffentlichen Flächen, Charakteristik von Verweil- und Bewegungsflächen; funktionale, nutzungsrelevante und gestalterische Aspekte´.

Der Nutzungsbezug der öffentlichen Räume ist in diesem Zusammenhang besonders hervorzuheben: Lüneburgs Fußgängerzonen sind in erster Linie darauf ausgerichtet, stationären Einzelhandel, Gastronomie und Gewerbe optimal zu bedienen. Wir wissen nun, dass die vorgenannten Nutzungen zunehmend wegbrechen – unter Berücksichtigung der sich ausweitenden Digitalisierung wird sich das Rad auch nicht zurückdrehen lassen – auch wenn man es augenscheinlich nicht glaubt und mit Pop-Up-Stores und anderen Aktionen die Entwicklung einfangen will.
Das ist rückwärtsgewandt – es geht doch vielmehr darum, neue Nutzungskonzepte zu entwickeln bzw. umzusetzen und dabei verstärkt die Bereiche Wohnen, Kultur/Bildung und Soziales zu berücksichtigen – verbunden mit einer entsprechenden nutzungsorientierten Umstrukturierung des öffentlichen Raumes.
Wir wissen also schon jetzt, dass eine umfassende Umstrukturierung der Innenstädte erforderlich ist, um den Fehlern der Vergangenheit, insbesondere der Funktionstrennung – beispielsweise der Trennung von Wohnen und Arbeiten – etwas im Sinne der europäischen Stadt entgegenzusetzen.
Vor diesem Hintergrund finde ich es durchaus wichtig, auch mal etwas ‚zu probieren‘. Die nun willkürlich im öffentlichen Raum angeordneten ‚Sitzinseln‘, mit denen zum Verweilen animiert werden soll, leisten allerdings überhaupt keinen Beitrag zur Lösung des Problems.“