
Wo immer in der Welt Gräueltaten zu beklagen sind, wird in Deutschland von Politikern lückenlose Aufklärung gefordert. Doch 80 Jahre nach Kriegsende und mehr als 90 Jahre nach dem Beginn der unfassbaren Mordexzesse des Nazi-Regimes sollten gerade die Deutschen etwas leiser sein. Denn die Mörder und ihre Helfer waren nach Kriegsende lange unter uns, gedeckt von Tätern, die wieder in Ämtern waren, und Mitläufern, die Schlüsselposition in der jungen Bundesrepublik einnahmen.
Ja, es gab Nürnberg und in Lüneburg den ersten KZ-Prozess, den Bergen-Belsen-Prozess in der alten MTV-Turnhalle. Aber es gab vor allem viel Verschleppung von Verfahren, Wegschauen und Decken und späte, viel zu späte Prozesse wie gegen den Buchhalter von Ausschwitz in der Ritterakademie, 70 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers.
Aber es gab eben auch Leute wie Karl-Heinz Müller, der in Toulouse Juden in den Tod nach Auschwitz deportieren ließ, der zwar in Frankreich nach dem Krieg zum Tode verurteilt worden war, der aber in Niedersachsen Karriere bei der Polizei machte und nie wirklich belangt wurde. Klingt unglaublich, aber wahr. Die Nazi-Jägerin Barbara Klarsfeld hatte mir für eine Geschichte einmal Kopien ihrer Müller-Akten aus Paris geschickt. Und dann eine Telefonat mit dem Täter, der keine Frage beantwortet und sich unwissend stellte.
Auch ich fand es in meiner Zeit bei der Zeitung anstrengend mit Leuten wie Peter Asmussen vom VVN oder Thomas Sander zu reden, zwei hartnäckige Rechercheure in Sachen NS-Verbrechen. Aber sie und ihre Helfer sind es, die am Ende das im eigenen Lande eingefordert haben, was lange nur widerwillig eingestanden wurde und was bis heute teils unglaublich lange dauert, zum Beispiel die Aufarbeitung von Firmen-Geschichten zwischen 33 und 45. Und bei Gericht mussten oft erst junge Richter nachkommen, bevor sich was bewegte.
Wenn ich bedenke, wie ich Anekdoten-reiche romantisierende Geschichten über das Wiedersehen von Hofbesitzern und ehemaligen Zwangsarbeiter durchgewinkt habe, dann frage ich mich, was mir einfiel.
Die Deutschen sollten leise sein, wenn es um lückenlose Aufarbeitung geht. Sie haben versagt, als es darum ging, die Verantwortlichen und ihre vielen, vielen Helfer zur Zeit der Hölle auf Erden rechtzeitig dingfest zu machen.
Heute wird die Welt nicht nur von Kriegen und Bürgerkriegen überzogen, sondern auch wieder von Nationalisten, von Neo-Imperialisten, Neo-Kolonialisten, die nach Kanada und Grönland, nach Taiwan greifen oder vom Zarenreich träumen, und von Medien-Zaren, die Assoziationen zum Steigbügelhalter des Nationalsozialismus Alfred Hugenberg aufkommen lassen.
Der Ton wird rüde, die Debatte verkommt in Hass und Verschwörungstheorien, es wimmelt von Klimawandeleugnern. Die Welt, die wir kennen, geträt gefährlich aus den Fugen. Auch deswegen ist der Blick zurück ausnahmsweise ganz, ganz wichtig. Nicht nur auf das Ende des Krieges, sondern darauf, wie alles angefangen hat. Den Frieden haben die Alliierten den Deutschen gebracht, die Verheerung der Welt haben die Deutschen vorher selber angerichtet.
Hans-Herbert Jenckel
Lieber Herr Bruns,
„intelligente tiere, die eine soziale ader und ein umweltbewusstsein haben“, werden nur sehr selten in Parlamente und Staatsämter gewählt.
Viola Ulrich beispielsweise entrüstete sich schon vor ziemlich genau fünf Jahren in der Welt:
Das Welt-Fazit:
Mit anderen Worten: Ratten sind Dealmaker.
Die Phrase do ut des (lateinisch für ‚ich gebe, damit du gibst‘) beschreibt die Gegenseitigkeit als grundlegende Strategie sozialen Verhaltens. Ähnliche Prinzipien sind quid pro quo (lateinisch für ‚Dieses für das‘) und das Sprichwort manus manum lavat (lateinisch ‚Eine Hand wäscht die andere‘).
Ein antizipierendes Vermögen zur situationsadäquaten Anpassung (Intelligenz), nutzenorientierte Sensibilität für die Erwartungen anderer (Sozialsinn) und Aufmerksamkeit für die Bedürfnisse des engeren oder weiteren Umfeldes (Umweltbewusstsein), sind nicht nur keine Garantie dafür, der Güte Gottes auf der Spur zu sein, nein, Herr Bruns, sie können in einigen Ländern sogar zu (nicht in allen Fällen folgenlosen) Amtsenthebungsverfahren führen.
Bei wortbesoffen gelbwässrigen Shit tümelnden Bürgern wie Welt-Herausgeber Ulf Poschardt allerdings können diese drei Fertigkeiten bräunliche, die eigene Autorenhose selbstcharakterisierende Absonderungen von scharfcremig pestender Inhaltslosigkeit zur unfreiwilligen Folge haben.
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ie Phrase do ut des (lateinisch für ‚ich gebe, damit du gibst‘) beschreibt die Gegenseitigkeit als grundlegende Strategie sozialen Verhaltens.
sehe ich völlig anders. wer wirklich hilft, erwartet keinen dank. politiker sehen das leider immer öfters so. sie wollen dann wieder gewählt werden , als ob es nur immer darum geht. wer garantien erwartet, hat den sinn des helfens nicht verstanden.
Lieber Kurt C. Hose helfen kann eben auch dafür sorgen , das man eigene opfer erbringen muss. und deswegen ist echte hilfe auch so schwierig.
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LZ/WA – Landeszeitung für die Lüneburger Heide und der Winsener Anzeiger
Der FDP-Vorsitzende machte in Lüneburg klar, wofür er kämpft. Die Partei sieht sich als Korrektiv bei Subventionen und bla bla bla
warum fragt die lz nicht was relevanteres, als nach der fdp- reklame in eigener sache ? zum beispiel: warum ist der liberalismus nicht nur in europa auf den rückzug? und warum ist er dabei behilflich? ist trump sein vorbild? findet er es richtig, das milliardäre demnächst zu billionäre mutieren? warum ist er dafür ,dass das soziale in seinen kreisen immer mehr abgeschafft wird? findet er es richtig , das reiche bei uns und in der welt , die politik bestimmen wollen?
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Sollen etwa Arme die Politik bestimmen, Herr Bruns?
Oder Bäume?
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Hiltrud
wie wäre es mit intelligente, die eine soziale ader und ein umweltbewusstsein haben? meinen sie , wer arm ist , ist gleichzeitig auch dumm und wer reich ist, gleich schlau? haben sie vorurteile,, oder sind sie nur einfältig? schmunzeln
Tiere sind ja wahrscheinlich nicht nur die besseren Menschen, sondern Menschen die besseren Tiere, und das gerade macht sie ja so verflucht gottserbärmlich gefährlich.
© Peter Rudl (*1966), deutscher Aphoristiker
Erstellt: 25.7.2012
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Nicht „Lüneburg und das Land“ versagten, sondern Lüneburgerinnen, Lüneburger und alle anderen Personen in Stadt und Land, die „nichts geahnt und erst recht nichts gewusst“ hatten. Heute sind die Volksempfänger digital, aber der Wille zur Niedertracht unter den Sendenden und die Bereitschaft zur Dummheit unter den Empfangenden ist immer noch analog.
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Klaus Bruns, haben Sie’s gesehen?
Heute im Sssäiejl (dt: Sale):
Wie viele von denen werden Sie sich anschaffen, um das Schotterschaufeln in Ihrem Vorgarten voranbringen zu lassen?
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na, wer wird sich wohl für die aufarbeitung der vergangenheit interessieren? die es nötig hätten. mit sehr großer wahrscheinlichkeit wohl kaum, oder? otto graf lambsdorff sagte mir mal: auf ,,die,, hätten wir gern verzichten können. er meinte mit ,,die,,, die nazis und mit ,,wir,, die fdp. hatten sie aber nicht. und wer versucht gerade afd wähler anzulocken? Lindner wirbt um Sympathisanten von AfD und BSW vielleicht helfen ja steuergeschenke, oder? die innere überzeugung wird das aber nicht ändern, oder?
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Dr. Bernd Rother in seiner Besprechung des Buches von Dirk Stegmann: Lüneburg 1918 – 1945. Stadtgesellschaft zwischen Kaiserreich, Republik und Diktatur, Lüneburg: Museum Lüneburg 2020. In: sehepunkte 21 (2021), Nr. 4 [vom 15.04.2021].
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Die via Handelsblatt angekündigte Aufarbeitung der NS-Geschichte der LZ (und ihrer Vorläuer) wird am St.Nimmerleinstag erfolgen.
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Lieber Herr Sander,
Thomas Kaufmann, geb. 1962, Inhaber des Lehrstuhls für Kirchengeschichte an der Universität Göttingen, hat gerade (August 2024) eine beeindruckende Darstellung des deutschen Bauernkrieges um 1525 als ein nachträglich sehr oft weltanschaulich missbrauchtes und verzerrtes, aber auch als ein schon zu seiner Zeit ideologisch vielfach befrachtetes, angeheiztes und gelenktes Medienereignis vorgelegt.
Und, nein, lieber Herr Sander,
„die via Handelsblatt am 10. September 2022 angekündigte Aufarbeitung der NS-Geschichte der LZ und ihrer Vorläufer [Absätze 18 bis 20 hier]“ wird nicht erst am Sankt-Nimmerleins-Tag erfolgen! Es mag sein, dass die mutmaßliche Unpässlichkeit der „Kunsthistorikerin“ [!], die „diese Aufgabe noch in diesem Jahr [2022] übernehmen“ sollte, ein oder zwei Dekaden andauert. Aber da sind ja Sie, Herr Sander, da ist Herr Jenckel, der in drei Tagen – am Sonntag – seinen 70. Geburtstag feiern wird, und da ist der methodisch und fachlich bestens präparierte Bernd Rother, ebenfalls aus Melbeck, der Lüneburgs berühmtestem, immerjungem und ausdauernd tatenhungrigem Journalisten in vorgenanntem Aspekt (Fødselsdagen) bereits am „Independence Day“ im vergangenen Sommer vorausgeeilt ist.
Warum sollten Sie drei die Ihnen verbleibende Zeit und die Ihnen zu Gebote stehenden Fähigkeiten nicht nutzen, um sich unsterblich zu machen, indem Sie – endlich – einen Anfang machen, die Mediengeschichte der „nationalsozialistischen“ Massenmörder in, um und aus Lüneburg (der „Hauptstadt des Reichsgaues Ost-Hannover“) für Ihre Zeitgenossen, Ihre Kinder und Ihre Enkel aufzuschreiben?
Worauf also warten Sie?
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Bernd Rother koordiniert, pflegt das Netzwerk in die scientific Community, beschafft die notwendigen finanziellen Mittel, schreibt und verantwortet das Qualitätsmanagement, Hans-Herbert Jenckel ist für die Archivrecherche zuständig, rekonstruiert die personellen Verbindungen und sorgt für Prägnanz und Lesbarkeit des künftigen aufklärerischen Standardwerkes, Thomas Sander, der Josef Matula unter den Forschern, organisiert das Auffinden und ebnet die Wege rascher Begutachtung der 80 Jahre alten Dokumentenkoffer auf den Dachböden der ehemaligen, auf „das woke Shitbürgertum“ während „der großen Zeit“ verächtlich herabgrinsenden „Eliten“ aus dem Umkreis der Telschow-Villa in der Schießgrabenstraße 8/9. – Aber wer achtet auf die argumentative Stringenz, die gedankliche Konsistenz, auf die rechtssichere Verwertung der Flut aus Bildern, Urkunden, Aufzeichnungen, Aktenvermerken etc. und auf die sachgerechte, zugleich eingängige und straffe Ordnung des Dargebotenen? Da kommt eigentlich nur Helga Dreyer infrage.
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Lieber Herr Berg , die mir verbliebene Energie reicht allenfalls noch gelegentlich für eine Anmerkung/Frage. Hochachtungsvoll ts
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Sehr geehrter Herr Jenckel,
leider läuft bei mir die Anmeldung bei WordPress heute ins Leere.
Darum hier mein Kommentar:
Außer Peter Asmussen und der VVN sollte auch die Geschichtswerkstatt
Lüneburg nicht vergessen werden. Beide Vereine sind seit Jahrzehnten
dabei, Aufklärung über Zeitgeschichte von Stadt und Landkreis Lüneburg
zu machen. Sie haben nicht nur eingefordert, sondern recherchiert,
publiziert und Öffentlichkeitsarbeit wie die Stadtrundgänge zum Thema
„Lüneburg im Nationalsozialismus“ gemacht – und tun es noch heute.
Ohne diese Arbeiten hätte ich wie viele andere nie erfahren, dass
Lüneburgs NSDAP-Oberbürgermeister nach dem Krieg einfach in der Politik
weiter gemacht hat – nach 1951 in einer Partei mit weniger Buchstaben,
der FDP … ab 1957 als Fraktionsvorsitzender.
Die Nazis kamen auch in Lüneburg nicht von einem fremden Stern und sind
bei Kriegsende auch nicht dahin verschwunden.
VVN und Geschichtswerkstatt Lüneburg kann man gar nicht genug dafür
danken, dass sie seit Jahrzehnten Aufklärungsarbeit zu diesem finsteren
Kapitel deutscher Geschichte leisten.
Mit freundlichen Grüßen
Erwin Habisch
Feldstr. 32a
21335 Lüneburg
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