Der Osten ist blau

Die AfD und die neuen Bundesländer? Dazu muss ich einmal ganz persönlich ausholen. Ich war nicht lange nach der Grenzöffnung in Magdeburg, weil meine Freundin dort für die Bild als Redakteurin arbeitete. Für so einen Wessi war Magdeburg damals wildromantisch, das Morbide hier, die Improvisation und die ersten Start-ups in der Innenstadt da. Der beste Italiener im Vereinsheim einer Kleingarten-Kolonie. Da wohnte allem Anfang ein Zauber inne. 

Danach bin ich von Rügen über Darß, Wismar, Schwerin, Quedlingburg, Perle Potsdam, Branitz, Muskau, Halle, Leipzig, Dresden, Erfurt, viele Male Weimar bis runter nach Görlitz im Osten unterwegs gewesen, weiter nach Prag zur deutschen Botschaft, wo Hans-Dietrich Genscher vom Balkon die Ausreise Tausender DDR-Flüchtlinge bekanntgab, Meilenstein auf dem Weg zum Mauerfall, Symbol des Freiheitsdrangs wie die Montags-Demos. Und ich dachte so bei mir „Wow, was für ein Titanenakt, diese Einheit.“ Allemal für einen Jungen der Bonner Republik, der sich da eigentlich wohl gefühlt hatte.

Vor rund zehn Jahren dann bin ich mit dem Rad mal wieder die Elbe lang – Wintenberge, Havelberg und dann nicht nach Potsdam, sondern nach fast einem Vierteljahrhundert wieder runter nach Magdeburg. Ich kam an einem Montag in Magdeburg an und aus dem Staunen nicht raus, was sich da alles getan hatte. Die Stadt war nicht wiederzuerkennen. Gelungen, dachte ich so. Ich wollte zufrieden mit dem Zug zurück nach Lüneburg.

 Auf dem Bahnhofsvorplatz traf ich auf zwei Polizisten und drei Demonstranten. Ich fragte, was los sei: „Na, Montagsdemo“, sagte ein Polizist. Ich dachte bei mir, die gibt es doch schon lange nicht mehr und sagte zu den drei Demonstranten scherzhaft: „Ihr seid aber spät dran.“ Dann brach die verbale Wut über mich herein. „Mauer wieder aufbauen.“Die Bedeutung der Montags-Demos hatte sich offensichtlich ins Gegenteil verdreht. Ich flüchtete in eine Bäckerei, erzählte mein Erlebnis. Darauf blaffte die Verkäuferin: „Mauer wieder aufbauen, aber zehn Meter höher.“ Ich war froh, als ich unversehrt im Zug saß und wusste, irgendwas läuft da gewaltig anders als gedacht. 

Magdeburg habe ich nie wiedergesehen – die AfD machte bei der Europawahl in Magdeburg mit 22 Prozent das Rennen, Sarah Wagenknecht kam aus dem Stand auf 16,5 Prozent. Mir scheint, da ist nicht 5. Kolonne Moskaus unterwegs, sondern das ist das diffuse Sehnen nach alten Zeiten. Aber der Wert der Freiheit ist unermesslich, aber eben ein immaterielles Gut, das leider allzu schnell gewöhnlich und alltäglich wird. Erst wenn sie verloren ist, begreifen wir überhaupt ihren Wert. Und dann ist wieder die Zeit für Montagsdemos im ursprünglichen Sinn.

Hans-Herbert Jenckel 

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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36 Antworten zu Der Osten ist blau

  1. Gabi Wagner schreibt:

    Im Übrigen sei er auch noch dafür, Karthago zu zerstören. Original: Ceterum censeo Carthaginem esse delendam, mit diesem Nachsatz soll Cato der Ältere, ein römischer Autor und Staatsmann, nach Auskunft von Herrn Jenckel, im zweiten Jahrhundert vor Christus seine Reden zu jedwedem Thema beendet haben. Aus Karthago befürchtete der ehemalige Feldherr einen Überfall. Tiefer Neid hier bei uns in der EM-Gegenwart angesichts solcher Aufmerksamkeitsspannen für ein einziges Thema. Vielleicht sollte Herr Jenckel jeden Blog.jj-Kommentar in Zukunft mit einem automatischen Nachsatz versehen:

    Übrigens ist eine rechtsextreme Partei in den Umfragen zweitstärkste Kraft im Land und eine Klimakatastrophe alttestamentarischer Apokalyptik galoppiert heran.

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  2. Klaus Bruns schreibt:

    tja, warum soll ich grün wählen, wenn diese nicht mal an der regierung mit einem eigenen landwirtschaftsminister tierquälerische tiertransporte verhindern können? wer bei der ampel will mit tierquälerei geschäfte machen? ein bundesminister hat möglichkeiten. warum nutzt er sie nicht? steht die fdp und der kanzler auf tierquälerei? sich bei dieser frage hinter einem gericht zu verstecken , ist für ein politiker der bundesminister ist, doch nur peinlich.

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  3. Jens Kiesel schreibt:

    Würde Bertholt Brecht heute noch leben, müsste er eines seiner Zitate ändern :

    „Unsichtbar wird die Dummheit, wenn sie genügend großen Ausmaß angenommen hat“

    Heute ist die Dummheit leider unübersehbar, die afd Wähler sind entweder unbelehrbare Rechtsradikale oder zu dumm zu erkennen, dass eine afd Regierung ihre sozialen und gesellschaftlichen Lebensumstände erheblich verschlechtern würde.

    „Sie sägten die Äste ab, auf denen sie saßen – Und schrien sich zu ihre Erfahrungen – Wie man schneller sägen könnte, und fuhren – Mit Krachen in die Tiefe, und die ihnen zusahen – Schüttelten die Köpfe beim sägen und – sägten weiter“

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    • Gertrud Hölscher schreibt:

      Werter Herr Kiesel,

      in einem Vortrag auf Einladung des österreichischen Werkbunds, gehalten in Wien am 11. März und wiederholt am 17. März 1937, benennt der Dichter Robert Musil das Paradox, dass jeder, der über Dummheit spricht, voraussetzt, über den Dingen zu stehen, also klug zu sein, obwohl genau diese Anmaßung als Zeichen für Dummheit gilt.

      Was fällt Ihnen zu dieser These ein?

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Gertrud Hölscher

        was ist klug? schnell etwas auswendig zu lernen? dafür gibt es zensuren in der schule. hat begabung was mit klugheit zu tun? „Ich weißdass ich nichts weiß“ ist ein geflügeltes Wort antiken Ursprungs: „Denn von mir selbst wusste ich, dass ich gar nichts weiß …“ (Platon: Apologie .. was bringt diese erkenntnis für den alltag dem einzelnen? ob platon in der heutigen zeit, gute zensuren in der schule bekommen würde? ob er zensuren überhaupt akzeptieren würde?

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      • Jens Kiesel schreibt:

        Mir fällt auf, dass sowohl Robert Musil als auch Bertholt Brecht viel kluges über die Dummheit gesagt haben.

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      • Gertrud Hölscher schreibt:

        Klaus Bruns

        Der Vorteil der Klugheit liegt darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist, wie Sie gerne nachweisen, schon schwieriger.*

        * Dass dieser Aphorismus in den Briefen und Schriften des 1935 verstorbenen Satirikers Kurt Tucholsky nicht zu finden ist, hat Friedhelm Greis am 1. Februar 2018 zuerst auf dem Computerportal Golem.de aufgedeckt und diesen Artikel am 2. Februar 2018 ebenfalls auf seinem amüsanten Sudelblog veröffentlicht.

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  4. Jochen Cordes schreibt:

    Klaus Bruns bekennt öffentlich:

    die behauptung von mir, ich hätte keine vorurteile[,] ist natürlich unsinn.

    Das wollen wir Blog.jj-Jogger mal für die Ewigkeit festhalten.

    Von Adi Preißler, dem Dortmunder Fußballphilosophen, wissen wir allerdings auch:

    Dat Unterbewusstsein is dat, wo der Mensch nix für kann!

    Insofern sind die als solche nicht erkannten (= unterbewussten) Vorurteile von Klaus Bruns (und genauso die von den Nazi-Wählern) etwas, wo sie nix für können.

    Als ergebnisorientierter Mensch hätte Adi Preißler auf die Fragen, was nun mit dem „Blauen Osten“ anzufangen ist und wie es dazu bloß hat kommen können, wohl gesagt:

    Grau ist alle Theorie – entscheidend is auf’m Platz.

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    • Klaus Bruns schreibt:

      jeder Mensch hat also Vorurteile. Doch welche Vorurteile man hat, und wie stark sie sind, ist abhängig vom Elternhaus, vom sozialen Umfeld, von eigenen Erfahrungen und von der Gesellschaft, in der man lebt.

      Jochen Cordes
       wo haben sie unterbewusst gelesen? haben sie vorurteile? schmunzeln

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      • Volker Schuster schreibt:

        Nana, Herr Bruns,

        jetzt das Geständnis nicht gleich wieder abschwächen, indem Sie alle anderen Menschen zu einem wie Ihnen erklären. Sie schrieben über sich:

        die behauptung von mir, ich hätte keine vorurteile[,] ist natürlich unsinn.

        Jochen Cordes, Hans-Herbert Jenckel, Andreas Janowitz, Claus C. Poggensee, Michèl Pauly, Otto Berg, Jens Kiesel, Sebastian Balmaceda-Voigt, Karlheinz Fahrenwaldt, Stephan Bothe, Jens Böther, Malte Lühr, Gerald Sagorski, Klaus-Peter Dehde, Carlo Eggeling, Randolf von Estorff, Klaus Hoppe, Willi Banse, Rainer Mencke, Franz-Josef Kamp, Georg Wüstenhagen, Hinrich Erich Gustav Bonin, Jörg Kohlstedt, Ulrich Mädge, Michèl Pauly, Felix Petersen, Eckhard Pols, Thomas Sander, Detlev Schulz-Hendel, Berni Wiemann, Michael Zeinert und Ilko-Sascha Kowalczuk taten das nicht! Die alle haben dergleichen über sich niemals öffentlich plakatiert.

        Also gibt es in der Hinsicht zwischen denen und Ihnen doch mindestens einen krassen Unterschied, den Sie jetzt bitte nicht herunterspielen sollten.

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  5. Claus-C. Poggensee schreibt:

    Drei Stichworte sind mir aus der Studie „Triggerpunkte“, an der der bereits angeführte Steffen Mau beteiligt war, in Bezug auf unsere Thematik hängengeblieben: Ohnmacht gefolgt von Wut und Veränderungserschöpfung. Dies sind keine allein ostdeutschen Phänomene und ich warne davor allein den Osten blau zu malen.

    Absolut hat die AfD in Thüringen 320.025 Stimmen erhalten, in Niedersachsen 522.920 Stimmen. 16% der 16- 24-Jährigen wählten in Niedersachsen bei Europawahl 2024 AfD. Alles nur Trendnazis?

    Im Leitartikel der Wochenend-taz (vgl. https://taz.de/der-leitartikel/!6015092/ ) schreibt Daniel Schulz:

    „So sehr sie sich auch anstrengen, die AfD und ihre Fans werden in Deutschland nicht ernst genommen. 70 Prozent der befragten AfD-Wähler:innen sagten in einer Umfrage zu den Wahlen am vergangenen Sonntag, sie entscheiden sich wegen der politischen Forderungen der Partei für die AfD. Genau diese Entscheidung trauen aber 70 Prozent aller Befragten in der gleichen Umfrage – also auch Wähler:innen anderer Parteien – den AfD-Wähler:innen nicht zu.

    Diese 70 Prozent glauben, Menschen wählen die AfD aus Protest statt aus Überzeugung. Rechtsextreme können der Mehrheit in diesem Land ins Gesicht schreien, dass sie es ernst meinen, und trotzdem ignoriert diese Mehrheit es oder redet es sich bequem.“

    Die Generation 45+ zeigt im Osten hohe Zustimmungswerte zur #NoAfD. Sie ist mit dem Narrativ aufgewachsen, die Grenze sei ein Antifaschistischer Schutzwall. Wie tief Rassismus (auch) in der DDR verankert war, zeigen inzwischen viele Berichte. Dass die Generation 45+ im Osten durch die DDR-Staatspropaganda geprägt angesichts des über Jahre der Verunsicherung nicht eingelöste Heilsversprechen „blühender Landschaften“ den (westdeutschen) Medien kritisch gegenübersteht, mag nicht rational sein, ist aber nachvollziehbar. Gegen die „Staatspropaganda“ schaute mensch damals Westfernsehen und heute YouTube. Herr Janowitz teilt ein gut gewähltes Beispiel für das, was dort läuft.

    Die Wiedervereinigung – in bestimmten Bereichen wäre der Begriff Anschluss sicher treffender – bedeute für viele Menschen im Osten den Verlust ihres Arbeitsplatzes, der Sinn und Identität gestiftet hat. Ihre bis dahin erbrachte Lebensleistung war und ist von vielen aus dem Westen betrachte bis heute nichts wert. Die notwendige Neuorientierung bedeutete nicht nur ökonomische Unsicherheit. Viele gingen mutig in den Westen und bissen sich dort durch. Leicht war das für sie nicht, denn die westliche Willkommenskultur war genauso schnell verebbt wie 2015.

    Die Ampelregierung wagt sich nun mutig an die Lösung von vielen Problemen, die 15 Jahre lang ausgesessen wurden. Die überfällige und unvermeidbare sozial-ökologische Transformation stellt auch im Westen manch Lebensleistung in Frage, im Osten ist es aber bereits die zweite Infragestellung. Soviel an Seele und Geldbörse gehende Veränderung gleich zweimal in 25 Jahren zu durchleben, dazu sind viele Ostdeutsche nicht bereit und oft auch nicht in der (ökonomischen) Lage. Kann die Welt nicht einfach mal so bleiben wie sie ist?

    Deshalb darf es keinen Klimawandel geben, Billigfleisch bleibt geil, Corona war nicht mehr als eine Grippe, Gendern ist Meinungsdiktatur und wer hart arbeitet, bringt es auch zu was. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. 

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Ja, Herr Poggensee Sie haben recht, im Westen gibt es mengenmässig mehr Wähler dieser rechtsradikalen Partei. Aber es ist numal nicht jeder dritte(!) ein weltfremder Spinner.

      Genau so muss man es numal sagen: AfD Standpunkte sind weltfremde Spinnerei und man muss schon reichlich unterbelichtet sein deren Gequatsche als „wahr“ zu bezeichnen. Dieses dümmliche Gestammel von Rasse(pferden) wurde durch Thilo Sarazin (SPD!) marktfähig und findet in diesem Remigrationsgesülze seinen vorläufigen Höhepunkt.
      Die „Diskussion“ online ist dermassen idiotisiert, das hat es bisher nicht gegeben. Natürlich fühlen sich die Wähler dieser Zusammenrottung angfasst, wenn man sie (zurecht) als blöd bezeichnet. Man kann über diesen ausgedachten Schwachsinn nicht „Diskutieren“, das ist das wirkliche Problem. Die Realitätsverweigerung von erheblichen Teilen der Bevölkerung.

      Und wenn ich mir vorstelle das jeder Dritte in seiner eigenen irren Welt (und genau das ist diese krude Kopie des dritten Reiches mit Ahnenpass) lebt wird mir schlecht. Die sind quasi überall! In der Verwaltung, der Polizei und in Grossverbänden des Heeres (PzGrenBrig 37)! Überall unzurechnungsfähige Irre?! Wie soll man mit erfundenen Realitäten umgehen?

      Dazu kommt dann ein erhebliches Defizit in Sachen Medienkompetenz, denn unsere geistig armen Schwurbeln ja gerne von „Meinungsdiktatur“, können allerdings nicht erfassen, das sie sich Online lediglich Wohlfühlpropagnada zu Gemüte führen und keine „Aufklärung“ über die „wirklichen Verhältnisse“, wie immer wieder behauptet. Was früher für jeden offensichtlich als „Staatspropaganda“ über die öffentlichen Medien lief, wird heute als individualisierte Wohlfühlpropaganda über`s Internet verteilt. Ich bin dann der „Naive mit der rosa Brille“, weil ich mir nicht mit zig anderen dieselben vorgefertigten Meinungen teile. Dumm wie drei Meter Feldweg, aber hirnrissigen Stuss als der Weisheit letzten Ratschluss anführen. Ich war so blöd mich über diesen Brunnenvergifter Raue lustig zu machen, weil ich nie ernsthaft damit gerechnet hatte je seinem hirnrissigen Stuss im offline Leben zu begegnen. Ich kann da beim besten Willen keinen Bezug zu irgendwelchen „Lebensleistungen“ herstellen. Für mich ist sowas nur sattes Genörgel an allerkleinsten Unpässlichkeiten. Nur so kann ich mir das erklären: hochfunktional im Job, in der Lage extrem komplexe Vorgänge zu visualisieren und vorrausschauend abzuarbeiten, scheitern aber an der simplen Frage woher das Uran in den AKWs kommt, oder wieso niemand hinter OP Masken erstickt ist. Fast schon autistisch.

      Natürlich ist Kontra Energiewende und Coronamassnahmen in diese wirre Weltsicht eingewebt, denn es ist ja nur Wohlfühlpropaganda, damit sich nur ja nichts ändern muss, da haben Sie vielleicht recht…

      Die Wahl der Saboteure deutscher Wirtschaftpolitik bleibt allerdings gefährlich bekloppt. Angesichts des rasenden Klimawandels sind Anpassungsmassnahmen zwingend notwendig. Naja vielleicht säuft ja heute der Wahlkreis von Führer Bernd ab.

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      • Jasmin Pützel schreibt:

        Reden wir über diesen oder über diesen Alexander Raue, Herr Janowitz?

        Irre mit starkem menschenfeindlichen Einschlag kommen mir beide vor.

        Brunnenvergiftung kann einen rhetorischen oder einen wörtlichen Sinn haben. Welchen meinen Sie?

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      • Claus-C. Poggensee schreibt:

        Zusammen mit 2,9 Mio. EU-Bürger*innen waren rund 63,8 Mio. Menschen bei der Europawahl in Deutschland wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,8 %. Die Nicht-Wähler*innen eingerechnet kommt die #AfD auf bundesweit 11% der Stimmen und der noch weiter rechtere Rand kommt noch mit Zehntelprozentpunkten hinzu. Rund 6,6 Mio. Menschen wählten #NoAfd und nicht wie sie schreiben jeder Dritte. Von diesen wählen die AfD nach tagesschau 51% aus Überzeugung mit dem geäußerten Programm der AfD, wie es ein Maximilian Krah verkörpert. Die taz schreibt 70%, die Quelle muss aber hinterfragt werden, vgl.  (https://correctiv.org/faktencheck/2024/06/12/ja-die-welt-hat-eine-umfrage-bei-der-die-afd-70-prozent-erreichte-geloescht/ .

        51% sind 3,3 Mio. Menschen in Deutschland, also etwas weniger als in Berlin wohnen. Ich befürchte, da haben Sie meinen Beitrag falsch interpretiert.

        Laut Mitte-Studie (Zusammenfassung unter https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/rechtsextremismus-studie-100.html ) teilen acht Prozent der Menschen in Deutschland ein rechtsextremes Weltbild, das ist jeder zwölfte Erwachsene. Von denen dürften nicht alle zur Wahl gegangen sein. Die Studie schreibt ferner: 12,3 Prozent der 18- bis 34-Jährigen teilen ein rechtsextremes Weltbild.

        Neulich fand ich einen gelugenen Cartoon dazu. Sohn und Vater am Bildschirm. Sohn: „Das sind Fake-News.“ Vater: „Das kann nicht sein, die schreiben doch genau meine Meinung.“

        Sie schreiben: „Man kann über diesen ausgedachten Schwachsinn nicht „Diskutieren“, das ist das wirkliche Problem. Die Realitätsverweigerung von erheblichen Teilen der Bevölkerung.“ Richtig, aber was dann? Wir haben nun mal mindestens 3,3 Mio. wahlwillige Nazis im Land, die Mehrzahl im Westen. Fakt. Isso.

        Auf der politischen Ebene ist jede Diskussion mit Nazis sinnlos und Zeitverschwendung. Die seit Ausrufung bröcklige Brandmauer der CDU ist regional und lokal längst eingestürzt. Leider ist uns auch Maik Peyko in seinem Blogbeitrag vom Januar ( https://blog-jj.com/2024/01/06/wie-die-wut-die-demokratie-untergrabt/ ) eine Antwort darauf schuldig geblieben, wie mit Nazis umzugehen ist.

        Mein Ansatz ist erstmal, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Menschen nach rechts abdriften. Wäre es da nicht doch ganz gut, wenn die FDP das Demokratieförderungsgesetz im Bundestag nicht länger blockieren würde, Herr Wiemann?

        Was führt dazu, dass jemand Nazis wird? Kein Mensch wird als Rassist geboren. Daher der Verweis auf die Lebensleistung, die für manch Nazi sub- und manchmal auch objektiv nur noch daraus besteht, in Deutschland geboren worden zu sein.

        Ich versuche, den Lebensgeschichten zuzuhören (was natürlich nicht mehr in sozialen Medien geht) und setze eigene Lebensgeschichten dagegen, wobei mir meine Erfahrungen im südlichen Afrika helfen. Damit entsteht manchmal eine Basis gegenseitigen Verständnisses, die im Gegenüber auf beiden Seiten den Menschen sichtbar werden lässt. Manchmal. Und ob daraus dann etwas für die politische Überzeugung meines Gegenübers folgt?

        Sie merken, den Stein der Weisen habe ich nicht. Ob es ihn gibt? Vielleicht am Ende des Regenbogens.

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  6. Patrick Hannemann schreibt:

    Für mich ist es ganz wichtig, auch im Alter neugierig zu bleiben. Darum habe ich mir ein neues Kissen für mein Fensterbrett geleistet.

    Wann rüsten Sie denn weltanschaulich für die schönen Jahre auf, Klaus Bruns?

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  7. Klaus Bruns schreibt:

    Lieber Herr Jenckel, das geteilte Land, eine Meinung von Ulrike Nimz ,bei der SZ habe ich nicht zufällig hier versucht reinzustellen. Sie blockieren es ohne meinen Grund zu kennen. Es ist eine Medienkritik und sonst nichts. Die Meinung: Viele AfD-Wähler in Ostdeutschland sind keine Protestwähler: Sie haben kein Problem mit rechtsextremen Positionen, sie tragen diese mit und teilen sie.

    Mir geht es darum, diese Meinung wurde als Schlagzeile nicht in Frage gestellt, die Erklärung dazu verschwindet aber hinter einer Bezahlschranke. Jeder kann im Internet die Überschrift lesen, aber nur die ein Abo haben ,die Erklärung lesen. Die Frage, die sich mir stellt ist, war das ihre Meinung, oder soll das nur der Mainstream sein, oder nur die einer Minderheit? Ich finde, die Medien mit ihren Verhaltensmustern, haben einen sehr große Anteil, an der Unzufriedenheit.

    Anne König

    Frau Nimz ist übrigens eine gebürtige Rostockerin. schmunzeln. und meine ifo-Nachricht, war nur zum Zweck hier reingestellt, damit man sehen kann, wie andere die vorhandenen Probleme sich erklären. Vorurteile und Neid sind mir fremd. Sie sollten es sich nicht so einfach machen, Menschen nach dem zu beurteilen, was sie hier reinstellen. Hier finden keine Bewerbungsschreiben statt, schmunzeln.

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    • Anne König schreibt:

      Warum müssen Sie alles, was Sie so meinen, stets dreimal platzieren, Herr Bruns? Allgegenwärtigkeitssucht? Schwach ausgebildete Resilienz bei starkem Sendungsbewusstsein? Ihr Meinen wird dadurch nicht besser.

      Ulrike Nimz, geboren 1983, die also 6 Jahre alt war, als die Mauer fiel und das Sowjetimperium implodierte, hat am 10. Juni 2024 um 16:41 Uhr in der SZ fünf deftige Thesen (unten 1. – 5.), aber nur einen faden Vorschlag (unten 6.) formuliert:

      Frau Nimz meint:

      1. Es sei hohe Zeit, sich in pucto „Osten“ mit der „Frage zu beschäftigen, was in den vergangenen Jahrzehnten verbockt worden ist, in Sozial- und Strukturpolitik, im Kampf gegen Rechtsextremismus.“ — (Offen bleibt, wer was „verbockt“ haben soll. Ähnlich wie Sie, Herr Bruns, liebt Frau Nimz unverkennbar das Oben-unten-Schema. Irgend eine Elite zieht die Fäden, die dummen „Normalos“ haben es zu erleiden. Das Individuum ist für sein Verhalten nicht verantwortlich. „Strukturen“ sind schuld.)
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      2. Wie Herr Berg und Herr Kowalczuk meint Nimz: Wer Nazis wählt, ist ein Nazi! — (Beim Nazi-Sein ist man im Osten also ganz bei sich, agiert selbstgesteuert. Die Frage, wie das zur Perhorreszierung der schlimmen „Strukturen“ passt, die ja überindividuell in ganze Kollektive hinein walten, beantwortet die 41jährige SZ-Autorin aus Rostock nicht.)
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      3. Behauptete „Volksnähe“ der ganz plumpen Sorte ist für Nimz die einende Gemeinsamkeit von Höckes AfD und Wagenknechts BSW. Beide Formationen leben vom Gerede über fiese „Eliten“ und unschuldige „Volksmenschen“. Bei Ihnen, Herr Bruns, ist es „das akademische Viertel der Grünen, als Sie dort Mitglied waren“ und bei Sahra und Björn ist es „das globalistische Establishment“ in Kultur, Wirtschaft und Politik, das „den kleinen Mann von der Straße“ nicht wahrnimmt, ihn deshalb nicht mehr kennt und folglich von denen übertrumpft wird, die jenem armen Tropf „Märchen vom ‚failed state‘ Deutschland erzählen, und dass man mit Putin verhandeln und gleichzeitig frei bleiben“ kann. — (Dass sie sich den Nazi-Wähler noch brot-dümmer vorstellt, als die ungenügenden, aber direkt in dessen Hirn hinein regierenden „Strukturen“ mit sozialpädagogischem Ehrgeiz, kann nicht verbergen: Im Denken von Frau Nimz spielt das „Ihr-da-oben-wir-hier-unten-Schema“ eine ganz zentrale Rolle. Diese simple Verschwörungsannahme teilt die Rostockerin mit Ihnen, Herr Bruns.)
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      4. Die Hoffnung, dass Sahra Wagenknechts Angebot die AfD schwächen könnte, ist genauso dünn wie jene, dass Christdemokraten Wähler von der AfD zurückgewinnen, wenn sie die Grünen zum Gegner erklären und gegen ‚kleine Paschas‘ wettern.“ — (Hier gebe ich SZ-Korrespondentin Nimz uneingeschränkt recht, rätsele aber, warum das überhaupt erwähnt werden musste. Wieso sollte denn ein überzeugter Nazi-Wähler kein „Pascha“ sein wollen? Und welchen Sinn ergibt es für ihn, über den nicht vorhandenen Unterschied zwischen zwei in fast allen Hinsichten gleich extremistischen Parteien nachzudenken?)
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      5. Wagenknecht und Höcke propagieren eine primitivistische Kombination aus nationalistischen und sozialistischen Elementen. Beides, so verstehe ich Nimz, „fällt auf fruchtbaren Boden in einem Landstrich, in dem noch immer länger gearbeitet, weniger gezahlt, kaum was geerbt wird.“ — (Ist das so? Auch bei Amazon wird „noch immer länger gearbeitet, weniger gezahlt, kaum was geerbt.“ Ist unter Amazon-Beschäftigten die AfD- und BSW-Wählerschaft größer als zum Beispiel unter VW- und Avacon-Beschäftigten? Oder sind es doch die Trollfabriken des Schlächters Putin, „die Wohnzimmerradikalisierung, die pandemische Qualität von Verschwörungsmythen“ via der digitalen Echokammern, durch deren Dauerhirnmassage „die Unzufriedenheit mit den etablierten Parteien“ – Oben-unten-Schema – „sich zur Demokratieverachtung ausgewachsen“ hat? Warum aber sollte dieser Einfluss im Osten größer als im Westen sein?
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      6. Krieg oder Frieden – Sie haben jetzt die Wahl“ plakatierte Sahra Wagenknechts Bündnis (BSW). „Unser Land zuerst!“, forderte die AfD in Trump-Manier. Darin steckt die diffamierende Botschaft, die jetzt Regierenden, ja, keine der „etablierten Altparteien“ könne es. Sie zögen die deutschen Lande ins Verderben, dächten zuerst an andere. Verachtung von Solidarität und Altruismus lautet demnach die Empfehlung. Wer kann so blöde sein und sich so ein Gewäsch zu eigen machen, Herr Bruns? Und ist es wirklich ein vor allem ostdeutsches Spezifikum, dass „junge, gut ausgebildete Menschen“ auf dem Land, „auf den Straßen, in den Parlamenten, in den Dörfern“ fehlen? Fragen Sie mal nach bei Claus-C. Poggensee, der schon seit Jahren „Das Wort vom Deich“ ankündigt. Ulrike Nimz „Therapievorschlag“ lautet (ganz im Sinne ihrer Oben-unten-Fixierung): Zeigt euch, ihr hochnäsigen großen Politikmonarchen, gebt uns mehr Geld – und stigmatisiert uns nicht als „Nazi-Wähler“ – , denn Nazi-Wähler als Nazi-Wähler zu bezeichnen, ist eine Vereinfachung. Und Vereinfachungen grenzen aus. Wer aber ausgrenzt, „betreibt das Geschäft der Demokratiefeinde.“ – Kurz: Frau Nimz meint, nicht der Nazi-Wähler ist ein Demokratiefeind, sondern derjenige, der ihn als das bezeichnet, was er ist. (Eine Ansicht, die auch Bernd Tollmann nicht fremd zu sein scheint.)

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Kretschmann: Rechtschreibung ist nicht mehr so wichtig wie früher – Grundschulverband gibt ihm recht (Recht?) mein und dein ist wichtig, mir und mich nicht. https://www.news4teachers.de/2020/01/kretschmann-rechtschreibung-ist-nicht-mehr-so-wichtig-wie-frueher-grundschulverband-gibt-ihm-recht-recht/

      tja, früher haben sogar die gelehrten alles nur klein geschrieben. gibt es denn einen großen und einen kleinen nazi? schmunzeln. hallo Claus-C. Poggensee ,was meinst du dazu? deine frau würde sagen: immer diese rentner. grüße sie bitte von mir.
       

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  8. Andreas Janowitz schreibt:

    Ich glaube kaum das es ein „sehnen nach alten Zeiten“ ist Herr Jenkel. Es ist das Werk von Brunnenvergiftern und Feinden der Bundesrepublik.

    Wer hat denn die DDR noch wirklich „erlebt“? Die über 55 Jährigen. Die anderen kennen die höchstens vom Höhrensagen, denn kaum ein 10 Jähriger hat sein grösseres Umfeld richtig erfasst oder verstanden was überhaupt los ist in der Welt. Zumal die ja höchstens an die Ostsee konnten. Ich hatte in dem Alter wenigstens einen eigenen Blick auf die Lebenswirklichkeit beider Seiten geworfen, auch wenn ich nicht verstanden hatte wieso es in Deutschland überhaupt eine Mauer gibt und die Erwachsenen so ein Aufleben darum machten. Für mich war Ostblock ein sureales Abenteuerland. Strom und fliessend Wasser Glückssache. Das Geld abgegriffene Lappen mit unglaublichen Beträgen, die Münzen meist so völlig wertlos so das selbst ich als Kind Berge davon hatte. Jederzeit konnten aus dem nirgendwo Soldaten auftauchen und irgendwas fordern; Fotoapperate, ersatzweise Kippen, Kaffee usf. . Polizei war selbstredent bestechlich und machten von sich aus „Angebote“ (am Liebsten in DM), ausser den VoPos, die waren immer schikanöse Arschlöcher.

    Jeder unter 40 hat doch keine Ahnung wie`s war in der DDR zu leben. Von denen zu hören das es in der DDR doch „gar nicht so schlimm“ war ist bestenfalls eine ererbte Floskel. Trotzdem wählen die Westnazis. Was an diesen Wahlergebnis die unfreiwillig komischste Groteske ist -soviel zur „Bevormundung“ durch „Wessis“.

    Was Sie hier sehen ist die Aufspaltung der Realität.

    Die eine gepolstert mit möglichst allinklusiver Toleranz, also nach allen Seiten offen. Nur so strotzend vor ungewollt komischen Wortschöpfungen, die allerkleinste Mikroaggression unterdrücken wollend. (Wenn ich „Wirkmittel“ nur höre kriege ich Kopfschmerzen…)

    Die andere das reinste Irrenhaus, eine paranoide Wahnfantasie von „Überfremdung“, „Macht- und Bedeutungsverlust“, die es umgehend mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Eine kindlich infantile Schwarz und Weiss Weltsicht mit frei erfundener Deutungshoheit über alles, immer.

    Sie ist das Ergebnis von Jahren hybrider Kriegsführung. Und Nein es steht kein „grosser Plan“ dahinter. Es wird lediglich improvisiert und auf primitivste Impulse wie Dummheit und Gier gesetzt. Natürlich habe ich auch ein Beispiel wie jemand freiwillig aus Dummheit und Gier die Schmutzarbeit für fremde Mächte erledigt:

    Davon gibt es ein ganzes Biotop, dessen Notdurften einem bis unter die Nase stehen.

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    • Lena Luise Kröger schreibt:

      Wie viele über 55-Jährige gibt es in den „neuen Bundesländern“ denn derzeit wohl, lieber Herr Janowitz? Der Anteil dürfte deutlich über 40 Prozent liegen. Allein der Anteil der über 65-Jährigen beträgt dort schon knapp 30 Prozent. Beide Quoten sind im ländlichen Raum noch einmal erheblich höher als in den größeren Städten. Die Stadt-Land-Unterschiede bei den Wahlergebnissen spiegeln diese Verhältnisdifferenzen.

      Im gesamten Land ist die Bevölkerung älter geworden: Zwischen 1990 und 2022 ist der Anteil der unter 20-Jährigen von rund 22 % auf 19 % gesunken, während der Anteil der Senioren (65 Jahre und älter) von 15 % auf 22 % gestiegen ist. Allerdings schreitet diese Entwicklung im Osten schneller voran. 1990 war die Bevölkerung im Osten jünger als im Westen: Der Anteil der unter 20-Jährigen betrug 25 % im Osten und 21 % im Westen (jeweils ohne Berlin), während die ab 65-Jährigen im Osten 14 % und im Westen 15 % der Bevölkerung stellten. Im Zeitverlauf hat sich dieses Verhältnis umgekehrt: 2022 war im Osten der Anteil der unter 20-Jährigen mit 18 % geringer als im Westen mit 19 %. Zugleich war im Osten der Anteil der ab 65-Jährigen mit 27 % höher als im Westen (21 %).
      Quelle: Statistisches Bundesamt

      Übrigens zogen im Zeit­raum von 1991 bis 2022 rund 1,2 Millionen Bürger mehr von Ost nach West um als umgekehrt (Binnenwanderung).

      Demgegenüber war 2022 die Nettozuwanderung (abzüglich Sterbefälle und Abwanderung) aus dem Ausland im Westen mit 1.145.000 Personen fünfmal höher als im Osten mit 221.000 Personen.

      „Hybride Kriegsführung“ (politische Destabilisierungskampagnen mittels Lügen in digitalen und nicht-digitalen Massenmedien) gibt es in Ost- und Westdeutschland. Ebenso gibt es korrupte, von Putin, Xi Jinping und/oder von verkommenen milliardenschweren deutschen Steuerflüchtlingen aus der Schweiz bezahlte Landesverräter bei der AfD sowohl im Westen wie im Osten unserer Republik.

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  9. Klaus Bruns schreibt:

    herr wiemann, ob kürzung des sozialstaates wie herr lindner es vorhat, da helfen wird?

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  10. Bernd Tollmann schreibt:

    “Das gegenwärtig wichtigste Problem auf EU-Ebene ist für junge Europäerinnen und Europäer das Thema Migration und Asyl mit 36 Prozent. In Deutschland sind es 46 Prozent, in Polen 33 Prozent.“ Und weiter „33% zeigen sich migrationskritisch“ Sowie: Jugendliche zeigen sich bezogen auf ihre Zukunft pessimistisch. Quelle TUI Jugendstudie 2024 Um diese Jugend kümmert sich kaum jemand (Politik, Presse) Es geht in erster Linie um Rassismus und damit nicht um sie, bzw. ggf. sogar gegen sie. Wenn Sie nach Osten schauen, um den Erfolg der AfD zu ergründen, schauen Sie auch auf die aktuellen Jugendstudien. Die machen sehr betroffen. Wenn junge Leute von den Grünen weg, direkt zur AfD schwenken, sagt das viel aus und muss analysiert werden. Und das ohne Sprachtabus oder sonstige. Welcher Journalist befragt mal Jugendliche, die sich gerade nicht mit Umwelt oder Rassismus beschäftigen, sondern in ihrer persönliche Lebenswelt eben auch Probleme mit jungen, männlichen Flüchtlingen/Migranten haben? Mit denen redet keiner. Ist gerade auch nicht Mode, da sind die o.g. Themen Rassismus und Umwelt en vogue. Machen alle Medien oft und gern. Gegen „weiße“gibt es keinen Rassismus, wird den jungen Kartoffeln eingetrichtert. Ob sie ihn selbst erleben, oder nicht. Was nicht sein darf, ist auch nicht. So kommen wir aber nicht weiter. 46 bzw 33% sprechen eine eindeutige Frage und es sind nicht immer nur gleichzeitig Ossis in den blauen Bundesländern!!

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    • Beverly Schmalke schreibt:

      Schon klar, Bernd Tollmann !

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    • Claus-C. Poggensee schreibt:

      Ihr Satz „Wenn junge Leute von den Grünen weg, direkt zur AfD schwenken, sagt das viel aus und muss analysiert werden.“ erstaunt angesichts Ihrer politischen Überzeugung nicht, bedarf aber einer Prüfung seines Wahrheitsgehalt: 50.000 grüne Stimmen sind im Vergleich zur Bundestagswahl laut https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/europawahl-2024-waehlerwanderung-woher-afd-und-bsw-ihre-stimme-haben/ zur #NoAfD gewandert, von SPD und CDU sind es mit je 570.000 Stimmen mehr als elfmal so viel. Mir ist nicht bekannt, dass diese 50.000 primär junge Menschen waren, aber sicher haben Sie einen Beleg für diese These.

      Widerlegt scheint mir allerdings v.a. der zweite Satz des vielfliegenden Sauerländers: „Wir können wieder bis zu 40% erzielen und die AfD halbieren.“ Bei der Junioreuropawahl gelten sogar beide Satzteile nicht, vgl. https://www.juniorwahl.de/europa-2024.html Nur in Bayern kommt die CDU/CSU bei den Jugendlichen auf 25,3%, alle anderen Bundesländer liegen darunter mit Schlusslicht 13,3% in Sachsen.

      Zu den Sorgen der Jugendlichen schreibt die aktuelle Sinusstudie: „Am häufigsten werden Klimawandel, Ausgrenzung / Rassismus / Diskriminierung, Inflation sowie Krieg genannt. Während die Jugendlichen davon berichten, dass Teuerungen und kriegerische Auseinandersetzungen sie eher indirekt betreffen, wird bei den Themen Klimawandel und Ausgrenzung / Diskriminierung eine stärkere persönliche Betroffenheit erkennbar. Auf die Frage, welches Thema sie am meisten beunruhigt, werden Klimawandel und Diskriminierung häufiger genannt als Krieg und Inflation.

      Mit Abstand folgen weitere aktuelle Themen wie bezahlbares Wohnen, systemische Probleme im Bildungsbereich (das heißt abseits der eigenen Schulleistungen), die Schere zwischen Arm und Reich (soziale Ungleichheit) oder Kriminalität in Deutschland. EHER SELTEN PROBLEMATISIERTEN DIE BEFRAGTEN SPANNUNGEN IN DER GESELLSCHAFT WEGEN DES ZUZUGS VON GEFLÜCHTETEN, das wahrgenommene Problemlösungsdefizit der Politik und die Bedrohung der Demokratie.“

      Ferner sind die Zustimmungswerte der AfD im ostdeutschen ländlichen Raum wesentlich höher als in den Städten. Also genau dort, wo der Migrant*innenanteil eher niedrig ist. Übrigens: Der AfD Stimmenanteil ist in Sumte niedriger als im Schnitt des Amt Neuhaus.

      Weiter schreiben Sie:  „Welcher Journalist befragt mal Jugendliche, die sich gerade nicht mit Umwelt oder Rassismus beschäftigen, sondern in ihrer persönliche Lebenswelt eben auch Probleme mit jungen, männlichen Flüchtlingen/Migranten haben? Mit denen redet keiner.“

      Mädchen haben auch keinen Bock auf Horden trunkener junger männlicher Neonazis. Besonders nicht, wenn ihr eigener Teint dunkler und die Haare schwarz sind. Schlechtes Benehmen kennt keine kulturellen Grenzen.

      Apropos trunken. Ihr nächster Satz lautet: „Gegen „weiße“gibt es keinen Rassismus, wird den jungen Kartoffeln eingetrichtert.“ Haben Sie eine Quelle für den Unfug? Natürlich gibt es den, nur hat gegenseitiger Rassismus angesichts unterschiedlicher Machtverhältnisse für die jeweils schwächere Gruppe deutlich mehr negative Konsequenzen.

      Apropos arg trunken: Ihr letzter Satz lautet: „46 bzw 33% sprechen eine eindeutige Frage und es sind nicht immer nur gleichzeitig Ossis in den blauen Bundesländern!!“

      ???

      Übrigens: Studien auf Basis von YouGov Befragungen anzufertigen ist ungefähr so seriös wie die Umfrage zum Verbrennerverbot der CDU.

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    • Robert Becker schreibt:

      Zwei ghanaische Kinder werden aus einer Gruppe von 20 Jugendlichen heraus angegriffen. Auf zwei Stadtfesten werden von jungen Leuten rassistische Parolen gegrölt. Andernorts versammeln sich Halbstarke mit freiem Oberkörper und zeigen den Hitlergruß. Das ist die Bilanz von 24 Stunden allein an diesem Wochenende – allein aus Mecklenburg-Vorpommern.

      Anstrengungen von Politik, Schulen und Ehrenamt haben die seit Jahren auf vielen Ebenen beobachtete Stimmung von Hass, Missgunst und Brutalität nicht entschärfen können. Stattdessen geben schwindende Perspektiven, Wohnungsnot, Bildungsmissstände, undurchdachte Gesundheitsreformen und eine rechtsunsichere Migrationspolitik viel Anlass für Sorgen.

      Allerdings: Nur weil sich jemand abgehängt wähnt, braucht er nicht zum Fremdenfeind zu werden. Wer sich nicht vertreten fühlt, braucht noch lange nicht Extremisten zu wählen oder gar gewalttätig zu werden. – Beides ist unentschuldbar.

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  11. Berni Wiemann schreibt:

    Zufällig bin ich heute wieder im „Tränenpalast“ (Ostberlin), in unmittelbarer Nähe meines Büros während der Wendezeit (1990/91). Bereits zu Beginns der „Deutschen Einheit“ zeigte die Realität dass die hohen Erwartungen an einen schnellen „Aufbau Ost“ nicht erfüllt werden konnten. Mit unserer Wessi-Überheblichkeit und Zerstörung erhaltenswerter DDR-Strukturen haben wir Wessis den Frust zusätzlich befeuert.
    Auch ich habe in den folgenden Jahrzehnten, durch regelmäßige Reisen (auch mit dem Fahrrad nach Dresden), die positive Entwicklung festgestellt. Aber es ist uns offenbar nicht gelungen in über 30 Jahren die Gräben zu überwinden.
    Das Populisten den Frust weiter befeuern und nutzen ist leider „normal“. Dass aber Demokraten die frustrierten Protestwähler ausgrenzen ist bedauerlich. Wir müssen die Protestwähler wieder für unsere Werte begeistern, wenn wir nicht im Chaos enden wollen.

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    • Anne König schreibt:

      Lieber Herr Wiemann,

      Zu viele Männer. Bevölkerungsschwund. Geringe Ambiguitätstoleranz. Mangelndes zivilgesellschaftliches Engagement. Schwach ausgebildete Resilienz bei starkem Sendungsbewusstsein. Anfälligkeit für populistische Positionen. Minimale Repräsentanz in den Eliten. Ungleich verteiltes Vermögen. Und als Perspektive: dass sich all das nur langsam, zu langsam oder gar nicht ändert.

      Das könnte eine grobe Beschreibung der Einwohnerschaft von Reppenstedt sein. Ist es aber nicht. Es ist das alte Klischee »des Ossis«, das z. B. in den neueren Bestsellern von Dirk Oschmann und Katja Hoyer wieder auflebt und zwar als eine Erfindung, die sich dem Überlegenheitsdünkel westdeutscher Beobachter, also einer phantasiegeborenen Wahrnehmungsverzerrung verdankt. (Beispiel Klaus Bruns, unten, der seine Voreingenommenheit mit einer 34 Jahre alten Notiz aus dem ifo Schnelldienst, 1990, 43, Nr. 24, S. 03-10 anreichert.)

      Anders der in Rostock geborene Berliner Soziologe Steffen Mau. Er hat einen ressentimentfreien Beitrag zu einer Debatte geschrieben (ab kommenden Montag in den Buchhandlungen), die gesättigt von Ressentiment ist. Und er schafft es dabei, mit interessiertem Blick auf diese Ressentiments zu schauen (dass der Osten ein Problem mit dem Rechtsstaat habe, beispielsweise) und sie auf Wahrheitsgehalt und böse Absichten zu prüfen, ohne sofort Vorwürfe zu erheben.

      »Wir müssen die Protestwähler wieder für unsere Werte begeistern«, Herr Wiemann? »Unsere Werte«? Welche wären denn das? Etwa die der beiden ruchlosen politischen Freibeuter aus Nordrhein-Westfalen, Herrn Kemmerich, 1965 in Aachen geboren, oder Herrn Höcke, 1972 in Lünen?

      Herr Mau stellt Ihre Frage andersherum. Er fragt nach den »Werten« der Protestwähler oder vielmehr »der Ossis«:

      Wo wünschen wir uns denn wirklich ein Verschwinden von Unterschieden und ein Aufschließen des Ostens zum Westen? Bei der Rente und den Einkommen ja, aber bei den Mieten, der Schulqualität oder dem Gender-Pay-Gap bitte nicht. Bei der Produktivität, den Spitzenjobs und den Vermögen ja, aber nicht bei der Beschäftigungsquote von Frauen, der Kita-Abdeckung, dem Anschluss von Wohnungen an Fernwärmenetze oder der Theaterdichte, die im Osten höher sind.

      Sollten nicht Westen und Osten von nicht erreichbaren Zielen wegkommen, Herr Wiemann? Sollte nicht ein Ende sein mit Maximalforderungen, mit süßlichen, kopfverderbenden Feiertagsbeschwörungen einer mit sich selbst versöhnten deutschen Gesellschaft? Je mehr Sie sich in dem Text von Mau dem Ende nähern, desto stärker rücken die wahren Gegner eines ehrlichen Umgangs mit den andauernden Konflikten in den Blick: die populistischen und rechtsextremistischen Kräfte um die AfD, die Scheinantworten auf die „Parteienpolitikverdrossenheit“ geben und die „zivilgesellschaftliche Formschwäche“ ausnutzen.

      Ehrenamtliches Engagement im Osten, so Mau, zeige sich eben nicht im regen Stiftungsleben, sondern im Ehrenamt, bei der freiwilligen Feuerwehr und der Handwerkskammer, die aber von rechts »infiltriert« werden.

      »In Ostdeutschland hat sich eine eigene politische Kultur ausgebildet, die noch eine lange Zeit bestehen wird, unabhängig davon, was sich die Politik wünscht«, schreibt Mau. Und sie setzt nicht auf Parteien, sondern auf die Unmittelbarkeit der Willensdurchsetzung, auch ein Erbe von 1989: »Die Straßen und Plätze, so kann man wohl annehmen, bleiben in Ostdeutschland auch zukünftig bedeutende Orte der politischen Auseinandersetzung.«

      Wenn die Lage so ist, wie sie ist, müssen neue Ideen her, regional flexibel, und Steffen Mau schließt sein Buch deswegen also mit einem Vorschlag, um »im Kleinen das einzuüben, was im Großen diskursiv oft nicht gelingt«: Er plädiert für die Einrichtung und Stärkung von Bürgerräten in Ostdeutschland, per Losverfahren besetzt, um Entscheidungsprozesse zu begleiten: Der Bund hat das im vergangenen Jahr schon mit einem Rat für Ernährungspolitik probiert, der eine Richtschnur für die Politik formuliert. In einem solchen Rat, schreibt Mau, könnten Menschen »Selbstwirksamkeitserfahrungen machen, die ihnen sonst oft verwehrt bleiben«.

      Kompromisse statt Radikalisierung, Austausch statt Ideologie: Es wäre ein Anfang:

      »Was ein Bürgerrat wohl im Hinblick auf den Ostberliner Palast der Republik empfohlen hätte – ebenfalls Abriss und Wiederaufbau des Stadtschlosses?« Mau endet mit einer Pointe: »Ein Transfer erfolgreicher Modelle in den Westen wäre dann womöglich eine Art verspäteter Beitrag der Ostdeutschen zur institutionellen Weiterentwicklung der gesamtdeutschen Demokratie.«

      Und dann hätten alle was davon, ein vereintes Land zu sein.

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      • Berni Wiemann schreibt:

        Danke für die ausführliche Vorabveröffentlichung des Debattenbeitrags von Herrn Mau, der erst „ab kommenden Montag in den Buchhandlungen“ verfügbar ist.
        Ob die künftige Komplettausgabe meine Überzeugung unterstreicht kann ich somit noch nicht beurteilen, aber ich bezweifle das ein repräsentativ zusammengesetzter Bürgerrat, d.h. mit rd. 30%AfD-Wähler in einigen Bundesländern, hier die AfD-Wähler zurückgewinnen kann.

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Voreingenommenheit? Sie sind drollig. Sie erinnern mich in der Tat an das akademische Viertel der Grünen, als ich dort Mitglied war. Viele AfD-Wähler in Ostdeutschland sind keine Protestwähler: Sie haben kein Problem mit rechtsextremen Positionen, sie tragen diese mit und teilen sie.

        Kommentar von Ulrike Nimz ,übrigens Frau König, sie ist auch eine gebürtige Rostockerin. Hat sie auch Vorurteile? Kluge Reden schwingen wird da nicht helfen. In der Politik wird alles gern zerredet.

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Anne König
         wieviel lebenserfahrungsjahre bringen sie mit? mau mau ist ein spiel. die wirklichkeit ist so, wie sie ist. In Ostdeutschland hat sich eine eigene politische Kultur ausgebildet, die noch eine lange Zeit bestehen wird, unabhängig davon, was sich die Politik wünscht. stimmt. wenigstens einer, der es begriffen hat. aber, es zu wissen, ist das eine, etwas zu machen, das andere. für alles in der politik braucht man mehrheiten. wie soll das gehen, wenn man afd wählt? mit wünsch dir was, wird es nichts. die parteien werden sich nicht selbst abschaffen, ganz im gegenteil, wie man es bei der europawahl gesehen hat. wann war das hier nochmal, als hier mein vorschlag mit der räterepublik kam, und mir hier erklärt wurde, die demokratie würde dann darunter leiden. waren das nicht die parteisoldaten, die immer so tun , auf alles eine antwort zu haben?

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  12. Otto Berg schreibt:

    Ihnen »scheint«, lieber Herr Jenckel,

    »da ist nicht 5. Kolonne Moskaus unterwegs, sondern das ist das diffuse Sehnen nach alten Zeiten« ?

    Ist das nicht verniedlichend? Das Bild vom unbedarften Ossi, der sich immer noch orientieren muss? Ganze 34 Jahre nach dem »Tag der Deutschen Einheit«? Wie homogen sind denn die Kohorten dort? Übertrifft die Zahl der von West nach Ost Wandernden nicht lange schon die Entflechtung konsistenter »Mentalitätskulturen« in umgekehrter Richtung?

    Ich möchte Ihnen widersprechen. Ich bin überzeugt (und glaube, in diesem Punkt bin ich einer Meinung mit Helga Dreyer, Sebastian Balmaceda-Voigt, Stephan Bothe, Klaus Bruns, Klaus-Peter Dehde, Carlo Eggeling, Klaus Hoppe, Jörg Kohlstedt, Ulrich Mädge, Michèl Pauly, Felix Petersen, Eckhard Pols, Thomas Sander, Detlev Schulz-Hendel, Berni Wiemann, Michael Zeinert und Ilko-Sascha Kowalczuk):

    » Wer Nazis wählt, ist ein Nazi! «

    PS: Übrigens war ich sofort nach dem Mauerfall bis zur »Herstellung der Einheit Deutschlands« am 3. Oktober 1990 ebenfalls viele Male auf Tour durch die DDR (und – wie Sie – danach immer wieder) und habe sogar zwei Jahre in Dresden gelebt. Auch hier möchte ich Ihre Eindrücke vom liebenswerten, euphorisch improvisierenden Laboratorium weltgeschichlicher Transformationen um zwei wichtige Beobachtungen ergänzen. Gerade in der Interimszeit vom 9. November 1989 bis zum 3. Oktober 1990 war (A) das Straßenbild in den Städten der damals noch real existierenden DDR mitgeprägt von aufdringlich präsenten jugendlichen Neonazi-Glatzen in feschen, meist nigelnagelneuen Bomberjacken und glänzend gewichsten Springerstiefeln. Außerdem (B) galoppierten überall Heerscharen windiger westdeutscher Abzocker für die Segmente Immobilien, Presse- und Porno-Erzeugnisse, Gebrauchtwagen, Versicherungen und Parteipolitik herum. Privat wurde ich von mir Fremden ohne Ausnahme warmherzig aufgenommen, öffentlich herrschte unterschwellig, wohin man sich auch wandte, eine Atmosphäre wütenden Misstrauens und nach Angst müffelnder Gewaltbereitschaft.

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  13. Klaus Bruns schreibt:

    Mein lieber Herr Jenckel, die Schwiegereltern meiner Tochter sind Magdeburger. Viele ehemalige DDR Bürger sind mit ihrer plötzlichen Freiheit nicht klar gekommen und das bis heute. Wer aus Protest AfD wählt , hat nichts dazu gelernt. Sie wollten schnell die WEST-Mark haben , aber möglichst ohne den ,,bösen,, Kapitalismus. Und was die Demokratie angeht, sie stand nur bei ihnen auf dem Papier. Wo war die Deutsche Demokratische Republik demokratisch, beim Schießbefehl? Wat de Buur nich kennt, dat frett he nich. Offiziell gab es in der DDR keine Arbeitslosigkeit. Das Recht auf Arbeit war seit 1949 in der Verfassung verankert. Geht man in der DDR von bisherigen Produktions- und Absatzbedingungen aus, so wird die verdeckte Arbeitslosigkeit auf 15% der Gesamtbeschäftigung, das sind 1,4 Mill. Beschäftigte, geschätzt. Weitere Fakten belegen dies: tägliche Stillstandszeiten der Produktion im Durchschnitt 18-25%, Arbeitszeitausfall von 11%, Ausfallzeiten bei Materiallieferungen in Höhe von 13%. Eine andere Ursache liegt in dem auf 2-15% der Gesamtbevölkerung geschätzten personellen Aufwand für soziale und politische Aufgaben. Unter neuen Produktions- und Absatzbedingungen wird eine Schätzung der erwarteten Beschäftigungsentwicklung bis zum Jahresende 1991 vorgenommen. Im Einzelnen: Das geschätzte Potential an verdeckter Arbeitslosigkeit von 15-30% wird zu offener Arbeitslosigkeit übergehen. Es wird mit einem Jahresdurchschnitt 1991 von 1,5 Mill. gerechnet.

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