Eine Stadt arm wie eine Kirchenmaus mit einer Uni, die auf dicke Hose machen kann

Da klopft sich Uni-Präsident Sascha Spoun vermutlich auf die Schenkel, wenn er liest, wie die kleine Hansestadt im Schuldensumpf versinkt. Schließlich hat die Leuphana, während die Stadt in der Not schon Kreditzinsen mit neuen Krediten tilgt, ein paar Milliönchen auf die hohe Kante gelegt und sich davon eine Villa als Gästehaus gegönnt. Das Land zahlte indirekt mit, und der Landesrechnungshof ist schwer verärgert.

Eine Villa, nicht irgendwo, sondern in einem Viertel mit Tradition. Nach dem Krieg, als die meisten Steckrübensuppe ohne Einlage aßen, gab es im Roten Feld schon mal Fleischeinlage, damals kam der Spitzname Hühnerbein-Viertel auf. Mit dem Wirtschaftswunder wuchsen dort die Hamburger Kaffeemühlen wie Pilze im Wald und die Haute Volée reimte: Wer auf sich hält, wohnt im Roten Feld. Keine Frage, dass hier das richtige Quartier für eine Uni ist, die auf sich hält. Nur der Landesrechnungshof schießt mal wieder quer.

In den Berichten des Landesrechnungshofes hat sich die Leuphana spätestens mit dem Libeskind-Bau (zu teuer, zu groß, zu extravagant) einen Stammplatz erkämpft. Im Jahrensbericht 2025 zum Haushaltsgebaren des Landes ist zu lesen: „Ohne Abstimmung mit dem Wissenschaftsministerium und ohne Zustimmung ihres Stiftungsrats erwarb die Universität Lüneburg eine Villa für 2,4 Millionen Euro. Der Kauf war der Hochschule möglich, weil sie innerhalb von nur fünf Jahren rund 20 Mio. aus überschüssigen Finanzhilfen des Landes angespart hatte.“ Das entspreche knapp einem Drittel der jährlichen Finanzhilfe des Landes.

Das ist natürlich etwas verknappt dargestellt, liebe Rechnungsprüfer. Denn in den 2,4 Millionen für die 2023 erworbenen Immobilie im Roten Feld mit 456 Quadratmetern Fläche sind schon Umbauten zum Gästehaus eingepreist. Noch heute steht draußen am Klingelschild „Kanzlei“, und damit ist nicht der Kanzler der Uni gemeint, sondern der Vorbesitzer. Und das Geld stammt bestimmt nur überwiegend aus unverbrauchten Finanzhilfen des Landes. Und schließlich wurde Stiftungsvermögen nicht geschmälert, sondern nur umgemünzt. Schließlich sind Steine Gold wert. Die Immobilienpreise in Lüneburg steigen gerade wieder. 

Die Rechnungsprüfer aber sind merklich angesäuert: „Das Land sollte sich bei Immobilienkäufen von Stiftungshochschulen ein Vetorecht im Stiftungsrat einräumen. Wegen seiner angespannten Finanzlage und des bestehenden Sanierungsstaus sollte das Land darüber hinaus die Höhe seiner Finanzhilfen an die Stiftungshochschulen kritisch überprüfen, zumal andere Stiftungshochschulen über erhebliches Wertpapiervermögen verfügen.“

Und dann argwöhnen die Rechnungsprüfer auch noch, Gästehäuser seien grundsätzlich Verlustgeschäfte. Das Land hätte da eigentlich einschreiten müssen, so eine Gäste-Villa im Roten Feld habe wirklich keine Priorität. Da scheint doch purer Neid im Spiel. Und dann legen die Aufseher noch nach: Das Land Niedersachsen selber, gerade in Schieflage, müsse sanieren, sanieren und nochmal sanieren, ob Brücken, Straßen oder Gebäude, da könnten doch die Hochschulen nicht Vermögen anhäufen auf Kosten des Landes. 

So erschließt sich dem Rechnungshof im vorliegenden Fall nicht, dass die Stiftungsuniversität Lüneburg mit ihrem Vermögen eine Villa erwerben könne, während gleichzeitig andere Hochschulen wegen fehlender Landesmittel außerstande seien, dringend erforderliche Sanierungsmaßnahmen durchzuführen. So heizen die Prüfer natürlich die Neid-Debatte an.

Das Wissenschaftsministerium zumindest springt der Uni bei, versteht die Kritik nicht. Der Ankauf der Villa sei ein laufendes Geschäft des Präsidiums.  Der Stiftungsrat habe lediglich über Veränderungen und Belastungen des Grundstockvermögens sowie die Aufnahme von Krediten explizit zu beschließen. Damit seien Immobilienankäufe, jedenfalls wenn es sich um eine überschaubare Investition handele, nicht vergleichbar.

Falls noch Bedarf an einer Villa als Uni-Gästehaus besteht, Geld scheint ja vorhanden, schlage ich die Heyn-Villa an der Altenbrückertorstraße vor. Oh, da war doch was……….

Hans-Herbert Jenckel

Foto jj: Im Roten Feld stehen sehr schöne Hamburger Kaffeemühlen, die Uni hat zugegriffen, die Rechnungsprüfer sind verärgert.

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Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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1 Response to Eine Stadt arm wie eine Kirchenmaus mit einer Uni, die auf dicke Hose machen kann

  1. Avatar von Regine Ahrendt Regine Ahrendt sagt:

    «Άσε τους άλλους να ταΐζουν την αγελάδα, εσύ μάθε να την αρμέγεις», sagt der Grieche, was etwa so viel heißt wie:

    «Lass andere die Kuh füttern, du lerne sie melken!»

    Ist das nicht ungefähr die Idee, die der Theaterwissenschaftler Holm Keller unter dem Titel «Groß denken!» ins Zentralgebäude seines Innovationsinkubators stellte, als er im Jahr 2006 Vizepräsident der Leuphana Universität Lüneburg wurde, wo er gemeinsam mit deren Präsidenten Sascha Spoun eine Neuausrichtung der kleinen Hochschule einleitete?

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