Dennis oder Steffen, Peter oder Christoph – wo geht die Reise für die Fab Four der Lüneburger Bürgermeister im Wahlkampf hin

Puhhhh, ist das schwer und riskant für die Fab Four unter den Bürgermeistern im Landkreis Lüneburg bei der Kommunalwahl im kommenden Herbst. Samtgemeindebürgermeister bleiben? Kandidatur als Oberbürgermeister gegen die Amtsinhaberin Claudia Kalisch in der Stadt Lüneburg ins Auge fassen? Oder als Landrat kandidieren? Jens Böther tritt ja nicht mehr an. Die Frage ist also: Lieber Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach? 

Das Risiko ist nicht ohne: Es werden eben nicht nur die Chefposten im Lüneburger Rathaus und im Kreishaus besetzt, sondern eben auch die in den Samtgemeinden. Wer also ins Risiko geht und als Landrats- oder als OB-Kandidat ins Rennen geht, der verliert in jedem Fall seinen schönen Posten in der Gemeinde, steht am Ende womöglich mit leeren Händen da. Aber: Wer mehr Karriere möchte und jetzt nicht zugreift, für den heißt es acht, wenn nicht 16 Jahre warten. Denn von fünf auf acht Jahre wird die Wahlperiode für Hauptverwaltungsbeamte wie OB oder Landrat jetzt wieder verlängert. 

Unter den Fab Four gibt es zumindest einen, der eine halbwegs klare Ansage macht: Peter Rowohlt (58) in der SG Ilmenau, der tritt, wenn überhaupt, wieder als Bürgermeister an. Darüber informiert er in Kürze. Rowohlt macht in der SG Ilmenau einen großartigen Job, und das mit leichter Hand – beliebt und volksnah.

Dann sind da noch Steffen Gärtner (34) in Gellersen, Dennis Neumann (43) in Bleckede und Christoph Palesch (39) in Amelinghausen. 

Steffen Gärtner ist ein Macher, klare Ziele, schnelle Umsetzung, experimentierfreudig.  Er hält sich bedeckt. Das ist auch richtig so, denn erst muss die Partei fragen, dann kann der Kandidat in spe in den Ring steigen oder doch abwinken.

Gärtner wäre wie Dennis Neumann, der über ähnliche Qualitäten verfügt, ein klassischer Landrat. Beide verwurzelt – bei der Feuerwehr, den Schützen, den Sportlern und anderen Vereinen aktiv, nah bei den Bürgerinnen und Bürger. 

Neumann führt mit der Stadt Bleckede die Gemeinde mit dem für mich größten Potenzial. Ob am Hafen oder im Ort, seine Handschrift wird sichtbar. Der Parteilose war bei der letzten Wahl mit Unterstützung von SPD und Grünen ins Bürgermeisteramt gekommen. Ein Modell auch bei einem Karrieresprung?

Und Christoph Palesch? Der hat in Amelinghausen beim Streit mit dem Landkreis um die Schutzhütte in der Kronsbergheide gezeigt, dass er Stehvermögen hat, den Konflikt nicht scheut, der kann Verwaltung und Finanzen. Palesch wird der erste, der sich schon in den nächsten Tagen positionieren will. Aus seinem Umfeld ist zu hören, dass Landrat nichts für ihn wäre. Im Kreishaus fehle vor lauter Millionenprojekten die Kompassnadel. Wenn er nicht Bürgermeister bleiben wolle, wäre die Stadt für ihn eher eine Option. 

Kein leichtes Terrain, denn Lüneburg ist und bleibt auch nach dem Abflauen des grünen Hypes eine Hochburg der Öko-Partei. Und die grüne Oberbürgermeisterin Kalisch lässt keinen Zweifel daran, dass sie wieder kandidiert. Mit den richtigen Themen hat sie ein dankbares Wählerpotenzial.

Und dann gibt es da noch die, die erstmal schauen, wie das Bewerberfeld aussieht: Heiko Meyer, der Chef der Lüneburg City Management, der es beim letzten OB-Wahlgang bis in die Stichwahl geschafft hatte, brennt, wie er sagt, weiter für Lüneburg, oder Dr. Marco Schulze von der CDU, der zwar im Bundestagswahlkampf knapp verloren hat, aber durchaus als Kandidat in Stadt und Landkreis eine gute Figur machen würde. In der Kreisverwaltung selber fällt natürlich der Name der Ersten Kreisrätin Yvonne Hobro, die Böther vertritt. 

Kurzum: Die Telefone laufen heiß, im Hintergrund ziehen Politiker wie Philipp Meyn bei der SPD oder Felix Petersen bei der CDU die Fäden, um für mögliche Kandidatinnen und Kandidaten eine breite Basis zu schaffen. Doch unterm Strich bleibt die eine Frage:

 Taube auf dem Dach oder Spatz in der Hand?

Hans-Herbert Jenckel 

Christoph Palesch, Peter Rowohlt, Steffen Gärtner und Dennis Neumann im Uhrzeigersinn. Fotos: jj/privat

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26 Responses to Dennis oder Steffen, Peter oder Christoph – wo geht die Reise für die Fab Four der Lüneburger Bürgermeister im Wahlkampf hin

  1. Avatar von Oliver Hansen Oliver Hansen sagt:

    Lieber Herr Jenckel,

    ich glaube, Steffen Gärtner können Sie von Ihrer Spekulatiusliste („speculator“ lat. so viel wie Aufseher oder Beobachter) der HVB-Kandidaten für die Zeit nach dem 13. Septemer 2026 streichen.

    Auf dem Osnabrücker Landesparteitag der CDU Niedersachsen hat der Gellersener SGB seinen Platz im Präsidium des Landesverbandes erfolgreich verteidigt. Aus der PR-Mühle von Anna Bauseneick und dem „CDU Kreisverband Lüneburg“ heißt es:

    „Wir gratulieren Sebastian Lechner zu seiner starken Bestätigung und freuen uns besonders über die Wiederwahl von Steffen Gärtner“, erklärten gemeinsam Felix Petersen, Vorsitzender des CDU-Kreisverbands Lüneburg, Patrick Pietruck, Vorsitzender der MIT Lüneburg und Arwed Köster, Vorsitzender der JU-Lüneburg. „Damit hat Lüneburg eine starke Stimme an der Spitze der CDU Niedersachsen.“ „Das starke Votum für Sebastian Lechner und die Wiederwahl von Steffen Gärtner sind ganz klar ein Zeichen dafür, dass unsere Partei auf Zukunftskurs [!] ist“, erklärte Petersen.

    Steffen Gärtner selbst machte deutlich, wofür er steht:

    „Ich will die Stimme der Kommunen ins Präsidium tragen. Unsere Städte und Gemeinden sind das Fundament unseres Landes – ihre Anliegen gehören ganz nach vorne.“

    Wohin die Reise des jungen, politisch hochtalentierten Christdemokraten geht, „ein Macher, klare Ziele, schnelle Umsetzung, experimentierfreudig“ (jj), dürfte damit als ausgemacht gelten. Die Wahl zum 20. Landtag des Landes Niedersachsen wird, wenn die Legislaturperiode regulär abläuft, im Herbst 2027 stattfinden. Sollte Sebastian Lechner den von Bernd Althusmann nicht ausgelösten, aber zweifelsfrei sehr stark mitverursachten Negativtrend der Partei im Hinblick auf die Wählergunst stoppen und eine AfD-Mehrheit im Parlament am Hannah-Arendt-Platz 1 – mit Unterstützung eines erheblich gerupften SPD-Juniorparners – verhindern können, ist nach meinem Dafürhalten die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass der nächste Hausherr im Niedersächsischen Ministerium für Inneres, Sport und Digitalisierung aus Südergellersen kommt.

    Aber auch an den Alt-Ratsherren Rainer Mencke (CDU) enthält das Reklame-Rundschreiben aus den CDU Verbandsräumen an der Stadtkoppel 16 eine Nachricht.

    Patrick Pietruck, Vorsitzender der MIT Lüneburg und junger Vorzeigeunternehmer unserer Region, hob hervor, nicht ein wohlfeiles Klagen und wolkiges Mutmaßen über die vermeintliche Ursächlichkeit der „Babyboomer“ für haushalts- und betriebsökonomische Probleme aller Art werde zu „Lösungen“ führen, sondern:

    „Eine starke Wirtschaft braucht kluge Köpfe – und die wachsen mit guter Bildung. Dass die CDU beides zusammen denkt, ist ein starkes Zeichen für die Zukunft unseres Landes [!].“

    Mit diesem Fingerzeig darf sich „der“ CDU Kreisverband Lüneburg zuletzt wohl mit Fug und Recht selbst auf die Schulter klopfen und verkünden:

    Mit dem Rückenwind aus Osnabrück gehen die Lüneburger Christdemokraten gestärkt in [!] die kommenden politischen Aufgaben.

    Und die Sozialdemokraten im Nachbarlandkreis an der Elbe?

    Da wäre für das Kreishaus von Lüchow durchaus möglich, dass die dann scheidende Landrätin Dagmar Schulz dem Neu Darchauer Ex-Bürgermeister Herrn Klaus-Peter Dehde dort am 2. November 2026 nicht – wie am 21. Februar 2024 (siehe Foto unten) dem Noch-Bürgermeister – das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, sondern einen blattgoldverzierten Smiley ans Revers heftet, mit dem sie ihm tätige Freude beim Ausfüllen seines Amtes als neuer Deichgraf- und Elbbrücken-Landrat von Lüchow-Dannenberg wünscht:

    Foto: Landkreis DAN/privat

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    • Avatar von Kurt C. Hose Kurt C. Hose sagt:

      Das wird nicht hinhauen, denn

      • Klaus-Peter Dehde (* 29. Juli 1959 in Hamburg) ist ein deutscher Kommunalpolitiker (SPD).

      § 80 Abs. 4 Satz 1 NKomVG bestimmt in seiner aktuellen Fassung

      • Gewählt werden kann [als Hauptverwaltungsbeamtin oder Hauptverwaltungsbeamter], wer am Wahltag mindestens 23 Jahre, aber noch nicht 67 Jahre alt ist.

      Herr Dehde wird jedoch am Wahltag, den 13. September 2026, bereits seit 1 Monat, 2 Wochen und 2 Tagen bzw. seit 6 Wochen und 5 Tagen oder einfach seit 47 Tagen die Altersgrenze von 67 Jahren überschritten haben.

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  2. Avatar von Andrea Sattler Andrea Sattler sagt:

    Wer gratuliert hier wem?

    Das ist eine Frage, die sich fugenlos an das zum Mitspekulieren anstachelnde Orakeln von Hans-Herbert Jenckel schmiegt.

    Die Aufnahme aus der Landeszeitung von der Amtsübergabe des scheidenden an den einrückenden Bürgermeister in Bleckede am 2. Dezember 2019 könnte bei der Amtsübergabe des scheidenden an den nachrückenden Landrat in Lüneburg am 2. November 2026 – kostensparend für die Medienhaus Lüneburg GmbH – vielleicht wiederverwendet werden.

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  3. Avatar von Martin Lühmann Martin Lühmann sagt:

    Hallo Frau Hölscher, hallo die Herren Furhop, Janowitz, Jenckel und Mencke!

    Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir in der Kommunalpolitik lösungsorientiert zusammenarbeiten und nicht gegeneinander agieren. Die Stabilität unserer Wirtschaft hängt maßgeblich davon ab, dass die Gewerbesteuereinnahmen auf ein angemessenes Niveau steigen. Andernfalls werden die Finanzen stark belastet bleiben. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir erfolgreich sein.

    Lieben Gruss

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  4. Avatar von A. Janowitz A. Janowitz sagt:

    Ein wesentliches Problem: wir wählen hier ganz unten mit gggaaaannnnnzzzz grossen(!) Erwartungen. Völlig egal wie fähig oder willens (wir nehmen mal an alle Kandidaten wären sowohl das eine wie auch das andere!) es bestehen „Sachzwänge“ (und nein Fr. Merkel ich danke ihnen nicht für dieses Wortvehikel für Machtgefälle). Somit wird keiner seine „Versprechen“ einlösen, sondern sich bestefalls durchwieseln und oh Wunder kaum Respekt ernten.

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    • Avatar von Gertrud Hölscher Gertrud Hölscher sagt:

      Mal schön langsam, Herr Janowitz,

      Sie schreiben „Sachzwänge“, meinen aber „Umsetzungsdefizite“.

      Müssen „wir“ nicht dem Alt-Ratsherren Rainer Mencke (➝ 21. August 2025 um 19:01 Uhr) recht geben? Die Hauptaufgaben werden „Prüfungen“ und „Entwicklung“ sein!

      Nicht Sprünge, sondern Anläufe sind das Gebot! Auf Lüneburgs maroden Straßen stauen sich die Autos, die barocke Fassade des Rathauses ist einsturzgefährdet, Unterführungen bröckeln, auf Radwegen lassen sich die mondgroßen Krater nicht mehr zählen und viele Schulen warten weiter aufs WLAN, aber wenn Hiltrud Lotze oder Wolfgang Goralczyk über „die Sanierungsklemme“ sprechen, klingt es gleich weniger dramatisch. Neulich verlautete: „Wir haben in unseren Fachbereichen kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsdefizit.“ Damit meinten sie nicht zuletzt den Bürokratieabbau, den sie als Beigeordnete im Verwaltungsausschuss mit voranbringen sollen, jetzt aber wirklich.

      Na ja, denkt man sich: Wenn immerhin alle begriffen haben, wo das Problem liegt, dann wird’s ja vielleicht bald. Die Umsetzung kann mit ein bisschen gutem Willen doch nicht so schwer sein! So wie bei Sokrates, der glaubte: Wer weiß, was richtig ist, der wird auch das Richtige tun! Und zack, ist man der Lieblingsfloskel vieler Kommunalpolitiker auf den Leim gegangen, wenn es darum geht, den Stillstand in Stadt und Kreis wegzumoderieren. Überlastung? Zu wenig Fachkräfte? Problem erkannt, es gibt nur ein klitzekleines Umsetzungsdefizit! Die CO₂ reduzierende Verkehrswende, die mal massiv propagiert und dann wieder ausgebremst wird? Ganz tief durchdrungen, das Thema, aber das Umsetzungsdefizit! Das schlechte Abschneiden bei der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, leerstehende Ladengeschäfte, multimodaler Mobilitätsmix im ÖPNV, der stockende Ausbau des Fahrradrings, Frischluftschneisen, die Innenstadtbegrünung? Umsetzungsdefizit!

      Ratsmitglieder und Kreistagsabgeordnete lieben solche Phrasen, weil sie die Verantwortung mit ihnen weit von sich schieben können: An uns liegt’s nicht, dass es nicht vorangeht, aber irgendjemand muss es jetzt halt mal machen! Nur wer eigentlich? Als Birte Schellmann vor ein paar Jahren mit Frank Soldan bei anstehender Vorstandswahl im FDP Kreisverband Lüneburg darüber stritt, warum immer noch viel mehr Männer als Frauen in die Partei einträten und dann schnell in Spitzenpositionen gelangten, sagte der damalige stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Rat der Hansestadt, man wolle ja weiblicher werden, aber offenbar klappe das bisher nicht – es gebe einfach ein, genau: „Umsetzungsdefizit“. Eine Schuld daran wollte Soldan niemandem geben. Wem auch, wenn alle zusammen es verbockt haben?

      Wer vom „Umsetzungsdefizit“ spricht, verschleiert die Zuständigkeit für Probleme – und er tut so, als sei mit der Erkenntnis der größte Teil der Arbeit schon getan. Dabei fängt das Ringen um den politischen Kompromiss dann oft erst an. So wird die Debatte abgewürgt, weil der Eindruck entsteht, es seien keine widerstreitenden Meinungen mehr vorhanden – und auch nicht mehr nötig. So ähnlich haben es Manfred Nahrstedt und Franz-Josef Kamp vor der ersten großen Arena-Krise im Dezember 2018 gemacht, als sie behaupteten, ihre „Projektrettungspolitik“ sei alternativlos.

      Trotzdem bleiben Fragen: Wenn die Erkenntnis über die Lüneburger Misere so tief gereift ist, wie Lotze, Goralczyk und andere unter Trommelbegleitung ihrer publizistischen Assistenten behaupten: Warum verschwindet das „Umsetzungsdefizit“ dann seit Jahrzehnten nicht? Das Wort tauchte bereits am 3. Dezember 1996 auf, in der Antrittsrede des frisch vereidigten Oberbürgermeisters Mädge, die in Erinnerung geblieben ist, weil sie die Ratsmitglieder des reformträgen „Oberzentrums“ kurz aus ihrem Dämmerschlaf weckte. Lüneburg, sagte Mädge damals, müsse Abschied von „liebgewordenen Besitzständen“ nehmen. Ein „Gefühl der Lähmung“ und eine „mentale Depression“ lägen über der Einwohnerschaft. Es müsse ein „kräftiges Aufbruchssignal“ durch die Stadt gehen.

      Lüneburg brauche „dringend einen Mentalitätswandel“, wird auf der fisch gestylten Homepage unseres lieben FDP-Kreisverbandes behauptet; Leitspruch „Veränderung beginnt mit dir!“ In diesem Motto steckt unverkennbar die Klage, es gehe dem Land heute leider „wieder so wie in den späten Neunzigerjahren“, als Mädge, Heinz Schlawatzky, den Ratsältesten neben sich, seine Impuls-Rede gehalten habe. Mancher möchte seinen Ohren nicht trauen und denkt vermutlich: Was heißt hier „wieder“?

      Eigentlich wissen alle, was sich ändern muss, aber es ändert sich schon zu lange zu wenig – das ist eine kognitive Dissonanz, die nur schwer auszuhalten ist. Wahrscheinlich hat die Befreiungsschlagrhetorik unter unsren Kommunalpolitikern deshalb so zugenommen. Dr. Marco Schulze zum Beispiel, dem beinahe Bundestagsabgeordneten aus Neetze, wird nachgesagt, er lasse sich gerne mit dem Satz zitieren, er wünsche sich „jede Woche“, Alexander der Große zu sein – um etwa bei der Bürokratie den „Gordischen Knoten“ zu durchschlagen. Das gehe in einem Rechtsstaat aber nicht, also müsse „mühsam aufgedröselt werden“. Klar nickt man da, passendes Bild, um dann zu denken: Gut und schön, aber das Aufdröseln dauert jetzt schon ziemlich lange!

      Diese Erkenntnis wirkt offenbar auch auf die Politiker lähmend, deshalb ist die Verlockung groß, mangelnde Tatkraft durch Tatkraftsimulation auszugleichen, mit Macher-Sprüchen wie aus einem Beraterseminar. Sehr beliebt in diesem Zusammenhang: das Wort „Tempo“. Das „Kreishaustempo“ von Jens Böther ist sprichwörtlich geworden, auch wenn es vielerorts weiter einer kreisenden Schneckenspur gleicht. Auch der frühere Wirtschaftsminister Bernd Alhusmann sprach gern davon, dass die Realisierung der Elbbrücke „mehr Tempo“ brauche und deren Planer „nicht länger auf ausgetretenen Pfaden gehen“ dürften. Auch in Lüchow-Dannenberg sei „viel liegen geblieben“, aber jetzt sei es Zeit, die Transformation wirklich anzupacken und „ins Doing“ zu kommen.

      Wie und wo auch immer: „Man“ müsse jetzt „raus aus der Komfortzone, in der wir uns bewegt haben“. Das klingt verwegen und nach Abenteuer, provoziert aber ebenfalls Nachfragen: Wo fängt die Komfortzone an, und wo endet sie? Wer den Bürgern nicht gleich ihren Komfort rauben möchte, aber trotzdem gern ein bisschen Macher wäre, zumindest optisch, der kann „den Rücken gerade machen“. Oder die „Ärmel hochkrempeln“, wie es tatkräftige Politiker ständig tun – so als verschwinde das „Umsetzungsdefizit“ allein durch die Zurschaustellung nackter Haut.

      Auch andere Phrasen aus dem Munde von Althusmann waren lange schon als Klassiker der Tatkraftsimulation bekannt. Am Wahlabend, wenn die eigene Niederlage nicht mehr zu beschönigen ist, wird die Lage noch „in Ruhe analysiert“ und „schonungslos aufgearbeitet“, aber dann müssen alle schnell „nach vorne blicken“, „Ballast abwerfen“, „gemeinsam Lösungen finden“, während sie sich „ehrlich machen“ und dabei unbedingt „an einem Strang ziehen“.

      „Man“ sieht, die Wähler machen es ihren Politikern nicht leicht. Einerseits verlangen sie „kantige Typen“ mit „echten Macher-Qualitäten“, schreien dann aber gleich gequält auf, wenn beim „Doing“ auch nur zart ihr eigenes Leben touchiert wird. Die ökologische Energiewende zum Beispiel wollen viele Lüneburger von der Politik so schnell wie möglich organisiert sehen, aber nur, solange „man“ vom eigenen Vorgarten aus kein Windrad sieht, oder nur, wenn das dreckige Fracking-Gas aus Amerika kommt statt aus der Nordsee vor Borkum. Was wieder zu Sokrates führt: Erkenntnis, da gehen viele Wähler noch mit. Aber das Umsetzungsdefizit!

      Allein, es hilft es ja nichts: Macher-Sprüche (siehe Brücken-Bernd) schaffen keinen „Aufbruch“, nur Machen. Vielleicht könnten Politiker statt vom „Umsetzungsdefizit“ auch öfter selbstkritisch vom „Mutdefizit“ reden: dem Defizit, Erkenntnisse auch gegen Widerstände (allgemeine Bequemlichkeit, Parteiflügel, schlechte Umfragen, Angst vor der AfD) mutig umzusetzen – oder nicht erst dann, wenn es absolut nicht mehr anders geht. (Die bundespolitische Erkenntnis zum Beispiel, dass es ziemlich wahnwitzig war, bei der Energieversorgung vor allem auf das Gas eines revisionistischen Despoten zu setzen, hatte sich schon lange vor dem raubmörderischen Überfall auf die Ukraine durchgesetzt, zumindest wenn „man“ nicht Schröder oder Schwesig hieß. Trotzdem lag der Fokus auf dem Komfort und nicht auf dem Machen.)

      Auch beim „Bürokratieabbau“ ist es mitnichten so, als sei den Lüneburgern erst mit der argentinischen Kettensäge Milei oder dem vulgären Disruptor Trump die Erkenntnis gedämmert, dass in Stadt und Kreis Lüneburg alles viel zu lange dauert. Passiert ist trotzdem nichts – und jetzt ist ausgerechnet „der“ Vorstand der FDP Lüneburg fast schon die letzte Hoffnung. Anna-Lena Narewski und Frank Soldan wollen „Veränderung anstoßen“, Lüneburg „wieder leistungsfähig machen“, „Ballast abwerfen“, „Reformen nicht länger aufschieben“, „mit der Verwaltung an einem Strang ziehen und noch mehr Tempo machen“. Wenn nur das elende Umsetzungsdefizit nicht wäre!

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      • Avatar von A. Janowitz A. Janowitz sagt:

        Fr. Hölscher, ich möchte mit ihnen nicht über Worthülsen streiten. Ja in bestimmten Situationen meinen unsere beiden Vehikel sicher das gleiche, manchmal sogar dasselbe, aber woher der Wind weht bekomme ich doch täglich berichtet.

        Der Fisch stinkt vom Kopfe her und zwar gewaltig. Wieso wird denn die unterste Verwaltungsstufe de facto handlunsunfähig? Wieso werden immer mehr Ressourcen woanders verbraucht? Warum muss ich immer mehr Scheindebatten führen?

        Wenn ich mir anhören soll eine von fast 50.000 Einzelpersonen finanzierte Zeitung wäre dasselbe wie eine von Oligarchen finanzierte Dreckschleuder, dann muss ich nichtmal eins und eins zusammenzählen…

        Warum wird die Umsetzung von klar benannten Zielen duch „Wutbürger“ überall gelähmt? Warum sollte ich debile Pseudodebaten führen wollen? Wie eines ihrer Beispiele anführt will niemand Windräder in Sichtweite, Batterieautos explodieren quasi ständig und jede kleinste Veränderung wird wie im dritten Weltkrieg bekämpft.

        Was meinen Sie warum ich die „Sachzwänge“ von Fr. Merkel derart zynisch gutiere? Echte Probleme werden sowieso , wenn überhaupt nur kurz angerissen, während erfunderner Blödsinn lang und breit ausdiskutiert werden „muss“. Die unterste Verwaltungsebene ist handlunsunfähig, weil das benötigte Geld für Verträge anderweitig aus dem Fenster geworfen wird! Ein paar Milliarden (!) für die PKW-Maut, ein paar Milliarden für Masken und obendrauf der immernoch laufende Cum-Ex Betrug! (Die Staatsanwältin hat nach ausgiebigster Sabotage hingeschmissen!) Während dessen soll ich mir diese schwachsinnige HARTZ IV „Diskussion“ über die faulen Ausländer nochmal geben?! Die betreuten Denker belästigen mich allendhalben mit erfundenem Datenmüll als der Weisheit letzter Ratschluss und kommen nichtmal auf einfachste(!) Erklärungen(?), wie: das für Ausländer arbeitsverbot gilt, oft über Jahre(!). Nein, da wird mir diese idiotische Hängemattendiskussion aufgenötigt. Und gleich hinterher kommen die „kriminellen Araber-Clans“ die defacto nur das Job-Center für gedultete sind. Was meinen Sie wesshalb seit Jahren(!) nicht die Mitgliedschaft in einer kriminellen Gruppierung alleine schon Straftatbestand ist? Wir also ital. Mafiagesetzte bekommen? Weil dann gewisse „saubere“ Herrschaften dran kommen und zwar ohne das Staatsanwälte von oben sabotiert werden können.

        Die unterste Verwaltungsebene ist zum Managen des Notstands verdammt, damit auch wirklich jedes bischen Eigeninitiative und Motivation im Keim erstickt wird und niemand fragt woher der Datenmüll aus der Online-Jauchegrube kommt. Hier wird nämlich, wie in den Kaputten Staaten, das Gemeinwesen zum Selbstbedienungsladen für die Oligarchen. „Zufällig“ machen die einen Reibach (Donald kann wohl +3 Mrd auf seinen Konten verbuchen!), während der Normalbürger immer mehr tragen darf. „Wohlstand verpflichtet“? Am Arsch! Beitragsbemessungsgrenze, Erbschaftssteuer und dergleichen sagen mehr als tausend Worte über die Verhältnisse, wo ich auf die „Sachzwänge“ zurück kommen kann. Der Fisch stinkt vom Kopfe her und zwar gewaltig. Das pfeifen die Spatzen von den Dächern…

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      • Avatar von Sebastian Maschuw Sebastian Maschuw sagt:

        Andreas Janowitz, man hört von Ihnen immer nur Schlechtes über den Kapitalismus: brutale Ausbeutung, Pauperisierung, Klimaschäden, zu viele Shampoos, Kumm-Äx, Mikroplasik, Langeweile, Faschismus. Die positiven Dinge, die er hervorbringt, vergessen Sie aber viel zu schnell. Zum Beispiel die fast bundesweite Einführung der Selbstscan-»Kassen«. Ein System, das die Arbeiter entlastet und auf Vertrauen zwischen Unternehmen und Kunde setzt! Die Sorge ist natürlich groß, dass nur jeder zweite Artikel gescannt wird und der Rest einfach unbezahlt im Einkaufsbeutel verschwindet. Und es geht ja auch schnell! Zwei Tüten Milch hier (EUR 1,69), ein Kilo Passionsfrucht da (EUR 14,39), dann der gute Edelnuss-Mix von Seeberger (EUR 12,99). Köstlich! Natürlich darf ein gutes Filetsteak (Bio, EUR 24,99) nicht fehlen. Genauso wenig wie Markenkondome (EUR 23,99/36 St.) oder der gute Cheddar von der Käsetheke (EUR 4,00/100g). Und es fällt ja auch nicht auf, wenn man ab und an aus Versehen vorbeiscannt! Da spart man sich schon mal gut 20 Prozent eines jeden Einkaufs. Das läppert sich. Aber nein, Millionen von Bürger/innen ziehen täglich brav ihre Barcodes über die Laser und bescheren den Unternehmen Gewinne. Da reift der Gedanke, dass der Mensch gar nicht so verkommen ist, wie man immer meint. Ich für meinen Teil will mir keine Welt ohne die Selbstscanner mehr denken. Allein finanziell wäre das mein Ruin.

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  5. Puh, da sitzt man am Freitagabend in Deutsch Evern, der Spargel ist noch nicht ganz verdaut, und die Hirnzellen rotieren. Die vier glorreichen Bürgermeister im Landkreis Lüneburg, unsere Fab Four der Kommunalpolitik, stehen vor der Entscheidung ihres Lebens.

    Spatz in der Hand oder Taube auf dem Dach?

    Das ist hier nicht die Frage, das ist die reinste Zerreißprobe für jeden Amtsinhaber, der sich an seinem schönen Samtgemeindesessel festkrallt.

    Da wäre zunächst die Option Spatz in der Hand. Das bedeutet: auf Risiko verzichten, den warmen Bürostuhl behalten und sich die nächsten fünf Jahre die Hähnchenbrust aus dem Ratskeller schmecken lassen. Man kennt die Leute, die Probleme sind überschaubar, der Bürger liebt einen (meistens) und man muss nicht jeden Tag gegen die Lüneburger Verkehrspolitik ankämpfen. Ein Traum! Aber wie das so ist mit Träumen, sie können schnell zu einem Albtraum werden. Denn wer jetzt kneift, der muss sich auf die nächste Gelegenheit einstellen: frühestens 2033, wenn die nächste Wahlperiode endet. Acht Jahre warten! Das ist politisch gesehen eine Ewigkeit, da hat man schon die zweite Laktoseintoleranz entwickelt, und die Haare sind, sofern noch vorhanden, gänzlich ergraut. Die Taube auf dem Dach klingt verlockend: Ab ins Kreishaus oder in die Lüneburger Innenstadt!

    Der Titel Oberbürgermeister oder Landrat funkelt verheißungsvoll. Endlich die ganz großen Fäden ziehen, endlich nicht mehr nur über die Länge der Buchenhecke entscheiden, sondern über die Zukunft des gesamten Landkreises. Man könnte glatt über die Elbbrücke schweben, so erhaben fühlt sich das an. Aber die Taube fliegt schnell davon und hinterlässt – Trommelwirbel – nichts. Denn wer verliert, der hat nicht nur den potenziellen Traumjob verpasst, sondern auch den gemütlichen Bürgermeisterposten in der Samtgemeinde. Man stünde da, mit leeren Händen und dem Nachgeschmack des verlorenen Kampfes im Mund. Ein Schicksal schlimmer als der nächste Kreisverkehr in Kaltenmoor. So sitzen sie nun, die glorreichen Vier, und zerbrechen sich die Köpfe. Wer hat den Mut zum Risiko? Wer ist der nächste Jens Böther? Und wer entscheidet sich doch lieber für den Spatz und die ruhige Kugel? Ein echter Politschach, bei dem am Ende die Wähler die Züge machen. Und während die einen noch grübeln, ob sie das Handtuch werfen oder doch nach der Taube greifen, steht in der Samtgemeinde schon der nächste Kandidat bereit, der den dann leeren Stuhl nur allzu gerne besetzen würde. Denn in der Politik gilt immer: Wo ein Stuhl frei wird, da ist auch ein Hintern, der ihn besetzen will.

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    • Avatar von Yvonne Brück Yvonne Brück sagt:

      Detlef, Detlef,

      wohin soll das bloß noch hinaus mit Ihnen?

      Bei Wikipedia lese ich:

      Als „moralischer Defätismus“ wird ein Defätismus bezeichnet, der nicht mehr daran glauben kann, dass uneigenützig gutes Handeln möglich ist.

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  6. Avatar von Rainer Mencke Rainer Mencke sagt:

    Wer auch immer OB oder LR wird, die Hauptaufgabe wird die Entwicklung eines Entschuldungskonzeptes und die Überprüfung der Verwaltungsstandards sein – denn die Einnahmen werden eher sinken, weil die geburtenstarke Generation in Rente geht und die Sozialausgaben werden steigen, weil die Aufgaben zunehmen.

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    • Avatar von jj jj sagt:

      Beides richtig, dazu gehört aber auch der Spürsinn, dass sich die Stadtkultur ändert, die Stadt nicht nur Kaufhaus, sondern Ort der Begegnung ist und der Landkreis erreichbarer sein muss und umgekehrt und ohne mehr Individualverkehr. Das allerdings kostet beides Geld. Lg jj

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    • Avatar von Jan Uwe Furhop Jan Uwe Furhop sagt:

      Sehr geehrter Herr Mencke,

      die Entwicklung eines Entschuldungskonzeptes und die Überprüfung der Verwaltungsstandards“ sind Notwendigkeiten, die schon vor zehn Jahren dringend angezeigt gewesen wären. Frau Kalisch hat die ensprechenden Bürden von Ulrich Mädge, ihrem Vorgänger, geerbt. Sie, Herr Mencke, sind in der vergangenen Wahlperiode, das heißt vom 1. November 2016 bis zum 31. Oktober 2021, also fünf lange Jahre in engster quasi-koalitionärer Kooperation mit Herrn Mädge Ratsmitglied der Hansestadt Lüneburg gewesen, ein Jahr und drei Monate davon noch als stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzer (vom 01.11.2016 bis zum 31.01.2018) und dann (vom 01.02.2018 bis zum 31.10.2021) drei Jahre und acht Monate als CDU-Fraktionsvorsitzender.

      Die „geburtstarken Jahrgänge“, heute als Babyboomer oft sogar beschimpft, sind die Jahrgänge, die in Deutschland hauptsächlich zwischen 1955 und 1969 geboren wurden. Die ersten fünf davon (fragen Sie Herrn Jenckel) befinden sich bereits in Rente. Dass „die geburtenstarke Generation in Rente geht„, hat sich folglich mindestens 50 Jahre lang angekündigt.

      Ich frage Sie:

      1. Warum haben Sie, Herr Mencke, in Ihrer Zeit zusammen mit der SPD und Herrn Mädge nicht wenigstens Vorbereitungen zur „Entwicklung eines – nachhaltigen – Entschuldungskonzeptes“ getroffen und warum nicht „die Überprüfung der Verwaltungsstandardseingeleitet?

      2. Was hat die Verrentung der „geburtenstarken Generation“ mit „den Sozialausgaben“ in den Kommunen zu tun?

      Sozialausgaben der Kommunen sind vornehmlich die Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II): Kommunen sind zuständig für die Kosten für Unterkunft und Heizung, Kinderbetreuung, Schuldner- und Suchtberatung sowie für Bildungs- und Teilhabeleistungen, Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII): Umfasst Kosten für Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit, Hilfen zur Erziehung und Kindertagesbetreuung, Sozialhilfe (SGB XII): Kommunen tragen die Ausgaben für die Sozialhilfe, Eingliederungshilfe (SGB IX) sowie Ausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz — Rentenzahlunen gehören nicht dazu! Die Deutsche Rentenversicherung besteht aus sechzehn rechtlich selbständigen Versicherungsträgern, die entweder bundesweit oder regional tätig sind, — aber nicht kommunal!

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      • Avatar von Rainer Mencke Rainer Mencke sagt:

        Sehr geehrter Herr Fuhrhop,

        Wir waren in der Jamaika-Gruppe und nicht in einer Gruppe mit der SPD bzw. Herrn Mädge. Bitte lesen Sie meine Haushaltsreden im Allris-Archiv nach und dann werden Sie sehen, was ich zur Verbesserung der Haushaltslage vorgeschlagen habe. Leider habe ich in der Jamaika-Gruppe und auch im Rat keine Mehrheiten für Maßnahmen zusammengekommen – die der Demokratie braucht es für Veränderungen halt Mehrheiten. Da der Handlungsdruck in den letzten Jahren eher noch größer geworden ist, wird es vielleicht künftig die Mehrheiten für ein nachhaltiges Finanzmanagement geben !???!

        Eine Stadt hat als Haupteinnahmequelle die Gewerbesteuer – wenn die geburtenstarke Generation nicht an der Wertschöpfung in unserer Region teilnimmt, werden die Haushaltsmittel sinken.

        Mit Rentenzahlungen hat das nichts zutun !

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      • Avatar von Jan Uwe Furhop Jan Uwe Furhop sagt:

        Okay, sehr geehrter Herr Mencke,

        das will ich tun. Ich schaue mir die eine oder andere Ihrer Reden an. Können Sie mir eine (mit Allriss-Link) besonders empfehlen? Dieser Punkt geht also an Sie, auch wenn die Tatsache bleibt, dass, wie Sie erfahren mussten, selbst beste Vorschläge nicht ohne Weiteres durchzusetzen sind. Das sollten Sie dann aber selbst ebenfalls nicht vergessen, wenn Sie heute die amtierende Verwaltungsleitung kritisieren.

        Wie Sie Ihren Hinweis auf die geburtenstarken Jahrgänge meinten, ist mir allerdings immer noch nicht klar. Die Kohorte geht peu à peu in Rente. Doch rücken nicht Jüngere nach? Warum sollten die Gewerbesteuereinnahmen aus diesem Grunde sinken? Warum die Sozialauf- und -ausgaben parallel steigen? Herr Manzke, der jetzt Golf spielt und englischen Tweed spazierenträgt, und Herr Pols, der als Fachmann für Ilmenau-Marinas und hanseatische Wirtschaftsförderung auf die städtische Beraterbrücke geentert ist, zwei Ihrer früheren CDU-Kollegen als Gegenbeispiel, haben ihre Söhne in der Geschäftsleitung Ihrer Unternehmungen etabliert, der wortgewaltig missionierende Herr Gast hat seiner Tochter, einige Zeit Präsidentin des Vereins Lüneburger Kaufleute, dasselbe ermöglicht. Auch Sie, Herr Mencke, werden bestimmt eine glückliche Nachfolgeregelung in Ihrer Firma hinbekommen. So geht das überall. Vielleicht hakt es in dem einen oder anderen Fall, aber dafür tauchen plötzlich die Corinna Kromes und die Patrick Pietrucks nach oben und sind mit etwas Neuem zur Stelle, das „hast-du-nicht-gesehen“ zehn oder hundert neue Arbeitsplätze schafft.

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      • Avatar von Rudi Radlos Rudi Radlos sagt:

        Ausfälle bei der Gewerbesteuer geringer als befürchtet

        Nach Verschärfung der Haushaltssperre meldet die Stadt Lüneburg eine Entspannung der Finanzen

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      • Avatar von Rainer Mencke Rainer Mencke sagt:

        Sehr geehrter Herr Fuhrhop,

        Sie wollen nur provozieren, aber ich antworte trotzdem auf 3 Punkte :

        1.Herr Manzke geht in seinem Alter noch täglich zur Arbeit und spielt nicht nur Golf – und er hat mit viel Fleiß seit 1974 hunderte Arbeitsplätze und Steuersufkommen geschaffen.

        2.Wenn die geburtenstarke Generation in Rente ist, haben viele Lüneburger Firmen weniger Mitarbeiter (im Handwerk schon zu beobachten) und damit werden deren Umsätze (folglich auch die Gewerbesteuer) sinken, da weniger geschafft werden kann.

        3.Frau Grimberg ist nicht die Tochter von Herrn Gast !

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      • Avatar von Rainer Mencke Rainer Mencke sagt:

        Sehr geehrter Fuhrhop, auch wenn Sie nur provozieren wollen, hier als Antwort auf den 22.8.2025 / 18:15 nur so viel :

        1.Der Zusammenhang von weniger Umsatz = weniger Gewerbesteuer, weil weniger Personal, dürfte sich selbst erklären, oder ?

        2.Herr Manzke spielt nicht nur Golf, sondern arbeitet bis heute !

        3.Frau Grimberg ist nicht die Tochter von Herrn Gast.

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      • Avatar von Jan Uwe Furhop Jan Uwe Furhop sagt:

        Sehr geehrter Herr Mencke,

        ich antworte auf Ihren Kommentar letzter Hand von heute, 23. August 2025 um 13:20 Uhr:

        Wie kommen Sie darauf, dass ich „nur provozieren“ will? Sie sollten vielleicht nicht jeden kritischen Einwand als Ärgernis auffassen. Auch wenn ich mir Mühe gebe, nicht zu langweilen, möchte ich Mitlesenden, Ihnen, aber auch mir ermöglichen, Unklares zu klären und zunächst Unverständliches besser zu verstehen. Dazu ist doch ein höflicher Austausch von Fragen und Antworten unter zivilisierten Menschen da. Oder sehen Sie das anders?

        Zu 1. : Ja, der Zusammenhang von weniger Umsatz = weniger Gewerbesteuer, weil weniger Personal, erklärt sich selbst. Aber keineswegs der Zusammenhang mit den geburtenstarken Jahrgängen UND die Frage nach den wirklichen Gründen für das schwindende oder ausbleibende Personal. Wir sind uns einig: Mit rund einer Million Betrieben und 5,6 Millionen Beschäftigten ist das Handwerk ein Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft und ein bedeutender Ausbilder.

        Doch hat der Fachkräftemangel in diesem Sektor vielfältige Ursachen, wobei der demografische Wandel (sinkende Geburten- bei höheren Alterungsraten) eine wichtige, aber keineswegs die wichtigste und schon gar nicht die alleinige Rolle spielt! Hinzu kommen nämlich sich rasant ändernde Qualifikationsanforderungen, eine wachsende Abwanderung von spezialisierten Fachkräften in besser entlohnende Regionen, eine zunehmend geringe Attraktivität bestimmter Berufsgruppen und diverse gesamtwirtschaftliche Faktoren.

        a) Ja, die alternde Bevölkerung und der Rückgang der Geburtenrate führen zu einem Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung und somit zu einem Mangel an Fachkräften – das aber nicht erst seit gestern, das Problem ist seit mindestens 30 Jahren absehbar und wurde ebenso lange diskutiert. Praktische Prävention war die Ausnahme.

        b) Das Bildungssystem kann mit den steigenden Anforderungen an Qualifikationen und der fortschreitenden Digitalisierung nicht immer Schritt halten. Es gibt oft Schwierigkeiten, genügend Fachkräfte mit den benötigten Spezialkenntnissen auszubilden.

        c) Viele Berufe erfordern heute spezifischere Kenntnisse und Fähigkeiten, auf die die Auszubildenden nicht immer ausreichend vorbereitet werden. Dies führt zu einem sogenannten „Skills-Mismatch“, bei dem die Qualifikationen der Arbeitskräfte nicht mit den Anforderungen der offenen Stellen übereinstimmen.

        d) Eine erheblich Zahl gut ausgebildeter Fachkräfte verlässt Deutschland, um im Ausland bessere Arbeitsbedingungen oder höhere Gehälter zu finden. Dies betrifft besonders stark den hochqualifizierten Bereich.

        e) Einige Berufe, insbesondere im Bauhandwerk, werden von jungen Menschen als unattraktiv wahrgenommen. Dies kann an ungenügender Bezahlung, mangelnder Work-Life-Balance, starren Hierarchien oder einem schlechten Image liegen.

        f) Ein wirtschaftlicher Aufschwung auch in Teilbereichen (Energiewende, Digitalisierung, Rüstung etc.) führt zu einer erhöhten Nachfrage nach entsprechende Fachkräften, was den Mangel auf anderen Feldern zusätzlich verstärkt.

        g) Auch die Attraktivität eines Unternehmens oder bestimmter Unternehmenstypen spielt eine Rolle bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften. Betriebe, die schlechte Arbeitsbedingungen, mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten oder eine unklare Führungskultur bieten, haben es schwerer, qualifiziertes Personal zu finden.

        h) Der Fachkräftemangel ist nicht gleichmäßig über Deutschland verteilt. Manche Regionen sind stärker betroffen als andere.

        i) Die Digitalisierung verändert viele Berufe grundlegend und führt dazu, dass manche Arbeitsplätze wegfallen, während gleichzeitig neue entstehen, die spezielle Kenntnisse erfordern. Die Nachfrage nach IT-Fachkräften ist besonders hoch.

        j) Ein mangelndes Interesse an Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) in den weiterführenden Schulen führt zu weniger Studienanfängern in diesen Bereichen, was sich später im Fachkräftemangel bemerkbar macht.

        k) Der Frauenanteil in handwerklichen Berufen ist immer noch relativ gering, obwohl Frauen ein großes Potenzial für diese Bereiche darstellen.

        l) Das Image des Handwerks hat in den letzten drei Jahrzehnten stark gelitten, was sich negativ auf die Zahl der Auszubildenden auswirkt. Viele junge Menschen bevorzugen heute eher ein Studium als eine Ausbildung im Handwerk.

        m) Die Corona-Pandemie hat in einigen Branchen zu einem zusätzlichen Fachkräftemangel geführt, da Ausbildungen und Einstellungen zeitweise ausgesetzt wurden.

        Zu 2. : Dass Herr Manzke nur Golf spielt und gar nicht mehr arbeitet, habe ich nicht behauptet. Ihm ist es gelungen die Staffelstäbe der Geschäftsleitung seines Firmen-Imperiums an die nächste Generation weiterzureichen. Das war Kern meiner Aussage.

        Zu 3. : Das stimmt. Frau Grimberg, die seit 2025 zwei schöne Staffelstäbe in der Hand hält, ist nicht die Tochter von Udo Gast, sondern von Hans-Peter Weseloh, dem Mitgesellschafter und langjährigen Geschäftsführer der Firma Gast Automaten. Hier habe ich folglich falsch gelegen. Ich danke Ihnen für die Richtigstellung.

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    • Avatar von Dr. Corinna Maria Dartenne Dr. Corinna Maria Dartenne sagt:

      Korrigierte Version:

      Moin Herr Mencke,
      a) Wer im Ausschuss dabei war, hat mitbekommen, dass Herr Rink Ihre hier wiederholten Fragen in die Richtung von Herrn Dißelmeyer mehrfach beantwortete. Das wird dann auch im Protokoll noch nachvollziehbar sein.
      b) Als neuer Fraktionsvorsitzender der SPD weiß Herr Dißelmeyer, dass die SPD ein hohes Maß an Verantwortung für die historische Verschuldung trägt. Und viele der bisherigen SPD-Anträge in den Ausschüssen und im Rat in dieser Legislaturperiode mussten abgelehnt werden, weil sie zu einer noch höheren Verschuldung geführt hätten. Deshalb freue ich mich, wenn Herr Dißelmeyer und Sie, Herr Mencke nun doch eine konstruktive Zusammenarbeit zu Maßnahmen, bei denen gegengesteuert wird, wünschen.
      c) Im letzten Finanzausschuss wurde Herrn Dißelmeyer gegenüber auch aufgezeigt, dass dessen Partei auf die vielfältigen Terminvorschläge für eine konstruktive Zusammenarbeit leider nur begrenzt eingegangen war.
      Also bitte schön vorsichtig im Porzellangeschäft.

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      • Avatar von Wolfgang Sorger Wolfgang Sorger sagt:

        BITTE nicht „Legislaturperiode“! Der Stadtrat – ebenso wie der Kreistag – ist KEIN Parlament. Es gibt weder Indemnität, noch Immunität, keine Diäten und auch keine Untersuchungsausschüsse.

        Die Gremien sind – auch wenn es anders scheinen mag – Teil der Kommunalen Selbstverwaltung. Sie verabschieden keine Gesetze („Legis“), sondern allenfalls Satzungen. Sie haben eine begrenzte eigene Zuständigkeit in Zusammenspiel mit der Stadt- bzw. Kreisverwaltung und beaufsichtigen die Verwaltung insoweit, ob diese ihre Beschlüsse ausführt.

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  7. Avatar von Klaus Bruns Klaus Bruns sagt:

    Herr Jenckel, wie wahrscheinlich ist es hier im blog, das afd anhänger anonym ihre süppchen kochen können?

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    • Avatar von jj jj sagt:

      Hoffentlich 0

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      • Avatar von Doro Fischer Doro Fischer sagt:

        Wenn Klaus Bruns nicht wieder mit seinen substanzlosen Verallgemeinerungen zu köcheln beginnt (siehe hier) und sich für seine ebenso haltlosen wie hinterhältig platzierten Bezichtigungen eine Antwort abholt, die sich gewaschen hat (siehe hier), dann könnte die Wahrscheinlichkeit sogar gegen nullkommanullnull (0,00) gehen.

        Sicher dürfte jedoch sein, dass die Wahrscheinlichkeit einer Bothe-Kandidatur nicht schon darum gegen null geht, weil ihre Möglichkeit nicht in Betracht gezogen wird.

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  8. Bereits am 24. Juli 2025 um 17:21 Uhr, volle zwei Wochen vor Landrat Jens Böthers Bekanntgabe, dass er bei den Wahlen im kommenden Jahr nicht wieder antreten werde, hatte der mysteriöse Otto Berg im letzten Absatz seines Blog.jj-Kommentars geschrieben:

    „Der Erhalt der Demokratie kann nicht nur durch wirtschaftliche Maßnahmen alleine, sondern muss auch durch die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts angestrebt werden.“ Aufklärung ist ein Antidot gegen extremistische Polarisierungen. Aber auch Wahlen sind eine Realität. Herr Neumann (unter vielen anderen) weiß, dass ihm der 13. September 2026 einen Strauß an beruflichen Möglichkeiten oder einen Absturz offeriert. Herr Jenckel, der das auch weiß, hat meine Verlässlichkeitseloge auf Franz-Josef Kamp nicht mit einem lauten Lachen, sondern mit einem diplomatischen Hinweis quittiert.

    Mit einer Chance von Franz-Josef Kamp, dem schönfärberischen Bläser der Arena-Schalmeien, als Kandidat für das Amt des Hauptverwaltungsbeamten in Stadt oder Kreis Lüneburg wird wohl im Ernst niemand, wahrscheinlich nicht einmal er selber rechnen.

    Was aber ist mit dem neben Christoph Palesch anderen jungen Amelinghausener, Stephan Bothe, lieber Herr Jenckel? Der Mann, Mitglied des Niedersächsischen Landtages seit November 2017, mit Mandat des Kreistages für den Lüneburger Schulgrundsatzausschuss seit dem 1. November 2021, wäre 2026 am Wahltag 42 Jahre alt und dürfte wohl, besonders vor dem Hintergrund der galoppierenden Selbstmarginalisierung von SPD, FDP und GRÜNEN, keine Scheu kennen, sich für einen geeigneten Landrat zu halten.

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    • Avatar von Doro Fischer Doro Fischer sagt:

      Zu dieser Überlegung passt gut die aktuelle, leider etwas weitschweifige und begrifflich stellenweise recht wattige, aber insgesamt anregende substack-Betrachtung von Georg Diez (56), einem SPD-nahen, ehemaligen »Spiegel Online«-Kolumnisten, der auch für die »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, die »Zeit« und die »Süddeutsche Zeitung« geschrieben hat.

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