Lüneburg und der Römer – war er doch hier?

Im Rathaus findet sich in der Gerichtslaube ein Buntglasfenster, in dem, farbenprächtig, aber ziemlich entstellt mit Reichsadler, Julius Cäsar abgebildet ist. Darunter der Satz: Ich habe die Stadt des Mondes gegründet. Und zwar in einer Vollmondnacht. Das ist natürlich alles nur Glaube. Aber jetzt haben Archäologen am Bilmer Berg eine Gewerbesiedlung aus römischer Kaiserzeit freigelegt. War er doch hier?

Lüneburg, römischen Ursprungs so wie Trier, Speyer oder Xanten – mehr ging nicht im aufkeimenden Humanismus. In einer Mondnacht, so geht die Sage, soll der Feldherr anno 47 v. Chr. bei seinen Feldzügen durch Germanien den Kalkberg gesichtet und auf der strategischen Anhöhe eine Kultstätte errichtet haben mit einer Säule samt Mondgötze obendrauf. Deswegen auch überall am Rathaus die Halbmonde als Verzierung in der Fassade. 

Für die nun freigelegte Fläche im künftigen Gewerbegebiet Bilmer Berg II gilt allerdings: tiefer hängen. 

Richtig ist laut einer Mitteilung der Stadt: Die Fundstelle war über einen langen Zeitraum besiedelt – von der jüngeren Bronzezeit (ca. 8. Jahrhundert v. Chr.) bis in die späte römische Kaiserzeit bzw. Völkerwanderungszeit (etwa 4. Jahrhundert n. Chr.). 

Besonders ausgeprägt ist eine Gewerbesiedlung aus den Jahrhunderten nach Christi Geburt. „Die Fundstelle zeichnet sich durch eine außergewöhnlich hohe Dichte an Nachweisen für Metallverarbeitung aus“, erklärt Stadtarchäologe Tobias Schoo. Mehr als 100 Rennfeueröfen sowie zahlreiche Ausheizherde belegen, dass hier intensive Eisenverhüttung stattgefunden hat.

Zu den geborgenen Funden gehören Keramikfragmente mit Rollstempeldekor, ein Spinnwirtel zur Textilverarbeitung sowie als herausragendes Einzelstück ein römischer Denar (Münze) aus dem frühen 2. Jahrhundert nach Christus, entdeckt von einem ehrenamtlichen Sondengänger.

„Die Ausgrabungen am Bilmer Berg geben uns einzigartige Einblicke in die frühe Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte unserer Region“, erklärt Schoo. Besonders die dichte Dokumentation von Metallhandwerk mache die Fundstelle zu einer der größten bekannten Gewerbesiedlungen Niedersachsens aus römischer Zeit.

Dass die Römer, sicher aber nicht Julius Cäsar, hier auf dem Weg zur Elbe durchgezogen sind, ist unstrittig. Und Cäsar nannte sich auch jeder Herrscher nach Julius Cäsar, der schon vor Christi Geburt gemeuchelt worden war. 

Beglaubigt wurde die Legende im Mittelalter letzlich durch die sogenannte Luna-Säule. Das Stück Marmor, 2,60 Meter hoch und 40 Zentimeter dicke, sollte die Cäsar-Erzählung untermauern. Alte Chronisten wie Conrad Bothe (Sachsenchronik, Ende des 15. Jahrhunderts) oder Eike von Repgow (Sächsische Weltchronik, Ende des 13. Jahrhunderts) berichten von Cäsar und der Luna-Statue auf dem Kalkberg. Und auch auf der berühmten mittelalterlichen Ebstorfer Weltkarte ist Lüneburg ein Mond zugeordnet.

Doch so wenig wie der Apostel Jakob nach Santiago de Compostela gepilgert ist, so wenig hat Cäsar je den Fuß in die niedersächsische Ebene gesetzt. Aber der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Manchmal hilft auch eine leichte Unschärfe, Denn Römer waren schon hier. So marschierte Tiberius um 6. nach Christi mit seinen Legionen ins Reich der Langobarden bis an die Elbe. Wo genau, das wird bis heute erforscht. Und dieser Tiberius, von Kaiser Augustus adoptiert, nannte sich auch im Namenszusatz Julius Caesar.

Und die Säule könnte tatsächlich auf dem Kalkberg gestanden haben, der trutzige Burg-Hügel war vor Tausend Jahren wohl 16-mal so groß wie heute. Dort oben stand einst die Burg der Billunger und später der Welfen-Herzöge und ein Kloster. Und einer der Blaublüter brachte vermutlich in seinem Tross, vielleicht auf dem Heimweg von einem Kreuzzug ins Heilige Land, diese Marmorsäule mit als Souvenir. Ganz sicher schleppten die Römer solche Säulen auf ihren Feldzügen nicht mit, um Gebietsansprüche zu markieren, sonst gäbe es da sich mehr von in Niedersachsen.

Alles in allem bleibt unterm Strich ein Körnchen Wahrheit und viel Sage.

Hans-Herbert Jenckel

Foto: Links die sagenhafteLuna-Säule, in der Mitte Julius Cäsar in einem der Buntglasfenster der Gerichtslaube des Rathauses (r.). Die gotischen Fenster wurden gerade restauriert. Und unten der Kalkberg. (Fotos: jj/boldt)

Foto2: „Die Ausgrabungen am Bilmer Berg geben uns einzigartige Einblicke in die frühe Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte unserer Region“, sagt Stadtarchäologe Tobias Schoo. 

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Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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2 Responses to Lüneburg und der Römer – war er doch hier?

  1. Nein, der Römer war nicht nur hier, er hat Lüneburg erfunden!

    Das ist die Wahrheit, die Ihnen die Stadtführer verschweigen, weil sie Angst haben, dass der „Drei-Klang“ (Mons, Pons, Fons – Berg, Brücke, Quelle) durch ein viel imposanteres lateinisches „C“ ersetzt wird: „Caesar – Veni, Vidi, Salzi!“ Der Beweis ist erdrückend. Man muss nur genau hinsehen. Die Aktenzeichen: Sole-Mio!

    Es war natürlich nicht der Feldzug, der die Römer in diese gottverlassene Ecke Germaniens lockte, es war die Logistik. Nach der Varusschlacht 9 n. Chr. war die Laune im kaiserlichen Hauptquartier auf dem Nullpunkt. Die Legionäre weinten nicht nur um ihre Adler, sie weinten vor allem um ihre Pommes Frites! „Mars,“ soll Kaiser Tiberius geseufzt haben, „dieses Germanien schmeckt nach nichts! Es fehlt an Würze! Wir brauchen Salz!“ Und so sandte er seine besten Spekulanten – die Speculatores Salis – gen Norden. Sie folgten nicht etwa dem Limes, sondern dem Geruch. Und wo der Gestank von Schwefel und faulen Eiern am unerträglichsten war, da wussten sie: Jackpot! Die Lüneburger Solequelle wurde umgehend zum „Salinarum Maximum Tiberii“ erklärt.

    Der Archäologische Skandal: Das Ur-Kneipen-Forum. Was heutige Historiker als mittelalterlichen Marktplatz bezeichnen, ist in Wahrheit das römische „Forum Culinarium“. Das Historische Rathaus? Eine verkleidete römische Markthalle (Basilica Salaria), in der ein zeternder Zenturio die Preise für die kostbaren Salzkristalle überwachte. Die Bäckerei in der Bäckerstraße? Dort wurde nicht nur Brot gebacken, sondern auch der Garum (römische Fischsauce) gestreckt – mit Sole, versteht sich, für den Extra-Kick! Und die berühmten Giebelhäuser? Das sind doch keine gotischen Backstein-Prachtbauten! Das sind in Wahrheit clever getarnte römische Mehrfamilienhäuser ( Insulae), deren Fassaden nach außen hin protzig auf Germanisch taten, während drinnen echtes römisches Marmorimitat aus Billig-Kalk zur Schau gestellt wurde.

    Die Sprachliche Verschwörung. Haben Sie sich je gefragt, warum Lüneburger so oft das Wort „Moin“ benutzen? Es ist keine norddeutsche Floskel, es ist ein Verhör-Code! Moin! (Lateinisch: Mone!) – „Achtung! (Sei gewarnt!) Der Zenturio ist in der Nähe!“

    Und die berühmte Stint-Hähnchen-Spezialität? Der Stint war der Notgroschen der Lüneburger: „Stint“ ist eine Verballhornung von stans argentum – das stehende Silber. Erst als die Römer im 4. Jahrhundert ihre Steuern in Naturalien eintrieben, wandelte sich der Stint vom Silber-Symbol zum Bratfisch. Man musste ihn schließlich irgendwie loswerden.

    Und der „Römer“? War er ein General? Ein Senator? Ein Kaiser? Nein. Der berühmte „Römer“, dessen Name die Stadt heute noch in Atem hält, war der Ober-Salz-Inspektor unter Tiberius: Gaius Salticus Romanus. Er war so faul, so korrupt und so unendlich gelangweilt von Germanien, dass er den Spruch prägte: „Ich könnte Lüneburg in zwei Wochen zu einer Weltstadt machen, aber… mir ist das Salz ausgegangen.“ Sein legendäres Relikt? Kein Schwert, kein Helm. Sondern ein eingelegter Hering in einer Sole-Amphore, gefunden im Bilmer Berg, mit der Inschrift: „Non est bonus. Sal est fortis.“ (Nicht gut. Das Salz ist stark.)

    Das ist der wahre Geist Lüneburgs: Eine Stadt, gebaut auf Salz und einer Prise römischer Arroganz. Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss los. Ich habe gehört, sie haben gerade in der Ilmenau ein Stück römische Fußbodenheizung (Hypocaustum) entdeckt.

    Frage zum Abschluss: Welches Lüneburger Bauwerk sollte Ihrer Meinung nach als Nächstes zur „verkleideten römischen Ruine“ erklärt werden?

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    • Avatar von Martin Weidauer Martin Weidauer sagt:

      Auch eine Maßnahme der Römer (conatus romanorum), Detlef: Um die Sicherheit (securitas) in der Ilmenaustraße (via fluvius ilmenuva) zu erhöhen, haben sie damit angefangen (inceperunt), Autoteilen (partes ipsus movens) gut zuzureden (bene loqui). Denn für sie war nicht nur die Salzpfanne (pan salis), sondern auch die Ölwanne (oleum sartagine) immer halb voll. Ihre Hoffnung (spes): Das positive Denken und Sprechen (positivum cogitandi et loquendi) hilft gegen materialbedingte Unfallursachen (causae accidentium ad materiam pertinentes). So öffneten sie also die Motorhaube (tegmen machinae) und sagten dem Keilriemen (cingulum cuneis), dass er tolle Arbeit leiste, die ihnen wirklich Respekt abringe. Oder sie setzten sich neben das Vorderrad (fronte rota) und versicherten dem Reifen glaubhaft, dass gerade er nun wirklich niemandem etwas beweisen müsse. Wichtig war schon zu Caesars Zeiten, sich insgesamt mindestens eine Stunde Zeit für die Ermunterung (adhortatio) der einzelnen Bereiche des Fahrzeugs zu nehmen. Die aggressiven Reaktionen (responsa infestantibus) der an der Ampel (in traffic lux) vor ihrem Haus stehenden Fahrer besagter Autos waren allerdings ermüdend (fessus faciens).

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