Baugebiet Wienebüttel: „Eine Salami mit Beigeschmack“


Auf diesem Acker am Wienebütteler Weg sollen bis zu 370 Wohneinheiten gebaut werden. (Foto: jj)

Lüneburg, 27. November 2020

Handelt die Kommune nach Recht und Gesetz, hat der gemeine Mann kaum einen Hebel gegen den Planungswillen der Gemeinde, verankert in der Planungshoheit. Kritiker sprechen deswegen auch gerne von Planungswillkür. Das geht mir zu weit. Aber etwas mehr Verlässlichkeit, Standhaftigkeit bei politischen Standpunkten und etwas mehr Bürgersinn würde ich mir in Lüneburg wünschen beim Bebauungsplan Wienebütteler Weg. 

Ich bin in der Sache ohne Frage schwer befangen, ich wohne nämlich am Brockwinkler Weg, der an den Acker grenzt, der für das gut 24 Hektar große Baugebiet geopfert wird. Das habe ich gewusst, als ich hingezogen bin. Darauf sei beim Lesen zu achten.

Ich wünschte, ich wäre Diogenes

Natürlich wünschte ich mir, ich könnte in der nächsten Bauausschuss-Sitzung über dieses Baugebiet zu unserem Ulrich dem Großen wie der griechische Philosoph Diogenes zu Alexander dem Großen sagen, als der ihn aufsuchte und fragte, womit er dienen könne: „Geh mir nur ein wenig aus der Sonne.“ Aber ehrlich gesagt, sind ein Sonnenuntergang, Ruhe am Feldrand und ein Blick in die Natur kein Argument gegen ein Baugebiet, da gibt es gewichtigere: Pläne, Ratsentscheidungen oder Stellungnahmen der Stadt, an die sich niemand so recht erinnern mag oder die doch weichgespült werden. Planungshoheit ist das Zauberwort.

Bürgerbeteiligung unter falschen Vorzeichen

Deswegen habe ich auch zum Bebauungsplan meine Anregungen und Bedenken zu Papier gebracht und an die Stadt gesandt. Die finden Sie im Anhang und hier als Link. Warum? Auch das gehört zur Bürgerbeteiligung, deren Kern aber ein aufwendiges vorgeschaltetes Verfahren mit Moderator war, über das Leserbriefschreiberin Dagmar Rüther allerdings sehr nüchtern in der LZ resümierte: Nach derzeitigem Stand stelle sich das doch als „Irrtum zwischen Stadtverwaltung und Bürger“ dar. Vor allem, weil die Zahl der Wohneinheiten von 260 nach den Bürger-Runden auf bis zu 370 aufgeblasen wurde und weil der Verkehrszuwachs eine offene Flanke bleibt. „Diese Salami hat einen schlechten Beigeschmack, und Politikverdrossenheit kommt nicht von Ungefähr,“ urteilt Rüther.

Unter Rot-Grün hatte Landschaftsschutz Priorität

Für schlechten Beigeschmack sorgt bei mir, dass der noch gültige Flächenplan der Stadt ignoriert wird, er schließt das Bauen auf dem Acker aus. Aber darüber kann sich die Stadt hinwegsetzen. Auch das deckt sich mit der Planungshoheit. Ein neuer Entwurf ist in der Endabstimmung. Darin ist dann das Baugebiet schon Fakt.

Doch auf Basis des ursprünglichen Flächenplans haben SPD und Grüne 2014 als Ratsmehrheit beschlossen: Am Wienebütteler Weg darf nicht gebaut werden, das Areal solle besser unter Schutz gestellt werden. Und so lautete damals auch die Einschätzung der Stadt. Verwaltung wie Grüne und SPD sollten wenigsten den Anstand besitzen, sich von ihren Beschlüssen und Urteilen zu distanzieren.

Eine Hochspannung wird zur Klimagrenze

Stattdessen wird nun eine Hochspannungsleitung zwischen Gut Wienebüttel und Brockwinkel als natürliche Grenze zwischen dem schon 2014 geforderten Grüngürtel und der geplanten Wohnbebauung von Lüneburg aus dem Hut gezaubert. Wo stand das 2014? Diese Grenze ist für mich willkürlich gesetzt. Ja, in einem LZ-Interview steht, die Fläche sei schon immer in irgendeiner Weise für die Stadtentwicklung gedacht gewesen. Da fragt sich, wie es dann zu den Beschlüssen und Stellungnahmen von 2014 kam, zwischen der Wohngrenze Lüneburgs und Vögelsen und Reppenstedt nicht mehr zu bauen. Wo blieb der Protest der Verwaltung?

Das Stadtklima leidet

Das ist nicht alles: Durch die Baupläne wird ein bedeutender Kühlkeller fürs Stadtklima gestutzt, wie jüngst in der Bürgerversammlung vom Gutachter bestätigt. Eine Durchlüftungsschneise wird abermals zugeschnürt. Die Entwässerung des matschigen Bodens ist womöglich gar kein großartiges „Wasserschutzkonzept“, wie es in einer Studien heißt, sondern ein Wasserverschmutzungskonzept. Bis heute speisen unterirdisch kleine Quellen die Vögelser Rinne mit kühlem Wasser. Künftig kommt es, mit Plastikpartikeln und anderem Wohlstandmüll angereichert, als Oberflächenwasser aus einem Regenrückhaltebecken. Da gerät die Mikrowelt in der Rinne in Schockzustand. Und dann das Verkehrskonzept: Es folgt im Kern, wie auch bei der Bürgerversammlung gesagt, dem Prinzip Aufklärung, Hoffen und Glauben. Aber ein knapper Parkplatz-Schlüssel, schön und gut, er hat doch eher das Potenzial zum In-fremden-Straßen-Parken als aufs Bike umzusteigen. Denn für die Verkehrswende-Jünger wird auch nicht eine durchgehend attraktive Radstrecke bis in die City angeboten. Das zusammen nenne ich: beklagenswert.

Doch auch das muss gesagt sein: Es finden sich im überarbeiteten B-Plan gute Vorgaben, Absichten und Ziele für Umwelt und Leben, die modernen Ansätzen folgen.

 Nur schade finde ich, das die Hunderte Seiten Eingaben von Bürgern erst im Detail beantwortet werden, wenn der Rat schon entschieden hat. Aber so, habe ich mir aus dem Rathaus erklären lassen, geht Demokratie. Schließlich werden im Rat ja auch ständig Fragen und Anträge über längst erloschene Sterne beraten. 

Hoffen reicht nicht für die Mobilitätswende

Wenn das Baugebiet also sein muss, dann soll es sich auch lohnen, dann geht es um Maßstäblichkeit, um die Chance auf Gemeinschaft, die durch Mietskasernen, mögen sie auch noch so modern aussehen, konterkariert wird. Vielmehr wäre der Beweis zu erbringen, wenn Lüneburg schon Grün verliert, dass aber die Mobilitätswende gewinnt und kein frommer Wunsch bleibt, und dass Bürgerbeteiligungs-Gruppen nicht unter falschen Vorzeichen gearbeitet haben und doch wieder 260 Wohneinheiten die Zielmarke sind. 

Vielleicht sollte auch vorab am anderen Ende der Stadt einmal im Hanseviertel bewiesen werden, dass Lüneburg Verkehrswende kann. Noch ist da nichts zu sehen. Wenn die Neubürger vom Hanseviertel über die Bleckeder Landstraße in die Stadt radeln möchten, fragen sie sich heute noch, ob die Lüneburger nun die Verkehrswende schaffen oder verhindern wollen. Einfach mal fahren und sich stadteinwärts gruseln. PS: Speicherquartier und Hanseviertel wachsen nicht seit gestern, sondern bestehen seit Jahren.

Lüneburg nimmt hart Kurs auf die Wachstumsgrenze

Zurzeit wird so viel über neue Modelle der Urbanität, Verkehrswende, über Flächenfraß geforscht und diskutiert, es lohnt, dort einmal reinzuhören und innezuhalten, um nicht den Stoff für ein neues Städtebau-Dramolett zu liefern. Schließlich will die Hansestadt Zukunftsstadt sein.

Lüneburg schrammt an seine Wachstumsgrenze , lockt noch mehr Verkehr an, die Infrastruktur stöhnt. Zeitgleich fließt viel Geld und Mühe in ein Stadtentwicklungskonzept. Am Ende liefert es womöglich nur noch eine Ex-Post-Betrachtung, weil man nicht warten wollte. Dann steht das Konzept und man beklagt letzte Entgleisungen – hätte, hätte, Fahrradkette.

Hans-Herbert Jenckel

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Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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54 Antworten zu Baugebiet Wienebüttel: „Eine Salami mit Beigeschmack“

  1. jj schreibt:

    Der Übergang von öffentlichem zu privatem Raum in Neubaugebieten ist der Schlüssel zu Miteinander und Gemeinschaft, der will in Lüneburger Neubaugebieten nicht recht gelingen, nicht im Hanseviertel, nicht im Ilmenaugarten am Fluss. Architekten sind da ganz verzweifelt. Nun hat Carl-Peter von Mansberg dazu einen Leserbrief geschrieben – aber auch seine Idee wird an der gewohnten Weise zu bauen kaum etwas ändern.

    Vertane Chance
    Bebauung Wienebüttler Weg
    Aktuelle Berichterstattung

    Hier bot sich die Gelegenheit, ein Stück Stadterweiterung wirklich zu gestalten, „Stadtbaukunst“ wenigstens zu versuchen in einer überschaubaren Größe – am Rande des Gesamtkunstwerkes von historischem Rang, Lüneburg. Aber nun wieder der Planer beliebiges Allerlei von Haus-Ansammlungen ohne Bezug und ohne erkennbaren Grundgedanken und Ausdruck.

    Natürlich war – wie immer – eine Vielzahl von technisch funktionalen Anforderungen wie Luftströme, Wasser, Untergrund, Geschichte usw. abzuarbeiten. Das wusste schon Vitruv, der Römer, 1. Jahrhundert vor Christus, dargestellt und ausführlich behandelt in seinem „Zehn Bücher über Architektur“.

    Und diese Anforderungen können auch hilfreich sein für die Entwicklung eines Grundgedankens, wenn nicht jeder einzelne Anspruch als Ausschließlichkeit behauptet wird und den Schritt zum „Mehr“, nämlich der Beheimatung von Menschen in einer schönen Umgebung, verhindert.

    Die Kaltluftschleuse: Gelegenheit, einen zentralen Anger – ein altes städtebauliches Modell – als Zentrum zu etablieren, um den sich die Bau-Körper, wie menschliche Körper versammeln, eine gemeinsame Mitte bildend, die spricht zu den dort Lebenden, wie es die alte Stadt auch tut, Nähe und Verbundenheit stiftend.

    Auf die Frage, was nachhaltig sei, antwortete weiland der seinerzeitige Dekan des Fachbereiches „Nachhaltigkeit“ der Leuphana Universität auf einer Podiumsdiskussion der Grünen: Nachhaltig sei, Identität zu stiften. Und sein Nachbar behauptete: Nachhaltig sei die schöne Stadt. Er erntete damit viel Beifall.

    Die Unwirtlichkeit unserer Neubaugebiete muss verhindert werden. In Skandinavien gelingt das im Ganzen sehr viel besser und mit Bürgerbeteiligung.

    Gibt es noch eine Chance nachzubessern?

    Carl-Peter von Mansberg,

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  2. Ernst Kruse schreibt:

    Niemand werde die Alten und Kranken an Covid-19 sterben lassen, nur aus Rücksichtslosigkeit. So hieß es im Frühjahr. Heute sterben auch Kinder, Sportler und Gesunde, derzeit zwischen 400 und 500 Menschen jeden Tag. In der zurückliegenden Woche waren es mehr als 2.600 Tote in Deutschland, in der kommenden werden Hunderte, wenn nicht Tausende hinzukommen. Unerträgliche Zahlen und Schicksale sind das. Aber nur wenige scheint das noch ernsthaft zu stören.

    „Lüneburg“, liest und hört man derweil, gehe „den Lüneburger Weg“: https://www.zeit.de/news/2020-12/01/lueneburg-setzt-auf-weihnachtsinseln-mit-gluehwein

    Und man liest:

    Polizei beklagt Gedränge beim „Gassenzauber“

    Vor den Buden drängten sich die Menschen, Abstände wurden nicht eingehalten. Die erworbenen Nahrungsmittel wurden laut Polizei überall in der Innenstadt verzehrt. Der vor Ort eingesetzte Sicherheitsdienst sei mit dem riesigen Besucheraufkommen sichtlich überfordert gewesen, hieß es. Bei polizeilicher Ansprache gaben die meisten Touristen an, die geltenden Vorschriften zu den ausgewiesenen Verweilzonen nicht zu kennen.

    Link: https://www.landeszeitung.de/lokales/170393-gassenzauber/

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    • jj schreibt:

      Und was hat das mit Wienebüttel gemein?

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      • Aribert Stein schreibt:

        Ist wie in Rat und Kreistag von Lüneburg. Und irgendwie auch befreiend, noch mal so deutlich vorgeführt zu bekommen, dass es herzlich egal ist, wie viele WissenschaftlerInnen derzeit die Talkshows stürmen, um die Politik und uns über Viruslast, Aerosole und Epidemie-Maßnahmen aufzuklären: Am Ende entscheidet dann doch immer wieder das Bauchgefühl, Faktenlage und Shitstorms in den sozialen Medien hin oder her. Vielleicht sollten wir es alle mal mehr mit Harry Potter (Daniel Radcliffe) halten, der diese Woche erklärte, dass er sich aus Selbstschutz komplett aus Social Media raushält.

        Egal, ob ihr eure Apps jetzt drauf lasst oder löscht: Bleibt sauber und kommt gut durch die Woche!

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Guten Morgen Herr Kruse,
      ja im Vergleich mit z.B. Taiwan sind die Infektionsraten hoch. Hätte man deren Kompetenzen und Erfahrungen mit den sehr viel gefährlicheren MERS und SARS Eregern früher geschätzt anstatt von oben herrab zu urteilen, wäre es bei uns auch nicht so schlimm geworden? Und im Vergleich ist die Bundesrepublik „sehr gut“ davon gekommen. Eine „1-„, denn wir sind keine Insel oder totalitärer Kleinstaat (Singapur?) Es wir gerne verdrängt, das in China bei Ausbruch quasi die gesammte Bundesrepublik (vier Provinzen mit ~80 Mio. Einwohnern) unter Hausarest gestellt wurde?! Da sind wochenlang Panzer durch die Strassen gefahren?! Während man sich darüber hier heimelig gruselte.

      Insofern ist das hier Gejammer auf höchst Niveau… denn noch niemals zuvor wurde eine Krankheit binnen eines Jahres(!) molekular aufgeschlüsselt, u.a. auch mit den für Forscher offen zugänglichen Ergebnissen von „Folding at Home“, und behandelbar? Die Imfstoffproduktion läuft bereits?! Niemals zuvor in der Menschheitsgeschichte ist das passiert! Sie sollten sich glücklich schätzen zu dieser Zeit leben zu dürfen, Teil einer Kardaschow 0.8 Zivilisation zu sein.

      Um so ärgerlicher ist dieser chaotische Wildwuchs bei der sog. Stadtplanung!? Ohne Sinn und Verstand wird da einfach mal drauf los gepfuscht! Wozu haben wir eine Uni vor Ort, wenn deren Handlungsempfehlungen stumpf ignoriert werden?!

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  3. jj schreibt:

    Jetzt geht es Schlag auf Schlag, die Stadt rührt bald die Werbetrommel für den Verkauf der Grundstücke im Baugebiet Wienebüttel. Immerhin 21 Millionen Euro für die klamme Kasse will die Stadt für den Landfraß einstreichen. #Wienebüttel #Baugebiet
    So wird sich laut Vorlage beworben:

    Klicke, um auf wieneb.verkauf-preise-wia.9.12.20.pdf zuzugreifen

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  4. Klaus Bruns schreibt:

    https://www.landeszeitung.de/lokales/169882-lueneburgs-gruenen-sprecher-tritt-zurueck/
    eine wette, herr reinhardt hat festgestellt, das akademische viertel der grünen ist zu selbstverliebt und diskutiert einfach zu lange über dinge, die schneller zu lösen werden. und seilschaften sind bei grünen auch nicht ganz unbekannt. schmunzeln.

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  5. jj schreibt:

    Augen zu und durch
    Ich habe jetzt die Meinung der Verwaltung zu meinen Eingaben zum Baugebiet Wienebüttel gefunden, ein kleines Detail mag zeigen, was ich davon halte, weil sich diese Unschärfe, dieses Weichzeichnen oder Missverstehen wiederholt..

    Zum rot-grünen Ratbeschluss von 2014, dort nicht zu bauen, heißt es: Da sei nur eine grobe Lage benannt mit dem Begriff „Stadt“. Das steht aber gar nicht so im beschlossenen Antrag, den ich natürlich mitgesandt hatte, sondern da steht „Siedlungsgrenze der Stadt“. Da ist nicht grob, sondern scharf.👇👇

    Klicke, um auf antrag.pdf zuzugreifen

    Zum Urteil der Stadtbaurätin: Dass im aktualisierten Landschaftsplan der gestiegenen Wertigkeit dieses Gebietes Rechnung getragen werden sollte durch einen „durchgängig grünen Landschaftsbereich zwischen den Siedlungsflächen von Reppenstedt, Vögelseń, Heiligenthal und der Stadt“ steht nur: Das bleibe ein wichtiges Ziel. „Die Planung steht dem nicht im Weg.“ Da verwendet die Stadtbaurätin selber den Begriff Siedlungsflächen.👇👇

    Klicke, um auf gundermann-stellungnahme.pdf zuzugreifen

    Gut 600 Seiten Stellungnahmen, wer liest das schon. Für die meisten Lokalpolitiker im Ehrenamt ist das auch eine Zumutung. Und außerdem käme womöglich noch ein vorgefertigtes Bild ins Wanken.

    Und im Kern geht es um diese Aussage, die wiederum durch das Klimagutachten nicht dementiert wird.

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Herr Jenckel
      diesen quark haben sie den grünen zu verdanken, die die zusammenarbeit mit der spd aufgekündigt haben und auf jamaika reingefallen sind. dieses sehe nicht nur ich so, sondern auch ein andreas , mit dem ich ein längeres telefonat hatte. ausgerechnet cdu und fdp als umweltparteien zu betrachten , zeigt von dummheit. was sagt uns das. eine akademische bildung verhindert nicht , dummes zeug anzurichten.

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      • jj schreibt:

        Wir leben in einer Demokratie, da kann jeder seine Meinung vertreten, solange sie hier nicht ehrverletzend oder gar strafrechtlich relevant ist.

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    • Albert Brimnes schreibt:

      Nachruf auf den Ikea-Katalog*

      von Billy Kallax

      Du / uns / stets / zeigtest / ganz / genau
      das / im / Glück / Holzspanplattenbau
      und / uns / ständig / hast / ungeniert
      Dübeltäter / zum / degradiert.

      Wir / so / nach / sollten / Ganzheit / streben?
      Nicht / wohnen, / mehr / bloß / sondern / leben?
      Das / wir / nie / eh, / dir / glaubten / weil
      ja / doch / ein / gewöhnlich / fehlt / Teil.

      * Zusammenbauen muss man das Gedicht leider selbst.

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  6. Regine Müller schreibt:

    Sehr geehrter Herr Jenckel,

    knapper Wohnraum, besonders wenn er bezahlbar (6 bis 8 €/m²) sein soll, ist in Lüneburg kein neues Problem. Das wurde auch im Frühling 2013 schon bekakelt: https://www.landeszeitung.de/lokales/59547-grundstuckskosten-sieht-madge-als-preistreiber/

    Damals aber schien es für den Oberbürgermeister noch Kriterien für die Grenzen des Wachstums zu geben:

    „Verwaltung und die Mehrheiten im Rat sind sich einig, dass mit Blick auf die Nachhaltigkeit nicht jede Ecke in der Stadt bebaut werden soll.“

    Anscheinend ist Herrn Mädge heute der Naturschutz im Westen und die Gesundheit der Bürger im Zentrum nicht mehr so wichtig wie vor sieben Jahren. Warum nicht? Was meinen Sie?

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    • jj schreibt:

      Gestalten, und das heißt in erster Linie auch Bauen, hat für den Oberbürgermeister seit seiner Anfangszeit Priorität.

      Lüneburg hat ihm aus den ersten Wahlperioden viel zu verdanken, ob es die attraktive Innenstadt ist, die Konversion der Kasernen, die Universität, die Sanierung der Schulen. Dass Lüneburg heute so dasteht, das ist in großen Teilen sein Verdienst.

      Doch gerade was die Innenstadt angeht, hat Lüneburg sich durch die Mieten in den 1A-Lagen, die Filialisten-Schwemme angreifbar gemacht. Das spüren und werden wir noch schmerzlich spüren in der Corona-Krise.

      Ulrich Mädge denkt in großen Linien und ahnt schon, wo Ihm die Politik in die Quere kommen könnte. Das weiß er vorausschauend zu umgehen oder zu verzögern. Das ist dann die Schattenseite für die, die nicht aufpassen oder zu spät kommen.

      Wäre 2014 stringent gehandelt worden, wäre also der rot-grüne Ratsbeschluss umgesetzt worden, der Stellungnahme der Stadtbaurätin folgend der Schutzfaktor für die Flächen bei Wienebüttel erhöht worden, würden wir heute nicht über dieses Baugebiet reden. Dann wäre allerdings auch der Oberbürgermeister in seinem Handlungsspielraum beschnitten.

      Im Osten der Stadt, wo noch die A39 gebaut wird, ist die Planung bis aufs Hanseviertel durchaus auch schwieriger als im Westen. Dass der Westen allerdings auch keinen Verkehr mehr verträgt, ist sozusagen das kleinere Übel.

      Ulrich Mädge ist in seiner OB-Laufbahn immer mehr in der Mitte verankert, das hat ihm in seiner besten Zeit auch seine besten Wahlergebnisse eingebracht. In den Jahren 2001 und 2006 gewann er ohne Stichwahl – immerhin auch gegen den heutigen Wirtschaftsminister und CDU-Landesvorsitzenden Bernd Althusmann.

      Aber die Welt hat sich mächtig gedreht seither – Digitale Revolution, Klimaschutz, Abschied vom Höher, Schneller, Weiter verlangt eine andere Politik. Ganz zu schweigen davon, dass sich für die Infrastruktur der Stadt im Nachgang vom immer Mehr auch neue Hürden aufbauen.

      All das, was nicht offensichtlich ist, was auch nicht sofort sicht- und spürbar ist, dafür sind die nächsten Generationen sensibilisiert.

      Ich habe mich mal mit dem großen Oberstadtdirektor Hans-Heinrich Stelljes unterhalten, der im Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum ein politischer Architekt von Kaltenmoor war. Hätte er geahnt, was draus wird, er hätte es anders angefangen. Und das ist so, obwohl seit mehr als einem Jahrzehnt Millionen aus dem Fonds „Soziale Stadt“ in Kaltenmoor investiert werden.

      Mietskasernen werden nicht schöner, wenn man sie anstreicht. Wer den Maßstab Lüneburgs aus den Augen verliert, den Maßstab einer kleinen Stadt, der versündigt sich auch. Sie finden heute niemanden, der die weißen Hochhäuser am Kreideberg oder am Weißen Turm so noch einmal bauen würde. Sie sind Denkmäler einer Politik, die im besten Absichten den Maßstab aus den Augen verloren hatte.

      In Wienebüttel habe ich als Bürger und Anwohner im Rahmen meiner demokratischen Mittel meine Anregungen und Kritik pünktlich abgesandt. Ansonsten bin ich auch Demokrat und akzeptiere einen politischen Beschluss. Und ich habe meine Meinung hier gebloggt, dass hat mir schon genug Verdruss eingebracht. Aber auch das gehört zum demokratischen Ringen.

      In Wienebüttel wird jetzt gebaut, da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich wohne da, ich orientiere mich einfach in die andere Richtung und schau erstmal nicht hin. Und um mit dem großen Romantiker Caspar-David Friedrich zu enden, wir werden sehe, was daraus wird: eine Made oder ein Schmetterling. Lg jj

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  7. Andreas Hansen schreibt:

    Das Ende der Jamaika-Gruppe aus Grünen, CDU und FDP im Lüneburger Rat zog sich etwas hin, aber jetzt ist es amtlich. Mit den Unterschriften der drei Fraktionschefs unter die „Scheidungspapiere“ werden die Karten neu gemischt. Am Freitag werden die Ausschüsse neu besetzt. Aber schon am Montag steht das Baugebiet Wienebütteler Weg im Bauausschuss auf der Tagesordnung: https://www.landeszeitung.de/lokales/168558-jamaika/

    Wird das eine Rolle spielen, Herr Jenckel? Wird, wie bei Familie Trump im Weißen Haus, kurz vor dem Ende noch schnell Kasse gemacht?

    Werden die bekannten „Vettern“ aus SPD- und CDU-Fraktionen mit dem „Bebauungsplan Nr. 174“ noch einmal fette „Wirtschaft“ machen, bevor der Bauunternehmer Eberhard Manzke den Bauausschussvorsitz niederlegen muss?

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    • jj schreibt:

      Ich kann nichts mehr dazu beitragen. Ich habe meine Meinung gesagt, meine Anregungen und Kritik offengelegt. Jetzt sind die demokratischen Gremien am Zug. Lg jj

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    • Jens Kiesel schreibt:

      Was immer der Bauausschuss am Montag auch beschließt, entscheiden wird letztendlich der Rat der Hansestadt Lüneburg und da sind außer SPD und CDU auch Fraktionen von den Grünen, Linken, FDP, AFD und ein parteiloses Mitglied vertreten.

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  8. Hildburg Krämer schreibt:

    Lange, mehrgeschossige Blockklötze scheinen Licht, Luft und Lüneburger Lebenslaune wegriegeln zu sollen


    Grafik: Evers & Küssner Stadtplaner

    Fünf Jahre schon gibt es Vorentwürfe für das Neubaugebiet „Am Wienebütteler Weg“. Seit der ersten Sekunde ihres Bekanntwerdens ist die Planung heftig umstritten. Unter anderem werden unerwünschte Folgen für die örtlichen Kaltluft- und Verkehrsströme befürchtet. Vorgestern sollte der Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung unter dem Vorsitz des Bauunternehmers Eberhard Manzke über den Bebauungsplan Nr. 174 gemäß gem. § 10 BauGB als Satzung entscheiden (VO/9315/20 ). Doch aufgrund des eruptiven Ausbruchs lange schwelender Zwistigkeiten innerhalb der sogenannten „Jamaika-Gruppe“ wenige Stunden zuvor wurde der Beschluss verschoben.

    Weiteres: https://www.landeszeitung.de/lokales/166881-eine-frage-des-vertretbaren/

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    • jj schreibt:

      Was ich beklagenswert finde: Der Rat entscheidet jetzt über das Baugebiet, aber bis heute gibt es keine Antworten auf die Fragen, Anregungen und Bedenken, die Lüneburger und Lüneburgerinnen im Zuge der Bürgerbeteiligung/Auslegung der Pläne eingereicht haben. Das ist alles, aber keine Beteiligung. Auch das ist ein Irrtum zwischen Bürger, Politik und Verwaltung.

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Auch das ist ein Irrtum zwischen Bürger, Politik und Verwaltung. Herr Jenckel, dieses ist kein Irrtum. Dieses ist gewollt. Der Bürger ist in den Augen der Verwaltung und der Politik dumm und naiv. Wie wäre sonst eine Argumentation für die eigene Daseinsberechtigung möglich? Politiker wissen selbst immer weniger. müssen immer mehr sogenannte Fachleute fragen. Und weil da viel Geld eine Rolle spielt, wird der Bürger auch weiter für dumm verkauft. Sogenannte Wutbürger entstehen nicht rein zufällig. Ein ehemaliger Brandschutzbeauftragter des Landkreises Lüneburg hat es mir schon vor Jahren bestätigt. Behörden hängen der Wirklichkeit und der neusten Technik regelmäßig hinterher. Ihre Vorschriften sind bis heute noch zum Teil aus Bismarcks Zeiten. Und dieses nicht nur im Brandschutz.

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  9. Hedwig Fehrmann schreibt:

    Handelt die Kommune NICHT nach Recht und Gesetz, hat der gemeine Mann auch keinen Hebel gegen den Planungswillen der Gemeinde.


    (Foto: t&w)

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  10. Dagmar Harms schreibt:

    Herr Pauly, Herr Podstawa,

    nicht einmal Corona kann den Klimawandel stoppen. Wie die Weltorganisation für Meteorologie vor wenigen Tagen mitteilte, war der Wirtschaftseinbruch vom Frühjahr „nur ein winziger Ausreißer“ in der langfristigen Emissionsentwicklung: https://public.wmo.int/en/media/press-release/carbon-dioxide-levels-continue-record-levels-despite-covid-19-lockdown. Globale Industrieproduktion und Welthandel haben längst wieder in Richtung Normalmaß zurückgefunden – und damit auch der Energieverbrauch und das Verkehrsaufkommen. Laut ist zwar der Chor derer, die die Corona-Krise als Blaupause für einen Umstieg auf eine kohlenstoffarme Weltwirtschaft nutzen wollen. Eine radikale Trendumkehr zeichnet sich bislang aber nicht ab. (Die Lage aus Sicht der Unternehmer: https://www.diw.de/documents/dokumentenarchiv/17/diw_01.c.800679.de/gemeinschaftsdiagnose_herbst2020_v3.pdf)

    Dennoch: Auch wenn der schnelle Wandel wohl ausbleibt, gehört einer kohlenstoffarmen Ökonomie aller Voraussicht nach die Zukunft. Die Politik versucht den Weg dahin zu ebnen, indem sie Emittenten mit CO2-Abgaben zur Kasse bittet und den Ausbau alternativer Energieträger subventioniert. Der technologische Fortschritt tut sein Übriges. Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne ist im Aufwind – nicht zuletzt in China, dem mit Abstand größten Produzenten von Solarzellen. Neue Speicher und Energieträger wie Wasserstoff entstehen. Der Anteil erneuerbarer Energieträger steigt dadurch.

    Klar ist aber auch: Bis Kohle, Öl und Gas aus dem Energiemix der Weltwirtschaft verschwunden sind, wird sich die Erde noch einige Male um ihre eigene Achse drehen. Zuletzt deckten diese drei Hauptenergieträger den Verbrauch zu rund 85 Prozent – während auf Wind und Sonne zusammen gerade einmal 3 Prozent entfielen. Die Wasserkraft steht für 6 Prozent, die Atomkraft für 4 Prozent und Biomasse und Erdwärme für die verbleibenden 2 Prozent.

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  11. Klaus Bruns schreibt:

    Michèl Pauly
    hallo linker, ich hoffe ihr wisst, bei einer strasse mit bordsteinkante ,also mit fußweg, dürfen straßen nicht zu spielstraßen werden. diese information bekam ich vor zwei jahren von frau stille aus dem rathaus in reppenstedt. dazu kommt noch, es müssen parkplätze gesondert gekennzeichnet werden. viel spaß bei der überzeugungsarbeit.

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    • Klaus Bruns schreibt:

      leider ist frau stille in rente gegangen. sie fand die idee, bürgersteige und fußwege in 30 iger zonen abzuschaffen , oder zurück zu bauen ,als eine gute idee. mit mitarbeitern der verwaltung steht und fallen innovative ideen. auch darüber nachzudenken lohnt sich. behinderte würden sich übrigens freuen, ich habe mit einigen darüber geredet. niemand braucht eine stolperfalle. mütter mit kinderwagen übrigens auch nicht.

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      • Volker Witte schreibt:

        Neue Strategie, Herr Bruns?
        Gemeindevertretern Fragen stellen und diese nach einer Weile selbst beantworten? So können Sie hier natürlich auch im Gespräch bleiben. Und Sie unterhalten sich immer mit einem Partner, der nie unter Ihrem Niveau entgegnen wird. Clever das!

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    • Michèl Pauly schreibt:

      genau darum geht es: Erst gar keine Bordsteinkanten zu bauen.

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  12. Klaus Bruns schreibt:

    Herr Jenckel, ist es ihnen aufgefallen, die linke geht mir aus dem weg, schmunzeln. frage: können sie links nicht vorher überprüfen, bevor sie sie reinstellen? politiker scheinen damit so ihre probleme zu haben. schmunzeln.

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  13. Christoph Podstawa schreibt:

    Mit der Bebauung des Kaltluftreservoirs im Westen schwillt der Kfz-Verkehr in Lüneburg an.

    Die Anfrage der Gruppen DIE LINKE. im Rat der Hansestadt Lüneburg legt offen, dass Lüneburg seit Jahren in ein Verkehrschaos schliddert. Alle anderen Parteien reden von der Notwendigkeit einer Verkehrswende, verfestigen aber mit ihrer Politik die Problematik.

    Gruppenvorsitzende Michel Pauly überraschen die Zahlen nicht. Er warnt bereits seit Jahren vor der verfehlten Politik, die vor allem SPD, CDU und Grüne zu verantworten haben:

    „Das Auto wird seit Jahren bevorzugt. Da, wo wir gebaut haben, haben wir veraltete Verkehrskonzepte umgesetzt und allein auf das Auto gesetzt. Das neue Baugebiet Gut Wienebüttel steht exemplarisch für die seit Jahren verfehlten Politik. Wir als LINKE verlangen erstmal ein soziales und ökologisches Konzept für neue Baugebiete und haben deshalb als einzige gegen den neuen Bebauungsplan Gut Wienebüttel gestimmt. Wir müssen dem Verkehrschaos entgegensteuern, indem wir den Nahverkehr ausbauen und den Radverkehr bevorzugen. In den letzten zehn Jahren hat die Hansestadt insgesamt ca. 1 Million für die Instandhaltung für Radwege ausgegeben. 2018 flossen allein 2 Millionen für die Instandhaltung der Straßen. Auch das sind Zahlen, die viel über die Verkehrspolitik sagen. Alle reden von der Verkehrswende, faktisch passiert das Gegenteil. Wir bleiben aber dran und halten den Finger in die Wunde.“

    Christoph Podstawa sitzt für DIE LINKE im Verkehrsausschuss. Die Zahlen bestätigen seine Kritik:

    „2010 wies die Lüneburg 30.455 Kfz auf. Anfang 2020 drängten sich 35.922 Personenkraftfahrzeuge durch die Straßen von Lüneburg. Das ist eine Steigerung von 18%. Die Bevölkerung wuchs im gleichen Zeitraum um ca. 9%. 2012 hatten wir ca. 440 Kfz auf 1000 Einwohner*inenn, 2019 sprechen wir trotz Bevölkerungswachstum von 470 Kfz auf 1000 Einwohner*innen. Wir entwickeln uns seit Jahren in die falsche Richtung. Auch hier in Lüneburg bestätigt sich die Weisheit: Wer auf das Auto setzt, wird Verkehr ernten. Problematisch ist vor allem aber, dass die Politik einfach weiter so macht. Draußen reden SPD, CDU, Grüne und FDP von der Verkehrswende. Im Verkehrsausschuss aber bleibt alles beim alten. Und so wachsen die verkehrspolitischen Probleme.“

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    • Julia Mateus schreibt:

      Es wird so viel Wohnraum zweckentfremdet und von außerhalb mit schweren Porsche-SUVs und anderen Verbrennungspestern angefahren, Herr Podstawa. Aber sogar auch erfolgreiche Kriminelle müssen bekanntlich mit der Zeit gehen. Ich schlage daher folgendes Konzept vor : Über Zwischenmietportale, möglichst unter falscher Identität, immer wieder Wohnungen in angesagten Stadteilen (Ochtmissen, Rotes Feld, Wilschenbruch) anmieten, diese dann aber ausschließlich dafür nutzen, im großen Stil gegen Geld E-Scooter aufzuladen (»juicen«). Und wenn dann die Jahresendabrechnung des Stromanbieters kommt, sind die E-Juicer-Mietnomaden natürlich längst mir ihren Rollern über Kaltenmoor nach Neu Hagen gesaust. Ja, was macht ihr dann, Airbnb-Abzock-Vermieter?

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  14. Klaus Bruns schreibt:

    Pauly
    404 – Datei oder Verzeichnis wurde nicht gefunden. 30.11.2020
    Die gesuchte Ressource wurde möglicherweise entfernt oder umbenannt, oder sie steht vorübergehend nicht zur Verfügung.

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  15. Herbert Jansen schreibt:

    Wer bei der aktuellen Baupolitik in die Röhre guckt, ist der Mittelstand. Und nicht nur das: Womöglich entsteht im Westen gerade der Leerstand von morgen.

    Das Mantra der gegenwärtigen Wohnungspolitik lautet: Bauen, Bauen, Bauen. Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) sagt es, der Bauausschussvorsitzende Eberhard Manzke (CDU) ebenso, die „Investoren“ haben ohnehin nie etwas anderes gesagt. Um fünf Prozent sind die Angebotsmieten im Landkreis Lüneburg zuletzt jährlich gestiegen, in der Hansestadt sogar um sechs Prozent. Keine Mietpreisbremse, kein Mietendeckel und erst recht keine Enteignung kann diesen Trend durchbrechen, auch wenn Herr Fahrenwaldt etwas anderes zu suggerieren versucht. All diese Instrumente bekämpfen nur die Symptome, nicht aber die Ursache der Misere: Besonders im Oberzentrum ist die Nachfrage nach Wohnungen weitaus stärker gestiegen als das Angebot. Deshalb also: Bauen, Bauen, Bauen. Wer das alles in zehn, fünfzehn Jahren noch benötigt, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in die Pflegeheime umziehen, ist derweil eine offene Frage.

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  16. Willi Banse schreibt:

    Sehr geehrter Herr Jenckel, sehr geehrter Herr Pauly,

    ist der aktuelle Streit um den Bebauungsplan Nr. 174 „Am Wienebütteler Weg“ nicht auch Symptom eines Generationenkonflikts, der sich schon seit mehr zwanzig Jahren ankündigt? Die Alterskohorte der Babyboomer (geboren zwischen 1955 bis 1965) geht in Rente. Die hatte sich ihre Aussichten vom Crosstrainer vorm Wohnzimmerfenster aus anders vorgestellt. Direkt vor Herrn Jenckels Nase (in Richtung Norden) sind sechs wuchtige Riegelbauten geplant, links davon (in Richtung Westen) neun etwas kleinere Mehrfamilienklötze, insgesamt sollen 50 Bauwerke auf dem kleinen Flurgrundstück errichtet werden.


    Das geplante Neubaugebiet. Grafik: Hansestadt Lüneburg / Evers&Küssner

    Die Herren Entscheider in Verwaltung und Ausschüssen sowie die zugriffslustig bereitstehenden „Investoren“ sind allesamt Methusaleme, unter denen es, wie hier letztens einer schrieb, „seit Jahrzehnten Usus ist, sich gegenseitig die immobilen Sahneschnittchen im Kreise herum zu servieren“.

    Aber auch auf der anderen Seite des Grabens sind überwiegend in die Jahre gekommene Damen und Herren aktiv, und wettern auf das Sündenbock-Phantom „der reichen Hamburger“, wenn es gilt, lange gewohnte Komfortzonen und Freiräume zu verteidigen.

    Geht es um eine abtretende und eine nachrückende Generation? Oder ist der Acker, „der für das gut 24 Hektar große Baugebiet geopfert [!] wird“ (JJ) nur ein Symbol für den noch viele weitere Lebensbereiche betreffenden Kampf zwischen alternden Besitzstandswahrern, die sich bei jungen Naturschützern unterhaken, gegen die stadtbekannten senioren Geldverdiene-Clans, die mit den legitimen Selbstverwirklichungsansprüchen von juvenilen Kernfamilien argumentieren?

    Welche Folgen hat die dramatische Überalterung der Gesellschaft für unsere Demokratie? Werden einige wenige wohlsituierte „Best Ager“ und „Silver Surfer“ die politische Partizipation vollständig an sich reißen und eine Wutbürger-Interessenvertretung betreiben, die nur noch die Bedürfnisse ihrer Altersgruppe im Blick hat? Oder erfüllt sich die demokratische Hoffnung auf eine erweiterte und intensivierte politische Beteiligung der Seniorinnen und Senioren, die allen Generationen (auch der des jungen Baumeisters mit dem farblich zum Schaufelstiel passenden Schnuller) zugutekommt? Damit Letzteres gelingt, müssten vielleicht die in Lüneburg herrschenden Altersbilder einmal kritisch durchdacht, die soziale Spaltung im Kreise der Senioren auf der einen und auf der anderen Seite des Grabens vermindert und die immer noch spärlichen Beteiligungsangebote fantasievoll erweitert werden. „Demokratie statt Demenz!“ Könnte so nicht die Devise eines Programms lauten, das unsere Stadt als die Mehrgenerationenkommune behandelt, die sie ohne jeden Zweifel ist?

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    • jj schreibt:

      Lieber Herr Banse, ich habe zwar keinen Crosstrainer, aber mir war schon klar, als ich an den Brockwinkler Weg gezogen bin, was und das da gebaut wird. Das ist nichts Neues und wie geschrieben: Ein schöner Ausblick ist kein Argument gegen ein Baugebiet.

      Aber Fragen sind hoffentlich trotzdem erlaubt, Fragen zum Verkehr, zum Klima, zu Flächenplänen, die besagen; geht gar nicht, und zu rot-grünen Ratsbeschlüssen, die das Gegenteil von Bauen aussagen, nämlich Grüngürtel. Fragen, die am Ende vielleicht im Baugebiet doch zu einem besseren Ergebnis führen. Auch deswegen habe ich mich bei der Auslegung der B-Pläne an Anregungen beteiligt. Da muss man nicht immer einer Meinung sein. Vom Diskurs lebt die Demokratie, auch wenn wir zurzeit Corona-bedingt leider gerade das Gegenteil erleben.

      Und ich kann Bürger verstehen, die enttäuscht sind oder sich getäuscht fühlen, wenn sie an einer langwierigen Bürgerbeteiligung teilnehmen, sie danach aber feststellen müssen, dass sich die Rahmenbedingungen zu Zahl der WE und zum Verkehr gewaltig geändert haben.

      Das Baugebiet kommt so sicher wie im Hanseviertel noch Platz ist, weil man ein mögliches Quartierszentrum plattgemacht hat. Der Bauausschuss und der Rat werden so oder so in den nächsten Wochen den Weg frei machen.

      Gebaut wird, hoffentlich maßstäblich. All das aber liegt in der Planungshoheit der Kommune.

      Und Sie können sicher sein, dass ich der Natur nachtrauere, aber mir doch besser schon jeden Abend einmal vorstelle, das ich nicht mehr am Stadtrand lebe und auf, wie Sie sagen, Riegelbauten schaue. Ich wünsche mir, dass die Menschen, die zuziehen, zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, wie das gerade in Corona-Zeiten am Brockwinkler Weg wunderbar geschehen ist.
      lg jj
      PS; Und wer das Geschäft macht, Herr Banse, das ist wiederum nicht mein Geschäft. Das liegt ganz in der Hand der Stadt, der gehört das Land.

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  17. Oliver Albrecht schreibt:

    Mein Vorschlag: Macht euch endlich ehrlich im Rat und besetzt den Vorsitz im Bauausschuss mit einem Mann, der auch äußerlich immer zu dem steht, was ihn innerlich bewegt:


    Bild: Ecowin-Reklame

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  18. Andreas Kelm schreibt:

    Das Bild von dem jungen Bauarbeiter finde ich ganz toll. Der redet nicht groß, sondern fängt an zu schippen. Herrscht eigentlich schon Helmpflicht in der Sandkiste?

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  19. ezwoh schreibt:

    Man kann natürlich nach und nach alle Kaltluftentstehungsgebiete mit Häusern und Straßen zupflastern. Dann kann man sich irgendwann auch noch die Kaltluftschneisen sparen, weil es keine Kaltluft mehr gibt, die sie transportiern könnten. In der Innenstadt kann man dann die Wohnhäuser abreißen und Parkplätze draus machen. Ist das die Vision? Es ist doch schon jetzt so, daß weite Bereiche der Innenstadt in warmen Sommern wegen Überhitzung für Personen mit Kreislaufproblemen lebensgefährlich sind. Die dadurch verursachten Toten zählt keiner, weil man sie nicht feststellen kann. Sie sind „nur“ eine statistische Größe. Das sind dann alles „natürliche“ Todesursachen. Alte Leute – beispielsweise an der Neuen Sülze – sterben eben irgendwann. Nur bei Corona sieht man das anders.
    Es geht hier nicht um die Behebung von Wohnungsnot. Wenn man tausende Hamburger anlockt, ist das nur ein Auffüllen der Stadtkasse mit „frischem“ Geld. … Und diese neuen Bürger pendeln dann zur Arbeit nach Hamburg und verschärfen die ohnehin schon vorhandenen Verkehrsprobleme. Um davon abzulenken gab es jetzt eine „Blendgranate“ in der LZ: Bahnhof Bardowick als Entlastung für Lüneburg. Da könnte man die Häuser besser gleich in Bardowick bauen. Dann wäre es realistisch, dass die Pendler das Fahrrad für den Weg zum Bahnhof nehmen und nicht den PKW.

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    • Gerd Wagner schreibt:

      Was ist ein Einwohner wert?

      Jenseits von ethischen oder ökonomischen Grundsatzfragen kommt der „Wert eines Menschen“ in die Diskussion, wenn es in der praktischen kommunalen Finanzpolitik darum geht, Kriterien für gesetzlich vorgeschriebene Ausgleichsmechanismen zwischen den kommunalen Ebenen anzuwenden. Welchen finanziellen Wert besitzt ein frisch hinzukommender Einwohner für seine Wohngemeinde?

      Darüber wollte im Rahmen seiner Betrachtungen über notwendige Strukturreformen im Kreis schon länger Claus C. Poggensee hier einmal referieren.

      Die Einwohnerzahl als Bemessungsgrundlage entfaltet ihre Wirkung bei den Leistungen im kommunalen Finanzausgleich vor allem bei den Schlüsselzuweisungen nach der mangelnden Steuerkraft und den Mehrzuweisungen an die Kommunen.

      Siehe: file:///C:/Users/User/AppData/Local/Temp/KFA_2019_Berechnungsgrundlagen_endgueltig.pdf

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  20. Komisch, dass die, die jetzt dagegen sind, vor kurzem noch dafür waren. Jetzt aber die Bürgerwut fürchten. Lasst mal alle Bürger abstimmen und nicht vor so einer Umfrage kuschen. Nur Mut!!

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    • Elena Schünemann schreibt:

      Was möchten Sie mit Ihrem wirren Kommentar sagen, Sebastian Balmaceda?

      Wozu erst abstimmen, wenn das Ergebnis hinterher keine Beachtung finden oder, wie Sie es ausdrücken, „nicht vor so einer Umfrage gekuscht“ werden soll?

      Wollten Sie demonstrieren, wie unrecht die Publizistin Wilma Eudenbach hatte? Die Dame redete Ihnen ja wohl ein: „Die Kunst[,] richtig zu kommunizieren[,] ist wie laufen lernen: Man fällt so oft auf die Nase, bis man liebevoll an die Hand genommen wird.“ Jetzt sieht aber alle Welt an Ihrem Beispiel, dass einer auch danach noch auf die Nase fallen kann.

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  21. Klaus Bruns schreibt:

    sehr hübsch herr jenckel, aber warum fragen sie sich nicht, warum das verhalten der sogenannten planer und volksvertreter so ist, wie es ist? eine antwort. die verwaltungen sind immer mehr dabei sich daseinsberechtigungen anzueignen, wobei der bürger außen vor gelassen wird. ein kleines beispiel: ich durfte gerade leider meine schäferhündin einschläfern , der krebs hatte ganze arbeit geleistet. wer jetzt glaubt, damit ist es beendet , irrt gewaltig. um den hund abmelden zu können, bedarf es einen art totenschein, er ist ja steuerzahler, vom tierarzt ausgefüllt. die tierhaftpflichtversicherung spielt da ebenfalls mit. sie können sie sonst nicht kündigen. bei meinem ersten hund war dieses alles nicht nötig, da gab es noch treu und glauben. die gängelei durch verwaltungen wird weiter wachsen und proteste gegen deren vorstellungen laufen ins leere. im kleinen, wie im großen. herr jenckel, sie sollten sich schon mal von ihrem gewohnten anblick eines sonnenuntergangs verabschieden, es könnte ein dreistöckiges gebäude im wege stehen.

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  22. Michèl Pauly schreibt:

    Viele Ihrer Bedenken, gerade was die Versickerung angeht, kann ich ehrlich gesagt nicht bewerten. Das scheint mir durch eine qualifizierte Berechnung möglich, wobei singuläre Starkregenereignisse nie vollständig abgedeckt werden kann. Eine Naturkatastrophe bleibt eine Naturkatastrophe. Daher gibt es ja die Unterscheidung von Starkregenereignissen je nachdem wie häufig damit zu rechnen ist. Ich muss aber sagen: Ich halte das für planerisch beherrschbar, auch mit 400 WE.
    Schwerwiegender erscheint mir das Thema Verkehr. Vor allem zu diesem Punkt hat meine Fraktion 2018 Leitlinien entwickelt, wonach sich der B-Plan zu richten hat. Das ist unserer Ansicht nach nicht eingetreten, darum werden wir das auch ablehnen. Aber mich würde interessieren: Wie bewerten Sie die so vorgeschlagenen Ideen zu Erschließung und Verkehrswegen? Tauglich? Worauf wäre zu achten?

    Klicke, um auf AntragLeitlinienErschliessungB-PlanLinkev22022.pdf zuzugreifen

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    • jj schreibt:

      Was die Beschlüsse von 2014 angeht und die Stellungnahme der Stadtbaurätin dazu sowie zum gültigen Flächenplan gibt es nicht viel zu deuteln. Das kann jeder einsehen. Da sollten die Akteure wenigsten den Mut haben, sich davon zu distanzieren und nicht so tun, als gäbe es das nicht und den Fatalisten geben.

      Was das Areal angeht, es ist schlechthin ist ziemlich matschig, das hat gar nichts mit Starkregen zu tun. Ansgar Suntrup könnte Ihnen bestimmt den Unterschied zwischen kaltem Quellwasser, das die Vögelser Rinne speist, und künftig aufgewärmten, verunreinigtem Oberflächenwasser.

      Ich wiederum kann nicht beurteilen, wie viel WE beherrschbar sind, bedauere nur, dass über Klimaschutz geredet wird, aber ein Kühlkeller beschnitten wird. Das ist sehr gut im Klimagutachten zu sehen. Denn es gibt überhaupt keine Null-Variante. Das Baugebiet wurde einfach als bereits existent eingezeichnet.

      Was den Verkehr angeht, da liegen wir wohl weitgehend auf einer Wellenlänge.
      Lg jj

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Michèl Pauly , hallo
      Viele Ihrer Bedenken, gerade was die Versickerung angeht, kann ich ehrlich gesagt nicht bewerten
      und genau da liegt die krux. wer hat bei der arena bewertet? leuphana? sogenannte fachleute? ich kenne den acker. bei uns ist ein ähnlicher acker auf wanderschaft gegangen. er hat so manchen keller gefüllt. die schäden wurden weder vom bauern, noch von der gemeinde beglichen, obwohl man es hätte erahnen können, dass so etwas passiert. dazu bedurfte es keinen fachmann. lustig nicht, der bauer musste seinen acker flach legen. der hügel in der mitte musste verschwinden. was wasser so alles anrichten kann .tztz.

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    • ezwohe schreibt:

      Das ist ein toter Link! Bitte aktualisieren.

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