29. September 2022

Dass Gedenksteine, Standbilder oder Straßennamen in Lüneburg aus dem öffentlichen Raum verschwinden oder zumindest etwas versteckt werden, das ist nichts Neues. Aber das Kunst wie die Luna-Säule im Glockenhof verschoben wird?
Bei den Straßennamen steht weiter namentlich Paul v. Hindenburg im Brennpunkt, der Kolonialist Carl Peters ist in Lüneburg längst gestrichen, nur in Neuhaus steht noch ein Stein.
Der Obelisk des Kampfgeschwarders 26 (Angriff auf Guerinica im Spanischen Bürgerkrieg) stand einst an der Lindenstraße, nach heftigen Attacken wurden die Reste in die Theodor-Körner-Kaserne gebracht. Dort existiert eine Art Devotionalien-Hain für Denkmäler, die Stein des Anstoßes wurden. Die Platte der 110. Infanterie-Division prangt zwar noch am Stadtwall (Kriegsverbrechen im Russland), ist aber nach verschiedenen Meißel-, Zement- und Farbattacken nur noch eine politische Ansage: Das muss auch weg.

Lüneburgs Reiterdenkmale, ob im Lünepark, im Clamartpark oder im Museumspark, sind bunt besprüht, als ritten sei gleich zum Karneval. Natürlich sind die Farbattacken politische motiviert. Bei diesen Denkmalen allerdings hat der politische Akzent durchaus den Reiz, dass ich stehenbleibe und überlege, was ist das?
Aber wie steht es um die Kunst. Die Debatte um die Lunasäule im Glockenhof, die eventuell auch verlegt werden soll, lässt mich ratlos zurück. Für mich war die Säule immer da, für noch Ältere war sie für kurze Zeit Objekt des hitzigen Streits. Von „Entarteter Kunst“ war 1977 zu lesen, als das Objekt aufgestellt wurde.

Der große Unterschied zu Denkmälern und Pferdestandbildern, die einen militärischen Hintergrund haben, liegt auf der Hand. Die Luna-Säule, die direkt an die Gründung der Stadt anknüpft, ist ein Kunstobjekt von Erich Brüggemann.
Die Lüneburger haben lange geglaubt, dass Julius Cäsar die Stadt gegründet und auf dem Kalkberg eine Mond-Götze aufgestellt hat. Mond und Luna gehören zum Lüneburger Legenden-Kanon. Und ganz sicher hat sich der Künstler auch den Platz angeschaut, auf dem sein Kunstwerk stehen soll. Und das war der Glockenhof und nicht die Kulturbäckerei, die ehemals zur Standortverwaltung der Bundeswehr gehörte. Sie ist heute ohne Frage der schönste Leuchtturm unter den Konversionsprojekten. Dort soll ein Skulpturenpark entstehen.
Vor der Kulturbäckerei stehen schon Bach, Heine, die weltbekannte Opernsängerin Charlotte Huhn oder die Rixdorfer Künstler auf Säulen. Bedeutende Künstler, die mit Lüneburg in Verbindung stehen. Erich Brüggemann steht da nicht. Er ist vor genau drei Jahren in Winsen gestorben, seinem Geburtsort.

Sein Talent wurde früh erkannt, er studierte Kunst, war Restaurator, war ein Aushängeschild bei der Weltausstellung in München und wurde mehrfach ausgezeichnet. Der Mann hat sich mit Sicherheit Gedanken gemacht über Raum und Objekt. Schließlich hat er auch die Türen des Glockenhauses entworfen. Langes Geschreibe, kurzer Sinn: Ich breche eine Lanze für Brüggemann und die Luna, und zwar am angestammten Ort im Glockenhof.
Denn für Brüggemann kommt es ganz dicke: Das Eckermann-Denkmal auf dem Kirchplatz seiner Heimatstadt Winsen soll im Zuge der Innenstadtsanierung auch verlegt werden. Es besteht aus einem Mauerwerk mit roten Backsteinen. An den vier Seiten sind Reliefs angebracht, die von den Bildhauern Max Schegulla und Erich Brüggemann gestaltet wurden. Wieder Brüggemann. Auch hier wie in Lüneburg müssen erstmal die Nachkommen des Künstlers um Erlaubnis gefragt werden. Aber vielleicht kann Kulturbäckerei-Chef Carsten Junge Goethes Buddy Johann Peter Eckermann auch noch nach Lüneburg locken. Winsen, Lüneburg, gleiche Gründe für eine Verlegung, man könnte fast den Eindruck gewinnen, Brüggemann passe hier wie da nicht mehr ins Stadtbild. Aber das ist natürlich weit hergeholt.
Hans-Herbert Jenckel
Die Mehrheit der demokratisch legitimierten Mitglieder im Rat der Hansestadt Lüneburg hat soeben entschieden, dass die „Lunasäule“ von Erich Brüggemann im Glockenhof stehen bleiben darf.
Jetzt ist sich unser Blogmaster ganz sicher: Bei dem Objekt handelt es sich um „Kunst“! Wer das nicht begreift, den heißt er „kulturfern“! Denn sogar die Festival-Vermarkter aus der Lüneburger Katzenstraße [!] werben mit einer Skizze der Skulptur auf ihrem Reklamezettel.
Nie lagen die Beweise für das Zutreffen eines ästhetisches Urteils eindeutiger auf dem Tisch:
Klicke, um auf PlakatFestival2020.pdf zuzugreifen
„Und wie wirbt das ‚Festival Neue Musik‘ aktuell in LG (Glockenhaus) und HH? Natürliche mit Kunst, mit Brüggemanns Lunasäule. Eine große Ratsfraktion hat schon erkannt, wo die Säule hingehört. Eigentlich müssen nur noch ein paar kulturferne Schichten im Rat erschlossen werden, damit die Säule an ihrem angestammten Platz stehenbleibt“. #Lunasäule #Rat #Lüneburg
— Hans-Herbert Jenckel bei JJ-Facebook vor einer Stunde.
„Bleibt. Kein Umzug. Grade im Rat verkündet.“
— Sebastian Balmaceda vor 23 Minuten
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Lieber Herr Jenckel,
was SIE als „Kunstwerk“ bezeichnen, Brüggemanns Stele mit der Bronzeplastik im Glockenhof, erinnert MICH an eine Katzensäule, auf deren Kapitell Kater Karlo und seine Freunde begonnen haben, das Lüneburger Taubenproblem nach ihrer Art* zu lösen. *(art [engl.]: Kunst)
Zwei Menschen, zwei Meinungen!
Immerhin haben Sie auf Ihrem Facebook-Account inzwischen einige Hinweise gegeben, die Ihr „Kunst“-Urteil etwas plausibilisieren. So schrieben Sie dort gestern:
„Lieber Eckhard Pols, […] Sie sagen, Brüggemanns Lunasäule kann weg, es blieben ja die Türen des Künstlers im Glockenhaus. Aber was ist auf den Türen zu sehen? Allegorische Figuren, die für die Lunasäule spielen. Klare Blickrichtung. Alles ganz heidnisch, wie es sich gehört, schließlich soll so eine heidnische Götzen-Säule vom legendären Stadtgründer Julius Cäsar auf dem Kalkberg aufgestellt worden sein mit einer Mondgöttin oben drauf. Es handelt sich hier wohl eher um ein Gesamtkunstwerk, Jahrgang 1977.“
In den Kommentaren unter Ihrem Beitrag fühlt Eckhard Pols sich – nicht ganz zu Unrecht – von Ihnen falsch verstanden. Vorgestern hatte er ein bisschen mit seinen Kenntnissen angegeben und eine „Überlegung“ angeregt. Das relativiert er einen Tag später:
„Ich habe nie gesagt ‚die Säule kann oder muss weg‘. Der Vorschlag die Säule an einen anderen Standort zu setzen kommt von Seiten der Verantwortlichen im städt. Bauamt! […] Wenn die Säule tatsächlich den Umbauplänen weichen muss, dann darf sie nicht auf einen ‚Kunstfriedhof‘ wie angedacht vor der KulturBäckerei. Es muss wenn schon dann ein exponierter Standort sein, wie der Marienplatz mit seiner Nähe zu Rathaus. […] von mir aus kann sie dort [im Glockenhof] verbleiben. Da bin ich leidenschaftslos.“
Für den Titel „Kunstfriedhof“ (Sie, Herr Jenckel sprachen vom „Devotionalien-Hain“ für Aussortiertes) wurde der Wirtschaftsentwickler unseres Nachbarlandkreises von Friedemann Sixtus Seelenmeyer am Nachmittag ordentlich ausgeschimpft:
„Leidenschaftslose Politiker und/oder Politikdarsteller sind Schuld daran, dass es immer mehr Menschen gibt, die der Politik den Rücken kehren … klar, bei den Protagonisten, die da herumdilettieren – und noch: Die KulturBäckerei ist KEIN Kunstfriedhof. Das allein ist schon frech und anmaßend! Die KulturBäckerei scheint der einzig vorhandene Ort zu sein, wo überhaupt noch Kultur (im Sinne von kreativen Freigeist) gelebt und umgesetzt wird. Einfach mal selbst besuchen und eintauchen. Wenn man dann den Groschen immer noch nicht hat fallen hören, dann ist man in der Tat leidenschaftslos. Aber vermutlich ist man dann schon tot, irgendwie.“
Aber was heißt es eigentlich genau, „kreativen Freigeist zu leben und umzusetzen“? Wäre hier nicht eine Übersetzung aus dem nur scheinselbstverständlichen Midcult-Geblubber ins Hochdeutsche dringend angezeigt gewesen? Einem, der einige Schwierigkeiten haben dürfte, sich selbst zu verstehen, retourniert der ehemalige MdB routiniert: „Friedemann Sixtus Seelenmeyer, Sie wollen mich bewusst falsch verstehen.“
Und hat Pols denn nicht recht?
„Über Kunst kann und soll man bekanntlich streiten (Streit hier positiv)“, schrieb er Ihnen öffentlich (und damit auch Herrn Seelenmeyer, dessen berühmter Verwandter die Transposition einer Säule mit – allerdings deutlich erkennbar – zu Höherem sich aufschwingendem Adler oben drauf auch schon zu ertragen hatte).
Was heißt „positiv streiten“? Meines Erachtens kann das nur heißen, seine Meinung mit GRÜNDEN vortragen und (bei Nachfragen) mit GRÜNDEN verteidigen.
Das gelingt Karlheinz Fahrenwaldt, der auch zu den Jenckel-Facebook-Kommentatoren von gestern gehört, leider nicht. Zwar erhebt er sich über „kulturferne“ Lüneburger, doch nur um ihnen wohlfeiles Gefasel entgegenzuhalten: „Kunst sollte man niemals isoliert betrachten sondern im Gesamt-KONTEXT der HISTORISCHEN Entwicklung.“ Aha. Wer hätte so einer „gesamtkontextuellen Geschichtsbetrachtung“ mit Bezug auf die „Lunasäule“ von Herrn Fahrenwaldt nicht gerne gelauscht? Leider fällt die be-leere-nde Wortwelle des satirischen Themenplakatierers genauso abrupt in sich zusammen, wie er sie aufgeschäumt hatte.
Auch Wolfgang Graemer gefällt die Worthülse: „Die Säule ist für diesen Platz gemacht und steht in einem KONTEXT…“
Hiltrud Lotze wiederum betont lieber das HISTORISCHE: „Wir von der SPD-Stadtratsfraktion haben uns […] noch einmal mit der Luna-Säule beschäftigt und waren auch vor Ort. Wir meinen: die Säule muss im Glockenhof bleiben! Insbesondere dieses Kunstwerk mit seiner Geschichte“. (Und dann gleich das alle umarmende „wir“? Kein Hauch von Meinungsdifferenz? Haben die armen Genossen nicht einmal in Fragen des „Kunst“-Geschmacks einen eigenen Kopf? Oder geht es nur wieder darum, der städtischen Verwaltungsspitze – egal wie und womit – noch schnell einmal vor dem 9. Oktober an den Karren zu fahren? Könnte ja negativ auf die Grünen Hannover-Kandidierenden abstrahlen?)
Drei mordsmäßig gewichtig wedelnde Kulissenbegriffe ohne Inhalt werden auf die Bühne geschoben: KUNSTWERK, KONTEXT und GESCHICHTE
Sie, Herr Jenckel, hatten auf meine Frage, wie Sie darauf kommen, bei der Brüggemann-Plastik handle es sich um Kunst, geantwortet, die habe ja schließlich ein Künstler gefertigt. In Ihren Texten (von vorgestern und gesten) hatten Sie noch hinterhergeschoben, das Objekt sei schon lange (seit 1977) da. Doch genügen das persönliche Ansehen eines Autors und die Gewöhnung ans Sosein wirklich, um einen Gegenstand quasi heilig („KUNST“) zu sprechen? Diese Frage gilt auch für den Gegenstand an dem Ort, wo er 45 Jahre nahezu unbeachtet gestanden und einen ungehörten „Dialog“ mit zwei fernstehenden Türflügeln („KONTEXT“) geführt hat. Und dass die ganze Alusionsstory mehr als vage, ihre Details niemals fest umrissener Glaubensbestand gewesen, ja, nahezu sicher nicht viel mehr als freihändig zusammengesponnener, allenfalls eventuell fremdenverkehrsfördernder Narrativ-Unfug („GESCHICHTE“) ist, haben Sie selbst vor über acht Jahren klar und deutlich herausgearbeitet: https://www.museumlueneburg.de/pdf/presse67.pdf
Mag ja sein, dass „diese Luna […] für diesen Ort (samt Tür-Allegorie) gemacht [ist] und nicht für irgendeinen Ort.“ Aber waren nicht auch die mürben, verstaubten Hierarchie- und Regularienklamotten im Alten Postamt von Lüchow (Wendland) für die dort hundert Jahre damit getrietzten Angestellten („das ham’er schon imma so“) gemacht?
Und: „Vielmehr Lüneburg-Bezug geht kaum“?
Echt jetzt?
(Übrigens ist „die Auszeichnung im niedersächsischen Landeswettbewerb 1978 für Stadtgestalt und Denkmalschutz in Städtebau“ von Ernst Albrecht für die Restauration des alten Zeughauses (seit wann eigentlich Glockenhaus (?)) verliehen worden, das nach dem Wunsch vieler Ihrer Altersgenossen Jugendhaus hätte werden sollen. Die damals umstrittene Luna-Säule vor dem C&A-Kaufhaus, die seinerzeit sogar dem kunsthistorisch wirklich versierten Festredner Hermann Schweppenhäuser übel aufgestoßen ist, hatte nichts damit zu tun.)
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Völlig falsch, Herr Berg, die Plastik gehört natürlich wie die Tür von Brüggemann zum geförderten Ensemble. Von Hermann Schweppenhäuser habe ich nichts gefunden, wohl aber von Gerd Schweppenhäuser ist Folgendes aus dem Jahr zur Plastik in der LZ zu lesen: „… macht sich immer wieder der „Bürgerverein Lüneburg“ unter Herrn K. Mentz zum Sprachrohr des „sauberen Instinktes der Bevölkerung“, der sich durch die Glockenhof- Plastik verletzt sieht, da sie anscheinend über das Begriffsvermögen der meisten kunstbetrachtenden Lüneburger hinausgeht.
Als peinlichen Höhepunkt dieser Leserbriefserie darf man das in der LZ vom 1.9.1977 abgedruckte Schreiben ansehen, in dem Herr Mentz sich die Blöße gibt, eine läppische, kleinbürgerliche Kunstkritik im großen Rahmen auszusprechen. Nach dem Motto „Kunst ist doch. Genuß“ kramt er hier das Kunstverständnis des deutschen Michels aus der Mottenkiste hervor: ..
Gut, daß die moderne Kunst, ob Malerei, Bildhauerei oder Musik, sich doch noch immer dem Zugriff derjenigen Kräfte entziehen konnte, deren Unfähigkeit, sie zu verstehen, in Haß gegen „entartete Kunst“ übergeht.“
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Herr Jenckel , übertreiben Sie nicht da ein bisschen. Unfähigkeit ist im Zusammenhang mit Kunst ein großes Wort. Was wollte der Künstler mit seinem Machwerk uns sagen? Auf einer Vernissage können Sie dazu viel Unsinn hören. Und zwar vom Künstler und seinen Fans.
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Tut mir leid, ich habe nirgendwo etwas von Unfähigkeit geschrieben. Und ein Machwerk ist die Luna sicher nicht. Aber Sie wollen ja nur was schreiben. lg jj
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Lieber Herr Jenckel,
an Selma die herzlichsten Geburtstagsgrüße auf diesem Wege.
Ein gelungenes Porträt des 87jährigen Erich Brüggemann aus dem Frühling 2016 findet sich hier auf den Seiten 10 bis 13: https://web.archive.org/web/20180429092049/http://www.schoenes-leben.de/files/pdf/ausgaben/SL_FJ_2016.pdf
Ihrer Replik von heute Vormittag entgegne ich in 7 Teilen:
1) Ich liege mit meinem letzten Punkt (oben) »völlig falsch«? Also nicht nur eingeschränkt richtig, sondern ganz und gar unrichtig? Da würde ich Ihnen (und ebenso Herrn Eggeling, der Ihnen auf seiner Facebook-Seite nachplappert) raten, einmal im Stadtarchiv einen Blick auf den Text der Urkunde unter den Dokumenten der Ära Trebchen/Stelljes zu werfen, die den ministerpräsidentiellen Akt der Auszeichnung der Glockenhaus-Renovierung 1978 begleitet hat.
2) Was den Leserbrief des (bei dessen Veröffentlichung seit zwei Tagen siebzehn Jahre alten) Herrn Schweppenhäuser-Junior in der LZ vom Donnerstag, den 8. September 1977 auf Seite 11 angeht (Archiv: Landeszeitung – 212_LL_1977-09-12_011), fällt die Absenz von Gründen darin als erstes auf. Es ist nichts Konkretes, den Streitgegenstand deskriptiv Charakterisierendes in dieser ebenso blassen wie blasierten Polemik zu finden. Stattdessen wird (in »selbstherrlicher, rechthaberischer Pose«) vom ganz hohen Luftross herunter geschimpft: Sein Kontrahent liefere »eine läppische, kleinbürgerliche Kunstkritik im großen Rahmen« ab, krame »das Kunstverständnis des deutschen Michels aus der Mottenkiste hervor«, zeige »die Unfähigkeit, notwendige Entwicklungen in der Kunst nachzuvollziehen und dadurch den Wert der modernen Kunstrichtungen schätzen zu können« und (implizit) gebe Anlass zu der Warnung, mangelndes Verständnis für Neues und für Abstraktionen könne »in Haß gegen ›entartete Kunst‹ übergeh[en]«. — Übrigens war dieses doch eher sozialpsychologische Urteilen aus der nebelumwaberten Warte aufstampfender, aber dünn gerechtfertigter Überlegenheit auch 2007 noch auf den Seiten der »Ästhetik« von Herrn Gerhard Schweppenhäuser (Philosophische Grundlagen und Schlüsselbegriffe. Campus-Verlag, Frankfurt/New York) zu finden, auf denen er sich en passant der inzwischen aus der Lindenstraße verschwundenen Klaus-Seelemeyer-Skulptur (allerdings wieder kulturhistorisch psychologisierend statt ästhetisch räsonierend) zuwandte. (À propos, lieber Herr Jenckel: Daran, dass »abgeschoben« im Jahre 2022 eine glücklich gewählte Vokabel für die Standortveränderung von öffentlichen Artefakten sein kann, melde ich starke Zweifel an.)
3) Hier gebe ich zu, dass ich mich bloß zu erinnern meine, es seien die halb humoristisch, halb kritischen Bemerkungen des Seniors aus dem Hause Schweppenhäuser (Hermann mit Vornamen) zur Luna-Säule (kurioser Weise zwei bzw. drei Tage nach der LZ-Offensive seines Filius) am Sonnabend- oder Sonntagnachmittag des 10. bzw. 11. September 1977 einem dichten, textnahen und rhetorisch bezwingenden Vortrag anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann [!] Hesse vorangegangen (Vortragstext: »Hermann Hesse zum Andenken«. Jetzt in: Friedrich, T. et alii, Hrg. (2019): »Sprache, Literatur und Kunst. Gesammelte Schriften von Hermann Schweppenhäuser«. J.B. Metzler, Stuttgart. S. 275-285.). Die nachhallende Wiesengrundwendung von einer »simulierten Negativität« verbinde ich jedenfalls seitdem mit der, wie gesagt wird, anspruchsvoll, aber wenn, dann (zu mir) kaum hörbar sprechenden Brüggemann-Plastik.
4) Karlwerner Mentz, damals Vorsitzender des Bürgervereins Lüneburg, s.u.*, hatte eine Woche zuvor, am Donnerstag, den 1. September 1977 (Archiv: Landeszeitung – 203_LL_1977-09-01_013) geschrieben; »Es wird vieles als künstlerisch bezeichnet, über das man sehr verschiedener Ansicht sein kann. Es bedeutet eine Anmaßung, wenn sogenannte Experten etwas als Kunst bezeichnen« und er klärte auf: Den »Lüneburgern bescherte der Bildhauer Brüggemann mit Unterstützung des früheren Stadtbaurats Dr. Wellmann auf Grund einer sogenannten ›Spende‹ der Fa. C & A eine Plastik auf dem Glockenhof, die von der überwältigenden Mehrheit der zahlreichen Leserzuschriften abgelehnt wird, und es gab Bezeichnungen wie ›Autowrack‹ usw. — «
5) Bis hierhin — das ist mein Punkt — gleicht das Schema der scheinhaften »Argumente« des Herrn Mentz demjenigen, in das gepresst wir heute die aus der Luft gegriffenen Aussagen von Frau Lotze, Herrn Seelenmeyer Junior, Herrn Eggeling, Herrn Graemer etc. geboten bekommen. Nur mit umgedrehtem Vorzeichen. Während Herr Mentz und die Seinen es gestern (a) mit dem »anerkannt Schönen« hatten, (b) fanden, »vor dem ehrwürdigen Glokkenhaus« wirke die Plastik »wesensfremd und unpassend« und (c) vor dem »verheerenden Einfluß« auf Lüneburgs »Anziehungskraft« warnten, die es »Jahr für Jahr wegen seiner historischen Baudenkmäler, wegen seiner alten Kunstschätze« besitze, — konvertieren Frau Lotze und die Ihren heute die Luna-Säule (a) in ein »KUNSTWERK«, stilisieren deren angestammte Umgebung (b) als den »KONTEXT«, und promovieren die 45 Jahre ihres steifen Herumstehens als (c) »irgendwie« hanse-artige »GESCHICHTE«. Auch Mentzens Berufung auf »den sauberen Instinkt der Bevölkerung«, der, wie er meint, »wirklichkeitsfremde Darstellungen«, die ohne »Sorgfalt und Natürlichkeit« daherkämen, »mit beißendem Spott belegt«, – dieser »Draht zum Volk« kehrt in dem monolithischen »WIR von der SPD-Stadtratsfraktion« wieder, das sich als die Stimme der Bürgerschaft versteht, vielleicht wähnt, zugleich sei es die Stimme von Philipp Meyns »Wähler*innen« und Ihnen, lieber Herr Jenckel, eventuell vorkommt wie die des von Ihnen gern an die Hand genommenen »gemeinen Mannes von der Straße«.
6) Mentz, der in einer bis in unsere Tage regen kollektiven Wahnwelt lebte, hat m. E. in einer Sache recht: ES IST »eine Anmaßung, wenn sogenannte Experten etwas [ohne weitere Erläuterung] als Kunst bezeichnen«! Egal, ob schon Ex-Perte oder immer noch Perte, wer behauptet, ohne zu begründen, kann NICHT auf beständige, weil rational rechtfertigbare Zustimmung bauen. Er nimmt andere nicht für voll. Er will nicht überzeugen, sondern überreden (bzw. überrumpeln). Letztlich will er dekretieren und autoritatv festlegen. — Sie, Herr Jenckel, haben einige Hinweise gegegeben, wie der Einstieg in eine informative Debatte beginnen könnte, indem Sie daran erinnerten, es sei die Säule selbst und es seien Einzelheiten ihrer Krone bestimmten Lüneburger »Legenden« zugeordnet worden, die schillernd zwischen Märchen und illusionistischen Erzählungen changierten, die aber, wie wahrscheinlich jedem modernen Bewohner von digitalen Echokammern zuweilen noch schwant, in der realen Welt folgenreichen Handelns und echter Denkmäler (z. B. in Gestalt von bleigefassten Buntglasscheiben) dauerhaft nachweisbare Spuren hinterlassen können. Über genaue Beschreibungen und deren Einordnung kommt, wem es lohnend erscheint, vermutlich weiter. Jedenfalls sollten die, die Anträge für kommunale Vertretungen formulieren, mehr reinzuschreiben haben als das Gestammel: »Wir meinen: die Säule muss im Glockenhof bleiben! Insbesondere dieses Kunstwerk mit seiner Geschichte«.
7) Zuletzt ist da noch Ihr Plädoyer zugunsten des engen nachbarschaftlichen Zusammenbleibens von Stele und Scheunentor. Die Korrespondenzen zwischen den Reliefs und Intarsien der wenige Meter entfernten Türflügel und den angedeuteten Kapitellfiguren der Bronze begründen aber meiner Ansicht nach den Ensemble-Charakter mit dem Verlangen nach Sichtkontakt und innenhöfischer Nähe nicht. Genausowenig tut dies die Albrecht-Auszeichnung von 1978 (die, selbst wenn sie es täte, befragt werden könnte und müsste, ob sie es zurecht tut – oder eben nicht). Wie Herr Eckhard Pols bin ich der Meinung, eine kleine Luftveränderung würde dem Gebilde mal gut tun. Warum nicht ein paar Jahre lang tiefenbefreit von der Anhöhe vor den Toren der alten Ratsbücherei auf ökologisch umgenutzte Automobilstellplätze herabatmen? Oder, wie Frau Traude Richter vorschlägt, warum nicht gleich Gutes tun und über drei, vier Dekaden als Kulturbotschafterin mittels Kunst-Karma und zukunftsweisender Innenstadtkonzepte die wirtschaftliche Potenz auch innerhalb des Landkreises Lüchow-Dannenberg vor (oder im (?)) »Alten Postamt« durch bloße energiedynamisch durchpolste Anwesenheitspower stimulieren? Beispiele für solch ein fruchtbares Auseinandertreten in geographischen, manchmal geopolitischen Dimensionen gibt es. Denken Sie bitte an Eduard Ludwigs drei »Hungerharken« des einen Luftbrückendenkmals in Berlin, Frankfurt am Main und Celle/Hannover. Oder an die »Freiheitsstatue«! Sie, die heute auf Liberty Island im New Yorker Hafen steht (dort eingeweiht am 28. Oktober 1886), ist ein Geschenk Frankreichs an die Vereinigten Staaten. Wo aber war sie bzw. ihr Kopf noch 1878 zu sehen? Auf der Weltausstellung in Paris:
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* Interessant (vielleicht sogar für Herrn Thomas Sander) in diesem Zusammenhang scheint mir ein Aufsatz über »Erinnerungskultur« von Rüdiger Schulz in der »Rot-Blau-Weißen Mappe« des »Bürgervereins Lüneburg e.V« vom 30. Juni 2020. Hier Seite 35:
»Dem rechtsextremen Spektrum kann man auch Karlwerner Mentz zuordnen, 1. Vorsitzender des Bürgervereins von 1976 bis 1978. Er hält bis heute den Rekord am Schreiben von Leserbriefen in der Lüneburger Landeszeitung. In unserem Archiv finden sich sage und schreibe 28 veröffentlichte Leserbriefe in seinen drei Amtsjahren, ich selbst habe es in neunzehn Amtsjahren nicht mal auf die Hälfte gebracht.
Bemerkenswert ist sein Leserbrief vom April 1977 zur Luna-Säule im Glockenhof. Er schrieb: ›Es ist mehr als verwunderlich, dass die Mitglieder des Stadtbild-P f l e g e-Ausschusses wie die amtlichen Herren des Denkmalschutzes nicht verhindert haben, dass die Verschandelung des so schön hergerichteten Glockenhausplatzes möglich wurde. Die Plastik kann man als misslungenen Abstich einer Metallgießerei bezeichnen. Mit Kunst hat sie wirklich nichts zu tun.
Wenn man glaubt, eine repräsentative Bereicherung des Stadtbildes vorgenommen zu haben, können das nur solche Personen annehmen, die am Erhalt des historischen Bildes von Alt-Lüneburg uninteressiert sind. Herr Stadtdirektor H.H.Stelljes wurde hart angegriffen. Wir fordern, dass die Bürger der Stadt klipp und klar darüber von ihm unterrichtet werden, wer dieses Machwerk erstand und für welche Geldsumme!
Weiter ist anzugeben, wer die Erlaubnis gab, diese Trauersäule da aufzustellen. – Das zwar umstrittene Reichenbach-Denkmal – auch Sülfmeister genannt – wäre passender gewesen. …
Wer dieses Machwerk schizophrenen wirkenden „Schaffens“ bejaht, soll es sich kaufen, in seinem Garten aufstellen; vielleicht schreckt es die Vögel vom Kirschbaum ab, auf dem Glockenhofplatz ist dieses Schandwerk n u r stilwidrig!‹ Zitat Ende.«
Quelle: https://www.buergerverein-lueneburg.de/bv_docs/rbwmappen/rot_blau_weisse_mappe_2020.pdf
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Lieber Herr Berg, wieder eine tiefe Recherche, die aber wieder eines Offenbar, Ihnen geht es nicht um den Gegenstand, Ihnen geht es um den Disput, in dem Sie Thesen und Indizien nach und nach zu Tatsachen werden lassen. Das machen Sie ganz geschickt, weil alles gut verpackt in ausreichend langen Texten serviert wird. Es ändert aber nichts daran, dass am Anfang Thesen, Vermutungen und Indizien standen, aber keine Tatsachen. Das ist hier so beim Schweppenhäuser, aber auch beim Glockenhof. Natürlich gilt die Auszeichnung dem Gesamtwerk Restaurtierung Glockenhof einschließlich Kunst am Bau. Ich muss Ihnen nun nicht sagen, wie viel Prozent dafür anfallen. Die Säule gehört in den Glockenhof und nicht auf den Marienplatz. Da steht schon Johann Abraham Peter Schulz. Lg jj
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Jawoll! Und Bravo!
Natürlich geht es mir um den Disput!
Denn ohne den Disput gibt es ja auch »den Gegenstand« nicht. Ohne Disput gibt es nur Fußaufstampfen, »Ich meine«-Kampagnen, »ein Fraktions-Wir«, wirres »ich so, du so«-Gebrabbel und Machtsprüche.
Lieber Herr Jenckel,
wir sind hier unter die Schweppenhäusers geraten. Ich zitiere mal Walter Benjamin (Pseudonym »Ardor«) mit Blick auf die von Ihnen geliebten Latein-Happen:
»Wenn Cato maior im Senat seiner Rede die Worte anschloß: ›Ceterum censeo Carthaginem esse delendam‹, so war es das erste Mal nur eine Meinung. Beim vierten oder fünften Mal war es ein Tick, beim zehnten Mal war es eine Losung und nach einigen Jahren der Anfang der Zerstörung Karthagos geworden.« Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/benjamin/kri32-40/chap011.html
Lesen Sie bitte Motto und Text. Dort geht es auch um die Person (persona=Maske) des »Kritikers«, was er sein muss und wohin das führt.
Als Kurt Tucholsky alias »Ignaz Wrobel« am 12. Januar 1932 in »Die Weltbühne« (Nr. 2, S. 54) in praxi demonstrierte, was ein Kritiker macht, zitierte er den Dichter Friedrich Hebbel – falsch – aus dessen Tagebüchern: »Der Philister«, sagt Hebbel [»Dr. J. F. Franz« war sein Pseudonym in der Jugend], »hat manchmal recht, aber nie in den Gründen.« Quelle hier: http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1932/Fr%C3%A4ulein+Nietzsche
Korrekt hat Benjamin in seinem (nicht zuletzt in Lüneburg) hochaktuellen, mit »Jemand meint« überschriebenen Porträt eines Kampagnen-Journalisten den Wesselburener Dichter wiedergegeben: »Der Philister«, sagt Hebbel, »hat oft in der Sache recht, aber nie in den Gründen.«
Die Antipoden Karlwerner Mentz und Gerd Schweppenhäuser begegnen uns in ihren LZ-Leserbriefen vom September 1977 als eben solche Spießer. Sie haben inhaltlich entgegengesetzte, doch strukturell gleichartige und überdies riesengroß aufgepumpte Meinungen. – Aber Gründe haben sie nicht.
Auch Frau Lotze und »ihre« Stadtratsfraktion sollte sich merken, dass »Philister oft in der Sache, aber nie in den Gründen recht haben«.
NUR auf die GRÜNDE kommt aber immer ALLES »in jeder Sache« an!
Es lebe der Disput!
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Bei Schweppenhäuser sind mir die Vorlesungen über die Paradigmen moderner Kunst in Erinnerung. Er fing immer ganz leise an. Am Ende hatte ich Sorge, das Rednerpult kippe um, so wackelte er damit vor Schwung. Nie wieder habe ich jemanden so umfassend über Kunst in ihrer Zeit reden hören. Und egal, wie dämlich die Fragen waren, wenn sich denn überhaupt einer traute. Schweppi sagte immer: Gute Frage, um wieder auszuholen. Der Statist dieser Offenbarung war übrigens Prof.. Kessler. Er durfte den Diaprojektor bedienen. Lg jj
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Ich dachte immer, Sie hätten »Kaufmann« studiert? Soweit, dass ich ihn das Stehpult malträtieren sehen wollte, ging meine »Schweppi«-Liebe nicht. Und Kessler? Da kenne ich nur die Zwillinge mit langem Zylinder über kurzen Röcken von den Silvesterfernsehabenden bei Omma Suse.
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Herbert Kessler war Professor für Kunst an der Hochschule Lüneburg.
https://www.kunstarchiv-lueneburg.de/kuenstler/herbert-kessler/
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😉
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Lieber Herr Jenckel,
das Thema Ihrer Diplomarbeit war „strukturelle Arbeitslosigkeit“. Sie sind Pionier gewesen. Im Jahre 1981/82 hat kaum jemand für möglich gehalten, im Landkreis Lüneburg könne eine gesunde, arbeitsfähige Person ohne ihr eigenes Verschulden dauerhaft „auf Stütze“ angewiesen sein. Faulheit, lange Haare oder Trunksucht galten als die Hauptgründe für diese „verlotterte Existenzform“.
Dass, wie es noch heute im Schüler-Duden „Wirtschaft von A bis Z“ heißt, „durch nachhaltige Veränderungen der Nachfrage in einzelnen Wirtschaftszweigen (z. B. im Kohlebergbau oder in der Medien- und Kulturindustrie), durch den Einsatz neuer Techniken und Technologien oder durch Veränderungen auf dem Weltmarkt Arbeitsplätze entweder abgebaut oder betroffene Unternehmen ganz stillgelegt werden“ und solche „strukturellen“, also von einzelnen Personen gar nicht steuerbaren Wandlungen „einen langen Anpassungs- und Umstellungsprozess der betroffenen Wirtschaftsbereiche“ erfordern“ und die „dadurch verursachte Arbeitslosigkeit meist langfristig ist“, konnten bzw. wollten sich vor vierzig Jahren selbst bei der Landeszeitung die Wenigsten vorstellen.
Meine Frage:
Könnte es nicht auch so etwas wie „strukturelle Ahnungslosigkeit“ geben? Mit anderen Worten: Halten Sie es für denkbar, dass Gewöhnungsprozesse in Lüneburg Vorstellungen zu zementieren vermochten, die ganz ohne Gründe auskommen, sich einem wohlig verbreiteten Komfortkonsens und von weither wirkendem Gemurmel verdanken und ihr veränderungsunwilliges Beharren auf Ideen, sagen wir, von KUNST, KONTEXT und GESCHICHTE ebenso wie von „Kulturherz-Theatern“ oder von innenstadtnahen „Kultursommer- und Autostellplatznotwendigkeiten“ aus der Überzeugung gewinnen, man müsse nur fest genug daran glauben (und dies immerzu laut wiederholen), dann würde das alte liebe Lüneburg schon von den Effekten gemeiner „structural changes“ verschont? Sind petrifizierte Gedanken ein Generationenphänomen (die Alten sind am Drücker, die Jungen müssen noch warten)? Oder entspricht der Entschluss zu dämmern zu allen Zeiten dem Wunsch nach Anstrengungslosigkeit, bequemen Routinen und einfachen Wahrheiten?
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Lieber Herr Berg,
Sie weichen schon wieder ab.
Da steht eine Säule, die ist für den Platz und für einen Anlass von einen Künstler entworfen worden. Da muss ich nicht diskutieren, ob das Kunst. Da steht unter Umständen Kunst, die Ihnen missfällt. Die Nanas von Niki de Saint Phalle wurden auch angefeindet. Und heute. Christos Verpackungskunst gefiel auch nicht allen, Beuys Honigpumpe und Fettecke wurden belächelt.
Und diese Kunstwerk hat natürlich nichts damit zu schaffen, dass Lüneburg wie andere Städte auch vor großen strukturellen Veränderungen steht. Höher, schneller, weiter war gestern.
Die Frage ist nur, ob man versucht , die Veränderung aufzuhalten und in den Stillstand viel Geld investiert. Aber auch das hat nichts mit einer Säule zu tun. Wenn wir alle paar Jahre die Stadt säubern, weil uns die Kunst in der Stadt nicht mehr gefällt, dann müssen wir auch nicht auf Denkmalschutz und Giebel achten, dann kann Lüneburg einfach x-beliebig modern werden. Will dann aber keiner mehr sehen höchstens noch als abschreckendes Beispiel. lg jj
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Sie müssen auch lesen, was ich geschrieben habe. Als Leihgabe kann auch die Lunasäule gerne ausgeliehen werden und dann wieder im Glockenhof auf ihrem angestammten Platz stehen. Brüggemann war übrigens auf der Weltausstellung in München vertreten. lg jj
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Doch, lieber Herr Jenckel!
Das müssen Sie diskutieren!
Oder vielmehr: nicht Sie, sondern die Stadtgesellschaft. Der Rat. Das muss diskutiert werden!
Ja, „da steht eine Säule“. Und wahrscheinlich ist die auch „für den Platz und für einen [!] Anlass entworfen worden“. Und meinetwegen ist auch vom Ministerpräsidenten für den wiederherstellenden Erhalt „des Baudenkmals“ Glockenhaus, des Glockenhofes UND der Säule 1978 die Auszeichnung „für Stadtgestalt [!] und Denkmalschutz [! (nicht Säulenschutz)] im Städtebau [!]“ verliehen worden, so bleiben doch die FAKTEN: (1.) ERWÄHNT ist die Säule weder auf der Plakette im Mauerwerk noch auf der Urkunde. (2.) Ob die Säule tatsächlich „von einem Künstler“ oder von einem kunsthandwerklich tätigen Designer angefertigt worden ist, lässt sich par ordre du mufti nicht dekretieren! Auch wenn der Mufti hier Hans-Herbert Jenckel (oder Hiltrud Lotze) heißen sollte. (3.) Aber SELBST wenn Herr MP Ernst Albrecht vor 44 Jahren vor der Säule gekniet, diese umklammert und „Kunst! Kuuunst!“ zu ihr emporgebetet hätte, WAS BEWIESE DAS? (4.) Und wenn Herr Brüggemann nicht nur „bei der Weltausstellung 1965 in München“, sondern bei allen Weltausstellungen bis 2019 „das deutsche Tischlerhandwerk“ vertreten hätte, welches er 1965 „vertrat“, WAS BEWEIST DAS hinsichtlich der Fragen, (a) ob er ein (oder ob er kein) „Künstler“ war, (b) ob seine Säule „Kunst“ (oder keine „Kunst“) ist UND (c) ob die Säule für die nächsten 45 Jahre im Glockenhof von Lüneburg stehen MUSS oder ob sie für diese Zeit z. B. vor dem Alten Postamt in Lüchow (Wendland) stehen DÜRFTE?
Davon, dass „wir [?] alle paar Jahre die Stadt säubern [!]“ sollten, „weil uns [!] die Kunst [?] in der Stadt nicht mehr gefällt“ war nirgendwo die Rede. Dass Sie, Herr Jenckel, „x-beliebige Modernität“ verhindern möchten, ist mit Blick auf das Brüggemann-Objekt eine interessante Einlassung! Und dass man auch über die Produkte von Niki de Saint Phalle geteilter Meinung sein kann, habe ich erstens nie bestritten, tut hier zweitens rein gar nichts zur Sache.
Hier geht es um EIN konkretes Objekt, die bronzene Luna-Skulptur auf der Stele von Erich Brüggemann. SIE behaupten, das sei Kunst. SIE behaupten, diese Plastik könne dauerhaft nur an ihrem jetzigen Standort Kunst bleiben. Und SIE möchten verhindern, dass das städtische Denkmalschutz- sowie das städtische Bauamt und die gewählte Vertretung der Lüneburger Bürgerinnen und Bürger zu einer anderen Entscheidung kommen.
Doch, lieber Herr Jenckel, da müssen Sie diskutieren, ob das Kunst ist! Da müssen Sie mehr als tautologische Floskeln bieten.
DA MÜSSEN GRÜNDE HER!
Da müssen Sie am Gegenstand zeigen, warum es sich so verhält, wie Sie behaupten. Warum, wo auffind- bzw. wie identifizierbar hat die Luna-Säule die Qualitäten, die SIE ihr (nach welchen Kriterien?) zuschreiben?
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Lieber Herr Berg,
der Eintrag zu Brüggemann bei Wikipedia beginnt so: Erich Brüggemann war ein deutscher Künstler.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Erich Brüggemann war auch Handwerker, und was für einer. Er hat dort viele Lorbeeren geerntet.
Es gab Zeiten, da haben Sie und ich noch nicht gelebt, da waren Bildhauer und Maler, die also mit Ihren Händen arbeiteten, nichts weiter als Handwerker. Wir kennen da eine ganze Reihe, die wir als Genies einstufen, namentlich aus der Renaissance. Und nur Dichter und Musiker wurden zu der Zeit als wahre Künstler angesehen. Die hatten auch keine dreckigen Finger und keine Schwielen.
Dass Sie der Lunasäule nun alles Künstlerische absprechen und sie überall hingepackt werden kann, dafür holen sie wieder weit aus. Es spricht eher dafür, dass Sie sich gerne beim Schreiben beobachten und sich an Ihrer Schreibkunst berauschen. Viel Spaß dabei. lg jj
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Lieber Herr Jenckel,
ich fasse mal in einem (zweiteiligen) Satz zusammen, was bisher von Ihnen über Ihre Maßstäbe von „Kunst“ und „Künstler“ zu erfahren war:
Kunst ist, was Künstler machen, und Künstler ist, wer bei Wikipedia Künstler genannt wird.
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Sie wollen ja nur spielen, blöd wenn Berg in der Ecke steht, kreißt und eine Maus gebiert.
Klicke, um auf brueggemann-luna3.pdf zuzugreifen
Klicke, um auf brueggemann-luna1.pdf zuzugreifen
Klicke, um auf brueggemann-luna2.pdf zuzugreifen
Ich kann natürlich mehr liefern, muss ich aber gar nicht. lg und schönes WE
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Lieber Herr Jenckel,
ich hatte Ihnen auf Ihre unbegründet herablassende Rede vom „kreißenden Berg“ von vor zwei Tagen geantwortet. Warum haben Sie diese Replik nicht freigeschaltet? Ist sie Ihnen wieder zu lang geraten? Wurde sie vielleicht erneut von einem russischen Hacker gelöscht – oder in Ihren Spam-Ordner verschoben? Hätte meine Antwort den (gescheiterten) Wiedereinzug in den niedersächsischen Landtag von Frau Schröder-Ehlers schon vor der Zeit bekanntgemacht? – Oder schalten Sie meine Kommentare neuerdings erst dann frei, wenn Ihnen eingefallen ist, was Sie entgegnen könnten?
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Lieber Herr Berg, auf die Frage: Was ist Kunst? kennt nur einer die Antwort: Otto Berg.
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PS: Und bitte erklären Sie uns nicht, warum Sie anonym kritisieren wollen. Das klingt dann doch sehr gesucht. lg jj
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Okay, lieber Herr Jenckel, vielen Dank für das schöne Kompliment! Aber wo bleibt mein Kommentar vom 9. Oktober 2022 um 12:05 Uhr zu Ihrer Antwort vom 8. Oktober 2022 um 11:55 Uhr? Der sollte hier schon zu lesen sein, damit auch andere beurteilen können, ob angemessen ist, wie Sie mich loben. Meinen Sie nicht?
Hier kommt eine Kopie davon:
Otto Berg schreibt:
Dein Kommentar wartet auf die Moderation. Dies ist eine Vorschau, dein Kommentar wird sichtbar, nachdem er genehmigt wurde.
9. Oktober 2022 um 12:05
Vielen Dank für Ihre Recherchen, lieber Herr Jenckel,
➽ hier die in unserem Zusammenhang wesentlichen (weil säulenbezogenen) Aussagen Ihrer vier Artikel. Ich zitiere:
➝ (I) „Brüggemann setzte sich zum Ziel, einen Bezug zur Stadt zu schaffen und Vergangenheit mit Gegenwart zu verbinden“.
[Ohne Quelle, ohne Datum, ohne Ort]
—————–
➝ (II) „Als Grundlage für die Säule […] diente dem Künstler eine aus alten Chroniken bekannte, marmorne Lunasäule. Sie hatte seinerzeit eine Frau Luna an der Spitze und war ‚Teilnehmerin‘ der Kreuzzüge. Darauf weist der runde Halbkreis auf der Spitze des nach klassischen Vorbildern entworfene neue Säule mit Basis, Schaft und Kapitel [sic!].“
[Von „mha“] LZ, Donnerstag, 24. März 1977, Seite 3
—————–
➝ (III) „Die Luna-Säule im Lüneburger Glockenhof, die so viel Staub aufgewirbelt hat, war Brüggemann ein willkommener Anlaß, seine ausgeprägte Vorliebe für die Flatterform von Gewändern an- und auszudeuten.“
[Von Eberhard Tilgner] LZ, Freitag, 8. Dezember1978, Seite 19
—————–
➝ (IV) „Das Säulenmal im Glockenhof von Erich Brüggemann aus dem Jahre 1973 [sic!] … ist eine Nachempfindung des Siegeszeichens der römischen Legion, die in unserer Gegend sich mit der elbaufwärts segelnden Flotte der Römer vereinigt hat.“
[Von „gl“] LZ, Dienstag, 1. April 1980, Seite 5
—————–
➽ Dazu vier Punkte:
1.) — Bitte unterlassen Sie doch, öffentlich über meine Motive zu spekulieren („O.B. berauscht sich an Sprache“, „will nur spielen“ etc.). Sie KÖNNEN derlei nicht wissen, machen sich aber verdächtig, Sie wollten mich [ad personam] diskreditieren, wenn – oder weil – Sie selbst in der Sache [ad rem] nicht weiter wissen.
2.) — Was Ihre vier Dokumente belegen, ist (a), was Brüggemann (s.o. I und III) seinerzeit wollte, (b) dass LZ Redakteure schon vor 45 Jahren starke Meinungen vertraten oder weitertrugen („Brüggemann ist ein Künstler“), ohne diese zu begründen, und (c) dass der vermeinte „Lüneburg-Bezug“ (s.o. II und IV) eigentlich ein „Lüneburgmärchen-Bezug“ ist. — Ich hatte oben, am 1. Oktober 2022 um 2:07 Uhr, Ihr aufklärerisches Verdienst betont:
„Dass die ganze „historisierende“ Alusionsstory mehr als vage, ihre Details niemals fest umrissener Glaubensbestand gewesen, ja, nahezu sicher nicht viel mehr als freihändig zusammengesponnener, allenfalls eventuell fremdenverkehrsfördernder Narrativ-Unfug („GESCHICHTE“) ist, hatten Sie selbst [lieber Herr Jenckel] vor über acht Jahren [LZ, Sonnabend, 29. März 2014, Seite 16] klar und deutlich herausgearbeitet: https://www.museumlueneburg.de/pdf/presse67.pdf
3.) — Es bleibt dabei: Sie, lieber Herr Jenckel, der sich am 28. bzw. 29. September 2022 mit einer rigiden „Kunst“-These aus dem Blog.jj-Fenster gelehnt hat, sind in der Bringschuld, nun bald einmal mit BEGRÜNDUNGEN für deren Haltbarkeit aufzuwarten. Dabei reicht es NICHT, sich auf die – angebliche – „Autorität“ von anderer Leute Ansichten (Brüggemann, LZ-Redakteure, Parteipolitiker) zu berufen, auf eine „Expertise“, DIE SELBST NICHT VON GRÜNDEN, sondern nur von (grundlosen) Behauptungen „umrankt“ oder „begleitet“ wird (Meinungen, die, wenn Sie sich die zu eigen machen wollten, IHNEN ihrerseits Begründungspflichten auferlegen würden). Ich hatte oben, am 2. Oktober 2022 um 23:42 Uhr, geschrieben:
„Egal, ob schon Ex-Perte oder immer noch Perte, wer behauptet, ohne zu begründen, kann NICHT auf beständige, weil rational rechtfertigbare Zustimmung bauen. Er nimmt andere nicht für voll. Er will nicht überzeugen, sondern überreden (bzw. überrumpeln). Letztlich will er dekretieren und autoritatv festlegen.“
4) — Was notwendig ist, wem Sie aber in immer neuen Anläufen ausweichen, hatte ich Ihnen bereits am 6. Oktober 2022 um 10:31 Uhr mitgeteilt:
„Lieber Herr Jenckel, […] da müssen Sie mehr als tautologische Floskeln bieten.
DA MÜSSEN GRÜNDE HER!
Da müssen Sie AM GEGENSTAND [und nicht an alten Zeitungsartikeln zum Gegenstand] zeigen, warum es sich so verhält, wie Sie behaupten. Warum, wo auffind- bzw. wie identifizierbar hat die Luna-Säule die Qualitäten, die SIE ihr (nach welchen Kriterien) zuschreiben?“
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Lieber Herr Jenckel,
tut mir leid, ich habe vom „anonym-kritisieren-Wollen“ nirgendwo etwas „erklärt“.
Hans-Martin Koch, Ihr langjähriger Kultur-Kollege bei der LZ irrte darin als kaum vierzigjähriger Feuilletonchef am Mittwoch, 8. Juli 1992, als er auf Seite 13 schrieb, Erich Hessings, des Heimatkundlers, Serie über „Denkmäler in der Stadt Lüneburg“ (in welcher die „Luna-Säule“ Brüggemanns in keinem der 37 Artikel eines Wortes gewürdigt wird) habe 1988 geendet (sie endete am Dienstag, 28. Februar 1989, in LZ Nr. 50 auf Seite 5 mit dem Beitrag über Professor Dr. Wilhelm Reinecke, „Stadtarchivar und Museumsdirektor, Leiter der Ratsbücherei, der Stadt Lüneburg angesehenster Gelehrter seiner Zeit“). Aber Herr Koch formulierte die letzten zehn Worte (im abschließenden Relativsatz) des folgenden Ausrisses quasi aus meinem Munde, als er in Ihrer und seiner Zeitung am Mittwoch, 2. September 1987 auf Seite 9 in Erinnerung rief:
„Genau zehn Jahre liegen zurück, da erlebte Lüneburg einen Meinungskrieg um moderne Kunst, der geschmackloser nicht geführt werden konnte. Schlimmer als entartete Kunst, Machwerk schizophrenen Schaffens: mit solchen, leichtfertig und gedankenlos benutzten Attributen wurde eine Plastik kübelweise Übergossen, die sicher streitwürdig ist, die immerhin [!] aber die selbsternannten Kunstbeschimpfer überdauerte. Objekt des tobenden Volkszorns war die Säule mit einer abstrakt gehaltenen Luna des renommierten Heidekünstlers Erich Brüggemann, die längst wenig wahrgenommen im Glockenhof vor sich hin prangt.“
Das mit dem Überdauern der „Kunstbeschimpfer“ durch „die Plastik“ ist natürlich ein reines Nonsense-„Argument“, denn auch die fürchterlichsten Fabrikate (wofür es in Lüneburg ungezählte Beispiele gibt) können ihre Beschimpfer genauso wie ihre Befürworter „überdauern“.
Aber, dass die Säule über vierzig Jahre praktisch unbeachtet „im Glockenhof vor sich hin prangte“, trifft zu. Darum hat die aktuelle Abwehraufregung um deren bislang ungeklärten Umzug (auf den Marienplatz, vor die KulturBäckerei oder in bzw. neben das Alte Postamt von Lüchow) auch etwas bizarr Artifizielles.
ICH habe im Übrigen AN KEINER STELLE behauptet, ich wisse, „was Kunst sei“. ICH habe mich ausschließlich BEI IHNEN, der die Brüggemannsche „Lunasäule“ als „Kunst“ deklariert, nach den Kriterien und Gründen IHRES Urteils erkundigt — und Ihnen dabei nach der maieutischen Methode des Sokrates allerlei Hilfestellungen und Gehhilfen angeboten, mit deren Hilfe SIE vielleicht weiterkommen könnten, wenn Sie erfolgreich dabei sein möchten, Ihre These zu erläutern (statt sie nur immerzu zu wiederholen). Tipp: Ohne eine detaillierte und genaue Beschreibung dessen, was Sie (und andere) überhaupt wahrnehmen (können), wenn Sie das Objekt betrachten, geht es nicht, – sofern Sie nicht im unanschaulich Floskelhaften stecken bleiben möchten.
Wie heißt es beim Hausgott der Schweppenhäusers?
Die „Dechiffrierung des Phänomens“ lässt sich nicht vom Diwan herunter erledigen. „Solches Nachlassen der Spannung affiziert die Qualität der Gedanken: der Unterschied ist kaum geringer als der zwischen der ‚Philosophie der Offenbarung‘ und dem Gequatsche der Schwiegermutter.“
(Theodor Wiesengrund Adorno, Minima Moralia, Nr. 42)
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Lieber Herr Jenckel,
vielen Dank für das Freischalten meines Kommentars von vor drei Tagen (9. Oktober 2022 um 12:05 Uhr: https://blog-jj.com/2022/09/28/bruggemann/#comment-18133) am heutigen Abend (12. Oktober 2022) gegen 19:00 Uhr, also wenige Minuten nachdem der Rat seinen „Lunasäulen-Beschluss“ gefasst hatte.
Ein weiteres Beispiel dafür, wie Blog.jj-Kommunikationspolitik geht. Bravo!
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Ich wär` für einen NFT Handel mit vorher/nachher Denkmälern.
Am Puls der Zeit und Krämerseele in einem. ^^
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Sehr geehrter Herr Pols, die Säule wird nur versetzt, wenn die Ehefrau des verstorbenen Künstlers zustimmt.
Ihr neuer, an schönen und anspruchsvollen Herausforderungen reicher Arbeitsplatz, die Wirtschaftsförderung des Landkreises Lüchow-Dannenberg, befindet sich mit weiteren Institutionen und Initiativen unter dem Dach des „Alten Postamts“ in der Stadt Lüchow.
Wollen Sie nicht versuchen, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Frau Brüggemann dazu bewegen, den Ausweichstandort für die Luna-Säule vor diesem Gebäude zu suchen? Gemeinsam mit Dagmar Schulz und Herrn Dr. Jürgen Glaser könnten Sie den Wendländern mit der Leihgabe dieser Preziose signalisieren, dass Lüneburg für „Die Armen Nachbarn“ mehr tut, als zu reden und ihnen eine Elbbrücke aufzunötigen.
Durch die räumliche Nähe zum Kunstwerk, sagen wir während der kommenden dreißig Jahre, würden sich für unterschiedlicher Akteure zahlreiche Synergien ergeben – stets mit dem gemeinsamen Ziel einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Entwicklung der Region. Neben der Wirtschaftsförderung befinden sich ja im „Alten Postamt“ u.a. auch noch die Stabsstelle für regionale Entwicklungsprozesse des Landkreises Lüchow-Dannenberg und die Fachkräfteagentur Wendlandleben, welche selbstverständlich ebenfalls von der Aura der Lüneburger Glockenhofkunst profitieren würden.
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Liebe Frau Traude Richter,
das die Witwe vom Künstler Brüggemann dem zustimmen muss ist mir bekannt. Ich habe Herrn H-H Jenckel mit drauf aufmerksam gemacht. Siehe fb.
Sie müssen mir mal erklären was mein neuer Arbeitsplatz, die Wirtschaftsförderung Lüchow-Dannenberg, Frau Landrätin Dagmar Schulz, Herr Dr. Jürgen Glaser, die Elbbrücke, das alte Lüchower Postamt, die Stabsstelle für regionale Entwicklungsprozesse oder auch die Fachkräfteagentur Wendlandleben mit der Luna-Säule auf dem Lüneburger Glockenhof zu tun hat. Aus meiner Sicht überhaupt nichts! Und wenn Sie mit „Armen Nachbarn“ den Landkreis Lüchow-Dannenberg meinen, so muss ich Ihnen sagen, dass der Landkreis Lüneburg und die Hansestadt Lüneburg überhaupt nicht besser dasteht. Im Gegenteil.
Ich finde Ihren Kommentar vorsichtig gesagt unterirdisch. Was wollen Sie mit damit eigentlich sagen? Wenn Sie etwas an meiner Stellenbesetzung, an der taffen Landrätin oder an den anderen von Ihnen genannten Personen oder Institutionen stört, dann sagen Sie mir das. Ich bin immer für ein Gespräch bereit. Aber so ein Kommentar wie Ihrer geht gar nicht.
Ich schließe mit einen leicht abgewandelten Zitat von Klaus Wowereit (ehem. Reg.-BM von Berlin):
Das Wendland- arm aber sexy!
Viele Grüße Ihr Eckhard Pols
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Lieber Herr Dr. Pols,
ich danke Ihnen für Ihre leidenschaftliche Antwort.
Was wollte ich Ihnen mit meinem Kommentar sagen? Genau das, was darin zu lesen ist! Sie haben sich vehement für den Marienplatz als neuen Standort der Lunasäule ausgesprochen, weil auf diese Weise ein kreativinnovativer Funkkontakt über den impulsverstärkenden Lunabrunnen am Markt direkt ins Lüneburger Rathaus hinein hergestellt würde. Ihre Anregung weiterdenkend habe ich den Vorschlag gemacht, das Kunstwerk vor dem Alten Postamt in Lüchow-Dannenberg aufzustellen, einmal als kulturell in die Höhe deutendes Zeichen der christlichen Verbundenheit beider Oberzentren in gemeinsamer Aufstiegshoffnung für sich und ihre Satelliten, die Untergemeinden an der Peripherie; das andere Mal, um den auratischen Inspirationsschub zu nutzen, der, womöglich erst über die nochmal vergrößerte Distanz ausgelöst und in Fahrt kommend (durch die vielfältigen Glockenhofbezüge der Skulptur u n d durch die assoziierte Anstrengung, diese endlich einmal zu dechiffrieren) die Landkreisgrenzen als ein Teambuilding- oder Motivationsdialog überspannen würde und Fruchtbares, Horizonterweiterndes links und rechts der Elbe bewirken könnte.
In leichter Sprache: Ein Lied kann eine Brücke sein. Aber auch das Gespräch über ein Lied kann eine Brücke sein.
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Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht;
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschloßnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich und nächt’ge Vögel auf.
Forschend übersieht dein Blick
Eine großgemeßne Weite.
Hebe mich an deine Seite!
Gib der Schwärmerei dies Glück;
Und in wollustvoller Ruh
Säh der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.
Des Beschauens holdes Glück
Mildert solcher Ferne Qualen,
Und ich sammle deine Strahlen,
Und ich schärfe meinen Blick;
Hell und heller wird es schon
Um die unverhüllten Glieder,
Und nun zieht sie mich hernieder,
Wie dich einst Endymion.
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Die interessanten Fragen von Herrn Otto Berg harren einer Beantwortung jj !
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Thomas, ich hatte zuerst auch eine Passage Reichenbach-Brunnen im Text, habe aber festgestellt, dass ich nur verlieren kann. Immerhin sind wir uns mittlerweile darin einige, dass es eine Dokumentation geben müsste, warum dieser Brunnen abgebaut wurde. Hier setze ich auf dich. Lg jj
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Lieber Herr Jenckel,
warum setzen Sie Ihre Passage zum Reichenbachbrunnen, die Sie zuerst im Text hatten und dann herausgenommen (doch sicher aufgehoben) haben, nicht einfach her und überlassen es Herrn Sander, darüber zu urteilen? Um »Gewinnen oder Verlieren« geht es primär sicher nicht bei öffentlichen Debatten über alle (oder viele) angehende Themen (z. B. dem, ob es sich bei der Luna-Säule im Glockenhof tatsächlich um Kunst handelt oder vielleicht nur um die eisenhaltig gewichtige Prätention, welche zu sein, und ob sie oder ob sie nicht verschoben werden darf – oder ob sie gar selbst verschiebt, nämlich das kunstkennerisch seine Stirnen in Falten legende Publikum aus ergriffen davor schweigenden Privatmeinenden).
Und warum wollen Sie Ihre gedankenreichen Kleinodien dem Beifall der Lesenden vorenthalten? Die Köstlichkeit klug gewählter Wörter und gut gebauter Sätze ist doch jedem Autoren immer ein (von mir leider allzu häufig verfehltes) Nebenanliegen. Aber dafür sind ja nicht nur Blog.jj-Kommentatoren, sondern auch die diese durch ihr Beispiel schulenden Journalisten zuständig. Sie sollen und müssen sich plagen mit dem, wie der alte Eliot in seinem Gedicht ›East Coker‹ schrieb, »intolerable wrestle / With words and meanings« – dem unerträglichen Gerangel mit Wörtern und ihren Bedeutungen. Ob sich diese Plage lohnt, ist keine Frage: »For us, there is only the trying. The rest is not our business.«
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Lieber Herr Berg, wenn ich lösche, dann lösche ich. Leider nichts mehr da.
Aber Thomas Sander klärt bestimmt über die Geschichte des Reichenbach-Brunnens auf.
Vermutlich würde ich diesen Brunnen, stünde er immer noch da, als zu groß geraten erachten, aber da er dann ja immer schon für mich da war auch als Teil des Ensembles Sand ansehen. Zu Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus und die Neo-Spielarten noch das Wilhelminische, bekanntlich immer eine Nummer zu groß und in diesem Fall kontrastierend zu echter Renaissance am Kopf des Platzes. lg jj
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So richtig einig sind wir nicht. Zunächst ist es mir obj. unmöglich Otto Bergs an Dich gerichtete Fragen zu beantworten. Dann gibt es ein „geflegtes“ fast 80-jähriges Narrativ dazu. Obendrein einen in LG maßgeblichen Prof.em. der, von anderen hiesigen „Historikern“ unwidersprochen, mitverantwortlich für die irrsinnige Behauptung ist, die Geschichte der Lüneburger Nazi-Zeit sei deshalb so schwierig zu erforschen, weil soviele Unterlagen, Archive etc. „VOM KRIEG VERNICHTET“ worden seien, wohl wissend, dass ein grosser Teil der von ihm vermissten Papiere auf Initiative einer von daran interessierten LG-Nazis, kurz vor Einmarsch der Engländer, oben Am Sande einer großangelegten Verbrennungsaktion zum Opfer gefallen ist. Wenn noch zur Kenntnis genommen wird, dass der von den Nazis gleich 1933 zum „freiwilligen“ Rücktritt von seinem Senatorenamt (unter anderem) gezwungene Hermann Reichenbach als „jüdisch versippt“ galt weil er mit einer „Nichtarirerin“ verheiratet war und weder einen „Ariernachweis“ zu erbringen bereit , noch in der Lage dazu war, bedarf es keiner Dokumentation. Prof.Dr. Preuß hat es in seiner IHK-Auftragsarbeit „150 JAHRE EHRENAMT – in der IHK LG-Wolfsburg – Die Geschichte ihrer Präsidenten“, ansatzweise in Bezug auf Hermann Reichenbach – IHK-Präsident 1932(!) – unternommen auch nur ein wenig Licht ins historische Dunkel zu bringen. Seitdem ist er „persona ingrata“ in Lüneburg. Vielleicht gibt es einen Hoffnungsstreifen am Horizont, Christian v. Stern verkündete unlängst im „Handelsblatt“, dass man die Firmen-/Familiengeschichte in der NS-Zeit von einer Kunsthistorikerin(?) noch einmal gründlich untersuchen lassen wird. Erkenntnisgewinne bzgl. der Lüneburger NS-Geschichte sind bis heute eher unerwünscht und daran wird sich m.E. auch nichts mehr ändern. Auf die Fährte von Dir übertragener Aufgaben werde ich mich auf gar keinen Fall setzen lassen.
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der brunnen wurde abgebaut , weil er aussah wie der abfallgus bei dem lüneburger eisenwerk , oder bei der keulahütte. kunst liegt im auge des betrachters. um so intellektueller um so eher wird kunst gesehen. hat aber nichts mit kunst zu tun. meine meinung.
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Klaus Bruns, wenn Sie bei minus zwanzig Grad Außentemperatur Ihre Zungenspitze für dreißig Sekunden gegen den Schaft der Lunasäule pressen können, ohne den Rest des Winters daran festzukleben, dann ist das Kunst. Andernfalls ist es Bronze.
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Carl Peters hieß der Rassist wohl richtig (nicht Petersen)
Warum kann die Luna-Säule nicht umgesetzt werden? Muss ja nicht nicht vor die Kulturbäckerei sein, gibt sicher andere gute Standorte in der Innenstadt mit besseren Bezug.
Das Johanna-Stegen-Denkmal wurde auch schon einmal umgesetzt.
Dem Glockenhof würde es gut tun.
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Liebe Herr Pols, danke für den Hinweis. Geändert.
Kunst aber ist im öffentlichen Raum nicht dazu da verschoben zu werden. Ort und Kunstwerk gehen über die Zeit eine Symbiose ein. Es ist nichts dagegen zu sagen, für eine Brüggemann-Retrospektive die Luna auszuleihen, aber das Demontieren ist nicht meine Sache. lg jj
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Das sehe ich anders. Den Reiter eines Arno-Breker-Schülers
wollen Sie ja auch versetzen. Warum die Säule nicht auf den Marienplatz setzen. Ist ebenso prominent als Standort, wertet ihn sogar auf. Brüggemann verschwindet ja nicht vom Glockenhof. Die Eingangstüren zum Glockenhaus bleiben.
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Haha, die Eingangstüren. Ich werte das auch einmal als ironische Bemerkung, ist natürlich erlaubt. Über was lässt sich schon schöner streiten wie über Kunst oder Mode. lg jj
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…war keine Ironie.
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„Kunst ist im öffentlichen Raum nicht dazu da, verschoben zu werden. Ort und Kunstwerk gehen über die Zeit eine Symbiose ein.“
Das ist interessant! Wer bestimmt, was ein „Kunstwerk“ ist, was nicht? Wie kurz oder lang muss „die Zeit“ sein, bis ein „Lebenszusammenhang“ (griech.: symbíōsis) eines „Ortes“ mit einem dort aufgestellten Objekt entsteht? Wer legt dergleichen fest? Frau Düsselder, Herr Mädge und Herr Claassen? Und wie passt diese These zu Ihren wiederholten Äußerungen über die fehlende „Symbiose“, also (gem. Duden) das „bio-soziale Nutzenverhältnis“ von Sande und Reichenbachbrunnen?
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Wenn ich ein Kunstwerk bei einem Künstler in Auftrag gebe, hier bei Erich Brüggemann, dann kann ich auch ein Kunstwerk erwarten. Sonst wäre das ja Etikettenschwindel.
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Sowas gibt es nicht nur bei der jetzt wohl fälligen Frage, wer„ein Künstler“ ist und wer das dann bestimmt. Wolfgang Beltracchi hat Bilder geliefert, die ihm viele Millionen eingebracht, Claas-Hendrik Relotius hat Reportagen geliefert, die ihm Journalisten-Preise ohne Ende in den Lebenslauf gezaubert und einige CDU-nahe Spezialisten haben die Lieferung von medizinischen Masken „begleitet“, die ihnen hübsche Courtagen beschert haben.
In allen drei Fällen hatten versierte Abnehmer und ein kritisch musterndes Publikum von zweifellos begabten und bienenfleißigen Artisten „etwas Echtes“ erwartet. Aber, was sie erhielten, war bloß Etikettenschwindel.
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Was für ein Glück den Denkmal-,Kultur-,Brunnen-,Kunst- und Stadtbildpflegesachverständigen hier und in Winsen journalistisch in unseren Reihen zu haben. Glanzstück ist die Hilfestellung bei der Unterstützung des einmalig originellen „Wasserspiels“ Am Sande. Nur so bleiben die Chancen Lüneburgs als anerkanntes Mitglied des Weltkulturerbes gewahrt.
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