Was für ein Morgen, was für ein Kater! Donald Trump wird also im Januar der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der mächtigste Mann der Welt. Er, den in Deutschland die meisten als das größere Übel ansehen, der Milliardär, der eine Niederlage gegen Hillary Clinton gar nicht anerkannt hätte. Der Flegel, der mit den heftigsten verbalen Ausfällen in die Schlammschlacht zog, zu der dieser Präsidentschaftswahlkampf in den USA verkommen ist.
Nicht nur die Börsen zittern. Manche sprechen heute Morgen von einem epochalen Ereignis, einer Zeitenwende, und damit meinen sie nichts Gutes.
Es bleibt an diesem Morgen nur eine Hoffnung: Trump hat eine schrille Show abgezogen, die Medien perfekt bedient, aber das Amt erzieht ihn doch zu einem Präsidenten. Kurz, dass, wenn schon alle Dämme und Tabus gebrochen wurden in diesem Wahlkampf, doch wenigstens noch gilt, dass das Amt am Ende stärker ist als der Amtsinhaber. Wenn er es doch verbiegt, dann gute Nacht.
Und es bleibt die ernüchternde Erkenntnis nach diesem Wahlausgang: Auch nach mehr als sieben Jahrzehnten transatlantischer Brüderschaft wissen wir von der Mentalität des anderen kaum etwas, geschweige denn wissen wir, wie der andere gerade tickt. Das ist brandgefährlich. Allemal, weil es für uns das Ergebnis eines 9. November ist – dem deutschen Schicksaltag.
Hans-Herbert Jenckel