Wie unvergleichlich ist das Audimax? Die Weltarchitektur zwischen Lüneburg und Hongkong

Was ist hier was? Das Audimax auf dem Campus der Leuphana und das „Run Run Shaw Media Centre“ der Uni von Hongkong – beide Male mit der unverkennbaren Libeskind-Architektur – und Farbe. Foto: jj/ta

Lüneburg, 17. Oktober

Heute komme ich mal über Hongkong.

Lange habe ich geglaubt, der Libedkind-Bau sei zwar sauteuer, aber im Gegenzug hätten wir auch ein unverwechselbares Architektur-Juwel auf dem Lüneburger Campus platziert. Ein Uni-Unikat von einem Stararchitekten, nicht von der Stange, kein postmoderner Mumpitz, tausendmal kopiert. Nein, ein Bau, für den auch eine Handvoll Leuphana-Studenten am Big Apple im Studio Libeskind den Brain hat rauchen lassen. So geht die Legende. Und ohne Frage kam dabei das exzentrischte Zink-Putzbeton-Gemäuer der Stadt heraus.

Die Vergleiche mit der Elphi in Hamburg hinken natürlich – was den Werbeeffekt angeht. In Hamburg verbünden sich schon die Geschäfte der Innenstadt, weil die Hafen City mit der Elbphilharmonie so viel Publikum abzieht. In Lüneburg war es ein langer Kraftakt, an der Peripherie einen Betreiber fürs weitläufige Bistro im Audimax zu finden.

Jetzt komme ich zum Punkt: Der Sohn eines Freundes studiert gerade in Hongkong. Dieser Freund also hat mir kürzlich ein Foto geschickt. Ich glaubte auf den ersten Blick den Libeskind-Bau in der blauen Stunde zu erkennen. Ich zeigte das Bild Kollegen, die kamen zum gleichen Schluss. Ich habe dann noch einmal genauer hingeschaut und einen Schriftzug auf der Fassade entdeckt. Da stand, natürlich schräg: „Run Run Shaw Creative Media Centre“. Ähh? Run Run Shaw? Seit wann steht das am Libeskind-Bau? Ist da ein Run-Run-Shaw-Kongress? Wer oder was ist Run Run Shaw? Google weiß Antwort.

Das Run-Run-Centre steht in Honkong und sieht eben aus wie ein ganz enger Verwandter des Lüneburger Libeskinds. Millionen hat ein fernöstlicher Medienmogul dazugegeben, und der hieß Sir Run Run Shaw, ein fernöstlicher Wohltäter.

Der Architekt ist, mit einer Co. LTD, kein anderer als Daniel Libeskind daselbst. Das Center gehört zu „City University“ und es wurde mit Architektur-Preisen überhäuft. Das Medienzentrum, ein Bruder des Lüneburger Libeskind-Baus, wurde bereits 2011 eingeweiht. Angesichts der frappanten Ähnlichkeit hätten schon da die Kosten erfragt werden können, die auch hier in Lüneburg auflaufen. In Honkong waren es gut 100 Millionen Euro wie in Lüneburg. Oder man hätte einfach mal einen Studenten gefragt: Seit 2013 hat die Leuphana eine Kooperation mit Honkong. Und mit wem genau? Mit dem Media-Center im Run-Run-Shaw-Bau.

Aber die architektonische Ähnlichkeit führt natürlich zu einer ganz anderen Frage, die der Hybrid-Kultur, die der Gefahr der „McDonaldisierung“, der „Cocarolization“, der“ McWorld“-Kultur. Denn in Hongkong kann der Bau nicht die gleiche Bedeutung wie in Lüneburg haben. In der ehemaligen Scharnhorst-Kaserne, auf der sich heute der Campus findet, sollte die NS-Kasernen-Struktur aufgesprengt werden und diametral zur dieser Geschichte stehen.

Vielmehr geht es um die Frage, ob die Kulturen und auch die Star-Architektur global im Internetzeitalter zur Weltkultur verschmelzen. Schon vor zehn Jahren sinnierte ein Autor in der Zeit: Die postmoderne Architektur zwischen New York und Timbuktu führe zu Städten, die auswechselbar wären. Das fördere das Verlangen nach Einzigartigem. Aber bei aller Exzentrik haben auch die Zacken und Schrägen eines Daniel Libeskind in ihrem Variantenreichtum natürliche Grenzen.

Und es ist letztlich wie in der Kunst: Einen echten Picasso oder Dali erkennt man an seiner Handschrift wie einen echten Libeskind. Und weil wir den Bau besser als Kunstwerk betrachten, gehört es nicht in die weltumspannende Barbie-Cola-Adidas-Nike-Kultur, die das kapitalistische Ideal rund um den Globus prägt. Aber es bleibt eine Frage: Was trieben die Leuphana-Studenten bei Libeskind in New York?

Daran, dass die Studenten in New York waren, gibt es nichts zu rütteln. Die Bilder aus dem Libeskind-Studio liefen auf riesiger Leinwand im Audimax in Endlosschleife bei der Eröffnung des galaktischen Kreuzers. Oder war das eine Inszenierung zur Legendenbildung?

Wenn die Studenten an den Schrägen, monumentalen Spitzen, schwebenden Dächern und fliehenden Linien von Libeskind nichts zu rütteln hatten, könnten sie eigentlich nur fürs Raumprogramm verantwortlich sein. Und da setzt die Kritik an, der Libeskind-Bau bestehe aus mehr Gängen, Foyers und toten Winkeln als aus Seminar- und Gruppenräumen, die dazu oft verwaist scheinen. 

Unikat hin, Welt-Architektur her, am Ende bleibt für Lüneburg die Größe des Baus, diese Weite, bleiben diese Aus- und Einblicke für den Spirit, die man beim Irrlichtern auf dem Weg zum richtigen Stockwerk und Raum in dieser form- und verhaltensauffälligen Stilikone genießt. Und es bleibt die Frage, ob es die viele Mühe, auch der Blendung, und das Geld wert war.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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46 Antworten zu Wie unvergleichlich ist das Audimax? Die Weltarchitektur zwischen Lüneburg und Hongkong

  1. Wolfgang Obermann schreibt:

    In angespannten Zeiten, so lautet ein Gemeinplatz, werden die Menschen gläubig. Doch das ist höchstens die halbe Wahrheit. Denn die in den letzten Jahren oft proklamierte „Wiederkehr des Religiösen“ ist auch ein Wohlstandsphänomen: Wer seine täglichen Lebensgrundlagen gesichert hat und sich saturiert fühlt, giert nach Bewusstseinserweiterung. Da wird nicht zuletzt die Kunst zur metaphysischen Verheißung. Bereits im späten 18. Jahrhundert galt sie als Psychotherapeutikum und gesellschaftliches Allheilmittel, und auch heute vermuten manche in ihr gewaltige Ressourcen des Spirituellen.

    So verwundert nicht, dass Daniel Libeskind, wenn auch ein wenig nebulös, ebenfalls in diese Kerbe schlägt: „Die Göttlichkeit zum Beispiel von Licht ist nicht einfach nur eine materielle Sache“, sagte Daniel Libeskind im Mai 2013 im Gespräch mir Radio Vatikan. „Architektur ist trotz aller Schwere und trotz der Tatsache, dass sie sich mit schweren Materialien auseinander setzen muss, eine spirituelle Kunst. Kein Zweifel, und es war immer schon eine spirituelle Kunst. Zu bauen bedeutet, etwas Geistliches zum Ausdruck zu bringen: Was ist die Welt, was ist über die Welt hinaus, das ist beides geistlich. Es gibt heute keine Trennlinie zwischen dem Säkularen und dem Heiligen mehr, denn jeder Arbeiter, jeder, der an einer Stadt und dem gemeinsamen Raum mitbaut, ist an etwas beteiligt, was größer als er selbst ist.“

    Schon die Avantgarden an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verweigerten sich der Entzauberung der Welt durch Aufklärung und Industrialisierung. Sie nutzten das entstandene Vakuum, um eigene metaphysische Weltentwürfe zu lancieren. Viele Heroen der Moderne hielten spiritistische Sitzungen ab, glaubten an okkulte Kräfte oder träumten von einer kosmischen Reinigung der Welt. In den letzten zwei Jahrzehnten wurde dies von der kunsthistorischen Forschung umfangreich dargestellt, zuerst sehr zum Entsetzen vieler Freunde der Moderne. Sie hingen nämlich der hehren Vorstellung an, dass die Avantgarde klar dem Fortschritt – also dem Rationalismus und den großen Emanzipationsbewegungen – verpflichtet gewesen sei. Die antimodernistischen Bestrebungen der Moderne, ihre esoterischen Motive wurden lange ausgeblendet, gar tabuisiert.

    Mittlerweile werden „die Erkenntnisse“ über die spirituellen Affinitäten moderner Kunst von „Fachleuten“ gern als allgemein anerkannt bestätigt, um diese einem seinerseits spirituell empfänglicher gewordenen Publikum schmackhaft zu machen. So wird „die moderne Kunst“ als Ladestation für geistige Energien, als Reflexionsmasse sämtlicher ersten und letzten Fragen gepriesen.

    Nun fällt aber auch auf, dass der Kunstmarkt gerade die „konstruktiven“ Künstler mit Preisrekorden verwöhnt, deren Werke von geradezu abweisender Eisigkeit sind, – dass den Werken also allein durch das viele Geld, das für sie gezahlt wird, wieder eine Aura von Geheimnis zukommt. Schafft der Markt, so wäre zu fragen, eigene Sakralitäten? Provoziert die profanste Kunst den stärksten Willen zur Verzauberung? Ist es vielleicht gar nicht möglich, dem allgemeinen Bedürfnis nach Metaphysik zu entgehen?

    Man sollte an der Leuphana einmal untersuchen, inwieweit mittlerweile manche Formen der Wellness-Industrie das Erbe der Avantgarde-Kunst angetreten haben und dieser damit näherstehen als Architekten wie beispielsweise Libeskind (der ostentativ versucht, mit einem Marketing-Gimmick wie dem „Raum der Stille“ Anschluss an diesen Trend zu gewinnen). Auf Spuren des Heiligen trifft man heute am offensivsten in der Vermarktung von Mineralwasser, bei Duftkerzen, Tees, sogenannten Heilsteinen und in Tourismusprospekten. In den oft exotisch anmutenden Wellness-Anwendungen leben Archaismen und Paradiesvorstellungen fort; beschworen wird eine Ganzheit von Seele, Geist und Körper, und viele lassen sich auf magische Substanzen und ritualisierte Übungen ein. All das gründet genauso in antimodernistischen Affekten wie ehedem die Esoterik der klassischen Moderne. Das mag diese wieder interessant machen, aber man sollte deshalb nicht gleich die gesamte Architektur darauf reduzieren, esoterische Fantasien zu befriedigen, etwa indem man als Universitätspräsident in die Welt setzt, in „ästhetisch schönen“ [sic!] Gebäuden würden mehr und „bessere“ Ideen „entstehen“ als in (dann wohl) „ästhetisch unschönen“.

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  2. Ilka schreibt:

    Wenn zwei sich gleichen, freut sich das Dritte:

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    • Roger Schmitt schreibt:

      »In zehn Jahren fragt doch keiner mehr, wie viel Steuer-Millionen im Audimax oder in der Hamburger Elbphilharmonie versenkt wurden. Atemraubende Architektur, das hat Bestand. Und eventuell als Störgeräusch auch ein paar Folgekosten.«

      Hans-Herbert Jenckel, „Angespitzt“, Landeszeitung für die Lüneburger Heide, Nr. 92, Sonnabend,19. April 2014, Seite 11

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      • jj schreibt:

        Das es sich bei „Angespitzt“ um eine Glosse oder Satire handelt, ist aber bekannt? LG jj

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      • Roger Schmitt schreibt:

        „Die schönste Art der Ironie ist, eine Sache, die gar nicht verteidigt werden kann, zu verteidigen mit Gründen, die voll satyrischer Bitterkeit sind, häufig Stellen zu zitieren und zu erklären.“ (Georg Christoph Lichtenberg, Göttingen)

        Anm. jj:
        Lichtenberg ist wunderbar, ein schönes Zitat. Der neue Versuch, die Univativ-Satire hier unterzubringen, will nicht gelingen.

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      • Roger Schmitt schreibt:

        Es ist eine Spoun-Univativ-Satire!

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  3. Axel Butt schreibt:

    Sehr geehrter Herr Jenckel,

    auch Daniel Libeskind scheint nicht immer ganz firm bei den Jahreszahlen:

    »2007 habe ich von der Leuphana einen Ruf als nebenberuflicher Professor erhalten und Seminare zum Beispiel zur ›Grammatik der Architektur‹ gehalten. Zudem habe ich gemeinsam mit Studenten Ideen zum ›Campus der Zukunft‹ entwickelt. Im Grunde ist die Überzeugung für den Bau aus der Arbeit mit den Studenten entstanden, die ich in einem meiner ersten Workshops gefragt habe: ›Wie wollt ihr euren Campus umgestalten? Wie kann die Universität wachsen?‹« (LzOnline, 11. März 2017, https://www.landeszeitung.de/blog/sonderthemen/audimax/484132-interview-mit-daniel-libeskind)

    Wie kann Herr Libeskind erst im Jahre 2007 »einen Ruf als nebenberuflicher Professor erhalten« und »gemeinsam mit Studenten Ideen zum ›Campus der Zukunft‹ entwickelt« haben, wenn bereits »im Wintersemester 2006/2007«, das im Oktober 2006 begann, »an der Leuphana Universität Lüneburg« das von ihm geleitete »Seminar für die erste Planung des Zentralgebäudes unter dem Titel ›Die Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts – architektonische, künstlerische und feldtheoretische Aspekte‹« stattfand, das im April 2007 mit dem »Workshop« in New York seinen krönenden Abschluss fand? (Seite 103 hier: http://opus.uni-lueneburg.de/opus/volltexte/2016/14406/pdf/1_uni_architekturfuehrer.pdf)

    Und wie kann es dann außerdem sein, dass detaillierte Pläne und ein Architekturmodellbau dieses »Projekts« bereits im November 2006 einem kleinen Kreis von Auserwählten im Rathaus präsentiert werden konnten, wovon Oberbürgermeister Mädge zuletzt beim Auftakt zur Eröffnung des neuen Zentralgebäudes am 11. März 2017 im Libeskind-Auditorium vor großem Publikum öffentlich berichtete? (https://www.youtube.com/watch?v=7blYSAo6Hjc)

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    • Otto Berg schreibt:

      Zur [nach wie vor verwirrenden] Chronik der Ereignisse:

      »Orkantief Flurina jagt übers niedersächsische Flachland, am Rhein zersaust es den Auftakt zum Karneval. Es ist ein verdammt windiger und regnerischer Sonnabend am 11. November 2006. Und zugleich, was damals kaum jemand ahnen konnte, ein ganz großer Tag für Lüneburg [!]. Am Ochsenmarkt huscht ein kleiner Mann ins Rathaus, den Kragen seines schwarzen Mantels hochgeschlagen, ein neugieriges Lächeln im Gesicht. Voran gehen Uni-Präsident Sascha Spoun und Vizepräsident Holm Keller. Und an der Seite von Daniel Libeskind eilt seine Frau Nina in den Eingang Botenmeisterei, von wo man über eine ausladende Treppe, bewacht von zwei Welfen-Löwen aus Stein, in den Kämmereiflügel gelangt zu Oberbürgermeister Ulrich Mädge.

      ›Sie haben Stadtbaurätin Heike Gundermann und mir im Besprechungszimmer von ihrer Idee erzählt, sie skizziert. Ich war angetan‹, erinnert sich Mädge. Gemeint sind erste Gedankenspiele für ein Uni-Gebäude, wie es Lüneburg noch nicht gesehen hat.

      In der Landeszeitung erklärt Holm Keller später zu dem Foto, das die LZ heimlich geschossen hat, es sei ein ›rein privater Besuch‹ gewesen.[Nur gut, dass er nicht auch – wie sein Kollege Spoun ein paar Wochen später – mit den Studierenden um den Wahrheitsgehalt seiner ›Erklärung‹ gewettet hat!]«
      […]
      »Tatsächlich hat der US-Architekt, der schon in St. Gallen mit Keller und Spoun zusammengearbeitet hat, großes Interesse an der Neuausrichtung der Universität Lüneburg. Und die Uni-Präsidenten stapeln tief, als sie wenig später orakeln: ›Wenn Libeskind sich für den neuen Weg der Leuphana engagieren würde, wäre das doch schon eine große Sache.‹

      Schon kurz vor dem Besuch von Libeskind war in der LZ durchgesickert, dass womöglich auf dem Campus ein Audimax (größter Hörsaal) für rund 30 Millionen Euro entstehen könnte. Schon da spekuliert die LZ über Libeskind als Architekten.«
      […]
      »Uni-Vizepräsident Holm Keller erklärt: ›Die Universität erwägt, Daniel Libeskind in den Lehrkörper zu integrieren.‹ Er unterrichtet schließlich mit Professor Wuggenig und Keller ein Seminar der Universität Lüneburg in New York. ›Da machen wir uns Gedanken, wie eine öffentliche Universität für eine demokratische Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts aussehen kann oder soll.‹ Im März [2007 im Anschluss an das Seminar vom WS 2006/2007] fliegen [sieben] Studenten [für drei Tage] nach New York, um in Lower Manhattan Modellbau zu lernen und Ideen für den Campus 2.0 zu entwerfen. ›Unsere Studierenden entwickeln ihre Vision einer idealen Universität. Die Universität setzt für die Neuausrichtung auf ein solches Engagement und freut sich, dass Professor Libeskind als Intellektueller und Künstler diesen Prozess begleitet‹, erklärt der Vize-Präsident. Finanziert wird der New-York-Aufenthalt von Henning J. Claassen, einem Förderer. Erstmals taucht der Anspruch ›Die Zukunft der Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts‹ auf.«
      […]
      »In Hannover wirbt der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU im Landtag, Bernd Althusmann, für die Idee. Wissenschaftsminister Lutz Stratmann sei sehr interessiert, sagt er. ›Wenn es dem Präsidium durch Drittmittel gelingt, mit einem so namhaften Architekten wie Daniel Libeskind ein Audimax in Lüneburg zu planen, das zugleich auch als Veranstaltungshalle für die Stadt genutzt werden kann [ — Arena, du, ick hör‘ Franz-Josef kampen! — ], dann ist das eine Riesenchance und eine der besten Image-Kampagnen für Lüneburg.‹«
      […]
      »Im März 2011 erteilt die Stadt die Baugenehmigung, am 8. Mai 2011 liegt der Grundstein und im Februar 2012 beginnt der eigentliche Bau.
      Die Baukosten steigen von anfangs 57,7 Millionen Euro auf vermutlich mehr als 100 Millionen.«

      Quelle: Hans-Herbert Jenckel in der Landeszeitung, Sonnabend, 11. März 2017 (online: https://www.landeszeitung.de/blog/sonderthemen/audimax/483912-der-steinige-weg-einer-grossen-idee)

      ABSCHLIESSENDE FRAGE: Wie konnte die »große Idee« (Jenckel) in die Köpfe von Spoun, Keller und Mädge gelangen, ohne dass diese bereits »das entsprechende [Libeskindsche] Umfeld« hatten? Widerspricht das nicht »einer der ganz großen Regeln, die wir aus der Architektur seit Jahrhunderten kennen«?

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  4. jo bembel schreibt:

    Leserbrief: Ich weiß nicht, was soll es bedeuten

    (Bezug: Interview mit Daniel Libeskind zum Uni-Zentralgebäude, LZ 10.05.2011

    Liebe LZ, wo gibt es das Video von diesem Interview? Denn so witzig war Hape Kerkeling zuletzt vor zwanzig Jahren, als er als polnischer Opernsänger mit der Oper „Hurz“ die moderne klassische Musik parodiert und eine Fachjury verhohnepiepelt hat.

    Nun also ist er in die Rolle des amerikanischen Stararchitekten geschlüpft und nimmt sich mit pseudointellektueller Begriffsakrobatik der von Theorien und Symbolen überfrachteten Architektur an. Sicherlich freut sich der Komiker, wenn wie damals durch die Jury ernsthaft versucht wird, einen Sinn darin zu entdecken.

    Diese Freude möchte ich gerne bereiten: Die inhaltliche Auseinandersetzung fällt schwer, da kaum Substanzielles geäußert, dieses nicht logisch strukturiert und oft missverständlich formuliert ist. Beispiel: „Es (das Zentralgebäude) verkörpert die Emanzipation der Bildung vom Staat, indem es sich der Typologie von Druck und Strafe und Besserwisser entgegenstellt und so den freiheitsstrebenden Wurzeln unserer Demokratie folgt. Erziehung in diesem Sinne verfolgt das Ziel der individuellen Kritikfähigkeit…“ Typologie bedeutet Klassifikation, das heißt systematische Ordnung anhand bestimmter Merkmale und ist in diesem Zusammenhang unsinnig. Vermutlich ist Typografie im Sinne der Formensprache gemeint, denn dieses Gebäude soll ja eine Botschaft (Verkörperung der individuellen wie kollektiven Kritikfähigkeit?) kommunizieren.

    Wer kommuniziert, sollte wissen, dass der Inhalt einer Botschaft nicht das ist, was er vermitteln will oder auszudrücken glaubt, sondern das, was der Empfänger der Botschaft als Aussage versteht. Falls sich dem Empfänger, hier Betrachter/Besucher des Zentralgebäudes, die intendierte Aussage nicht ohne weitere Erklärung erschließt, dann verkörpert das Gebäude nicht diese Botschaft.

    Bei „,Form folgt Funktion‘ hat ausgedient und wird ersetzt durch ,Form folgt Idee‘ beziehungsweise ,Form folgt Bedürfnis'“ hat der visionärrische Architekt leider zu kurz gedacht. Befriedigt die Form das Bedürfnis, und sei es nur das nach bedeutungsschwangerer Selbstinszenierung, so hat sie ihre Funktion erfüllt. Und „Form folgt Idee“ ist auch nichts Neues. Es ist in jedem Sandkasten zu bewundern.
    Ich halte das Gebäude für sehr interessant, und es sollte das nach Till Eulenspiegel benannte „Institut für angewandte Scharlatanerie im Öffentlichen Raum“ beherbergen. Auch kann ich mir vorstellen, dass die energetische Nutzung geistiger Abwärme zu den innovativen Technologien gehört, die im Zentralgebäude pilotiert werden. Konsequenterweise hätte aber die „Emanzipation der Bildung vom Staat“ privat finanziert werden müssen. So kostet das fiktive „Licht des Menschlichen, der Demokratie, der offenen Gesellschaft, von Teilhabe und Bildung“ viele Menschen die reale Teilhabe und Bildung.
    J. Preuß / Barum

    Geistige Abwärme: „›In ästhetisch schönen Gebäuden verhalten sich Menschen anders. Das ist eine der ganz großen Regeln, die wir aus der Architektur seit Jahr hunderten kennen. Ideen entstehen dann, wenn sie ein entsprechendes Umfeld haben.‹“
    Mit Verlaub, was für ein bullsh…

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    • Georg Werner schreibt:

      Hallo, Herr bembel,
      von Donald Trump, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, ist das Selbstlob überliefert: „I know words. I have the best words.“
      Würde es Herrn Spoun, dem Präsidenten der Leuphana, Ihrer Ansicht nach helfen zu sagen: „I know Libeskind. I have the best Libeskind“?

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      • jo bembel schreibt:

        Bei allen vorleuphananigen libeskindischen Gebilden hat der Stararchitekt nur für sein Lüneburger Meisterwerk geübt. Alles was danach kam und noch kommen wird, ist nur ein Abklatsch. Sein Lüneburger Zinkerguss ist als Klimax der Architektur zu verstehen!

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  5. Sven Petersen schreibt:

    „Bei den meisten Libeskind-Bauten wird vom Architekten eine große Geschichte mitgeliefert. Hier ist es die der engen Zusammenarbeit mit den Studierenden, die 2007 in sein Büro gekommen seien und dort frei die Formen entwickelten. Die Architektur sei eine der sich frei entfaltenden Wissenschaft. Für die Funktionalität hatte das jedenfalls nur so weit Wirkung, dass viel Platz für die Gruppenarbeitsräume angeboten wird. Teilweise sind diese allerdings wegen der zackigen Außenhaut sehr schmal und lang oder gar um die Ecke geschnitten. Da müssen sich Lernende und Lehrende erst einmal dran gewöhnen.“
    Nikolaus Bernaus: Frankfurter Rundschau, 12. März 2017, http://www.fr.de/kultur/kunst/architektur-ein-libeskind-wie-bestellt-a-1192629

    „Der mittlerweile 70-jährige Daniel Libeskind [ist] keineswegs der unumstrittene Stararchitekt, der zukünftige Wahrzeichen garantiert, wie man es in Niedersachsen als Begründung für die Sonderausgaben immer anführte. Von seiner Generation der Dekonstruktivisten, die in den Achtzigern die Bauskulptur als Markenware etablierten, ist Libeskind der Masche am nächsten. Während Rem Koolhaas oder Zaha Hadid ihr Vokabular veränderten oder zumindest in Vielfalt ausreizten, kennt die graue Winkel-Polka von Daniel Libeskind mit ihren Splittern und Zufallslinien eigentlich nur unterschiedliche Knüll-Stadien. […] Womöglich gibt es in Libeskinds Design-Software einen Bauform-Shaker, der ein Museum ruckzuck in ein Lehrgebäude umformt. So wirkt der Uni-Bau jedenfalls.“
    Till Briegleb: Süddeutsche Zeitung, SZ, 9. März 2017, http://www.sueddeutsche.de/kultur/architektur-in-schraeglage-1.3412034

    „Wer wissen will, warum allerorts rekonstruiert wird, sollte zur Kenntnis nehmen, wie es um unsere Architektur bestellt ist.Wenn Architektur das ist, was die Wertschätzung des Feuilletons oder der Hochglanzgazetten erfährt und dort seine Bildkraft unter Beweis stellen darf, wenn es das ist, was für preiswürdig gehalten wird in prestigeträchtigen Konkurrenzen, dem Pritzker­Preis oder dem BDA­Preis; oder wenn es gar das ist, womit die Banken, die Versicherungen, die Autokonzerne Aufmerksamkeit zu gewinnen trachten – wenn das also unsere Architektur sein soll, dann dürfte das Bedürfnis nach Rekonstruktion nichts weniger sein als die allzu verständliche Sehnsucht nach etwas, was man in all diesen Beispielen vergeblich sucht: einen Ort, der einem das Gefühl gibt, gut aufgehoben zu sein. Denn die Kehrseite dieses marktschreierischen Architekturbildes ist ja die um sich greifende Zersiedlung der Landschaft mit Fertighäusern, die einander ebenso gleichen in ihrer kleinbürgerlichen Konventionalität wie die ‚Kunstobjekte‘ eines globalisierten Mainstreams uniformierter ‚Einzigartigkeiten‘. Und weil weder die Fertighaussiedlungen auf Gemeinschaft aus sind noch die Aufmerksamkeitsarchitekturen, weil beide im Grunde Gemeinschaft fliehen, um exklusives Glück und exklusiven Profit zu sichern, bringen sie keinen urbanen Raum mehr zustande. Sie symbolisieren Abwendung statt Zuwendung, und damit das Gegenteil von Stadt, einen Egoismus, der schmerzhaft die Erinnerung wachruft an Zeiten einer gemeinsamen gesellschaftlichen Anstrengung.“
    Hans Kohlhoff (2014): Architektur. Schein und Wirklichkeit. Zu Klampen, Springe. S. 7 f.

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  6. Ulf Reinhardt schreibt:

    Ob es die viele Mühe und das Geld wert war? Da der Wert der Architektur selbstverständlich subjektiv ist, können als Maßstab letztlich nur das Eintreffen von Erwartungen und Versprechungen herangezogen werden:

    1. Das Libeskindgebäude wird ein internationaler Publikumsmagnet!
    > Ursprünglich wurde ja noch größer geplant, so sollte direkt neben dem Gebäude ein Hotel entstehen. Asiatische Menschenmassen wurden seit Fertigstellung nur selten gesichtet, vielleicht mangelt es einfach an angemessenen Übernachtungsmöglichkeiten?
    > Es hat zumindest den Anschein, dass diese Erwartung nicht eingetroffen ist.
    > Die Erklärung liegt nun auf der Hand, wenn in Hongkong Ähnliches zu bestaunen ist.

    2. Das Libeskindgebäude übernimmt nebenbei die Funktion einer Stadthalle, in welcher nach Vorlesungsende aufgrund modernster Bühnentechnik abends internationale Stars zu bewundern sind.
    > Die Anzahl an renommierten Künstlern ist überschaubar geblieben. Vielleicht liegt das auch daran, dass internationale Stars trotz vollautomatisierter Bühnentechnik einfach nicht bereit sind, nach Vorlesungsende und Umbau eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn ihren Soundcheck zu starten.
    > Nach Auskunft von Herr Spoun schöpfen Stadt und Kreis ihre vertraglich vereinbarten Verantaltungskontingente leider nicht aus.
    > Die eigens gegründete Vermarktungs GmbH erzielt nur einen Bruchteil der geplanten Vermietungserlöse:
    > Erwartungen an die Libeskund-Stadthalle also nicht annährend erfüllt!

    3.. Das Libeskindgebäude kann zu einem Festpreis von rund 60 Mio. Euro erstellt werden.
    > Das Liebeskindgebäude kostet etwa doppelt soviel wie geplant und mindestens 3 bis 4 Mal soviel wie ein konventionelles Gebäude, Erwartung leider nicht erfüllt!
    > Erklärung: Ebenso wie bei der Arena wurde schon vor dem Abschluss der Planungen und ohne Ausschreibungsergebnisse der technischen Gewerke (die ca. 50% der Gesamtkosten ausmachen können) mit dem Bau begonnen.

    4. Das Libeskindgebäude wird CO2-neutral, oder sogar energie-positiv?
    > Wo sind die CO2- und Energiebilanz zu finden?

    5. Spannend werden auch noch die Folgekosten. Wie sind die IST-Werte im Verhältnis zu den Planungen?

    6. Warum wurden 2 Jahre benötigt, um einen Caterer für das hochattraktive Gebäude zu finden?

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    • Wilhelm Gerstner schreibt:

      Architekturführer CAMPUS LEUPHANA auf der paginierten Seite 120 (http://opus.uni-lueneburg.de/opus/volltexte/2016/14406/pdf/1_uni_architekturfuehrer.pdf):

      »ÄSTHETIK UND KREATIVITÄT

      Mit dem neuen Zentralgebäude will die Leuphana auch symbolisch eine öffentliche Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts entwickeln.

      Auch Lüneburgs derzeitiger Oberbürgermeister Ulrich Mädge ist sich sicher, dass ›das Projekt eine große Bedeutung für die gesamte Region [hat]‹.

      Laut Libeskind, basiert das Gebäude auf Kreativität. Seine größte Hoffnung für die zukünftige Nutzung ist es, dass die Studierenden von diesem Gedanken inspiriert werden und ihn ausleben.

      Während der Grundsteinlegung am 8. Mai 2011, hebt der Universitätspräsident Sascha Spoun die von Libeskind eingebrachte ›Ästhetik der Campus-Entwicklung‹ hervor: ›In ästhetisch schönen Gebäuden verhalten sich Menschen anders. Das ist eine der ganz großen Regeln, die wir aus der Architektur seit Jahr hunderten kennen. Ideen entstehen dann, wenn sie ein entsprechendes Umfeld haben.‹

      Architektur bedeutet für Libeskind auch gleichzeitig Demokratie (›Architektur ist Demokratie‹, Podiumsdisskussion mit Daniel Libeskind 2009 an der Leuphana). Er beschreibt sie als dynamische Baukunst, einem Marktplatz gleich, offen dafür, den Dialog zwischen Menschen unterschiedlicher Couleur zu fördern. Aus diesen Gründen seien auch Diskussionen um die Gestalt und Funktion wesentliche und notwendige Elemente für die Weiterentwicklung von Gebäuden, so Libeskind. Für die Zukunft des Zentralgebäudes prognostiziert er die Eröffnung ›neuer Wege des Zusammenspiels von Disziplinen, Gelehrten, sozialen Räumen, Präsentationsräumen und Ebenen des Kontemplativen‹. Es symbolisiere den freien Ansatz und die Vielschichtigkeit der Wissenschaft sowie Offenheit, Transparenz und demokratische Verpflichtung zugleich.«

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      • Achim Stein schreibt:

        Lüneburgs derzeitiger Oberbürgermeister Ulrich Mädge kann noch so oft wiederholen, wie er will, er sei sich sicher, dass »das Projekt eine große Bedeutung für die gesamte Region [hat]«.

        Seine Behauptung wird dadurch nicht wahr! Jedenfalls, wenn von einer »positiven« Bedeutung die Rede sein soll. Nichts hat der »Signal- oder Reklame-Bau« für Uni, Stadt und Umland zum Besseren verändert. Die einzige nachweisbare »Bedeutung«, die das neue Zentralgebäude »für die Region hat«, ist negativ. Man lacht landauf, landab und nicht nur in der »Scientific Community« über »das Heide-Harvard«. Europaweite Schlagzeilen hat nämlich hauptsächlich die zehn Jahre währende grelle Abfolge der skandalösen Umstände von dessen Bau- und Finanzierungsgeschichte gemacht.

        Und auch die Aussagen des Leuphana-Präsidenten gewinnen durch ihr Abspulen in Dauerschleife weder an Seriosität noch an Substanz:

        »Während der Grundsteinlegung am 8. Mai 2011, hebt der Universitätspräsident Sascha Spoun die von Libeskind eingebrachte ›Ästhetik der Campus-Entwicklung‹ hervor: ›In ästhetisch schönen Gebäuden verhalten sich Menschen anders. Das ist eine der ganz großen Regeln, die wir aus der Architektur seit Jahrhunderten kennen. Ideen entstehen dann, wenn sie ein entsprechendes Umfeld haben.‹«

        Ideen entstehen vorzugsweise in »ästhetisch schönen Gebäuden«? »Das ist eine der ganz großen Regeln, die wir aus der Architektur seit Jahrhunderten kennen«?

        Was für ein Unsinn!

        Lebte und lehrte Diogenes von Sinope nicht in einer Tonne? Als Carl Friedrich Gauß mit 18 Jahren die Grundlagen der modernen Ausgleichungsrechnung und der mathematischen Statistik entwickelte, hauste er in dem feuchten Loch einer Göttinger Studentenbude. »Vorlesungen« und »Seminare« bei Abraham Gotthelf Kästner oder Georg Christoph Lichtenberg fanden in den Wohnzimmern der Professoren statt. Und Steve Jobs (Privatvermögen im März 2011 rund 8,5 Milliarden US-Dollar), soll der seine Apple Computer Company nicht 1976 in der stiefelterlichen Garage in Los Altos, Kalifornien, gegründet haben? Was ist mit Einstein? Hockte er nicht als technischer Experte 3. Klasse beim Schweizer Patentamt in Bern in einer fensterlosen Bürostube, als er seine nobelpreiswürdigen Arbeiten zum photoelektrischen Effekt konzipierte?

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      • Frantz Wittkamp schreibt:

        Sehr geehrter Herr Reinhardt,

        Frau Harms hat am Donnerstag letzter Woche weiter unten versucht, die in Herrn Jenckels Text steckenden Fragen zu extrahieren.

        Wie würden Sie als Baufachmann diese Fragen beantworten?

        1) Haben wir ein unverwechselbares Architektur-Juwel auf dem Lüneburger Campus platziert? Oder bloß eine Kopie von Kopien? Stangenware aus der Libeskind-Fabrik?

        2) Warum ist die Anziehungskraft des Gebäudes auf Besucher aus Lüneburg, auf Touristen und auf Tagungs- oder Event-Kunden bis zum heutigen Tag so gering?

        3) Das „Run Run Shaw Creative Media Centre“ in Honkong, ein Zwilling des Lüneburger Libeskind-Baus, wurde bereits 2011 eingeweiht. Warum wurden dessen Kosten von den Verantwortlichen in Lüneburg und in Hannover (neben Lutz Stratmann und Johanna Wanka von der CDU war auch Gabriele Heinen-Kljajić von Bündnis 90/Die Grünen in der Dekade des „Tarnens, Tricksens, Täuschens“ dort Wissenschaftsministerin) nicht rechtzeitig erfragt?

        4) Warum ist die Nutzfläche in Hongkong trotz geringerer Kosten (87 Mio. Euro) mit knapp 25.000 Quadratmetern fast doppelt so groß wie in Lüneburg (13.000 Quadratmeter bei 109 Mio Euro)?

        5) Seit wann ist dem Leuphana-Präsidium bekannt, dass die Leuphana seit 2013 eine Kooperation mit dem Media-Center im Run-Run-Shaw-Bau in Honkong hatte?

        6) Von der Uni wird behauptet, die „zeitliche [geschichtskritische] Dimension“ des Audimax werde „besonders deutlich am Leuphana Zentralgebäude, das in seiner Ästhetik im bewussten Kontrast zur Kasernenarchitektur des Leuphana Campus steht.“ Libeskinds Architektur sei „nicht nur ein Haus, sondern ein kulturelles Medium für Geschichte(n) und Inspiration“ (https://zentralgebaeude.de/zg-architektur.html). Muss es sich hier nicht um eine aufgepfropfte pseudolegitimatorische Zuschreibung handeln, wenn die zum Verwechseln gleiche Architektur in Honkong diese Bedeutung natürlich nicht haben kann?

        7) Ist das Verlangen und das Etablieren von spektakulären Signalbauten in den Städten zwischen Lüneburg, Mumbai, New York und Timbuktu nicht viel eher ein Zeichen der Einförmigkeit, der Auswechselbarkeit und der Gedankenarmut, als dass es Besonderheit oder gar Einzigartigkeit zum Ausdruck brächte?

        8) Ist das Bauwerk am Bockelsberg Kunst? Wie lässt sich dieser Anspruch begründen?

        9) Was haben die wenigen handverlesenen Leuphana-Studenten bei Libeskind in New York getrieben? Haben sie tatsächlich am Entwurf mitgewirkt? Oder war ihre teure Reise ein Invest in eine Inszenierung zur Legendenbildung?

        10) Waren die Studenten fürs Raumprogramm des Zentralgebäudes mit verantwortlich? Was wollten sie mit dessen offensichtlicher Dysfunktionalität für den Hochschulbedarf bezwecken?

        11) War und ist der umbaute Raum dieser form- und verhaltensauffälligen Stilikone die viele Mühe, auch der Blendung, und das Geld wert, das in ihm steckt und weiter Jahr für Jahr in ihn hineinströmt?

        Quelle: https://blog-jj.com/2019/10/17/wie-unvergleichlich-ist-das-audimax-die-weltarchitektur-zwischen-lueneburg-und-hongkong/#comment-8199

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    • Kurt Fischer schreibt:

      Hallo Herr Jenckel, hallo Herr Reinhardt, auf ein Gutachten zum Finanzierungsplan der Leuphana aus dem Jahr 2013, der damals von Baukosten in Höhe von 78 Millionen Euro ausgegangen war, berief sich das Uni-Präsidium noch im Dezember 2016 und behauptete, es wolle aus Veranstaltungen und Tagungen mit „Jahres-Mieteinnahmen von mindestens 300 000 Euro“ seinen Teil zur Finanzierung des Zentralgebäudes beitragen. Wissen Sie, wie es um das erstaunliche Vorhaben und um den gewaltigen, dieses erst ermöglichenden Einnahmenüberschuss seit der Eröffnung im März 2017 steht?

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      • jj schreibt:

        Hallo, Herr Fischer, das ist mir leider nicht bekannt.

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      • Kurt Fischer schreibt:

        Sind Ihnen das Gutachten und die darauf basierenden Ankündigungen/Zusagen nicht bekannt? Oder ist Ihnen nicht bekannt, ob das Versprechen, „ab 2016“ (!) mit „Jahres-Mieteinnahmen von mindestens 300 000 Euro“ zur Finanzierung des Zentralgebäudes beizutragen, von der Geschäftsführung der Hochschule eingehalten wird?

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      • jj schreibt:

        Die Einnahmen sind mir nicht bekannt, in den ersten Jahren halte ich die Summe eh für zu hoch.

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      Sie wissen doch selbst, das keiner ihrer angeführten Punkte je Richtschnur war. Der Klumpen ist lediglich aus der Not einer sich ständig überschlagenden und übertreffenden Sensationsheischerei geboren. Sowohl der Architekt, als auch der Univorstand scheinen mir getriebene ihres obsessiven Drangs ein noch fantastischeres Dingens in die ach so phänomenale Vita zu pressen. Das am Ende dann nie ein echter Warhol von unseren Sekundenstars geschaffen wird, liegt irgendwie auf der Hand…

      Ich dachte immer das höchste Gut eines Unipräsidenten wäre es, einen Nobelpreisträger oder vergleichbares hervorgebracht zu haben, aber was weiss ich denn schon.

      Wenigstens könnte in den offensichtlich reichlich vorhandenen Gängen und an freien Wänden eine Kunstsammlung ihren Platz finden, damit nicht noch ein verirrter Klotz ins Stadbild gezimmert wird?

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      • Lukas Möller schreibt:

        Hallo Herr Janowitz, „schiefe Wände regen das Denken an“, titelte die Bienenbütteler Allgemeine Zeitung (https://www.az-online.de/uelzen/bienenbuettel/schiefe-waende-regen-denken-7406702.html), sind aber zum Aufhängen von Bildern leider nicht geeignet.

        Interessant ist noch etwas anderes: Für den Leuphana-Zentralpalast sind 14.000 m³ Stahlbeton verbaut worden. Das entspricht 35.000 Tonnen CO2-Emission, soviel wie für 10.000 Hin- und Rückflüge der Strecke Berlin-New York in einer Boeing 787.

        „Die Zementherstellung ist, je nach Rechenweg und einbezogenen Produktionsprozessen, verantwortlich für 4 bis 8 % der globalen CO2-Emissionen. Gut die Hälfte davon entsteht beim Brennen von Zementklinker, wo für jedes produzierte Molekül Kalziumoxid ein Molekül CO2 austritt. Hinzu kommt die nötige Energie zum Heizen, die ebenfalls noch zum großen Teil aus fossilen Energieträgern stammt. Zusammengerechnet führt das dazu, dass für jede Tonne Zement bei der Produktion eine Tonne CO2 anfällt. Wäre die Zement-Industrie ein Staat, sie läge bei den CO2-Emissionen an dritter Stelle, hinter China und den USA.“ Siehe: https://www.chemietechnik.de/klimabilanz-der-zementindustrie/

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  7. Thomas Schuster schreibt:

    „ Aber es bleibt eine Frage:
    Was trieben die Leuphana-Studenten bei Libeskind in New York?
    Daran, dass die Studenten in New York waren, gibt es nichts zu rütteln. Die Bilder aus dem Libeskind-Studio liefen auf riesiger Leinwand im Audimax in Endlosschleife bei der Eröffnung des galaktischen Kreuzers. Oder war das eine Inszenierung zur Legendenbildung?“ (Hans-Herbert Jenckel, 17. Oktober 2019)

    Was ist fiktiv, was faktual? Eine ernste Frage, die nur Menschen nichts angeht, welche das „Groß-Denken“ an die Stelle des Denkens gesetzt sehen möchten. Dazu hat ein österreichischer Literaturnobelpreisträger, den derzeit ebenfalls die lästigen Fußangeln von Erinnerungs- und Legendenbildung beschäftigen, einmal geschrieben:

    „ … aber ist nicht ohnehin jedes Formulieren, auch von etwas tatsächlich Passiertem, mehr oder weniger fiktiv? Weniger, wenn man sich begnügt, bloß Bericht zu erstatten; mehr, je genauer man zu formulieren versucht?“ (Peter Handke, ‚Wunschloses Unglück’, 1972, Seite 12)

    Was für eine großartige Entschuldigung für beinahe alles!

    Oder?

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  8. Klaus Bruns schreibt:

    https://www.shz.de/tipps-trends/reise-touristik/denver-ist-die-koenigin-der-praerie-id2387611.html
    Libeskind lässt in seiner einzigartigkeit grüßen ,schmunzeln.

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  9. jo bembel schreibt:

    Neueste Leuphana-Forschungen haben nicht nur ergeben, dass

    Schaumschläger im libeskindischen Zentralgebäude 30 Prozent mehr Schaum schlagen.

    Lahme und Blinde durch einen 72 stündigen Verbleib im Gebäude durch dessen Architektur dekonstruiert werden – Lahme können wieder sehen und Blinde wieder hören.

    Nichtschwimmer allein durch Gedanken an den starkregengefüllten Holm Keller Keller zum Über-Wasser-Gehen-Können beschwimmflügelt werden.

    Uninspiriertes akademisches Mittelmaß mutiert in der Zinkhütte zu genialen Wissenschaftler. Ja, das Harvard in der Heide wird – es ist nur eine Frage von ein wenigen Monaten – das Original in den Schatten gestellt haben wird. Und auch Cambridge, Oxford, Eaton, MIT, Stanford etc.. Selbst schuld möchte man sagen, wenn man an deren Gemäuer denkt.

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  10. Jo schreibt:

    Libeskinds „Verzicht auf rechte Winkel ist“, heißt es auf der Leuphana-Site zum Zentralgebäudes, „dem Faktischen geschuldet.“ Das Schiefe (Ist es das Ansteigende oder das Abschüssige?) entspreche unserer Lage. „Wir operieren mit einer Vielzahl von Annäherungen, Variablen, Unschärfen und Vektoren. Umbrüche und Kontingenzen werden als selbstverständlich empfunden. Damit stellt sich die Frage nach unseren Orientierungsmöglichkeiten in Alltag und Wissenschaft auf radikal neue Weise. Im Raumgefühl von Libeskinds Architektur wechseln sich Orientierung und Desorientierung beständig ab, gerade weil dies unserer modernen Lebenswelt entspricht.“ (https://www.leuphana.de/universitaet/campus/zentralgebaeude/architektur.html) Herr Dr. (HSG) Spoun meint überdies, „was wir se­hen und er­le­ben, hat Ein­fluss auf un­ser Den­ken und Tun“, die Schrägen und Zuspitzungen der räumlichen Umgebung sollten und könnten Handeln, Habitus und Haltung „orientieren“ oder sogar formen.
    Anm. jj: Ein Link ist weggefallen.

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    • Jo schreibt:

      Warum?

      Ist Satire nicht mehr gestattet, sobald es um die Leuphanatiker geht?

      Und ist es denn nicht auch das Hauptanliegen Ihres eigenen Blog-Artikels, das haltlose Geschwurbel und Geschwalle zu „dekonstruieren“, das vom Leuphipräsidium zur Deutung und Rechtfertigung der 109 Millionen Euro teuren grau zerknautschten Bildungs-Fregatte an der Schaumschlägertwiete angeboten wird?

      Oder sollte es Ihrer Meinung doch eher so sein, wie Till Briegleb von der Süddeutschen Zeitung schon im März 2017 diagnostiziert hat (Überschrift: „Architektur in Schräglage“)? Der schrieb zur Eröffnung des damals kaum halbfertigen Baus, der “nachhaltige“ Wunsch nach Grabesruhe unter den mitverantwortlichen Geldgebern und Lokalpolitikern sei das Ergebnis einer zermürbenden Abfolge von Skandalen, Unwahrheiten und Tricksereien, welche die „Evolution“ des Renommierprojekts mehr oder weniger ausmache:

      “2007 erhielt Libeskind von Sascha Spouns Vize-Präsident Holm Keller – mit dem der Architekt eine Vermarktungsfirma für seine Fertighaus-Serie ‚Proportion’ führte – eine Professur, die ihn berechtigte, ohne Ausschreibung das neue Uni-Hauptgebäude zu entwerfen. Ob das nur Geschmäckle hat oder handfester Nepotismus ist, darüber wurde dann gestritten.
      Zehn Jahre später sind die meisten Beteiligten zu müde, um über die Skandal-Biografie des Gebäudes inklusive Korruptionsuntersuchungen und Studentenprotesten noch Kritisches zu sagen. So war das auch bei der Elbphilharmonie in Hamburg. Das Land hat die Rechnung bezahlt, obwohl zwischen Preisansage und Endsumme ein Unterschied wie im Strip-Lokal lag. Jetzt beseelt die Eröffnung die freudige Hoffnung, dass Kritisches verstummen möge angesichts der poetischen Exzentrik des Multifunktionsgebäudes.“ (Vgl.: https://www.sueddeutsche.de/kultur/architektur-in-schraeglage-1.3412034)

      Wenn nun wirklich, wie Herr Dr. (HSG) Spoun mit Bezug auf die bombastische Lüneburger Libeskind-Einmaligkeit meint, was wir (dort) „se­hen und er­le­ben, Ein­fluss auf un­ser Den­ken und Tun hat“, die Schrägen und Zuspitzungen der räumlichen Umgebung im Audimax das Handeln, den Habitus und die Haltung „orientieren“ oder sogar formen könnten (Wie lange und wie oft muss man sich eigentlich drin aufhalten, bis dieser Zauber wirkt? Gibt es dazu schon Forschungsstudien?), dann ist doch noch lange nicht ausgemacht, nach welchem moralischen Pol das Schräge in „Handeln, Habitus und Haltung“ (zum Beispiel unter den Gästen des neuen Bistros „Eateria“) ausschlägt:

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      • jj schreibt:

        Mich treibt die Frage nach der Einmaligkeit um, die Frage danach, was die Studenten in New York getrieben haben bei Libeskind, ich gehe der Frage nach, wer unter Nutzfläche auch tote Winkel Stockwerk für Stockwerk subsumiert. Und nein, wie prägend das Gebäude auf das Denken und Forschen ist, kann ich nicht beurteilen. Was ich lerne beim Flanieren in den Gängen: Hier ist mal das Großdenken in der Kleinstadt Lüneburg in die Praxis umgesetzt worden. Sonst ist ja doch mehr Klein-Klein und Ankündigungspolitik. Wenn die dann doch mal in Taten mündet wie bei der Arena – na ja. Lg jj

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      • Kevin Schnell schreibt:

        Lieber Herr Jenckel,

        ja, was haben „die Studenten bei Libeskind in New York eigentlich getrieben“?

        Hier ein interessantes (undatiertes) Dokument (vom April 2015, wenn ich richtig recherchiert habe), das sich auf den Seiten 100 bis 120 mit dem Zentralgebäude beschäftigt und auf den Seiten 102 bis 104 über die sogenannte „Kooperation“ zwischen „den“ (sehr wenigen begünstigten) Studierenden und dem „bedeutenden Architekten“ unterrichtet : http://opus.uni-lueneburg.de/opus/volltexte/2016/14406/pdf/1_uni_architekturfuehrer.pdf

        Beachtenswert ist der erste Satz auf Seite 103: „Im Wintersemester 2006/2007 fand an der Leuphana Universität Lüneburg ein Seminar für die erste Planung des Zentralgebäudes unter dem Titel ‚Die Universität in der Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts – architektonische, künstlerische und feldtheoretische Aspekte‘ statt.“

        Diese Darstellung steht in denkbar krassestem Widerspruch zu den Behauptungen von Herrn Keller, Herrn Spoun und Herrn Mädge, erst Ende November 2006 erstmalig über die bloße Möglichkeit eines solchen Projektes und einer Zusammenarbeit mit Herrn Libeskind gesprochen zu haben. (Spoun musste dieses Jahr, am Mitt­woch, den 3. Juli beim Ab­schluss des aka­de­mi­schen Jah­res 2019 sogar öffentlich zugeben, seine Studierenden noch 2007 angelogen zu haben: „Katharina Hoppe und Julius Finks, Sprecher des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA), hatten ihn in ihrer Rede gleich zu Beginn der Veranstaltung an eine mehr als zehn Jahre alte Wette erinnert: 2007, als auf dem Campus das Gerücht kursierte, Daniel Libeskind würde für die Leuphana ein Zentralgebäude entwerfen, hatte Spoun dem damaligen Sprecher-Kollektiv versichert, dass dem nicht so sei – und eingeschlagen.“ (https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/2591121-forschungspreise)

        Ich habe mich in dieser Angelegenheit gerade per Mail an Herrn Prof. Dr. Wuggenig gewandt. Der weiß mehr über den Ausflug nach New York am Ende des Wintersemesters 2006/2007. Ich hoffe, er wird hier im Blog zur Aufklärung wenigstens dieses Details der Entstehungsgeschichte beitragen können bzw. wollen.

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    • Hanni Kröger schreibt:

      Groß Denken, Herr Jenckel?

      Bei der Erinnerung an den „hauptberuflichen Vizepräsidenten“ Holm Keller muss ich immer an Trump denken.

      Bisher sind in der Demokratie Köpfe ins Rennen gegangen, die selbst Teil des politischen Systems waren – also weder sach- noch fachfremd. Hier ist ein Außenseiter aus dem Showbusiness und dem Immobiliengeschäft als Quereinsteiger gekommen und hat eine traditionsreiche Partei, die große Präsidenten hervorgebracht hat, gekapert. Nach diesem Husarenstück, nach dieser Art politischer Piraterie, ist ein neuer Zustand der Dinge eingetreten. die man so nennen könnte: Dilettantismus ohne Grenzen.

      Seitdem haben wir das merkwürdige Schauspiel vor Augen, dass ein Unternehmer, von dem wir nicht mal richtig wissen, ob er nicht ein gut getarnter Bankrotteur ist, das politische Geschäft per Dekret, also nach seinen Einfällen und Eingebungen betreibt, als Laie, als Nichtfachmann, als Amateur. Trump weiß nicht, was ein Staat ist. Er wohnt als Fremder im Weißen Haus. Er hat die politische Öffentlichkeit in eine Art Stadion verwandelt, in der die Trump-Show läuft.

      Ehrlich gesagt, ist mir vernünftig Denken lieber als groß Denken.

      Der Kult des Kolossalen bedeutet den Kniefall vor dem bloß „Großen“ als hinreichenden Ausweis des Besseren und Wertvolleren, die Verachtung des äußerlich Kleinen aber innerlich Großen, die Verherrlichung der Macht und der Einheit, die Bevorzugung des Superlativistischen in allen Bereichen des Kulturlebens, ja sogar im sprachlichen Ausdruck. Übrigens beginnt das Beiwort „groß“ sich erst seit Napoleon vorzudrängen und sich verräterisch groß zu tun in Ausdrücken wie „Große Armee“, „Großherzöge“, „Großer Generalstab“, „Großmächte“, „Groß Denken“, „Großer Wurf“, „Make XY great again“ usw….

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  11. Weltenwunder schreibt:

    Hongkong auf Platz zwei verdrängt?

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  12. Klaus Bruns schreibt:

    ich empfehle den raum der stille. eine gute freundin, ehemals rektorin war in diesem raum und hat mir berichtet:,,es stinkt“. und warum? fenster sind nicht zu öffnen. und seltsamerweise wird immer noch behauptet:,,geld stinkt nicht“. dabei stinkt es hier regelrecht vor sich hin.

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  13. Otto Berg schreibt:

    Herrlich finde ich diese Passage auf https://zentralgebaeude.de/zg-architektur.html :

    „Wer den Entwurf des Leuphana Zentralgebäudes als Provokation empfindet oder als Fremdkörper, hat sich vermutlich allzu sehr mit dem umliegend Gegebenen abgefunden und damit, wofür es steht.“

    Geht‘s noch dümmer? Noch herablassender? Noch selbstgerechter?

    Ich habe seit kurzem vom übermäßigen Joggen, bilde ich mir jedenfalls ein, eine kleine, schmerzhafte Dornwarze an der Fußsohle, die ich „als Provokation empfinde“ und „als Fremdkörper“. Bedeutet das, ich hätte mich „allzu sehr mit dem umliegend Gegebenen abgefunden und damit, wofür es steht“? Ja, mit dem, was um die lästige Neuerung herum liegt, habe ich mich allerdings sehr abgefunden, denn ich schätze meinen unversehrten Fuß und das, wofür er steht: für gesundes, sportlich funktionales Auftreten und dynamische Fortbewegung. Was ist grundsätzlich schlecht daran, „sich mit dem umliegend Gegebenen“ abzufinden „und damit, wofür es steht“? Was ist falsch daran, ein Artefakt, etwas nicht Hergehörendes, z. B. ein verpanzertes Betongebirge, als „als Provokation“ zu empfinden „oder als Fremdkörper“?

    Will jemand, der sich anmaßt, einen so pauschalen Nonsens wie den oben stehenden Satz als generell gültiges Bedingungsgefüge zu „vermuten“, etwas anderes, als sich selbst und den Gegenstand seines Interesses gegen jedwede Kritik immunisieren? Aber nicht nur, dass sie/er behauptet, durch Argumente nicht angreifbar zu sein, Begründungen selbst nicht liefern zu brauchen, es nicht nötig zu haben, am „Prüfstein der Vernunft“ gemessen zu werden, nein, der Spieß wird kurzerhand umgedreht und die-/derjenige als ignoranter, in seinen provinziellen Gewohnheiten eingemauerter Tölpel gebrandmarkt, die/der sich erdreistet, dem ihn Befremdenden und Provozierenden nachzufragen.

    Was dem Bau mit der verkniffenen Till Eulenspiegelei (*) von oben zugeschrieben wird, ist es nicht allein die gedankenfaule Abwehrrhetorik seiner dialogunwilligen Verteidiger?

    ——————————

    (*) In der Romanadaption von Daniel Kehlmann hatte Tyll der böhmischen Königin Elisabeth im niederländischen Asyl zu seinem Einstand als „Hofnarr“ ein Bild geschenkt. Nein, ein Bild war es nicht, es war eine weiße Leinwand mit nichts darauf.
    „Lass es rahmen, kleine Liz, hang es auf. Zeig es den anderen!“
    Nichts gab ihm das Recht, sie so anzureden, aber wenigstens sprach er ihren Namen richtig aus, mitsamt dem englischen Z, er machte es so gut, als wäre er drüben gewesen. „Zeig es auch deinem Mann, das schöne Bild, lass es den armen König sehen! Und alle anderen!“
    Das hatte sie getan. Sie hatte ein grünes Landschaftsbild, das sie ohnehin nicht mochte, aus seinem Rahmen nehmen und durch die weiße Leinwand ersetzen lassen, und dann hatte der Narr das Bild im großen Raum, den sie und Friedrich ihren Thronsaal nannten, aufgehängt.
    „Es ist magisch, kleine Liz. Wer unehelich geboren ist, kann es nicht sehen. Wer dumm ist, sieht es nicht. Wer Geld gestohlen hat, sieht es nicht. Wer Übles im Schild führt, wer ein Kerl ist, dem man nicht trauen kann, wer ein Galgenvogel ist oder ein Stehlvieh oder ein Arsch mit Ohren, der sieht es nicht, für den ist da kein Bild!“
    Da hatte sie lachen müssen.
    „Nein, wirklich, kleine Liz, sag’s den Leuten! Sag es ihnen, schau, was passiert!“
    Was passiert war, erstaunte sie immer noch, jeden einzelnen Tag, und es würde nie aufhören, sie zu erstaunen. Ratlos standen die Besucher vor dem weißen Bild und wussten nicht, was sie sagen sollten. Denn es war ja kompliziert. Natürlich verstanden sie, dass da nichts war, aber sie waren sich nicht sicher, ob Liz es auch verstand, und somit war es doch denkbar, dass sie jemanden, der ihr sagte, dass da nichts war, für unehelich, dumm oder diebisch halten würde. Sie waren alle so verwirrt, zermarterten sich die Köpfe.

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  14. 😎 schreibt:

    👋🏻 Herr Jenckel,
    Sie ✍🏻: „Lange habe ich geglaubt, der Libedkind-Bau [!] sei zwar 🐖teuer aber im Gegen-🚂🚃🚃 hätten wir auch ein unverwechselbares Architektur-💎 auf dem Lüneburger Campus platziert.“
    Was Sie heute stattdessen glauben, habe ich auch nach dreimaligem 🔎📖 nicht herausgefunden, da Sie zwar stets 🔪 formulieren, aber jedesmal danach wieder bis ins 🌁-hafte entschärfen. Würden Sie bitte für mich in ein oder zwei Sätzen zusammenfassen, wie Sie die Existenz, die Form und die Brauchbarkeit der 💶💶💶 ✨🏰⚡️💶💶💶 an ihrem Ort und im Hinblick auf das 🎇🧨🎆 der einstmaligen Erwartungen, Ankündigungen und Verheißungen beurteilen?

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  15. Andreas Maier schreibt:

    @ E. Volker Marx

    Der Libeskind-Bau ist primär ein Denkmal der Verlogenheit. So sehe ich das. Mit diesem „Projekt“ hat vor dreizehn Jahren das Gefasel, die Marktschreierei, das Hochstaplerische und die methodische Unaufrichtigkeit in Lüneburg Einzug gehalten. Merkwürdig genug, dass auch der andere Reklamekitsch, die Telenovela Rote Rosen, im November 2006 begonnen hat, das Selbstbild einflussreicher Hansestädter ins Pathologische zu verschieben. Der monumentale Schrotthaufen am Bockelsberg ist das extreme Pendant zum gebührenfinanzierten Psychokehricht im Mittagsfernsehen: Wird hier ALLES ausgesprochen, wird dort NICHTS gesagt. Doch beide, die Filmchen- genauso wie die Gebäudemacher, sabbeln ununterbrochen, begleiten ihre Produktionen mit einem betäubenden Lärm von Werbung, PR-Events und Pressemitteilungen über Publikumszahlen und – meist eigenhändig eingefädelte – Preisverleihungen. Ihr Mantra lautet: Bedeutung schafft Öffentlichkeit und Öffentlichkeit schafft Bedeutung. Die ersten erschwatzen eine Traumwelt, die anderen wollen Sie uns einreden. Die Tatsachen werden beim permanenten Aufmerksamkeitsmanagement schlicht ignoriert. Ein Zentralgebäude, das weder funktional noch wirtschaftlich oder ökologisch den elementarsten Anforderungen an einen Zweckbau der Zivilgesellschaft im 21. Jahrhundert entspricht, wird solange mit immerdenselben, aber frei erfundenen lobhudelnden Helden- und Schmeichelgeschichten besungen, bis deren unablässige Wiederholung, so scheint die Hoffnung, aus Herbeigetragenem etwas Dazugehörendes macht. Der unseligen Bauhistorie selber wie auch den verzweifelten Versuchen, dessen Ergebnis einen plausiblen Sinn zu erfinden, liegt der konstruktivistische Aberglaube zugrunde, die Wahrheit sei allein ein Resultat des kollektiven Meinens und Wahrnehmens, die es entsprechend zu trimmen und zu konditionieren gelte. Im Bereich der Hochschulkonzepte hat dieser von Kant nichts ahnende Primitivkantianismus uns eine armselige Trümmerlandschaft beschert, welche zwischen Bildung, Ausbildung und Abrichtung nicht mehr zu unterscheiden vermag, und am alleräußersten Rande des Roten Feldes einen gigantischen Architekturtrümmer, der „ICH“ – „ICH“ – „ICH“ in die Welt schreit, und um welchen mit atemloser Hektik ein geradezu lachhafter Stuss von Inspirations-, Interaktions-, Innovations- und Interventionsmärchen herumphantasiert wird: https://www.lueneburgaktuell.de/inspiration-interaktion-und-intervention.html

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  16. E. Volker Marx schreibt:

    Ich durfte vor nun gut 25 Jahren mit meinem damaligen Partner, Peter von Mansberg, der sich mit Äußerungen zu der aktuellen Bautätigkeit vornehm zurückhält, alle Neubauten der „Leuphana“ planen, die Hörsäle mit dem zentralen Verbindungsgang, die Bibliothek und die Mensa.

    Wir haben seinerzeit, wie stets bei unseren Projekten, mit Achtsamkeit und Respekt vor dem Ort und den Menschen geplant, was dem Büro Mansberg+Wiskott+Partner damals zum Beispiel für den Neubau der Kreisverwaltung einen BDA-Preis brachte. Das war – und ist – die Grundregel für „nachhaltiges Bauen“.

    Unsere Neubauten fügen sich in das Gebiet der ehemaligen Kaserne ein, aber bringen mit ihrer Offenheit und Leichtigkeit eine ganz neue Identität an diesen Ort. Genau das machte die Leuphana vom Start zu einer der beliebtesten Universitäten der Republik. Peter Mansberg zitierte gern den Architekten und Schriftsteller Max Frisch, der sagte: „Das Haus ist gut, es macht keine Faxen“.

    Ich habe dem Christopher Alexanders „human level“ hinzugefügt, das Gefühl, ob ein Ort mit dem hinzugefügten Bauwerk in Balance ist oder nicht. Ein weiteres Kriterium des Respekts betrifft das zur Verfügung gestellte Budget für ein Projekt. Dies haben wir damals absolut eingehalten. Sämtliche Neubauten waren im Übrigen etwa so teuer, wie das neue Zentralgebäude allein. Dieses missachtet jedoch die genannten Kriterien zutiefst. Es macht völlig irrsinnige Faxen, respektiert den Ort in keiner Weise, sondern vergewaltig diesen und einen Respekt vor dem Budget hat es offenbar nie gegeben. Auch der große Architekturkritiker Manfred Sack hätte das Zentralgebäude als „groben Unfug“ klassifiziert, möglicherweise auch als „gebaute Umweltverschmutzung“. Mit Nachhaltigkeit hat es in keiner Weise zu tun.

    Dieses soll keine beleidigte Kollegenschelte sein, ich selbst habe dieses Metier bereits 1998 hinter mir gelassen und bis 2013 mit dem IZNE (Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung) der Universität Göttingen gearbeitet. Bezüglich einer Bewertung zu Nachhaltigkeit fühle ich mich daher ausreichend kompetent.

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    • Werner Müller schreibt:

      Bravo, lieber Herr Marx,

      »der große Architekturkritiker Manfred Sack hätte das Zentralgebäude als ›groben Unfug‹ klassifiziert, möglicherweise auch als ›gebaute Umweltverschmutzung‹. Mit Nachhaltigkeit hat es in keiner Weise zu tun.«

      Das nenne ich aber einmal ein schneidiges Votum! Meines Erachtens auch ein berechtigtes.

      Massive Kritik an der vom Elefantösen besessenen „Handschrift“ Libeskinds übte kürzlich auch der Bremer Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki, der in dessen Neubauentwurf für das dortige Sparkassengelände am Brill eine „Horizontverschmutzung“ sah. An eine geschlossene Festung erinnerten ihn die Vorstellungen des prominenten Architekten.

      Ähnlich geradeheraus hat bisher nur Herr Kevin Schnell geurteilt. Übrigens in der Auseinandersetzung mit dem jüngeren von Mansberg, welcher »das Kontrastive« gegen »das Harmonische« ausgespielt hat, ohne allerdings sagen zu können, warum es nur die Extreme geben sollte und wo die Grenze verläuft, an der Provokationen sich in Jahrmarktsspektakel, Kitsch oder eben in (semantischen) Müll verwandeln. (Auch die gelungene Dissertation Ihres ehemaligen Referenten für Hochschulbau im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Dipl. Ing. Klaus Flebbe, spielt in der Auseinandersetzung eine Rolle.) → https://www.landeszeitung.de/blog/blog-jj/384915-rund-100-millionen-kostet-der-libeskind-bau-und-das-land-zahlt#comment-74830

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    • jj schreibt:

      Lieber Volker,
      vielen Dank für deinen Beitrag. Zwei Herzen schlagen da in meiner Brust.

      Zum einen erlebe ich den Libeskind-Bau als spektakulär und ich genieße es, da meistens ziemlich ungestört zu flanieren. Das ist natürlich nicht seine Hauptfunktion. Die hat leider viele Leerstellen.

      Andererseits verletzt der Bau natürlich die Maßstäblichkeit Lüneburgs und ist vielmehr ein Denkmal für die Maßstäbe eines Holm Keller. Der hat immer groß gedacht und damit auch zwei wesentliche Erfolge erzielt. Den EU-Inkubator mit vielen Millionen und den Libeskind-Bau, dessen Spiritus Rector er ist. Die Millionen sind verdampft, der Libeskind-Bau bleibt.

      Was aber in Hongkong oder Berlin sich in die Metropol-Architektur fügt, das wirkt an der Peripherie in Lüneburg wie ein Monument, eben wie ein gestrandetes Raumschiff.

      Was am Tor zu Welt, dem Hamburger Hafen, wie das Statement einer Weltstadt wirkt, die Elbphilharmonie, das bleibt im kleinen Lüneburg ein Monolith wie in „2001“ von Kubrick.
      LG jj

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    • Fritz schreibt:

      Der Brutkasen an der Schaumschlägertwiete Numero Uno sollte in „Spouns nachhaltiges Kellerbad“ umgetauft werden. Dass oben drüber ein gezinkter Tanzpalast steht, kann den Feierbiestern aus den umliegenden Studierendenwohnheimen doch nur recht sein.

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    • Wilhelm Gerstner schreibt:

      Herr Marx, auch gegenüber Hans-Martin Koch, dem damaligen Kulturchef der Landeszeitung, äußerte sich im Hinblick auf die Maßgaben des Kontextes ähnlich vor beinahe genau fünf Jahren der bedeutende Lüneburger Architekt Carl Peter von Mansberg: »Bauen in Lüneburg, das heißt, sich mit dem Bild einer gewachsenen Stadt mit großem historischen Bestand auseinanderzusetzen. […] ›Man muss die alte Stadt als Ansporn nehmen, versuchen zu ergründen, worin die Qualität besteht‹, sagt von Mansberg und nennt Begriffe: Plastizität, Licht und Schatten, Proportionen ›Dinge, die man abgreifen kann, ohne zu imitieren.‹ Ein gutes Gebäude solle in seiner Hülle so beschaffen sein, dass man gern hinsehe, ›aber es soll nicht permament Aufmerksamkeit erzielen wollen.‹«  (LzOnline, 6. Dezember 2014: http://www.landeszeitung.de/blog/kultur-lokales/204279-chaos-gibt-es-genug)

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      • Katarina Wagner schreibt:

        Was mich vor dem Hintergrund seiner durchdachten Einlassungen ein wenig wundert, ist die Tatsache, daß nicht nur der (jüngere) Theatermann Friedrich von Mansberg, sondern auch der (ältere) Baumeister Carl-Peter von Mansberg den vollkommen verhuschten, unaufrichtigen, fehlinformierenden und unhaltbare Voraussagen treffenden Reklameappell in der Werbeanzeige „Lüneburger für ihre Leuphana“ (Landeszeitung vom 9. Oktober 2010 auf Seite 52) unterzeichnet hat.

        Dieser bizarre Werbeaufruf lautete:

        „Paris ohne den Eiffelturm oder Hamburg ohne den Michel wären undenkbar. Das Image und die Wahrnehmung werden in ganz hohem Maße auch durch solche Signale geprägt. Ein Libeskind-Campus und ein neues Zentralgebäude werden die Attraktivität der Universität und der gesamten Stadt äußerst positiv beeinflussen. Welch ein Glück, dass sich einer der renommiertesten Architekten der Welt dieses Projektes für Lüneburg angenommen hat!“

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      • Regina Schröter schreibt:

        Warum ist dieser Aufruf so sagenhaft dumm? Weil die Unterzeichner Lüneburg neben zwei Millionenstädte stellen? Weil mit Paris sogar die Welthauptstadt des Neunzehnten Jahrhunderts genannt, mit Hamburg „Das Tor zur Welt“, eine der gößten Handelsmetropolen Europas, erwähnt wird? Weil in dieser Anmaßung eine beleidigende Lächerlichkeit steckt? Weil nämlich in dieser kleinen Lächerlichkeit eine große Selbstherabsetzung sichtbar wird? Weil man nicht stolz darauf sein kann, wer man ist, sondern danach giert, als wer man gesehen werden möchte? Weil man „sein Image“ und die Art, wie man von anderen wahrgenommen wird, beeinflussen und „prägen“ will, als säße man am Schminktisch im Theater? Weil es eine Lüge ist, dass „Paris ohne den Eiffelturm oder Hamburg ohne den Michel undenkbar wären“? (Paris existiert seit dem 3. Jahrhundert vor Chr., der Eiffelturm seit 1899! Hamburg gibt es seit dem 4. Jahrhundert vor Chr. Die evangelische Hauptkirche Sankt Michaelis wurde um 1600 außerhalb der Stadtmauern gebaut.) Weil es eine unbeweisbare, eine hohle, eine durch nichts und niemanden zu belegende Marketingphrase ist, wenn man behauptet: „Ein Libeskind-Campus und ein neues Zentralgebäude werden die Attraktivität der Universität und der gesamten Stadt äußerst positiv beeinflussen“? Weil „Attraktivität“ eine Fassadenvokabel aus dem Wortschatz von Versicherungsvertretern und Gebrauchtwagenhändlern ist? Und weil das „Glücksgejauchze“ im Zusammenhang mit dem Engagement eines Baumeisters, der seit zwanzig Jahren im Grunde nur noch Fertighauskonzepte nach dem Schema einstmaliger Erfolge vertickt, etwas geradezu beschämend Übertriebenes hat?

        Wirkt dieser Aufruf heute darum dermaßen dumm und peinlich?

        Regina Schröter (Wilschenbruch)

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  17. Luise Harms schreibt:

    Lieber Herr Jenckel, ich habe mal versucht, Ihre Fragen aus Ihrem Artikel zu extrahieren. Sind es diese? Oder fehlt noch eine?

    Vielleicht findet sich ja jemand, der Lust verspürt oder fähig ist, sie zu beantworten.

    1) Haben wir ein unverwechselbares Architektur-Juwel auf dem Lüneburger Campus platziert? Oder bloß eine Kopie von Kopien? Stangenware aus der Libeskind-Fabrik?

    2) Warum ist die Anziehungskraft des Gebäudes auf Besucher aus Lüneburg, auf Touristen und auf Tagungs- oder Event-Kunden so gering?

    3) Das „Run Run Shaw Creative Media Centre“ in Honkong, ein Zwilling des Lüneburger Libeskind-Baus, wurde bereits 2011 eingeweiht. Warum wurden die Kosten nicht erfragt?

    4) Warum ist die Nutzfläche in Hongkong trotz geringerer Kosten (87 Mio. Euro) mit knapp 25.000 Quadratmetern fast doppelt so groß wie in Lüneburg (13.000 Quadratmeter bei 109 Mio Euro)?

    5) Seit wann ist dem Leuphana-Präsidium bekannt, dass die Leuphana seit 2013 eine Kooperation mit dem Media-Center im Run-Run-Shaw-Bau in Honkong hatte?

    6) Von der Uni wird behauptet, die „zeitliche [geschichtskritische] Dimension“ des Audimax werde „besonders deutlich am Leuphana Zentralgebäude, das in seiner Ästhetik im bewussten Kontrast zur Kasernenarchitektur des Leuphana Campus steht.“ Libeskinds Architektur sei „nicht nur ein Haus, sondern ein kulturelles Medium für Geschichte(n) und Inspiration“ (https://zentralgebaeude.de/zg-architektur.html). Muss es sich hier nicht um eine aufgepropfte pseudolegitimatorische Zuschreibung handeln, wenn die zum Verwechseln gleiche Architektur in Honkong diese Bedeutung nicht haben kann?

    7) Ist das Verlangen und das Etablieren von spektakulären Signalbauten in den Städten zwischen Lüneburg, Mumbai, New York und Timbuktu nicht vielmehr ein Zeichen der Einförmigkeit, der Auswechselbarkeit und der Gedankenarmut, als dass beides Besonderheit oder gar Einzigartigkeit zum Ausdruck brächte?

    8) Ist das Bauwerk am Bockelsberg Kunst? Wie lässt sich dieser Anspruch begründen?

    9) Was haben die Leuphana-Studenten bei Libeskind in New York getrieben? Haben sie tatsächlich am Entwurf mitgewirkt? Oder war das eine Inszenierung zur Legendenbildung?

    10) Waren die Studenten fürs Raumprogramm mit verantwortlich? Was wollten sie mit dessen offensichtlicher Dysfunktionalität für den Hochschulbedarf bezwecken?

    11) War und ist der umbaute Raum dieser form- und verhaltensauffälligen Stilikone die viele Mühe, auch der Blendung, und das Geld wert, das in ihm steckt und weiter Jahr für Jahr in ihn hineinströmt?

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  18. Ulrich Schütz schreibt:

    „Same same but different.“ Das ist in Thailand eine beliebte Antwort der Einheimischen, wenn sie von Touristen nach einer Sehenswürdigkeit gefragt werden: Irgendwie alles dasselbe, aber doch anders. Der Spruch ist unter Reiseleitern, Architekturverkäufern und Hochschulvermarktern zum Running Gag geworden.

    „Die Welt will betrogen sein“, meinte Sebastian Brandt, der Dichter von „Das Narrenschiff“.

    Zu diesem Syndrom gibt es ein berühmtes Gleichnis aus dem vierzehnten Jahrhundert, das man mit „Lob der Lüge“ vielleicht am besten überschreiben würde.

    Von all seinen unsterblichen Satiren hat nämlich Boccaccio, der Autor des unzählige Male kopierten „Zehn-Tage-Werks“ (Decamerone), selber keine so geliebt wie die Geschichte von Pater Cipolla. Drum lässt er sie auch in seiner Heimatstadt Certaldo spielen. Dort, so erfahren wir, wurde Pater Cipolla längere Zeit vermisst. Als er wiederkam, tat er geheimnisvoll: „Wisst ihr es nicht? Ich habe eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und weit darüber hinaus, bis nach Lügien und Trügien und nach Erfindien sogar. Und von dieser Wallfahrt habe ich euch die wundertätigste aller Reliquien mitgebracht. Hier in dieser Schatulle steckt die unvergleichliche Feder, die der Engel Gabriel bei der Verkündigung in Nazareth verlor.“

    Es lebten aber in Certaldo zwei durchtriebene Spitzbuben, Giovanni und Biagio mit Namen. Auf Zehenspitzen brachen sie ein in Pater Cipollas Kammer. Öffneten lautlos die kostbare Schatulle. Klauten ruchlos die schönste aller Papageienfedern. Legten dafür grinsend in die Schatulle drei schwarze Brocken Kohle.

    Die halbe Toskana drängte in die Kirche von Certaldo, als Cipolla tags darauf mit seiner Schatulle auf die Kanzel stieg. Kaum zu ertragen war die Spannung noch, als er, nach langen Litaneien und nach inständigem Bekenntnis seiner Sünden, die wunderbare Schatulle vor aller Augen feierlich öffnete. Ein Raunen der Entgeisterung ging durch das überfüllte Gotteshaus. Was, das sollte die Feder des Engels Gabriel sein, diese drei hässlichen Brocken Kohle?

    In diesem Augenblick tödlich drohender Blamage war einer nur in der Kirche von Certaldo, der die Fassung nicht verlor: Pater Cipolla selbst. In der größten Seelenruhe klappte er seine Schatulle wieder zu. Dann, aus dem Stegreif, hob er an zu der spannendsten Predigt, die Certaldo jemals gehört hatte: „… Hier, aus Erfindien, drei wundertätige Kohlen vom Feuer, auf dem der heilige Laurentius geröstet wurde. Wer sich von mir mit diesen drei Kohlen ein Kreuz auf den Kopf malen lässt, der ist vor allen Übeln, von denen er noch gar nichts weiß, aufs Mirakolöseste gefeit.“

    Da drängten Menschen ohne Zahl hin zum Altar, um sich von Pater Cipolla ein kohlenschwarzes Kreuz auf die Stirn malen zu lassen. Und keiner war, der nicht hocherbaut und hocherfreut von dannen zog. Und alle priesen Gott, den frommen Pater Cipolla und seine einzigartigen, seine wunderbaren Reliquien.

    Siehe: http://www.zeno.org/Literatur/M/Boccaccio,+Giovanni/Novellensammlung/Das+Dekameron/Sechster+Tag/Zehnte+Geschichte

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