Die Masterplan-Schwemme

Ich liebe Masterpläne, es weht gleich der Duft der großen weiten Welt. Das klingt wie Champions League, und in meinen Ohren schwingt Meister mit, was Fachwissen und Sicherheit verspricht. Leider leiden wir an einer Masterplan-Schwemme.

Gerade wurde ein neuer präsentiert, weil es Fördergeld gibt. Das ist in der Regel die Triebfeder, der tiefere Sinn und Zweck eines Masterplans. Er wird subventioniert. In den Landkreisen Lüneburg und Lüchow-Dannenberg wird künftig an einem Masterplan als regionale Innovations-, Transfer- und Nachhaltigkeitsstrategie für eine Cradle-to-Cradle-Modellregion getüftelt.

Der Spiritus Rector der Cradle-to-Cradle-Philosophie ist Prof. Dr. Michael Braungart. Er ist an Bord. Schließlich arbeitet er seit Jahrzehnten an der Idee der Kreislaufwirtschaft, die unsere Wegwerf-Mentalität ablösen muss, damit wir nicht in Müll und Klima-Desaster versinken. Wenn man bedenkt, dass er schon Ende der 90er-Jahre damit begonnen hat und anfangs mehr belächelt wurde, dann muss die Not jetzt groß sein.

Das ist natürlich nicht der einzige Masterplan in der Region: Im Landkreis hat das Label auch der Klimaschutz, die Lüneburger Sanierung des Rathauses folgt einem Masterplan. In Adendorf gibt es sogar einen Masterplan für das 55 Kilometer lange Kanalnetz. In Winsen für die triste Bahnhofsstraße. Und der Volleyball als Randsportart soll auch durch einen Masterplan massentauglich werden.

Die Verkehrswende in Lüneburg, die künftig unter NUMP (NachhaltigerUrbanerMobilitätsPlan) läuft, ist natürlich auch ein verkappter Masterplan, der schon einige Metamorphosen hinter sich hat. Verfolgt man die Diskussion dazu in den Sozialen Medien, hat er eher den Beigeschmack von Salzsäure.

Kurzum, das Wort Masterplan ist überstrapaziert. Der Begriff kommt eigentlich aus der Stadtplanung und hat seinen Siegeszug gegen Wörter wie Rahmenplanung, Leitplanung oder Raumplanung angetreten, weil er einfach schicker klingt. Längst ist er zu einem Allerwelts-Begriff geworden, der Dignität und Wert versprechen soll, und dass Politik und Verwaltung ein Ziel anpeilen.

Manchmal aber ist es nur eine hohle Phrase oder die Akteure wollen Zeit hinter einem Masterplan-Vorhang gewinnen. Früher wurde in brenzliger Lage ein Arbeitskreis gegründet. Aber mit etwas Geschick und der Zauberformel Masterplan zapfen geschickte Akteure in der Zeit noch den ein oder anderen Fördertopf an.

Über kurz oder lang wird es wohl auch Masterpläne für den Bau der Elbbrücke geben oder für die Lüneburger Innenstadtrettung, gerne garniert mit einem Begleitausschuss oder Beirat. Und es bleibt eine Gewissheit: Jetzt wissen Sie, warum das beim Bau der Arena so gerumpelt hat – es fehlte einfach der Masterplan.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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11 Antworten zu Die Masterplan-Schwemme

  1. Rudi Radlos schreibt:

    Da kann ein Masterplaner schon mal wie ein Karpfen nach Luft schnappen: https://www.landeszeitung.de/lueneburg/528200-mit-kommentar-landkreis-lueneburg-muss-haushaltspaket-neu-schnueren/

    Das Minus im „Bedarfsdeckungsbedarf“ der Kreisfinanzplanung steigt sprunghaft an. Der Grund sind höhere Ausgaben und geringere Zuweisungen des Landes. Dass sowas mal kommt, das hätten ein Bonin und der Franz-Josef Kamp nie vermutet. Die Kreisverwaltung hat den Finanzausschuss des Kreistages zu einer Sondersitzung einberufen. Warum?

    „Kreative Masterplanrenovierungsnotwendigkeit“: Hilfsausdruck!

    „Der Landkreis Lüneburg“ muss sein „Haushaltspaket neu schnüren“. Steht nun der Arena-Verkauf an die Campus-Management und die SVG-Betriebsgesellschaft zum symbolischen Preis von einem Euro bevor? Kann „man“ diesen beiden Unternehmen das subventionsfreie, das von jährlichen „öffentlichen“ Millionenzuschüssen unabhängige Betreiben ihrer Wunschhalle nach ihrem eigenen Masterplan zutrauen?

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    • Rainer Mencke schreibt:

      Das sind finanzielle Fehlentwicklungen, die schon lange vor dem 24.2.22 angefangen haben. Es gibt beim Landkreis kein Einnahmeproblem, sondern ein Ausgabenproblem.

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      • Luisa Strampe schreibt:

        „Nur noch ein Gott kann uns retten“, verkündete einer der ganz großen Masterplaner („Den Führer führen.“) im September 1966: https://bublitz.org/wp-content/uploads/2018/03/Heidegger-Spiegel-31-05-1976.pdf

        Heute meinen manche, nur noch ein „Gott+“, quasi der universelle Komplementär unseres lokalen Lüneburger „NUMPlusultra“-Heilmannes, könne dergleichen leisten: https://www.landeszeitung.de/nachrichten/aus-aller-welt/530060-gott-das-vielfache-von-gott/

        Der heilsgeschichtliche Masterplan des Kreishauses, – die österlich haushalterische Auferstehungsbotschaft von Budget-Böther und Vorsteuer-Vossers sozusagen –, sieht freilich anders aus: Für die beiden und ihren „Geschäftsbesorger“ Campus-Hoppe verwandelt das Team von dessen „Eventmanufaktur“ (Vamos, Ritterakademie, Lüneburger Kultursommer) die neue Landeskrankenhaus-Arena in einen Partytempel und bittet die Mitglieder des Finanzausschusses am Sonnabend, 30. April, ab 22 Uhr zum „Tanz in dem Mai“: https://www.landeszeitung.de/lueneburg/527852-lkh-arena-erst-eroeffnung-dann-tanz-in-den-mai/

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      • Kurt C. Hose schreibt:

        Tanzt der Kreisausschuss für Finanzen, Personal, Innere Angelegenheiten und Digitalisierung wirklich den ganzen Mai hindurch oder nur in den Mai hinein? Letzteres wäre noch eine Masterplan-Gaudi, Ersteres wohl eher eine Masterplan-Tortur. Besonders, da auch die Zugehörigkeit der beiden Nesthäkchen Liliana Josek (Bündnis 90/Die Grünen) und Anna-Lena Narewski (FDP) den Altersdurchschnitt der 11 Tänzer und 4 Tänzerinnen nicht unter die 60 Jahre drückt.

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  2. Helmut Werner schreibt:

    In der Wochenendausgabe der Landeszeitung, Sonnabend, 9. April 2022, Seite 5, hat das LZ-Talent Lilly von Consbruch den heilmännernden Mobilitätsmasterplanern ins Konzeptpapier geschrieben, ein begrüßenswerter Zweck gestatte keinesfalls jedes weniger begrüßenswerte Mittel, dispensiere also nicht von umsichtigem und sorgfältigem Überlegen. Und die Redakteurin macht dabei einen eminent wichtigen Punkt zugunsten von denen, welche von den in Workshops deliberierenden Future-Zugewandten leicht übersehen werden, weil sie häufig per pedes aus der Vergangenheit angeastet kommen, aber nicht „wie die Apostel“, und daher womöglich nicht ins touristengerecht imaginierte, ins leichtfüßig sonnige Reklamebild lustig pulsierender Jugendlichkeit entlang von Springbrünnlein, Pop-up-Sensationen und Selfie-Points zu passen scheinen: „Wenn die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt auf Kosten von Gehbehinderten und Senioren durchgesetzt werden soll, ist das nicht mehr vertretbar.“
    Online: https://www.landeszeitung.de/lueneburg/524370-schlaglicht-der-zweck-heiligt-nicht-alle-mittel/

    Darauf, dass zu jedem Zeitpunkt gegenwärtiges urbanes Leben zugleich immer auch als ein Mehrgenerationenprojekt gedacht werden muss, macht ein paar Stunden später ebenfalls der ehemalige LZ-Reporter Carlo Eggeling aufmerksam, erhält den „wöchentlich-grüßt-das Murmeltier“-Applaus von seinen Bewunderern („Auf den Punkt, Carlo!“) und hat doch absolut recht, wenn er „dem Mobilitätsexperten, der aus der Stadtverwaltung zum Landkreis gewechselt ist“ mangelnde Phantasie (oder war es mangelnde Empathie?) attestiert: „Es scheint, dass diese dieselarme Vision der Mobilität Fans des Zweirads erdacht haben. Schließlich kann die Zukunft nur im Sattel liegen. Doof, wenn trotz immer mehr Elektro-Pedalos nicht alle mitstrampeln (können). Bislang, aber da hieß es noch Verkehrspolitik, hatte ich das Ganze so verstanden, dass man sich unterschiedlich von A nach B begeben kann, man natürlich die mit in den Blick nimmt, die nicht so gut zu Fuß sind. Erstaunlich, dass Behinderten- und Seniorenbeirat klaglos bleiben, von deren Widerspruch habe ich nichts gelesen.“
    Quelle: Facebook/Carlo Eggeling

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  3. Otto Berg schreibt:

    Lieber Herr Jenckel,

    zu Ihrem obigen Meinungsbeitrag über allerei besondere Masterpläne (wie auch über das quasi im Discofox expandierende Masterplanunwesen im Allgemeinen) hatte ich gestern Nachmittag zu den jedem Beobachter lange bekannten Arena-Masterplänen einen Meinungskommentar eingestellt, den Sie kurz darauf nach sorgfältiger Prüfung freigeschaltet und sogleich mit einer launigen Antwort darunter (plus Anmerkungen zu hypothetischen Brückenmasterplanmakeln) versehen haben. Etwas nach 20:00 Uhr gesellte sich dann Frau Dreyer dazu, die Ihre diesbezügliche Meinung ihrerseits mit einer schriftlichen Meinungsäußerung kritisch würdigte.

    Diese drei öffentlichen Blog.jj-Meinungen, die mir schon gestern Abend 32 und heute Morgen weitere 53 durchweg positive Mailzuschriften von kommunalpolitisch informierten Lesern einbrachten, sind von Ihnen heute im Laufe des Vormittags gelöscht worden.

    Warum?

    Kam einer Ihrer Master-Leser mit den drei Meinungen nicht zurecht und hat zum Tüllefon gegriffen?

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    • jj schreibt:

      Der Teufel steckt im Detail. Notbremse.

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      • Otto Berg schreibt:

        „Teufel“, „Not“… Das klingt ja dramatisch, lieber Herr Jenckel. Fehlt noch der Name „Bill Gates“ und die Erwähnung von Kalle Lauterbachs Versuch, die biogermanischen Nationalindividuen im ADAC-Gau Hansa bei Corona-Zwangsimpfungen zu chippen, um sie digital zu versklaven.

        Aber der Zusammenhang mit den angesprochenen drei Meinungsäußerungen vom Donnerstag bleibt unklar. Geht es auch etwas genauer?

        Hat der ehemalige Oberbürgermeister, einer der beiden mit der Halle befassten Landräte oder einer der beiden Hauptprofiteure der Spezialanfertigung mit Namen „Arena“ Sie zum Löschen der Kommentare gedrängt?

        Und warum?

        Wurde wurzelloser Vaterlandsverrat bzw. von ausländischen Kräften gesteuertes, den Lokalpatriotismus gefährdendes Meinungsinhabertum ausgemacht? Oder sind Ansichten über die Genese des Multimillionengrabes am Alten Schlachthof verboten, sofern sich diese nicht mit der Version seiner Ermöglicher und Nutznießer vertragen?

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  4. Master ohne Plan? Zur Aufstellung des Stadtluftreinigers an der Uelzener Str. am Mittwoch, den 7.Februar, machten Vertreter*innen von VDC und ADFC mit einer Protestaktion mit
    Staubsaugern und Atemschutzmasken auf die Absurdität der städtischen
    Luftreinhaltemaßnahme aufmerksam. ADFC und Verkehrsclub Deutschland (VCD) stellten dazu fest: „Die Stadt macht
    sich endgültig lächerlich, nicht nur stellen sie einen riesigen Staubsauger auf,
    sondern sie platzieren diesen auch noch direkt auf einem Radweg.“
    Die Protestierenden wollten mit ihrer Aktion darauf aufmerksam machen, dass die
    Stadt Lüneburg endlich nachhaltige Lösungsvorschläge präsentieren soll. Die Sperrung einer einzelnen Spur und das testweise Aufstellen eines riesigen Staubsauger scheinen wenig geeignet, um die Gesundheit aller Anwohner*innen tatsächlich zu schützen.
    „Im Green City Plan und den Masterplan Mobilität sind bereits gute Maßnahmen
    enthalten, die teilweise jedoch noch ambitionierter sein sollten. Wir fordern die Stadt Lüneburg auf, die bisher festgeschriebenen Maßnahmen endlich konsequent umzusetzen“,
    „ADFC und VDC sind gerne bereit, die
    Stadt Lüneburg bei der Planung und auch Umsetzung tatsächlich wirksamer Maßnahmen
    zu unterstützen.“ Master und Plan passen wohl nicht zusammen.. (Satire aus)

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    • Robert Krüger schreibt:

      Sehr geehrter Herr Ossarek-Bruns,

      Ihr Satzfragmente-Potpourri aus 64 verschiedenen kommunalen Green-City-Masterplänen von Kiel bis Donaueschingen ist zwar erheiternd, aber seine zentrale Aussage oder seine Stoßrichtung ist in dem wahllosen Durcheinander des von Ihnen hier Abgeladenen leider nicht zu erkennen (auch seine satirische nicht).

      Was ist dagegen zu sagen, wenn ein dem Aufstellungsort entsprechend neutral designter Stadtluftreiniger gesundheitsschädliche Schadstoffe wie Feinstaubpartikel (PM10, PM2,5) und gasförmige Stoffe (Stickoxide, Ozon, Schwefeldioxid) zu 85 Prozent aus der Umgebungsluft filtert und am Kurpark zusätzlich eine Komfortzone mit besserer Luftqualität schafft?

      Lädt denn nicht sein ebenfalls menschengemachtes Gegenstück am nordöstlichen Ende des Kurparks, unweit der Therme Lüneburg „SaLü“ gelegen, unser schönes, gerade in einer Phase der behutsamen Restauration befindliches Gradierwerk, die „Kathedrale des hnsestädtischen Salinewesens“ nach einem ausgedehnten Stadtspaziergang durch die Backsteingotik und -renaissance unserer imposanten Bauwerke zum Bestaunen und erholsamen Verweilen einer ganz besonderen Art ein?

      Und was haben Sie genau für Einwände gegen Kreismasterplanberater Sebastian Heilmanns durchdachte Pilotprojekte zur umweltsensitiven Verkehrssteuerung auf der Basis von übergreifender Datenbereitstellung ( z. B. MDM, mCloud inklusive Parkplatz-App mit Gamification-Elementen und modularem Digitalisierungskonzept für integriertes Baustellenmanagement an der Lüner Rennbahn) einzuwenden?

      Sind intermodale Mobilitätsplattformen (insbesondere Apps) für E-Ticketing, On-Demand-Angebote und barrierefreie, dynamische Fahrgastinformationskulturprojekte für einen automatisierten ÖPNV mit Easy Ride-Pooling etwa Unsinn? Auch dann, wenn diese intelligente Webnet-Systeme zur Reduktion von Parksuchverkehr (z. B. bei großen Veranstaltungen) insbesondere für die Schröderstraße, im Roten Feld, am Bockelsberg und auf der Vrestorfer Heide bereitstellen — inklusive Buchungsmonitoring-Algorithmen zur optimalen Auslastung von Großraumbestuhlungen (Sitzkissensensorik) sowie autonom fahrender Shuttle-Busse?

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  5. Helga Dreyer schreibt:

    Ein Wort, Brücke, und schon setzt sich Helga Dreyer in Trab, wenn Blödsinn behauptet wird.
    Wann, lieber Herr Jenckel, hat es denn eine Abstimmung in der Koalition zu den zusätzlichen Millionen über die GFVG-Mittel hinaus gegeben? Ist Ihnen denn noch immer nicht bekannt, dass es keine „Abstimmungen“ hierzu geben kann und wird?

    Wird nach Ihrer Einschätzung eine getroffene Zusage wertvoller, wenn sie ständig wiederholt wird? Oder verliert eine Zusage an Wert, wenn sie nicht in regelmäßigen Abständen erneuert wird?

    Natürlich muss das Ergebnis zur Planfeststellung abgewartet werden, um endgültige Förderbescheide erlassen zu können. Erst zu diesem Zeitpunkt können die erforderlichen Unterlagen zusammengestellt sein und es kann geprüft werden, ob alle Voraussetzungen für die Auszahlung der Fördergelder (zum Beispiel Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit) erfüllt sind.

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