Multimillionäre dieser Stadt, warum liebt ihr Lüneburg nicht so wie Uwe?

Mäzene stehen in Lüneburg auf der Roten Liste. Vermutlich sind sie schon vor Jahren bis auf wenige Exemplare ausgestorben. Da müssen aktuell schon Auswärtige einspringen. Das ist zwar wunderbar, aber beschämend zugleich. 

Dass Uwe Lüders aus Lübeck aktuell als der größte Mäzen der Stadt im Rampenlicht steht, ist eigentlich eine Ohrfeige für die wohlhabende Lüneburger Stadtgesellschaft. 

Ich will nicht unterschlagen, es gibt schon lange einige große und segensreiche Stiftungen in Lüneburg, ob Loewe, Hebrock, Pfohe, Sieb&Meyer, Sparkasse, Manzke, Adank oder Schlüter und ganz vereinzelt auch Mäzene wie Ehrenbürger Hennig J. Claassen, die mal dem Gemeinwohl dienen, mal dem Egotrip. Aber ganz aktuell? Eingreifen bei aktuellen Notfällen? Da ist schnell Ende im Gelände, obwohl das Potenzial groß wäre.

Dabei ist angesichts der großen Finanzlücke der Stadt zwischen Einnahmen und Ausgaben gerade jetzt das Mäzenatentum gefragt. Denn wer seine Schuldenlast wie Lüneburg erst bedienen muss, und das verschlingt viele Euros, der kann auf der anderen Seite kaum freiwillige Leistungen an Vereine und Initiativen ausschütten, die ein buntes und pulsierendes Stadtleben erst prägen. Denn diese freiwilligen Zuschüsse sind die Kür, nicht die Pflicht wie zum Beispiel Kredite bedienen und Gehälter zahlen. 

Und genau das droht Lüneburg bei einem Haushaltsloch von fast 43 Millionen Euro. Wenn nicht noch mehr. Früher, ja früher konnte die Stadt auf die propere Gesundheitsholding oder die Lüwobau zurückgreifen, wenn mal Not im Geldtopf war. Perdu. 

Dazu passt die Erkenntnis von Uni-Präsident Sascha Spoun: „Anders als in den USA hat das Mäzenatentum privater Stifter zur Förderung von Universitäten in Deutschland nur ein vergleichsweise bescheidenes Ausmaß.“ Das kann gut und gerne auch für andere Facetten des Stadtlebens gelten wie das Theater oder die Musikszene, da ist zumindest die Sparkassenstiftung oder Jürgen Thiele zu nennen mit seinem Übungsraum-Projekt im Lünepark. 

Dabei haben viele heimische Unternehmer der Stadt viel zu verdanken. Hier hat schon Alt-Oberbürgermeister Ulrich Mädge mehr als einmal den Weg geebnet zu profitablen Investitionen. 

Aber es gilt da trotzdem die Erkenntnis, dass anders als in der großen Hansestadt Hamburg mit den Mäzenen wie den Ottos und Reemtmas, in Lüneburg Ebbe herrscht, beklagt einer vom Fach. Das große Geld scheint in Lüneburg oft kulturfern. Da gilt der sagenhaft teure Oldtimer in der Garage schon als eine Art Baselitz in Blech. Vielleicht sollte man Lüneburg auch was zurückgeben.

Hans-Herbert Jenckel

In einer älteren Version wurde auch Jan Pickenpack als externer potentieller Mäzen genannt, der Millionen nach Lüneburg geben wolle. Diese Nachricht erweist sich zurzeit als nicht haltbar. Deswegen habe ich redigiert. Schlimm genug, nicht mal auf Nachrichten ist Verlass 🙄

Avatar von Unbekannt

About jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

8 Responses to Multimillionäre dieser Stadt, warum liebt ihr Lüneburg nicht so wie Uwe?

  1. Hier haben Sie Ihren Sarkasmus sehr schön verpackt, Herr Jenckel:

    Viele heimische Unternehmer haben „der Stadt“ viel zu verdanken. Alt-Oberbürgermeister Ulrich Mädge hat mehr als einmal den Weg geebnet zu profitablen Investitionen.

    Wahrhaftig! Ich sag nur „Wohnpark am Wasserturm“ oder Bebauungsplan Nr. 118 „Auekamp“ in Wilschenbruch.

    Mir geht es heute leider ähnlich wie Lüneburg seit dem Ende dieser herrlichen Zeit: Angesichts der großen Lücke zwischen meinen Einnahmen und Ausgaben wäre mir ein sieben- bis achtstelliges Euronengeschenk jederzeit willkommen. Denn wer, wie ich, wenn auch nur dezent, unter seiner Schuldenlast stöhnt, der kann natürlich kaum freiwillige Leistungen über Vereinen, Einzelpersonen und Initiativen ausschütten, die ein buntes und pulsierendes Stadtleben erst prägen. Stattdessen fasst er Lüneburg bei der Hand und singt vielleicht mit ihm zu der Folk-Gitarre von Ben Boles in der Bäckerstraße vor dem Gebäude der ehemaligen Werner Bohnhorst Musik- und Radio-Haus GmbH:

    Ich wär’so gerne Millionär
    Dann wär mein Konto niemals leer
    Ich wär so gerne Millionär
    Millionenschwer
    Ich wär so schrecklich gerne Millionär…

    Like

  2. Wenn man eine Maus fangen will, stellt man eine Falle auf.

    Einen Goldhamster lockt man in den Käfig.

    Like

    • „Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ – „Du musst nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.

      (Spätherbst 1920)

      Like

      • ,

        welch Mäzene werden wohl jene Erste sein, die es vollbringen    “ Draußen vor der Tür “ als Aufführung am Lüneburger Stadttheater zu spielen?

        Die schönste Zeit seines Lebens hatte Wolfgang Borchert in Lüneburg

        Like

  3. Avatar von R. Löser R. Löser sagt:

    Da bleibt für den lokalen Ansatz nur einer nach: Ben Boles. Der Musiker ist erstens gut vernetzt mit dem Marketing, er ist zweitens Lüneburg-geerdet und drittens zeigt er mit seinen Veranstaltungen, allen voran der Feierabend-Kultur, was lokal heißt und wie man das auch mit Guerilla-Werbung und kleinerem Budget zum Erfolg führen kann.

    Meine Meinung!

    Like

  4. Avatar von Rainer L. Hild Rainer L. Hild sagt:

    Schön, dass Lüneburg doch eine Reihe von Sponsoren hat. Wenn diese Firmen oder Personen die Stadt unterstützen, sollte die Stadt ihrerseits diesen Sponsoren etwas anbieten. Wie wäre es mit dem Titel „Ehrensülfmeister der Stadt Lüneburg“? Neben der öffentlichen Ehrung, Übergabe einer Urkunde und einem wertigen „Salinen-Geschenk“ werden diese Sponsoren auch zu sonst nicht öffentlichen Sitzungen der Stadt Lüneburg eingeladen und dürfen kurze Redebeiträge einbringen.

    Bei den Sülfmeistertagen (nur noch alle drei Jahre!) sitzen die Ehrensülfmeister auf der Ehrentribüne Am Sande und können interviewt werden. Hier muss ein genaues Konzept erarbeitet werden, das dazu führt, dass eine bundesweite TV-Übertragung den Sülfmeistertag und die Unterstützung der Ehrensülfmeister publiziert (entsprechend dem „Palio di Siena“ in Italien, wo Tausende Zuschauer und alle TV-Anstalten vor Ort sind). Den Sponsoren wird so in Lüneburg und überregional für ihren Einsatz gedankt.

    Like

  5. Avatar von Klaus Bruns Klaus Bruns sagt:

    es darf gelacht werden. wenn man den millionären die steuern erspart, werden diese wie in den usa bestimmt die unterstützen ,die in ihrem sinne agieren. wohl dem ,der steuern-minderungs-modelle nutzen kann. nur selbst essen macht fett. und sie leben schließlich auch nur einmal. schmunzeln. ins grab mitnehmen kann von denen zwar auch keiner was, aber dafür sorgen,  das der familienclan die politik dank erbschaft mitbestimmt.

    Like

  6. Avatar von Werner Mellentin Werner Mellentin sagt:

    Herr Jenkel.

    Eine denkbare Maßnahme um das Mäzenatentum in Lüneburg zu befördern könnte sein, ein Pendant zum „Hollywood Walk of Fame“ in Los Angeles zu schaffen. Ideal dafür die Bäckerstraße. Da gäbe es dann drei Kategorien von Sternen in Abhängigkeit von der Stiftungssumme: einstelliger Millionenbetrag – Stern in Bronze, zweistellig in Silber, dreistellig in Gold.

    Jan Pickenpack hätte seinen Stern in Silber also schon einmal sicher.

    Die Bemessungsgrenzen müssten natürlich im Laufe der Jahrzehnte inflationsbedingt angepasst werden.

    Die Hansestadt Lüneburg sollte sich das Design für den Stern schützen lassen und für das sich abzeichnende Merchandising Lizenzgebühren erheben.

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu R. Löser Antwort abbrechen