Wo endet die Traditionspflege der Truppe?

Lüneburg, 9. Mai 2017

Fußt eine Bundeswehr 2.0, eine Armee im 21. Jahrhundert, eine High-Tech-Truppe nicht nur auf guter Ausbildung, demokratischen Grundwerten, sondern auch auf Tradition? Ja, aber die Tradition sollte nicht vor 1955 beginnen, sie sollte schon gar nicht die Wehrmacht als Vorbild nehmen. Es gibt genug, worauf die Bundeswehr stolz sein kann bei uns: Katastropheneinsätze bei Hochwasser an der Elbe, beim Bruch des Elbe-Seitenkanals, bei Waldbränden in der Heide, Auslandseinsätze von Somalia bis Mali. 

Ganz im Stillen hat sich auch in den vergangenen Jahren viel getan, weil längst Nachkriegsgenerationen in die Armeeführung aufgerückt sind. Aber eben noch nicht genug. Es ist einiges liegengeblieben.

Das ändert sich gerade ganz schnell, das ist für die Bundeswehr, wenn man so will, die Begleitmusik im Skandal um den rechtsradikalen Offizier Franco A. Das Stück lautet: Wie hältst du’s mit der Tradition?

Dass Zeitungen und Fernsehsender jetzt landauf, landab in Kasernen Wehrmachts-Devotionalien aufspüren, das ist nur die Ouvertüre für den letzten Schritt, überkommene Traditionspflege und damit in Teilen überkommene Sozialisierung der Soldaten zu beenden. Was noch zu Tage tritt,  ist Staub unter Uniformen, für die einen Goldstaub von Ehre, Heldentum und Kameradschaft, für mich Staub, der in einer Armee des 21. Jahrhunderts nichts zu suchen hat.

Es gibt auch in Lüneburg Reizflecken wie das Gedenkstein-Gelege in der Theodor-Körner-Kaserne, das nicht ins Bild einer modernen Armee passt. Gedenksteine wie das Fliegerdenkmal des Kampfgeschwaders 26, deren Kommandeur Richthofen und Freiwillige vorher beteiligt waren an der Bombardierung von Guernica. Der Obelisk stand an der Lindenstraße, wurde immer wieder beschmiert und deswegen dem öffentlichen Blick entzogen. Die Bundeswehr hat Quartier geboten. Noch.

Verteidigungsministerin von der Leyen musste sich bei ihren Generälen für ihre Kritik an der Haltung der Truppe im Zusammenhang mit dem Fall des rechtsextremen Offiziers entschuldigen. Sie hat einen Fehler gemacht. Natürlich trägt sie öffentlich die Verantwortung für Missstände. Ministerin ist kein Schönwetter-Job nach Guttenberg-Art. Aber auf dem Traditions-Auge waren alle Verteidigungsminister vor Ursula von der Leyen blind. Das war halt die Truppe, eine eingeschworene Gemeinschaft.

Hätte die Ministerin den Fall Franco A. genutzt, um die Strukturen, die Haltung und das Bewusstsein der Bundeswehr intern zu durchleuchten, hätte das zwar auch für Aufregung und Unruhe genug gesorgt. Aber es wäre der bessere Ansatz gewesen. Nötig ist er allemal. Wehrhaftigkeit und Disziplin, wenn man denn nicht preußische Maßstäbe anlegt, offenbaren sich heute nicht unbedingt mehr in Marschmusik und strammer Haltung, sondern in Ausdauer, Flexibilität, Kreativität und Loyalität gegenüber der Demokratie.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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32 Antworten zu Wo endet die Traditionspflege der Truppe?

  1. Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

    Es ist schon für mich unverständlich, wieso die Ministerin sich für die Offenlegung faschistoider Tendenzen in der Bundeswehr entschuldigt! Wenn der Militärische-Abschirm-Dienst in faschistoide Vorgänge in der Bundeswehr verwickelt ist, die er eigentlich garnicht erst entstehen lassen dürfte, kann es doch kein „Weiter so“ geben. Die Diskussion um Liederbücher, Namen für und Bilder an Kasernen lenken von den wirklichen Problemen ab: Ein wohl größerer Teil der Führungsstruktur und der Kontrollinstanzen wie der MAD tolerieren offensichtlich faschistoide Tendenzen in der Bundeswehr. Mit der Änderung von Kasernennamen, Entfernung von alten Bildern und der Überarbeitung von Liederbüchern kann man das Problem nicht lösen!

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    • Dörte Meinert schreibt:

      Mit der ohne jeglichen Anhalt und konkrete Informationen vage wähnenden, gleichwohl in Bausch und Bogen verdammenden Schrotschusspauschalbehauptung, dass „ein wohl [sic!] größerer Teil der Führungsstruktur und der Kontrollinstanzen wie der MAD offensichtlich [sic!!] faschistoide Tendenzen in der Bundeswehr toleriert“, aber auch nicht!

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  2. H. Tiedemann schreibt:

    „Verteidigungsministerin von der Leyen musste sich bei ihren Generälen für ihre Kritik an der Haltung der Truppe im Zusammenhang mit dem Fall des rechtsextremen Offiziers entschuldigen. Sie hat einen Fehler gemacht. Natürlich trägt sie öffentlich die Verantwortung für Missstände.“ (jj)

    Preußens historische Ikone, König Friedrich II. hätte hier bestimmt, wie er es in seiner Dankpredigt für den Sieg von Mollwitz über „die Mutter aller Österreicher“, Kaiserin Maria Theresia, getan hat, aus dem Paulusbrief an Timotheus (2,12) zitiert: „Zu lehren aber verstatte ich dem Weibe nicht, noch sich zu erheben über den Mann, sondern sich ruhig zu verhalten.“

    Meinen Sie nicht auch, Herr Jenckel?

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    • jj schreibt:

      Oh, oh, oh

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    • Thomas Grote schreibt:

      Wunderbar!

      Von der Leyen, die innovationsinkubatorische Karrierefrau und siebenfache Mutter, im Gegensatz zur Impotenz des soldatisch traditionsklammernden Haltungsfanatikers. Der Gegensatz zwischen „männlich-soldatisch-deutsch“„ und „weiblich-mütterlich-österreichisch“ ist ja das wohl wirkungsvollste und langlebigste Stereotyp im „Kampf um die wahre Idee der einen Wehrnation“ (Treitschke).

      Franz Werfel stellte sich (in seiner „Rede über Österreich“, Locarno 1936) die Frage, was geschehen wäre, wenn Maria Theresia Friedrich II. in den Schlesischen Kriegen besiegt hätte: Dann hätte sich der „blühende Organismus“ Österreich anstelle der „höllischen Organisation“ der „preußischen Militärmonarchie“ entwickelt. Deutschland hätte ein sacrificium nationis erbracht und wäre „austrisiert“ worden, um in einem friedlichen, harmonischen und humanen „Ostreich“ aufzugehen.

      Doch den unbestreitbaren Höhepunkt der Maria Theresia- und Österreich-Idolatrie bilden die Essays Joseph Roths. In der Besprechung der Biographie Maria Theresias seines Freundes Karl Tschuppik, eines „homo Austriacus unter den Historikern“, nennt er die Kaiserin „die größte Österreicherin aller Zeiten“. Roth treibt den Gegensatz Maria Theresia – Friedrich II. auf die Spitze. Sie wird zur Heiligen, er zu einem „infernalisch begabten“, „skeptischen Feldwebel unter den Königen“. Sie ist die „personifizierte fruchtbare Mütterlichkeit“, er die „geschlechtliche Impotenz“, sie ist Demeter, er ist Hades. Roth zieht sogar einen Vergleich zwischen dem „impotenten Friedrich“ und dem „sexuell rätselhaften Adolf.“ Der eine stand am Anfang der preußisch-deutschen Herrschaft, mit dem anderen „verstärkt sie sich (und hört eines Tages hoffentlich auf)“. Geschrieben in den Tagen absoluter Hoffnungslosigkeit.

      Dieser Muttermythos hat noch nicht ausgedient. Emanzipiert von seinem Einsatz für die österreichische Nation, lebt er zum Beispiel in der Biographie Maria Theresias von Élisabeth Badinter wieder auf. Die engagierte Feministin hatte schon vor dem Erscheinen ihres Buches klargestellt, welches Ziel sie mit ihm verfolgte: „Ich zeige, dass die absolute Herrschaft (pouvoir) einer Frau viel umfassender ist als die eines männlichen Souveräns. Der Körper der Frau ist eine Quelle von Fruchtbarkeit und unvergleichlicher Macht (puissance).“ Der reale Mutterleib – sechzehn Geburten – gesellt sich zum symbolischen Körper der Herrscherin, eine Funktion, die vor Maria Theresia nur dem männlichen königlichen Körper zugestanden wurde, und wird zum Hoffnungsträger einer „weiblichen Herrschaft“. Siehe: https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/maria-theresia/978-3-552-05822-4/

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  3. Uwe Fehrenbach schreibt:

    Sehr geehrter Herr Jenckel,

    einige AfD-Führungsoffizier*inn*e*n haben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgeworfen, sie habe bei der Bundeswehr eine Welle von „Gesinnungsterror“ und Zensur in Gang gesetzt. „Das schöne Portrait in der Hamburger Bundeswehrhochschule vom Luftwaffenoffizier der Wehrmacht, Oberleutnant Helmut Schmidt, abzuhängen und das traditionelle Liederbuch der Bundeswehr zu zensieren, ist paranoid“, sagte das Parteivorstandsmitglied Georg Pazderski, ein pensionierter Oberst, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Durch diese Form der Political Correctness werde der Truppe „das letzte bisschen Identität“ genommen.
    (https://www.morgenpost.de/politik/article210560715/AfD-Von-der-Leyen-betreibt-Gesinnungsterror-bei-Bundeswehr.html)

    Wie jetzt erst bekannt wurde, hatte das Verteidigungsministerium bereits im Januar entschieden, die Verteilung des aktuellen Liederbuch der Bundeswehr zu stoppen. Das Streitkräfteamt erhielt den Auftrag, eine neue Liederliste zu entwickeln. Stein des Anstoßes waren laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland unter anderem das Volkslied „Schwarzbraun ist die Haselnuss“, das „Westerwald-Lied“ und das „Panzerlied“, das zwar in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden, aber textlich verändert worden war.

    Pazderski sieht in diesem Schritt und in der durch den Fall des terrorverdächtigen Oberleutnants Franco A. in Gang gesetzten Durchsuchung der Kasernen nach Wehrmachtsdevotionalien eine Gefahr für den „inneren Zusammenhalt der Gruppe“. Er sagte, die Soldaten würden so zu „Duckmäusern und Denunzianten“ erzogen. Von der Leyen geriere sich als „Totengräber der Bundeswehr“.

    Frage 1: Was halten Sie von diesen Vorwürfen?

    Frage 2: Befördert Ihr Blog-Artikel direkt oder indirekt solchen „Gesinnungsterror“? Z. B. wenn Sie schreiben, im Gegensatz zur pauschalen Leyen-Kritik an der „Haltung der Truppe“ wäre „die Strukturen, die Haltung und das Bewusstsein der Bundeswehr intern zu durchleuchten, (…) der bessere Ansatz gewesen?

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    • jj schreibt:

      Die Reform ist notwendig,
      die öffentliche Debatte überladen und medial überhitzt,
      das Traditionsbild altgedienter Soldaten teils antiquiert.
      Zur AfD-Kritik äußere ich mich nicht.
      Gesinnungsterror fördere ich nicht, eher würde eine konsequente Antwort der Ministerin helfen auf die Frage: Wofür steht die Bundeswehr im 21. Jahrhundert und wo liegen ihre Wurzeln?

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      • Uwe Fehrenbach schreibt:

        Warum äußern Sie sich nicht zur AfD-Kritik, wenn Sie sich doch zu von der Leyen äußern? CDU ja, AfD nein? Gibt es hinsichtlich der Qualität von Argumenten neuerdings noch einen Unterschied je nachdem, wer sie vorgetragen hat. Angst, sich am Unrat taktierender Verlogenheit zu besudeln, kann man in beiden Fällen haben. Inzwischen melden sich auch gute Bekannte. „Kritisch“ gegenüber „einem Pauschalverdacht“ und „einem Zerrbild der Bundeswehr“, wie sie der „Aktionismus“ und „die Einschätzung des Verteidigungsministeriums“ transportierten, lässt sich in der „WamS“ etwa der ehemalige Verteidigungsminister und Parteifreund von der Leyens, Volker Rühe (CDU), vernehmen. Auf Rupert Scholz, der gern die professoral eingekleideten Schwake/Althusmann-Klischees von den Segnungen „nationaler Identität“ gegen die Risiken „supranationaler Pozesse“ in Stellung bringt (http://www.theeuropean.de/rupert-scholz-scholz/11988-globalisierung-in-der-zeitenwende), warten wir noch. Aber, Herr Jenckel, wer, wie Sie, empfiehlt, „die Strukturen, die Haltung und das Bewusstsein der Bundeswehr intern zu durchleuchten“, sollte wenigstens versuchen, sich von den hochgerüsteten Alarmismen („Gesinnungsterror“) unserer rechtsradikalen Antiliberalen abzugrenzen und zugleich erläutern, wie er sich „die Aufklärung“ vorstellt, ohne der Gesinnungsschnüffelei und dem, was sie im Gefolge zu haben pflegt, Tür und Tor zu öffnen.

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      • jj schreibt:

        Das hat nicht generell etwas mit der AfD zu tun, die ich – auch bei der Kommunalwahl- zu Diskussionen einlade, sondern hier mit dem konkreten Fall. Dabei lasse ich es. Lg

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  4. Klaus Bruns schreibt:

    nur mal so am rande.prantl hat meiner meinung recht.
    http://www.sueddeutsche.de/politik/prantlspdundlinke-prantlspdundlinke-1.3501928

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  5. Ossarek Bruns schreibt:

    Den gefährlichsten Feind der Demokratie

    „Nicht mehr der Staatsbürger in Uniform scheint im Blick zu sein, sondern der Soldat im Ghetto, den man bei schärfster Kontrolle und schlechtem Gehalt im Zaum halten will, damit er kein Unheil anrichtet

    Das augenblicklich beherrschende Problem der innerdeutschen Wehrsituation ist natürlich die wehrpsychologische Situation. Es hat keinen Zweck zu leugnen, daß diese kritisch ist. Es gibt dagegen ein einzig wirksames Mittel. Man sage dem Volk grob und ungeschminkt die ganze Wahrheit.

    Der Protest der konstruktiv kritischen „Hauptleute von Unna“1971/72
    war vorerst der letzte Punkt in dieser innermilitärischen Diskussion, die versucht hatte, die Fundamente der soldatischen Existenz neu und zeitgerecht zu definieren. Sogleich wurde auch hier vom BMVg versucht, jedes Gedankengut bzw. den Konnex zu den alten Führungsgrundsätzen zu verhindern.
    Die Folge war der 1972 von Verteidigungsminister Helmut Schmidt (SPD) und dem Generalinspekteur der Bundeswehr, General Ulrich de Maizière, ausgehandelte „Blankeneser Erlaß“ über den Primat der Politik gegenüber den Streitkräften.
    Der langjährige Kampf zwischen Ministerium und Truppe um eine akzeptable Traditionslinie zeigte die selbst produzierten und destabilisierenden Schwierigkeiten, welchen die Bundeswehr in der Demokratie zusätzlich ausgesetzt war.
    Eine Auseinandersetzung, welche die nach 1945 gewachsene deutsche Empfindlichkeit noch 20 Jahre nach Kriegsende erstaunlich ambivalent dokumentierte.
    Der erste Ansatz, eine neue Tradition aus sich selbst heraus zu bilden, erwies sich als schwierig. Dieses Konzept entsprach weder der Übernahme noch den Wertvorstellungen aus der gesamten preußisch deutschen Militärgeschichte, die sich in Verhaltensweisen, Denkmustern und Symbolen bis in die Wehrmacht öffentlich manifestiert hatte, sondern setzte auf eine selektive Auswahl, die dem bisherigen Verständnis und der emotionalen Struktur insbesondere der Kriegsgeneration, in der Bundeswehr zuwiderliefen. Die offen dokumentierte Ignoranz der ministerialen Führung hinsichtlich der gefühlsmäßigen Erinnerungsstruktur spaltete erneut den konservativen und den reformistischen Flügel in den Streitkräften. Die im Traditionserlaß 1965/1982 mehrheitlich akzeptierte Lösung war daher nichts anderes als ein vorläufig tragbarer Kompromiß für die Streitkräfte in der Demokratie, um nicht eine weitere innere Unzufriedenheit bei den aktiven Soldatenaufkommen zu lassen.
    Den tatsächlichen Bedürfnissen der Bundeswehr nach einem tragbaren historischen Fundament konnte dieser Erlaß jedoch nur bedingt gerecht werden. Die Bundeswehr begann folglich, sich immer mehr in ihre Kasernen zurück zuziehen und verlor damit zeitweise die Verankerung in der Bevölkerung. Nur zu gerne schauten auch die Medien auf Skandale, Mißgeschicke und Pannen.
    Das „ungeliebte Kind der Demokratie“ wurde seit jeher mehr als eine fiskalisch belastende, aber politisch notwendige Konzession an die NATO-Verbündeten denn als wichtiger nationaler militärischer Beitrag begriffen. Die berühmte Jahrhunderte alte Erkenntnis der Römer „si vis pacem para bellum“ fand daher im visionären Wahlspruch der NATO „Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit“ ihre logische Fortsetzung.
    Der Personalgutachterausschuß für die Streitkräfte von 1955 bis 1957 führte geradezu eine peinlich genaue Kontrolle für die Einstellung der hohen und höchsten Offiziere durch. Die Bedeutung dieser einzigartigen Einrichtung zur Selektion von Führungspersonal darf in der Geschichte der Bundesrepublik als positives Instrument sicherlich nicht übersehen werden.
    Das Verlangen nach klaren Entscheidungen als Führungsaufgabe im Militär wurde in der Demokratie aber nur bedingt umgesetzt. Der Unterschied zwischen der Reichswehr der Weimarer Republik und der Bundeswehr der Bundesrepublik hätte eklatanter nicht ausfallen können. Im Bundesministerium der Verteidigung drückte sich nicht nur das Mißtrauen der Beamtenschaft gegenüber dem Offizierskorps aus, sondern es wurde ein System implementiert, das die eigentliche Aufgabe der Bundeswehr zuweilen erschwerte. Gerade Scharnhorsts berühmte Forderung: „Die Armee hat jederzeit an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“, wurde so konterkariert.

    Bundespräsident Dr. Theodor Heuss, in einer von der Öffentlichkeit beachteten Rede, den traditionellen Sinn und Inhalt des Soldatentums:

    „Im Elementaren sind diese Kräfte durch die Jahrhunderte die gleichen geblieben: Mut, Tapferkeit, Befehlsgewalt mit Gehorsamsanspruch, Kameradschaft in Notlagen.“

    Wird Frau v der Leyen Konrad Adenauer aus der Kanzlergalerie entfernen?

    Ehrenerklärung von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer vor dem Deutschen Bundestag am 3. Dezember 1952 für die deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg
    Bundeskanzler Dr. Adenauer: „Ich möchte heute vor diesem Hohen Hause im Namen der Bundesregierung erklären, daß wir alle Waffenträger unseres Volkes, die im Namen der hohen soldatischen Überlieferung ehrenhaft zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft gekämpft haben, anerkennen.(Beifall von den Regierungsparteien)
    Es muß unsere gemeinsame Aufgabe sein, und ich bin sicher, wir werden sie lösen, die sittlichen Werte des deutschen Soldatentums mit der Demokratie zu verschmelzen. Der kommende deutsche Soldat wird nur dann seiner deutschen und europäischen Aufgabe gerecht werden, wenn er von den Grundprinzipien erfüllt ist, auf denen die Ordnung unseres Staates ruht.(Beifall bei den Regierungsparteien)
    Diese Ordnung sichert zugleich die ethischen Werte des Soldaten vor erneutem Mißbrauch.“

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Gerade Scharnhorsts berühmte Forderung: „Die Armee hat jederzeit an der Spitze des Fortschritts zu marschieren“, wurde so konterkariert.
      da meinte er wohl eher die waffen und nicht die sichtweise.

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    • Hanni Drechsler schreibt:

      Unglücklich das Land, das Helden nötig hat!

      Dieser Satz stammt aus Bertolt Brechts (1898-1956) Theaterstück »Leben des Galilei« (13. Szene). Nachdem sich Galilei der Inquisition gebeugt und seine Antithese zum aristotelischen Weltbild widerrufen hat, kann sein Schüler Andrea Sarti seine Erschütterung nicht verbergen und sagt: »Unglücklich das Land, das keine Helden hat!« Dem hält Galilei seine Überzeugung entgegen: »Nein. Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.« Der gute alte BB, Bert Brecht, wusste es also genau: Er beklagte nicht den Staat, der keine Helden hat, sondern den, der Helden braucht. Er bringt zum Ausdruck, dass die Menschen in einem freiheitlichen und demokratischen Land nicht auf das Heldentum Einzelner (auch nicht einzelner Soldat/inn/en) angewiesen sein sollten, um ihre Probleme zu lösen. Es kann aber auch im Hinblick darauf verwendet werden, dass unfreie, totalitäre Staaten häufig einen übertriebenen Heldenkult betreiben.

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      • Renate Schwabe schreibt:

        Bertholt Brecht in allen Ehren!! Nur, wie glücklich! in Bezug auf Helden hier im Land: WIR alle – vom Säuglich bis zum Greis – sind wir doch alle Helden……und zwar im ganz alltäglichen Leben: irgendwann und irgendwo!!…..da mag Jede_r doch mal nachdenken……JA! UND HELDEN BRAUCHEN WIR IN UNSERER BUNDESWEHR AUCH……DANKE!!!!, JEDEM; DER SICH ENTSCHIEDEN HAT; UNS HIER: ZU VERTEIDIGEN!…..

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  6. Jens Krämer schreibt:

    Wer nie (egal ob als Zeitsau oder Zentimeterfresser) eine GeZi-Schlampe aus der Jawoll-Stube oder einen OG (Z.M.Z.Z.I.L.S.P.W.) mit Frequenzwasser die Blumen vor dem Sicherheitsbereich hat gießen sehen (für guten Empfang unerläßlich – meinte ein OFw), sich als „Ungedienter“ aber trotzdem ein unverfälschtes Bild des UNGEHEUER GEBÄRENDEN STUMPFSINNS bei der Bundeswehr machen will, der lese „Neue Vahr Süd“ von Sven Regener (Sänger der Band „Element of Crime“): https://www.amazon.de/Neue-Vahr-S%C3%BCd-Sven-Regener/dp/3442459915/ref=asap_bc?ie=UTF8

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  7. Gleichnis über Führung, Traditionen und das Disruptive schreibt:

    Markus ist jetzt auch einer von denen. Er hatte sich lange gewehrt, schließlich lief sein mittelgroßes metallverarbeitendes Unternehmen im Lüneburger Land hervorragend. Was sollte er also groß verändern? Never change a winning team, und so.

    „Was du groß verändern sollst?“, echote Lars ungläubig, sein Studienkumpel (früher) und Managing Partner einer, wie jedenfalls Lars behauptet, großen Beratungsfirma (heute): „Na, alles!“ Markus guckte skeptisch, Lars war schon im Studium für seine ganz spezielle Mischung aus überschäumenden Visionen und fehlender Substanz in der Umsetzung berüchtigt gewesen. Niemand war überrascht, als er Consultant wurde.

    „Klar, jetzt läuft alles prima“, fuhr Lars fort. „Aber da draußen, im Valley, in Israel, sogar in Deutschland und höchstwahrscheinlich auch in deinem geliebten Sauerland, da basteln Dutzende Start-ups an einer Idee, die dein Geschäft kaputt macht. Und du willst ’nicht groß was verändern‘? Na, dann good night and good luck.“

    Markus blieb unbeeindruckt, für ziemlich genau neun Stunden. Am nächsten Morgen regten sich leise Zweifel: Was, wenn Lars recht hatte? Mit seiner Disruption, seiner Agilität, seiner iterativen Planung, seinem „Fail Forward“? War Markus vielleicht wirklich zu halsstarrig, zu sehr gefangen in alten Strukturen? Er beschloss, eines dieser Leuphana-Seminare zu besuchen, von denen Lars erzählt hatte („Der Trainer hat lange im Valley gelebt!“) – und kam als neuer Mensch zurück. Agil, disruptiv, fehlertolerant, das sind jetzt seine Wappenworte. Wie gesagt: Er ist jetzt einer von denen.

    Was sich in der Praxis allerdings als überraschend kompliziert erwies. „Schreibt eure neuen Prinzipien mit bunten Stiften auf große Karten und hängt sie im Büro auf, damit ihr euer neues Ich immer vor Augen habt“, hatte der Trainer aus dem Valley den Seminarteilnehmern mit auf den Weg gegeben. Als Markus fein säuberlich „Agilität“, „Fail Forward“ und „iterativ“ auf drei Karten gemalt und anderthalb Stunden mit der Frage verbracht hatte, wo er diese jetzt aufhänge sollte, wusste er plötzlich nicht mehr, was tun. Wie wird man „agil“? Wie gehen Fehler, aus denen Innovation entsteht?

    Der alte Markus wäre jetzt zu seinem üblichen Rundgang durch die Produktion aufgebrochen und hätte ein paar Azubis zusammengestaucht, weil die Spitzen einiger Metallköpfe nicht sauber ausgefräst waren („Ja, das sehe ich mit bloßem Auge, messen Sie ruhig nach!“). Derlei pingelige Erbsenzählerei verbot sich natürlich für „The New Markus“ von selbst. Ebenso der Marketingplan für das nächste Jahr, den er eigentlich heute hatte durchrechnen wollen – denn welcher Management-Spießer plante bitte so weit voraus? Das wäre ja nun wirklich alles andere als agil.

    Aus seiner Ratlosigkeit wurde Markus von Herrn Müller gerissen, der plötzlich im Büro stand und lamentierte, dass ein Kunde eben wutentbrannt eine Bestellung über mehrere hunderttausend Euro zurückgegeben habe, Grund: ungenaue Fräsung. „Der Dieter hatte die Verantwortung“, sagte Herr Müller. „Wollen Sie ihn feuern?“

    Markus schaute Herrn Müller sanft an und repetierte eine Geschichte, die er im Seminar gehört hatte. „Ein junger Manager bei IBM verlor einst bei einer Transaktion mehrere Millionen Dollar. Reumütig bot er seine Kündigung an. Worauf Thomas Watson, der IBM-Gründer, sagte: „Ich werde Sie keinesfalls kündigen. Immerhin habe ich gerade Millionen in Ihre Ausbildung investiert.“ Herr Müller guckte ratlos. „Watson hat auch gesagt: ‚Wenn du Erfolg haben willst, verdoppele deine Fehlerrate‘. Also, mein lieber Müller: Weitermachen!“

    Als Müller schon wieder weg war, fiel Markus allerdings auf, dass besagter Dieter nicht zum ersten Mal ungenau gefräst hatte.

    Prompt ließ er ihn in sein Büro kommen und verpasste ihm eine ordentliche Abreibung. Nicht wegen des Fehlers, wie er betonte, sondern wegen dessen Wiederholung. Genau darum geht es ja beim „Fail Forward“, ums Lernen. Es heißt schließlich nicht „Fail immer gleich“.

    Anschließend schrieb Markus eine gepfefferte Mail an seinen Berater-Freund Lars, in der er sich künftige Buzzword-Orgien und Management-Moden verbat – sofern sie nicht mit konkreten Handlungen verknüpft waren. Und empfahl ihm, sich schleunigst drei kluge Strategien zur Rückgewinnung verärgerter Kunden zu überlegen. Sollte es ihm, Lars, gelingen, den Kunden zurückzuholen, könne man gerne über weitere Aufträge nachdenken. Aber erst der Kunde, Schritt für Schritt. Schön iterativ eben.

    LG, Klaus Werle

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  8. Lena Bergmann schreibt:

    Wer dieser Tage an die „Traditionen der Wehrmacht“ erinnert, tut gut daran, noch einmal einen deutschen Roman aufzuschlagen, der 1946 (handschriftlich auf Telegrammformulare des englischen Militärs) geschrieben, 1949 publiziert wurde und in welchem der Autor von bunt zusammengewürfelten „Reisenden“ erzählt, die unversehens nebeneinander in einem Waggon auf dem Weg nach Westen kauern. In Arno Schmidts „Leviathan“ findet sich am 14. Februar 1945 eine Gruppe von Deutschen in einer zerbombten schlesischen Stadt zusammen und flieht vor den anrückenden russischen Truppen: Bauern, kleine Beamte, Soldaten und Hitlerjungen; ein Pfarrer mit Frau und sieben Kindern (von denen zwei grausam ihr Leben lassen werden), einige Frauen und schließlich der Erzähler, ein Soldat mit dem Marschbefehl nach Ratzeburg in der Tasche. Ein Zug läßt sich auftreiben, Kohlen auch, bald sitzt man zusammen im Güterwagen, der sich von der Front entfernt.

    Unverkennbar ist die Gesellschaft, die sich dort wiederfindet, ein Mikrokosmos der Deutschen am Ende des „Dritten Reiches“, dessen „erfundenes“ Personal die unterschiedlichen Haltungen zum NS-Staat ebenso abbildet wie die allmähliche Auflösung einer verordneten „Volksgemeinschaft“, die sich hier vor allem als Schicksalsgemeinschaft angesichts einer elementaren Bedrohung erweist.

    Es sind offensichtlich keine der staatlichen Unterdrückung entkommene Widerstandskämpfer, die da miteinander im Zug sitzen, zumal diese Staatsmacht in Gestalt von Militär und Hitlerjugend auch mit dabei ist. Von denen werden denn auch „die Pazifisten“ verwünscht – bei den Jugendlichen hat die nationalsozialistische Indoktrination unübersehbare Folgen gezeitigt: „Ein Soldat unterhielt sich mit den HJ-Halbwüchsigen (und die BDM-Mädchen nickten überzeugt): ,Wir haben noch was; wir siegen. Der Führer verfolgt eine ganz bestimmte Taktik; erst lockt er alle rein, und dann kommen die Geheimwaffen.‘ ,Goebbels hat ja wörtlich gesagt‘, erwiderte der eine Junge, ,als ich die Wirkung der neuen Waffen sah, stand mir das Herz still. Und in drei Jahren ist alles wieder – schöner – aufgebaut. Die Pläne liegen alle fix und fertig beim Führer im Schreibtisch.‘ Und so weiter. Und ihre Augen leuchteten wie die Scheiben brennender Irrenhäuser.“

    Genau dieses Leuchten vemute ich in den Augen von Leuten, die immer noch ihren Kotau vor Hindenburg machen, eine Hinrich-Wilhelm Kopf-Straße dulden oder vor Wehrmachts-Devotionalien salutieren.

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  9. Klaus schreibt:

    Eine Armee ist eine Armee und sollte als solche bewertet werden. Im Einsatz kommt es auf militärische Bewährung und Leistung an. Das eine Armee, wie die Bundeswehr immer auch ein Spiegel der Gesellschaft ist, ist nur natürlich. Wenn Sie 100000 Soldaten nehmen, werden genau die Menschen sehen, die sie auch bei 100000 Zivilisten sehen. Das heißt sie werden genauso anständige Menschen treffen aber auch die unanständigen.
    Wenn Bezüge zur Wehrmacht gefunden werden, ist doch die entscheidende Frage, ob diese aus Nationalsozialistischer Intention dort zu finden sind oder aus der Tradition in Bezug auf die militärische Leistung der Wehrmacht. Diese wird nämlich weltweit anerkannt und werden heute noch in den militärischen Top Ausbildungsplätzen in Israel und den USA beispielhaft herangezogen. Ich glaube kaum, dass in der Bundeswehr der Wehrmacht gedacht wird, um ihre moralische Schuld und ihre Verstrickung in Verbrechen hoch zu halten oder diese zu relativieren.
    Ich zitiere den israelischen Militärschriftsteller Martin van Creveld:
    „Die Deutsche Wehrmacht war ein großartiger Kampfverband, der hinsichtlich Moral, Elan und innerem Zusammenhalt unter den Armeen des 20. Jahrhunderts nicht seinesgleichen fand.“
    und: „In Sachen Strategie, Organisation, Doktrin und dem Verhältnis zwischen den drei Waffengattungen ähnelte keine Armee des 20. Jahrhunderts mehr der Wehrmacht als die israelische.“
    Eine Armee ist eine Armee und wenn die Politik es will, wird die Bundeswehr wieder das Völkerrecht brechen, so wie sie es unter der SPD/Grünen Bundesregierung mit ihrem Einsatz in Jugoslawien getan hat.

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    • Felix Röpke schreibt:

      »Eine Armee ist eine Armee und wenn die Politik es will, wird die Bundeswehr wieder das Völkerrecht brechen, so wie sie es unter der SPD/Grünen Bundesregierung mit ihrem Einsatz in Jugoslawien getan hat.«

      Klaus, das schreiben gerade S I E ?

      Ja, die rot-grüne Bundesregierung hat sehr wahrscheinlich mit der Bereitstellung deutscher Truppen für die Nato-Intervention von 1999 nicht nur gegen die UN-Charta verstoßen, sondern ebenso gegen das Grundgesetz sowie gegen den 4+2-Vertrag zur Herbeiführung der deutschen Einheit. Aber, hätte Sie einem Genozid vor der eigenen Haustür tatenlos zusehen sollen? War die humanitäre Intervention zur Unterbindung schwerwiegender serbischer Menschenrechtsverletzungen gegen die Albaner im Kosovo nicht unvermeidbar?

      Ich erinnere Sie, Klaus, wie Sie, immer wieder für die Anwendung geltenden Rechts nach zweierlei Maß (und damit im Grunde auch für Rechtsbruch) plädieren, je nachdem, ob es sich bei einem Kriminellen um einen „Bio-Deutschen“ oder eine Person »mit Migarationshintergrund« handelt. Und bei dem 95jährigen wegen Beihilfe rechtskräftig zum Mord in 300.000 Fällen vom Landgericht Lüneburg verurteilten früheren SS-Mann Oskar Gröning, der wahrscheinlich demnächst ins Gefängnis muß, stellten Sie gleich das komplette System der Rechtspflege in unserem Rechtsstaat infrage. Viele Ihrer Einsprüche drehten sich um die Auslegung des geschriebenen Rechts. Gröning mußte den Befehlen gehorchen, so will es das Militärrecht eines im Krieg befindlichen Landes, so erzwangen es die Umstände, das Leben in einer Diktatur, etc. Nein, Klaus! Es gab auch in Nazi-Deutschland Gesetze, die ihm erlaubten, sich einem unrechten Befehl zu entziehen (angeblich hat er es mehrfach versucht), und außerdem brauchte er auch nicht nach dem Militärrecht verurteilt zu werden, denn die SS war ein freiwilliges Polizeikorps.

      Kann geltendes Recht auch flagrantes Unrecht decken? Man wird immer in diesem Zirkel bleiben, solange nicht der Beschluß gefaßt wird, daß die Menschheit sich angesichts außerordentlicher Ereignisse nicht erlauben kann, einfach geltendes Recht anzuwenden, sondern die Verantwortung auf sich nehmen muß, neue Gesetze zu schaffen.

      Vielleicht haben wir noch nicht alle Konsequenzen aus jenem epochalen Ereignis gezogen, das der Nürnberger Prozeß gewesen ist. Unter dem Gesichtspunkt der strikten Legalität oder der internationalen Gebräuche war er ein Akt der Willkür. Jahrhundertelang hatte man uns daran gewöhnt, daß Krieg ein geregeltes Spiel war, in dem der besiegte König am Ende seinen siegreichen Vetter umarmt, und was macht ihr da? Ihr nehmt die Besiegten und knüpft sie auf? Yes sir, antworten diejenigen, die den Nürnberger Prozeß beschlossen haben: Wir sind der Meinung, daß in diesem Krieg Dinge geschehen sind, die jenseits des Tolerierbaren liegen, und deshalb ändern wir die Regeln. Aber untolerierbar sind diese Dinge nur gemessen an euren Siegerwerten, wir hatten andere Werte, wollt ihr die nicht respektieren? Nein, denn wir haben gesiegt, und da zu euren Werten die Verherrlichung der Stärke gehörte, wenden wir unsere Stärke an und hängen euch auf. Aber was wird dann mit den künftigen Kriegen? Wer sie entfesselt, muß wissen, daß er, wenn er verliert, aufgehängt wird; überlege er sich’s vorher. Aber auch ihr habt gräßliche Dinge getan! Ja, aber das sagt ihr, die Verlierer; wir haben gewonnen, und darum sind wir es, die euch aufhängen. Dann nehmt die Verantwortung auf euch! Wir nehmen die Verantwortung auf uns.

      Ich bin gegen die Todesstrafe, und selbst einen Hitler hätte ich nur nach Alcatraz geschickt; deshalb werde ich »Aufhängen« von jetzt an nur noch symbolisch gebrauchen, im Sinne einer harten und demonstrativen Bestrafung. Aber abgesehen vom Aufhängen ist die Nürnberger Argumentation ohne Tadel. Angesichts untolerierbarer Verhaltensweisen muß man den Mut haben, die Regeln zu ändern, einschließlich der Gesetze. Darf ein Gericht in Holland über das Verhalten von jemand in Serbien oder in Bosnien richten? Nach den alten Regeln nicht, nach den neuen schon.

      Ende 1992 gab es in Paris einen Kongreß über das Thema der Intervention, an dem Juristen, Militärs, überzeugte Pazifisten, Philosophen und Politiker teilnahmen. Die Frage war, mit welchem Recht und nach welchen Kriterien der Besonnenheit man in die Angelegenheiten eines anderen Landes eingreifen darf, wenn man der Meinung ist, daß dort etwas für die internationale Gemeinschaft Untolerierbares geschieht. Außer dem klaren Fall, in dem eine noch herrschende legitime Regierung um Hilfe gegen eine Invasion bittet, boten sich alle anderen
      Fälle zu subtilen Differenzierungen an. Wer bittet uns zu intervenieren? Ein Teil der Bürger? Wie repräsentativ ist dieser Teil für das Land, verbirgt sich hinter einer Intervention mit edelsten Absichten nicht eine unzulässige Einmischung, ein imperialistischer Wille? Intervenieren wir, wenn das, was in dem betreffenden Land passiert, gegen unsere ethischen Grundsätze verstößt? Sind unsere Grundsätze auch die ihren? Intervenieren wir, weil in einem Land seit Jahrtausenden ein ritueller Kannibalismus praktiziert wird, der für uns ein Greuel, für sie aber eine religiöse Übung ist? War das nicht die Art, wie der weiße Mann seine tugendhafte Bürde auf sich nahm, um uralte Kulturvölker zu unterwerfen?

      Die einzige Antwort, die mir akzeptabel erschien, war: Mit Interventionen verhält es sich wie mit Revolutionen, es gibt kein vorgängiges Gesetz, dem wir entnehmen könnten, daß es gut sei, sie zu machen, im Gegenteil, man macht sie gegen die Gesetze und die Gewohnheiten. Der Unterschied liegt darin, daß die Entscheidung für eine internationale Intervention nicht von einer diamantharten »Speerspitze« oder einem unkontrollierbaren Volksaufstand getroffen wird, sondern durch eine Diskussion zwischen verschiedenen Regierungen und Völkern zustande kommt. Man kommt zu dem Schluß, daß etwas, sosehr man die Ansichten, Gebräuche, religiösen Praktiken und Glaubensvorstellungen anderer respektieren muß, untolerierbar ist. Hinnahme des Untolerierbaren stellt die eigene Identität in Frage. Man muß die Verantwortung auf sich nehmen, zu entscheiden, was untolerierbar ist, und dann handeln in der Bereitschaft, den Preis für einen Irrtum zu zahlen.

      Wenn etwas Untolerierbares auftritt, das es noch nie gegeben hat, ist die Grenze des Tolerierbaren, also die Schwelle des Untolerierbaren, nicht mehr die, die von den alten Gesetzen festgelegt wurde. Man muß neue Gesetze machen. Gewiß muß man dabei sicher sein, daß der Konsens über die neue Schwelle des Untolerierbaren so breit wie möglich ist, daß er die nationalen Grenzen überschreitet und in gewissem Maße von der »Weltgemeinschaft« getragen wird (ein schwer zu fassender Begriff, der jedoch sogar unserem Glauben an die Drehung der Erde zugrundeliegt). Aber dann muß man sich entscheiden.

      Was durch den Nazismus und den Holocaust geschehen ist, hat eine neue Schwelle des Untolerierbaren gesetzt. Völkermorde hat es in der Geschichte schon viele gegeben, und in gewisser Weise haben wir sie alle toleriert. Wir waren schwach, wir waren Barbaren, wir wußten nicht, was zehn Meilen außerhalb unseres Dorfes geschah. Aber dieser fabrikmäßige Massenmord ist in »wissenschaftlichen« Termini untermauert (und verwirklicht) worden, mit ausdrücklicher Forderung nach Konsens, auch philosophischem, und er ist als weltweites Vorbild propagiert worden. Er hat nicht nur unser moralisches Gewissen getroffen, er hat auch unsere Philosophie und unsere Wissenschaft, unsere Kultur, unsere Vorstellungen von Gut und Böse aufs Spiel gesetzt. Er hat versucht, sie zunichte zu machen. Ein solcher Versuch konnte nicht unbeantwortet bleiben. Und die einzige Antwort konnte nur sein, daß er nicht nur damals, sondern auch siebzig Jahre danach und in allen nachkommenden Jahrhunderten nicht tolerierbar sein wird.

      Es ist dieses Untolerierbare, vor dessen Hintergrund es wie eine Eiterbeule erscheint, wenn die Holocaust-Leugner ihre schändliche Buchführung aufmachen und berechnen, ob die Toten wirklich sechs Millionen waren – als ob man bei fünf, vier, drei, zwei, einer Million zu einer Verständigung gelangen könnte. Und wenn sie nicht vergast worden, sondern »nur« an zu geringer Versorgung gestorben wären? Wenn sie an Allergie gegen Tätowierung gestorben wären?

      Das Untolerierbare als untolerierbar anzuerkennen heißt jedoch, daß in Nürnberg alle zum Galgen verurteilt werden mußten, auch wenn es nur einen einzigen Toten gegeben hätte, und das durch unterlassene Hilfeleistung. Das neue Untolerierbare war nicht nur der Völkermord, sondern auch die theoretische Rechtfertigung seiner Umsetzung mit dem Organisationsgrad eines international operierenden Industriekonzerns. Und dies betrifft auch die Handlanger des
      Massakers und macht sie mitverantwortlich. Angesichts des Untolerierbaren werden die differenzierten Diskurse über die Intentionen, den guten Glauben und den Irrtum hinfällig: da gibt es nur noch die objektive Verantwortung. Aber – sagt der Handlanger – ich habe die Wertsachen der Leute doch nur eingesammelt und katalogisiert, weil das meine Aufgabe war, ich habe die Leute nur in die Gaskammer getrieben, weil man es mir befohlen hatte, in Wirklichkeit habe ich geglaubt, sie würden zur Desinfektion geschickt. Spielt keine Rolle, tut uns leid, wir stehen hier vor der Epiphanie des Untolerierbaren, da gelten die alten Gesetze mit ihren mildernden Umständen nicht mehr; wir werden auch dich verurteilen.

      Um diese Verhaltensregel anzunehmen (die auch für das in Gegenwart und Zukunft Untolerierbare gilt, das uns zwingt, Tag für Tag neu über die Grenze des Tolerierbaren zu entscheiden), muß eine Gesellschaft bereit sein, viele Entscheidungen zu treffen, auch harte, und jedesmal solidarisch die Verantwortung auf sich nehmen.

      Was Ihren israelischen Gewährsmann betrifft: Es gibt vielleicht Nationen, die mit größerem Recht die ethische Dimension ausblenden und als Experten nüchten auf die funktionellen Aspekte einer vielfach schuldig gewordenen Einrichtung schauen, als die deutsche. Andererseits gibt es auch Leute, die das fabelhafte Aussehen von Serienkillern wie Ted Bundy oder Reinhard Heydrich bewundern. Und dann gibt es natürlich Historiker, die aus der Distanz quasi gerichtsmedizinischer Sektionen auch die technischen und logistischen Finessen von Mordmaschinen analysieren und beschreiben. Doch uns beiden, Klaus, und auch jedem anderen Bürger (in oder ohne Uniform) ist im Hinblick auf unsere »Bundeswehr« wohl am besten mit dem Ratschlag von Hans-Herbert Jenckel gedient: Ihre »Tradition sollte nicht vor 1955 beginnen, sie sollte schon gar nicht die Wehrmacht als Vorbild nehmen. Es gibt genug, worauf die Bundeswehr stolz sein kann bei uns: Katastropheneinsätze bei Hochwasser an der Elbe, beim Bruch des Elbe-Seitenkanals, bei Waldbränden in der Heide, auf Auslandseinsätze von Somalia bis Mali.« Und – ja – auf die Verhinderung eines Völkermords im Kosovo!

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  10. Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

    Lieber Herr Jenckel, der preußische Geist der Bundeswehr war auch bei dem Appell auf dem Lüneburger Marktplatz präsent: Marschmusik; marzialisch gebrüllte Befehle; ein Offizier, der grüßend in dem offenen Panzerfahrzeug stehend, an der strammstehenden Truppe entlangfuhr und am Ende ein Soldat, den die Kräfte verließen und der stürzte. Ich hoffe, dass es ihm wieder gut geht. Also nichts mit „Wehrhaftigkeit und Disziplin, wenn man denn nicht preußische Maßstäbe anlegt, offenbaren sich heute nicht unbedingt mehr in Marschmusik und strammer Haltung…“! Die Bundeswehr hat ein allgemeines Strukturproblem seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde. Die immer wieder durchsickernden Schikanen belegen es, denn die Dunkelziffer ist hoch.

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    • Frank Huber schreibt:

      „Die Bundeswehr hat ein allgemeines Strukturproblem seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde.“

      Erst seitdem?

      Ich habe Ende der 70er vier Jahre gedient (StUffz). Waren Sie jemals „Rotarsch“, Herr Fahrenwaldt?

      Zu der Zeit gab es schon „allgemeine Strukturprobleme“ zuhauf. Allerdings wurden damals bei Initiationsveranstaltungen noch keine „Soldatinnen im Afterbereich tamponiert“. Aber vermutlich nur deshalb nicht, weil es noch keine „Bürgerinnen in Uniform“ dazugehörten.
      Siehe u. v. a.: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-skandal-in-pfullendorf-sadistische-praktiken-in-der-ausbildung-a-1134529.html

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      • Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

        Lieber Frank Huber.
        Ich war kein „Rotarsch“. Die Aussagen meiner damaligen Freunde die gedient haben hat bei mir die Ablehnung der Bundeswehr hervorgerufen: Einer mußte sich bei einem Marsch durch den Wald auf den Boden werfen und mit Schwimmbewegungen den Waldweg überqueren, weil sein Führungsoffizier diesen Weg zum Fluß erklärte. Für die meisten eher eine Lapalie, für mich war das prägend. Nun gehöre ich zu einem geburtenstarken Jahrgang, der bei der Einberufungsuntersuchung schon aufgrund von Spreitzsenkfüßen in Ersatzreserve 2 eingestuft wurde. Meinen Wehrpass habe ich noch!
        Aber selbst wenn die Ärzte anders entschieden hätten: Meine Fahnenflucht nach Finnland war schon fertig geplant, hat sich dann ja aber auch erledigt.

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Die Bundeswehr hat ein allgemeines Strukturproblem seit die Wehrpflicht abgeschafft wurde.
      du irrst dich mein lieber karlheinz, diese probleme waren bei der bundeswehr schon immer da. schikanen waren aus langeweile an der tagesordnung. unser lieblingsspruch war : maria hilf. damit war ein weinbrand gemeint. danach kam der nächste spruch: beim ernstfall schicken wir erst die bundeswehr an die grenze, bis militär kommt.

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  11. „Wie der Herr, so’s G’scherr.“ Volksweisheit schreibt:

    Rechtsextreme in der Bundeswehr, wie unbrisant ist das denn? Daß die Wehrmacht keine Traditionsstifterin für die Bundeswehr sein dürfe, ist schon mal ein großartiger Quatschsatz, denn natürlich haben, wer auch sonst, Wehrmachtsgeneräle die Bundeswehr aufgebaut, den Abwehrkampf wider den Bolschewismus fortzusetzen; und als Verteidigungsminister Blank am 12. November 1955 den ersten Offizieren der Bundeswehr ihre Ernennungsurkunden überreichte, tat er es mit den Worten, daß eine „neue Wehrmacht“ ein „gleichberechtigtes Glied der staatlichen Ordnung Deutschlands“ sein solle. An der Frontseite der Halle, in der die Zeremonie stattfand, „prangte ein fast fünf Meter großes Eisernes Kreuz – Preußens Eisernes Kreuz, zuletzt das Ehrenzeichen der Wehrmacht. Fast alle Anwesenden hatten diesen Orden im Kriegseinsatz erhalten“ („Zeit“ online), der ja bekanntlich darin bestanden hatte, 20 Millionen Sowjets zu massakrieren und auch das restliche Europa von allerlei Untermenschen zu säubern.

    Noch 2014 konnte „Spiegel online“ melden, Historiker hätten von derselben Verteidigungsministerin, die sich heute eine wehrmachtsfreie Bundeswehr wünscht, die Umbenennung von „zahlreichen Kasernen der Bundeswehr“ gefordert, die die „Namen umstrittener Weltkriegsgeneräle“ tragen, zum Beispiel den des als „Wüstenfuchs“ verklärten Rommel: „Der Name des berühmten Nazi-Generals hängt bis heute an der Rommel-Kaserne in Augustdorf und an der Rommel-Kaserne in Dornstadt. Der Fall Rommel zeigt, wie schwer sich die Bundeswehr bis heute mit dem Spagat aus der Pflege der Tradition der deutschen Streitkräfte und der politischen Sensibilität im Fall von berühmten Nazi-Militärs tut.“ http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kasernen-umbenennung-historiker-richten-appell-an-von-der-leyen-a-974540.html Denn die Tradition der deutschen Streitkräfte ist halt bloß eine bedingt republikanische, wie 2009 dem ARD-Magazin „Kontraste“ interne Ausbildungshandbücher zugespielt wurden, in denen die Wehrmacht noch immer Vorbild war: „Hunderte Wehrmachts-Kriegsgeschichten werden hier dem Bundeswehrsoldaten vorgesetzt – die ihn bei der Ausbildung in ,Kampfstimmung’ bringen sollen. So findet sich darin zum Beispiel der Erlebnisbericht von einem Panzervernichtungstrupp 1944, Zitat: ,Die Panzerfaust schußbereit, lauern wir und verfolgen die Stahlkolosse … Gespannt sehen wir, wie ein Kamerad, die Panzerfaust in der Hand und von Deckung zu Deckung springend, den Panzer ‚angeht’ wie ein Jäger das Wild …Eine riesige Stichflamme und der Koloß brennt lichterloh.’“

    Erst 2005 beschloß die damalige Bundesregierung, die Mölders-Kaserne in der Lüneburger Heide umzutaufen, die nach einem Freiwilligen der Legion Condor und nationalsozialistischen Kriegshelden benannt war, woraufhin es zu Unmutsbekundungen in der Truppe kam und pensionierte Offiziere und Generäle der Bundeswehr eine „Ehrenanzeige“ in der FAZ schalteten: „Er bewies Charakter und Anstand in schwerer Zeit“, und wiederum die Online-„Zeit“ gab einen Hinweis auf diesen Charakter, indem sie den alten Namenspatron über den Vernichtungsfeldzug gegen die UdSSR jubeln ließ: „Ein gewaltiger Krieg ist im Gange, und ich bin stolz darauf, mit meinem Geschwader im Schwerpunkt der Kampfhandlungen eingesetzt zu sein.“ 1995 hatte die Eduard-Dietl-Kaserne in Füssen ihren Namen verloren, denn auch der Hitler-Spezi Dietl war ein Mann von Charakter und Anstand: „Der Frontsoldat weiß, daß es sich um den Schicksalskampf des deutschen Volkes handelt, daß sich die Juden der ganzen Welt zusammengeschlossen haben zur Vernichtung Deutschlands und Europas. (…) Der Krieg ist der unerbittliche Läuterer der Vorsehung. Ich erkläre feierlich: Ich glaube an den Führer!“ Der Beispiele sind viele: http://www.zeit.de/2005/46/A-Bundeswehr/komplettansicht

    Strukturell „rechts“ sind Armeen, die ja auf dem Prinzip von Befehl und Gehorsam beruhen, freilich sowieso, nur daß in der amerikanischen oder französischen das Hakenkreuz nicht als Traditionssymbol verstanden wird. Daß die große Zeit in der Bundeswehr dann noch nicht vorbei ist, kann nur die überraschen, die die Zivilität der Bundesrepublik überschätzen, denn die „zivile“, demokratische Bundeswehr ist nur so zivil und demokratisch wie das Land, dem sie dient; und da hat sich Sarrazins Blaupause für die rassistische Masterarbeit des Franco A. nun einmal millionenfach verkauft.

    MfG, Stefan Gärtner

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  12. Renate Schwabe schreibt:

    Heute morgen hat ein ehemaliger Offizier – jetzt freier Journalist – im NDR offen Stellung bezogen: Wie es bei der Bundeswehr in seiner Dienstzeit „abgelaufen“ ist: Das, was er berichtet, ist hochinteressant (mutig überhaupt): ALLE ACHTUNG!, dass er sich im Rundfunk – öffentlich äußert – !! Nicht alles, was von den Soldaten berichtet wird, ist zu verurteilen!! (man weiß schließlich: (kann sich vorstellen, was sie in Ausübung ihres Berufes – erwarten kann!! Sie setzen ihr Leben aufs Spiel mit dann möglichen, schrecklichen Folgen für sich und nahestehenden Menschen……ES SIND SCHLIESSLICH KEINE! MITBÜRGER-INNEN „WIE DU UND ICH“! SIE ERFÜLLEN EINE ANDERE MISSION.(jetzt beziehe ich mich auf die Soldaten, die NICHT das Abenteuer suchen: DIESE SIND – MIT SICHERHEIT IN DER MINDERHEIT!.Besonders aufmerksam hab ich hingehört, als der ehemalige Offizier das Gruppenverhalten beschrieben hat (die Dynamik…..oder aber NUR; sich NICHT dagegen zu wehren (Kräftemäßig!), OBWOHL sie nicht einverstanden sind mit dem, was in ihrem Umfeld abläuft

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Renate Schwabe , sie haben nie gedient, stimmts? jede frau sollte einen großen bogen um das militär machen. von der leyen hat es nicht begriffen. das militär fällt auch schnell mal über das eigene volk her.man muss es nur, wie es schäuble will, die bundeswehr im inneren zulassen. es zählt nur befehl und gehorsam. söldner tun das, was man ihnen sagt. der blutrausch hört beim gruppenverhalten nicht auf, sondern er beginnt dort. wer ein befehl verweigert und nicht belegen kann, dass er gegen vorhandene gesetze verstößt, landet im gefängnis und ist auch im privatleben vorbestraft. da werden seltsamer weise keine unterschiede zu kriminellen gemacht.

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      • Dorothea Krause schreibt:

        Hallo Herr Bruns. Den ersten Satz von Ihen halte ich für überflüssig. Zum zweiten Satz denke ich dass das jede Frau für sich entscheiden muss und soll. Wir haben schließlich auch immer mehr Frauen in der Polizei, bei der Feuerwehr, dem technischen Hilfswerk und so weiter. Dafür wurde lange genug um Gleichberechtigung auf allen Ebenen gekämpft. Die Türen stehen jetzt offen und wer dort durch gehen will soll es tun.
        Was Sie aber nach den zwei Eigangssätzen schreiben läßt keine Kritik zu. Sie beschreiben das sehr überzeugend. Muß Frau schließlich auch mal schreiben dürfen.

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      • Hans-Georg Hartpeng, Oberstlt. a.D. schreibt:

        Nana, immer langsam mit die junge Pferdelens, Klaus Bruns. Von Gehorsamspflicht zu „Blutrausch“ gibt es keine Brücke. Eine Streitkraft, in der nicht die strikte Befehlskette oberstes Führungsinstrument ist, werden sie dagegen nirgendwo auf der Welt finden.

        H.-H. Jenckel konstatiert mit Recht: Wehrhaftigkeit und Disziplin, wenn man denn nicht preußische Maßstäbe anlegt, offenbaren sich heute nicht unbedingt mehr in Marschmusik und strammer Haltung, sondern in Ausdauer, Flexibilität, Kreativität und Loyalität gegenüber der Demokratie.

        Dennoch, wenn ein militärischer Vorgesetzter nach Beurteilung der Lage z.B. einen Entschluss für das weitere Handeln seiner Soldaten gefällt hat, muss und wird er diese Absicht in einem Befehl formulieren und dessen Befolgung durchsetzen. Ein verantwortungsbewusster Vorgesetzter wird dies aber auch immer gegenüber seinen Soldaten nachvollziehbar begründen können. Auf der anderen Seite werden auch die Soldaten mit dem gegebenen Befehl keine Probleme haben, wenn sie ihren Vorgesetzten kennen und er durch sein bisheriges vorbildliches Führungsverhalten ihr Vertrauen gewonnen hat.

        Da beim Einsatz von Streitkräften der Zeitfaktor eine besondere Bedeutung hat, kann nicht jede Anweisung an einen Soldaten mit einer umfassenden Begründung des Sinns und Zwecks verbunden sein. Es ist gerade das unbedingte Prinzip von Befehl und Gehorsam, das Streitkräfte zur schnellen Reaktion befähigt und dessen Befolgung Menschenleben retten kann.

        Die Verweigerung des Gehorsams gegenüber einem legalen Befehl ist deshalb in allen Armeen der Welt ein strafbares Vergehen oder sogar ein Verbrechen, das mit schweren Strafen geahndet wurde und wird (früher nicht selten mit Erschießung).

        Im deutschen Recht ist Gehorsamsverweigerung nach § 20 Wehrstrafgesetz (WStG) strafbar. Gehorsamsverweigerung beinhaltet dabei nicht das einfache Nichtbefolgen eines erhaltenen Befehls, sondern

        – sich mit Wort oder Tat gegen diesen Befehl aufzulehnen oder
        – ihn auch nach Wiederholung dieses Befehls nicht auszuführen.

        Demgegenüber ist das einfache Nichtbefolgen eines Befehls nur bei Eintritt einer schwerwiegenden Folge, wie etwa Gefahr für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland, die Schlagkraft der Truppe, Leib oder Leben eines Menschen oder Sachen von bedeutendem Wert, die dem Täter nicht gehören, eine Straftat, nämlich „Ungehorsam“ nach §19 Wehrstrafgesetz (WStG). Ansonsten kann es nur nach der Wehrdisziplinarordnung geahndet werden.

        Im deutschen Wehrrecht gibt es heutzutage die Möglichkeit, straffrei den Gehorsam zu verweigern,

        a) wenn ein Befehl unverbindlich ist, insbesondere wenn er nicht zu dienstlichen Zwecken erteilt ist oder
        b) wenn er die Menschenwürde verletzt oder
        c) wenn durch das Befolgen eine Straftat begangen würde (§ 11 SG, § 22 WStG).

        Nicht ausgeführt werden darf (§ 11 Abs. 2 SG) ein Befehl, dessen Befolgen selbst eine Straftat oder einen schweren Verstoß gegen den Kerngehalt des Völkerrechts zur Folge hätte, wie beispielsweise die standrechtliche Erschießung von Gefangenen oder das grundlose Töten von Zivilisten.

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