Achtung, Lüneburg, Rufmord!

Ob auf den Stint-Terrassen, am Sand oder in den Fußgängerzonen, Lüneburg hat Charme, der Publikum anzieht. (Fotos: jj)

Lüneburg, 11. Mai 2023

Ist der Ruf erst ruiniert, mäkelt sich’s ganz ungeniert. Ach, Sie wissen nicht, wie man seinen Untergang herbeiredet, sie suchen da Nachhilfe? Dann besuchen Sie am besten einmal den Lüneburger Rat. Dort sitzen Profis.

Keine Stadt im weiten Umkreis hat so viel Charme wie die Hansestadt, die tausendjährige Salzstadt, die Stadt der Giebel, die bei Touristen top steht. Aber von Ratspolitikern wird dieser Ruf öffentlich, im Netz, in der Zeitung und natürlich mit Anträgen, Anfragen und Mutmaßungen namentlich zum Verkehr beschädigt. Und das in bester Absicht. Denn alle wollen ja der Stadt Bestes oder zumindest der Partei Bestes. 

Wer außerhalb von Lüneburg wohnt und die Debatte verfolgt, der ist langsam der festen Überzeugung: In Lüneburg sucht man vergebens Behindertenparkplätze, malade Menschen müssen Wanderschuhe anziehen, um von den Parkplätzen an der Peripherie in die Innenstadt zu pilgern. Und überhaupt scheint die Stadt eine Festung der Radfahrer, die Autofahrer und Fußgänger kujonieren.  

Dieses Schlechtreden ist Lüneburg nicht fremd. Schon im Zuge des sogenannten Verkehrsentwicklungsplans Anfang der 90er-Jahre prophezeiten Gegner „In Lüneburg gehen die Lichter aus“ und abends würden die Bürgersteige hochgekappt. Dass diese Schmäh-Debatte der Stadt in der Außendarstellung geschadet hat, wurde spät bemerkt und teuer korrigiert. 

Auf diesem sinistren Pfad wandeln manche Lokalpolitiker gerade wieder. Ich schlage für diese kurzsichtigen Debattenhengste eine Exkursion vor in andere Städte ähnlicher Größe: Goslar fällt mir ein oder etwas kleiner Uelzen oder Winsen. Dann können sie den grausamen Strukturwandel, den sie glauben mit ihren Kassandrarufen ausbremsen zu können, mal richtig in Augenschein nehmen und an Liedermacher Hannes Wader denken: 

Denn was neu ist, wird alt, und was gestern noch galt,
stimmt schon heut oder morgen nicht mehr

Es lohnt auch ein kurzer Blick über den Tellerrand nach Gellersen, um zu sehen, wie Ratspolitik auch dank des Samtgemeindebürgermeisters das Image poliert. Auch Bleckede lohnt da für einen Ausflug.

Ja, auch Lüneburg leidet unter dem Strukturwandel, Lüneburg erlebt gerade ganze Ladenzeilen Leerstand. Nur, das lässt sich mit noch so vielen Parkplätzen nicht aufhalten. Der Strukturwandel ist hartnäckiger. Er wurde an der Ilmenau spät erkannt. Digital waren die meisten Lüneburg Händler bis vor kurzem noch Notstandsgebiet. Sie holen auf, sie müssen schnell aufholen.

Und ja, im Rathaus ist bei den flankierenden Maßnahmen noch reichlich Luft nach oben, da scheint mir die LG-DNA auf manchen Positionen zu fehlen. Die Stadtentwickler müssen schon wissen, mit wem sie es zu tun haben, wie sie Vermieter massieren, damit die doch erkennen, dass Eigentum verpflichtet, nur nicht zum Leerstand, und Traummieten gestern galten. Da sind die fetten Jahre vorbei. Aber die nächsten Jahre bergen auch die Chance, Lüneburgs Innenstadt-Mix als individuelle Marke zu beleben. Und einsichtige Vermieter können sagen: Ich war dabei.

Wer beim Erlebnissonntag der Straßenmusik in Lüneburg war, fragt sich, wie das Gejammer und Geunke mit überfüllten Fußgängerzonen und guter Laune pur zusammenpasst? Ich bin mal über ein paar Parkplätze geradelt: Ganz viel WL und UE, HH, SE, CE hatten da Lüneburg als ihren Sehnsuchtsort auf dem Schirm. Was wollen die alle hier, wenn es so mies ist? Genau, daheim ist schlimmer.  

Aber im Rat gefährden manche Wadenbeißer in der Außenwahrnehmung den guten Ruf der Hansestadt. Ich kann verstehen, wenn dem ein oder anderen, der sich in den Rat verirrt hat, die große Bühne eines Landtages oder Bundestages fehlt, aber deswegen müssen die sich doch nicht auf Kosten dieser Stadt, deren Bestes sie doch wollen sollen, profilieren.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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19 Antworten zu Achtung, Lüneburg, Rufmord!

  1. Ulf Reinhardt schreibt:

    Auch der in der letzten Woche leider erfolgreiche Antrag der SPD im zuständigen Ausschuss zeugt von zunehmender Ignoranz und rücksichtsloser frustrationsgetriebener Motivation:
    Trotz aller Appelle der Oberbürgermeisterin und der Stadtbaurätin wurde die Verwaltung wieder mit einem völlig sinnlosen Auftrag beschäftigt: Ein Leerstandsregister für Wohnungen soll erstellt werden. In der Wohnungswirtschaft liegen die tatsächlichen Leerstände fast bei Null, nur Wohnungen, welche saniert werden, stehen tatsächlich leer. Auch wenn es im Bereich der privaten Vermietung natürlich ein paar bedauernswerte Beispiele sinnloser Leerstände gibt, sind diese nicht wirklich erheblich. Und selbst das Pestel-Institut stellt immer wieder fest: Ein Leerstand von 3 % ist sogar erforderlich, damit Menschen überhaupt eine neue Wohnung finden können. Wie so ein Leerstandsregister tatsächlich erhoben und gepflegt werden soll, ist völlig unklar und aus meiner Sicht unmöglich, da es bei Fertigstellung schon wieder nicht mehr das Papier wert ist. Also handelt es sich hier um einen politischen Show-Antrag mit erheblichen Folgekostenvertrag für den Steuerzahler, ohne jeden Sinn und Verstand.

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    • Andreas Janowitz schreibt:

      “ …ohne jeden Sinn und Verstand.“ Oha! Na dann bleiben wir uns ja treu, oder hat sich in dieser Posse wesentliches geändert?

      https://ratsinfo.stadt.lueneburg.de/bi/vo020.asp?VOLFDNR=5526

      Es gibt noch immer gezerre um die verrottenden Wehre und der Mühlstein, den wir bei unserem LKH Marathon obendrauf mitschleifen dürfen, soweit ich das überschauen kann, denn die Brücke nach Adendorf rüber würde ja eine Bundeswasserstr. queren, welche- oh wunder- höhere Anforderungen stellt, als defacto nötig wären.
      Wie immer aus der Not eine Tugend machen und einen Schildbürgerführer herrausbringen, das wäre wenigstens erheiternd.

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  2. Jochen Cordes schreibt:

    Zwei Leserzuschriften aus der LZ von heute, Freitag, 19. Mai 2023 · Nr. 115 · S. 12:
    ↓ ↓

    FRUSTFOULS IN DER POLITIK

    Betr.: „Streit trotz Schlusspunkt der richter“, LZ vom 9. Mai 2023

    Die Angriffe seitens Frau Schröder-Ehlers (SPD) und Eckard Pols (CDU) in Sachen Neubaugebiet Wienebütteler Weg auf unsere Oberbürgermeisterin Frau Claudia Kalisch sind mit nichts zu rechtfertigen. Aus sportlicher Sicht habe ich eher den Eindruck, dass hier ein ehemaliger „Bundesligist“ und eine ehemalige „Landesligistin“ Frustfouls begehen.

    Politische Ratschläge sind immer schnell herausposaunt, wenn man für deren Ausgang selbst nicht zur Verantwortung gezogen werden kann.

    Die Aussage von Frau Schröder-Ehlers „Die Entscheidung des OVG bestätigt, dass schon vor Monaten mit der Erschließung hätte begonnen werden können und müssen“, ist falsch. Die Entscheidung des Oberverwaltungerichts hat zur Folge, dass jetzt mit der Erschließung begonnen werden kann.

    Herr Pols als ehemaliges Mitglied des „Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur“ im Bundestag sollte sich eigentlich gut an die voreilige Unterschrift seines damaligen Vorgesetzten Herrn Andreas Scheuer in Sachen „Mautvertrag“ erinnern. Noch heute haben die damaligen Vertragspartner gute Chancen, 560 Millionen Euro Vertragsstrafe zu erstreiten. Das sollte doch eigentlich Warnung genug sein.

    Knut Rößner, Lbg

    ~~~~~~~~

    STADT BRAUCHT KLIMASCHONENDEN UMBAU

    Betr.: „Innenstadt muss sich wandeln“, LZ vom 11. Mai

    Herr Krack spricht in seinem Vortrag zum Thema Innenstadt zu Recht auch die zunehmende Erhitzung durch Klimawandel an. Und das ist auch gut so, denn von SPD, CDU und FDP kommen ja leider keine Signale in diese Richtung, im Gegenteil werden – Stichwort Marienplatz – zarteste Versuche, die von Herrn Krack angemahnten Schatten- und Erholungsplätze zu schaffen, torpediert.

    Etwas befremdlich wirkt auf mich allerdings sein Appell, die „Erreichbarkeit der Innenstadt“ weiterhin zu gewährleisten – gibt es von irgendwoher Bestrebungen, sie abzuriegeln?

    Von SPD und CDU ist ja bekannt, dass sie diese Formulierung gern benutzen, um sich gegen die Reduzierung von einigen wenigen Parkplätzen zu stellen.

    Die LCM und Frau Kalisch scheinen da weitsichtiger zu sein, wenn sie auf gleichzeitig leerstehende Parkhäuser hinweisen und hieraus Ideen für zukunftsfähige, konstruktive Lösungen entwickeln, die die genannten Parteien leider vermissen lassen. Vor allem die SPD scheint sich stattdessen lieber auf ihr permanentes Bestreben zu fokussieren, die Oberbürgermeisterin wo es nur geht zu beschädigen. Durch diese destruktive Blockadehaltung werden die von Frau Kalisch vermissten breiten Ratsmehrheiten verhindert, die als Voraussetzung für den klimaschonenden Umbau der Stadt so dringend erforderlich wären. Dem Ansehen der Stadt und ihrer weiteren Entwicklung wird so großer Schaden zugefügt.

    Ronald Orth, Lüneburg

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  3. Otto Berg schreibt:

    „RUFMORD“ (siehe JJs Überschrift) ist ein Straftatbestand. Das Strafgesetzbuch (StGB § 186) kennt diesen als „Üble Nachrede“ und bestimmt:

    „Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Tat öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten eines Inhalts (§ 11 Absatz 3 *) begangen ist, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
    _____________

    * „Inhalte im Sinne der Vorschriften, die auf diesen Absatz verweisen, sind solche, die in Schriften, auf Ton- oder Bildträgern, in Datenspeichern, Abbildungen oder anderen Verkörperungen enthalten sind oder auch unabhängig von einer Speicherung mittels Informations- oder Kommunikationstechnik übertragen werden.“
    _____________

    Ob, wer als „unausgelastet*e*r Debattenhengst*in“ oder als „Wadenbeißer*in“ mit „ruiniertem Ruf“ ausdauernd „ungeniert mäkelt“ und dadurch „den Charme Lüneburgs“ herabsetzt, welcher „auf den Stint-Terrassen, am Sand oder in den Fußgängerzonen“ – noch – „Publikum anzieht“, bzw. wer als „Ratspolitiker*in“ diesen „guten Ruf der Hansestadt“ womöglich „öffentlich, im Netz, in der Zeitung und natürlich mit Anträgen, Anfragen und Mutmaßungen“ lange nachhallend „in der Außenwahrnehmung beschädigt“, weil sie oder er „die große Bühne eines Landtages [am 9. Oktober 2022] oder des Bundestages [am 26. September 2021]“ verfehlt hat, also quasi „vom Wähler in die Arbeitslosigkeit entlassen worden ist“ und sich nun „auf Kosten dieser Stadt“ zu „profilieren“ sucht, — ob so jemand tatsächlich als „Rufmörder*in“ im Sinne (nicht im Wortlaut) des § 186 StGB charakterisiert werden kann? Ich habe da meine Zweifel. Auf diesen Titel gibt es m. E. viel aussichtsreichere Anwartschaften im Zentrum unseres – vermeintlich urbanen – „Kommunizierens“.

    Ja, schlimm ist das maulende Dauergenöle, dem seine obstruktiven Energien aus jeder Pore dampfen!

    Nur, frage ich mich, warum bloß macht unsere ZEITUNG diese Spielchen mit?

    Und sagt „man“ sich bei überwiegenden Teilen der SPD, bei großen Teilen der CDU und bei einigen Teilen der FDP unter den Ratsdamen und -herren der Hansestadt (in Anlehnung an die DSF-Losung von 1951) ganz einfach: „Von der AfD lernen, heißt siegen lernen“? – „Also fluten wir die Verwaltung, anstatt das gutwillig orientierende, das u. U. vorab ausgleichende Gespräch zu suchen, mit lähmendem Unfug (und nennen’s dann den „Gebrauch demokratischer Rechte“)? Wenn’s mit dem Handeln nicht vorangeht, können wir ja jederzeit der Oberbürgermeisterin die Verantwortung in die Schuhe schieben!“ Das „Beste der Stadt“ ist gar nicht so wichtig? „Mein und meiner Partei Bestes“ ist um Längen wichtiger?

    Übrigens nannte Werner Kolbe bei LZplus gerade ein weiteres deutliches Anzeichen der Wertschätzung, welcher sich Lüneburg „bei den Menschen“ AUSSERHALB des Kreises der Miesepeter im Rat (und unter deren Medientrompeten) erfreut. Kolbe resümiert die für Lüneburg wesentlichen Ergebnisse „der 3. regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung“ des Landesamtes für Statistik, wie sie eben „im neuen Monatsheft“ veröffentlicht worden sind: (Seiten 178 bis 185 hier: https://www.statistik.niedersachsen.de/download/194884)

    Die Zahl der Einwohner Niedersachsens werde bis zum Jahr 2040 sinken. Vom Schrumpfungsprozess seien sehr viele Kommunen betroffen – aber nicht Lüneburg. „Die Stadt ist quasi das Rom Niedersachsens – die ewig wachsende Stadt.“

    Auch die Region Lüneburg werde verlieren – und zwar 2,1 Prozent. Die Stadt Lüneburg hingegen gewinne dazu: „Ein Plus von 5,5 Prozent prognostizieren die Experten.

    „In Lüneburg“, so Kolbe „leben heute fast 79.000 Menschen – am Stichtag, den 31. Dezember 2022 zählte die Stadt genau 78.989. Bei einem Anstieg von 5,5 Prozent wäre man 2040 [mit einem Zuwachs von 4.344 Köpfen] bei einer Bevölkerungszahl von mehr als 83.000.

    „Es sind erstmal gute Nachrichten, dass Lüneburg anders als viele andere Regionen weiter wächst, denn das zeigt auch, wie attraktiv unsere Stadt ist“, sagt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch dazu und fügt an (wohl auch mit Blick auf ihren Vorgänger Ulrich Mädge, der „ein natürliches Limit“ bei 80.000 Einwohnern gesehen haben soll): Sie halte es weder für realistisch noch für zielführend, „wenn ich oder jemand anderes eine Obergrenze benennt und damit festlegt, wer ein Recht hat, in dieser Stadt zu leben und wer nicht“.

    Quelle: Landeszeitung, 16. Mai 2023, 19:05 Uhr: https://www.landeszeitung.de/lokales/lueneburg-lk/bevoelkerungsentwicklung-lueneburg-waechst-niedersachsen-schrumpft-DN3N32NF55CBDHIBBO3YVXOWJ4.html

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  4. Johann S. Kirsche schreibt:

    Ein Facebook-Post von Claudia Kalisch vom 16. Juni 2021, drei Monate vor ihrer Wahl zur Oberbürgermeisterin:

    Lüneburgs Innenstadt ist kein Einkaufszentrum und kein Food Court, sondern im Grunde das erweiterte Wohnzimmer für die Menschen, die hier leben. Ich bin dankbar, dass meine Grünen das in einer aktuellen Erklärung zur Lage am Stint (s.u.) deutlich machen.

    Die pauschalen Verbote, mit denen die Verwaltung jetzt auf das Fehlverhalten weniger reagiert hat, halte ich für überzogen. Der Stint darf nicht nur für zahlende Gäste offen sein. Wer sich dort treffen möchte und Mitgebrachtes trinken, hat dazu jedes Recht. Wer’s dabei übertreibt, muss halt auch mit dem Eingreifen der Ordnungsbehörden rechnen. Doch das sollte stets nur anlassbezogen geschehen.
    Ich erinnere an eine Idee, die zuletzt der Lüneburg-Blogger Hans-Herbert Jenckel im vergangenen Juli in die Diskussion geworfen hatte: Einen Nachtbürgermeister oder -bürgermeisterin für Lüneburg. Dabei geht es um eine Person, die die Kneipen- und Partyszene gut kennt und vermitteln kann zwischen diesen beiden und den Anwohner*innen.

    Ich finde diese Idee sehr bedenkenswert und viel klüger als eine Breitseite von Maßnahmen in die Menge zu feuern und damit ganz viele zu treffen, die alles Recht haben, sich im Herzen der schönsten Stadt der Welt auf ein mitgebrachtes Bier zu treffen.

    Dazu Andrea Kabasci, Sprecherin des Grünen Ortsverbandes:

    Für uns GRÜNE ist die Innenstadt von Lüneburg ein Wohnzimmer für alle und nicht nur ein Konsumraum. Sie ist ein Ort für Begegnungen, Austausch und Miteinander. Dafür müssen wir aber Räume schaffen und erhalten. Einer der wichtigsten Begegnungsräume für viele Menschen ist das Wasserviertel mit der Stintbrücke. Viele kommen hier für ein nettes Gespräch und ein Bier zusammen. Wir kritisieren daher die derzeitige undifferenzierte Vorgehensweise der Verwaltung im Wasserviertel. Verdrängung löst keine Probleme!

    Gerade in Zeiten der Pandemie ist es wichtig, Räume im Freien zu erhalten, an denen Menschen in kleinen Gruppen unter Beachtung der Corona-Verordnung Zeit verbringen können.

    Es steht außer Frage, dass Randale und Vandalismus verhindert werden müssen, um unser Wohnzimmer für alle zu erhalten. Dafür dürfen und können aber nicht per Verordnung Kollektivstrafen für alle Menschen ausgesprochen werden. Ordnungsamt und Polizei müssen reagieren – wenn es hierzu einen konkreten Anlass gibt und es zu Straftaten kommt.

    Zu unserem städtischen Miteinander gehören Spätis und Bridgen genauso wie die Gastronomie am Stint. Es ist nicht nachvollziehbar für uns, wieso in der Gastronomie, diejenigen die es sich leisten können, weiterhin bis in die späten Abendstunden unbegrenzt viel Alkohol konsumieren dürfen, während das Bridgen am Stint kriminalisiert wird. Das ist sozial nicht gerecht!

    Wir fordern daher:

    • Eine Aufhebung der Allgemeinverfügung vom 10. Juni 2021
    • Eine Aufstockung der Müllentsorgungs- und Hygieneanlagen am Stint
    • Eingreifen der Polizei und des Ordnungsamtes nur bei konkretem Anlass
    • Überprüfung der Möglichkeit zur Einführung eines*r Nachtbürgermeister*in

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    • Trude Ohnesorg schreibt:

      Bravo, bei Ihnen kann man sehen, dass die alte-Leute-Parteien SPD und CDU zwischen 1990 und heute jeweils nahezu eine halbe Million Mitglieder verloren haben, mehr als 50 Prozent und seit 2013 die meisten davon an die uralte-Leute-Partei AfD. Dagegen haben die juvenilen Grünen im selben Zeitraum ihre Zahlen von 25.000 auf 125.000 verfünffacht. Ebenfalls mit einer Verfünffachung der Mitgliederzahlen, aber zwischen 2014 und 2020 von knapp 10.000 auf 45.000 und heute gar über 51.000 ist der größte Gewinner gerade unter den jungen Leuten mit Dynamik, Humor und Durchblick DIE PARTEI https://www.die-partei.de/

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  5. Gabi schreibt:

    Die deutschen Innenstädte, sie sterben vor sich hin, man hört und sieht es seit fünfzehn, seit beinahe zwanzig Jahren landauf, landab, gemeint ist vor allem die klassische Einkaufsstraße. Trotzdem, wer hätte das auch ahnen können? Ulrich Mädge vielleicht? Andrea Schröder-Ehlers oder Friedrich von Mansberg womöglich? Die waren zu sehr mit den Leuchttürmen beschäftigt. Die Gezeiten unten drunter hatten sie nicht so im Blick. Was sagt Eckhard Pols, der weitsichtige Wirtschaftsentwickler unseres Nachbarlandkreises? Lassen sich die Kreativkonzepte seiner dortigen Tatkraft auf Lüneburg nicht übertragen? Was meint Bernd Althusmann, der, wie gestern in der LZ auf Seite eins unausgesprochen zu lesen war, während der fünf Jahre seiner ministeriellen Amtszeit die digitale Infrastruktur in Niedersachsens Kommunen auf Weltniveau gehoben hat? Ratlosigkeit und Trauer machen sich breit? Und das Ladensterben, es macht Tabula Rasa mit unseren Einkaufsmeilen zwischen Neuenhaus und Neuhaus, zwischen Duderstadt und Otterndorf. Hilflos schaut man dem Treiben zu. Erst Kerber und Hedemann dann Bohnhorst, Perl, Schlecker und die Einhornapotheke und jetzt noch, wenn auch in Lüneburg zunächst nur scheibchenweise, Karstadt/GALERIA – wie konnte es nur so weit kommen? Entgegen aller anders informierenden Bauchgefühle hat sich das Internet in den letzten Jahrzehnten also doch durchgesetzt und die Menschen nutzen die Zeit, die ihnen zwischen ihren fünfzehn Minijobs noch bleibt, nicht mehr vorrangig damit, Streifzüge durch marode Konsumtempel zu unternehmen. Aber schon sind andere angetreten, die den großen Einzelhandelsbetrieb mit kilometerlangen Kontaktstrecken über mehrere Stockwerke und Schnitzel-Restauration im obersten nostalgisch verklären, wo viele Warengruppen in hoher Sortimentstiefe und -breite nach den lose baumelnden Geldbeuteln der Kunden schnappten, auch wenn diese anderen selbst wohl seit Jahren kein Kaufhaus mehr betreten haben dürften.

    Ein „lebendiges Zentrum“ scheint vielen schlicht undenkbar zu sein ohne Einkaufsbummler und eben auch ohne das Auto. Hauptargument gegen verkehrsberuhigte Zonen, die einen Aufenthalt oft erst möglich machen, ist regelmäßig die Behauptung, man fördere damit das Ladensterben und ignoriere die Mobilitätsbedürfnisse der Ü-Sechziger. Derweil dürfte der Pop-Up-Store dank unbeeindruckt steigender Quadratmeterpreise sich bald schon als das einzig denkbare Modell für den stationären Handel erweisen. Doch die zur Verfügung stehenden Kausalketten, sie sind nun einmal vorgegeben und offenbar unhinterfragbar. Zur fortgesetzten Verdichtung, zur Konzentration des Angebots auf zwei, drei Quadratkilometern, zum Szenario immer neuer und größerer Parkplätze sowie zu den längst unrentabel gewordenen Kneipenstraßen links und Ärztestraßen rechts der Fußgängerzone scheint es schlicht keine vorstellbare Alternative als die der Verwahrlosung zu geben. Der Markt regelt die Innenstädte runter, was bleibt einem da noch übrig? Der Einsatz von pensionierten Sportreportern, die Therapiegespräche mit Immoblien-Haien führen? Das Internet verfluchen und Zwangseinkäufe verordnen? Die leeren Schaufenster der Investorengruppen in der Grapengießer- und Bäckerstraße machen sichtbar, wie unsentimental das Kapital sich seine Wege sucht. Ökonomische Mechanismen kommen und gehen und der urbane Kern als der noch physisch erfahrbare Marktplatz hat dabei mehr und mehr ausgedient. Ersetzt wird er durch praktikablere Formen des Handels. Da braucht man auch beim City Management und bei der Mitmach-IHKLW nicht immer dreinzuschauen wie eine ungefütterte Parkuhr.

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  6. Hans Seelenmeyer schreibt:

    Der König gilt nix im eigenen Dorf…oder so ähnlich. Du hast das ziemlich auf den Punkt gebracht. Man darf aber nicht vergessen, das so etwas wie „Stadtentwicklung“ in Lüneburg nie wirklich stattgefunden hat. Die Verwaltung verwaltet und gähnt in Langsamkeit, echte Initiativen sind von der Ecke noch nie gekommen. Lüneburg hätte ein Pfund, mit dem es wuchern könnte, tut es aber nicht. Man müsste ja Geld und Man/Women-Power in die Hand nehmen. Das Risiko will keiner der Politik tragen – man könnte ja scheitern …b.z.w. Lobbyisten verschrecken. Und übrigens: wenn Du schon „Debattenhengste“ schreibst, sind „Debattenstuten“ wohl ebenso Pflicht. Scheiss auf #me too…oder garnicht! Cheers! Hans

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    • Markus Schulz schreibt:

      Welches Pfund hätte Lüneburg denn, mit dem es (Wie, wo und mit welchem Ziel?) wuchern könnte, wenn man (Wer?) Geld und Man/Women-Power in die Hand nehmen würde, um was damit zu tun? Worin genau besteht (Warum?) das Risiko, das keiner der Politik tragen will, weil man (Wer?) ja (Womit?) scheitern …b.z.w. Lobbyisten (Welche?) verschrecken könnte? Wer ist der König, der nix im eigenen Dorf gilt?

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  7. Rainer Hild schreibt:

    Als gebürtiger Lüneburger und langjähriger Chef des SaLü binich auch heute noch an allen Veränderungen der Stadt interessiert. In Hamburg (das nur zur Beruhigung) hört man nichts über diese Lüneburg-Probleme, denn… die sind in Hamburg kaum anders: Radfahrer klagen, obwohl sie gepampert werden, Anwohnerparken bringt ganze Stadtteile durcheinander und in dieser Weltstadt soll man bald nur noch
    30 km/Std fahren. So sollten Politiker daran denken: eine Stadt ist für ALLE da und die politisch Handelnden sind unsere Angestellten!

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    • Werner Mellentin schreibt:

      @Rainer Hild

      Eben *weil* Hamburg eine Weltstadt ist, wird dort auf eine zulässige Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h hingewirkt. New York City hat bereits in 2014 die Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h heruntergesetzt – ausgenommen die großen Verkehrsachsen.

      Sollte Hamburg da zurückstehen?

      Und wie Sie ganz richtig anmerken: eine Stadt ist für ALLE da – auch für die von Ihnen geschmähten („gepamperte“) Radfahrer.

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      • Siegbert Werner schreibt:

        Hallo, Herr Hild,
        Sie waren doch 16 Jahre lang Vorsitzender vom Lüneburger Kneipp-Verein. Die Hektik des Alltags vergessen und in sich die Kraft und Gelassenheit für ein gesundes Leben finden, hatte schon der Priester und Hydrotherapeut Sebastian Kneipp vor über 100 Jahren erkannt.
        „Kaum irgendein Umstand kann schädlicher auf die Gesundheit wirken als die Lebensweise unserer Tage, ein fieberhaftes Hasten und Drängen aller im Kampfe um Erwerb und sicherer Existenz … Langsamkeit, Seelenruhe und Besonnenheit aber härten im Inneren. Es ist kein Wunder, wenn Krankheiten so viele Opfer fordern, denn die Menschheit ist von der früheren, einfachen, natürlichen Lebensweise abgewichen. Nicht etwa, daß die Errungenschaften unserer Zeit wieder geopfert werden müßten, aber es muss ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu stärken, ihre Kraft zu erhalten; es muss ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen der Arbeit und Lebensweise – und dem Verbrauch auch der Nervenkraft.“ Aus: Riedel, Gerhard: „…meinte Sebastian Kneipp. Kleines Zitatenbuch für Spaß und Gesundheit“. Kneipp Verlag, Bad Wörishofen, 1998. S. 79.

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  8. Werner Mellentin schreibt:

    Hallo, Herr Jenkel.

    Gut gegeben! Nur sollten Sie im Sinne von angewandter Genderkultur den „Debattenhengsten“ auch das entsprechende weibliche Pendant zur Seite stellen. Auch ich selbst werde zukünftig nicht immer nur die „alten, weißen Männer“ heraufbeschwören sondern dazu auch blonde Frauen fortgeschrittenen Alters erwähnen.

    Und: Wer außerhalb von Lüneburg wohnt kann nur zu der Erkenntnis gelangen, dass die Lüneburger Wohnbevölkerung so gut wie ausschließlich aus bewegungseingeschränkten Personen besteht, denen von böswilligen Fahrrad-Terroristen das international verbriefte Grundrecht auf freie Wahl des Parkplatzes streitig gemacht wird.

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    • jj schreibt:

      Ganz bei Ihnen- übers Gendern reden wir nicht. Ich gehe bald ganz auf die weibliche Form. Aber bei Debattenstute würde ich
      Ich mich wohl #metoo aussetzen. Das möchte ich nicht. Lg jj

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  9. Leif schreibt:

    Treffer! Versenkt! Ausgezeichnet beobachtet, klar belegt.

    Mir geht dieses Gejammer und Genörgel schon lange auf den Senkel.
    Immer nur ist alles „schlecht“ und „früher war alles besser“.
    So ein Unsinn.

    Die innere Einstellung ist aber das, was die Wahrnehmung prägt und in der Konsequenz somit die Aktivität bestimmt.

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  10. Olli Glodzei schreibt:

    Tja, JJ, da triffst Du den Nagel mal wieder auf den Fuß. Ich begreife nach wie vor nicht, wieso die Kolleginnen und Kollegen im Rat der Hansestadt sich das Leben gegenseitig so schwer machen. Natürlich ist der Rat der richtige Ort, um miteinander zu streiten. Aber Kommunalpolitik macht so viel mehr Spaß, wenn es um das Miteinander geht und das Streiten dann der gemeinsamen Sache dient.

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