Dicker Vorschuss auf gute Ideen für Lüneburg

Lüneburg, 15. Dezember 2017

In der Goldgräberzeit der Start-ups in Berlin reichte es, eine steile Idee zu haben, um Investoren 100 000 Euro und mehr zu entlocken. Die Ära ist vorbei, der Weg zum Zaster steiniger. Heute müssen die hippen Digital-Denkfabriken mindestens das Konzept, besser noch den Rohling eines neuen Produktes vorweisen. Warum erzähle ich das? Weil es in Lüneburg sogar ohne Idee 100 000 Euro frei Haus gibt – pro Jahr. Die Ideen werden nachgeliefert. Und das finde ich mindestens fahrlässig. Vereine und Organisationen, die von der Stadt einen Zuschuss von nur 5000 Euro haben möchten, müssen genau nachweisen, wofür das Geld gedacht ist. Und dann wird abgewogen: Stärkt das Vorhaben Kultur, Sozialgefüge, Wirtschaft oder die Stadtgesellschaft? Diese Messlatte hätte auch beim 100 000-Euro-Zuschuss für die Marketing GmbH streng angelegt werden müssen.

Die präsentierte aber keine Idee, bemängelten auch die Ratspolitiker, sondern hat Not. Und ja, es ist richtig: Das Budget der Marketing ist zu knapp bemessen, nicht erst seit gestern. Doch es fiele sicher allen leichter zu geben, hätte der Marketingchef schon mal Pirouetten gedreht, so dass das Publikum geschrien hätte: „Dem müssen wir was in den Hut werfen!“ Er sollte öfter Antoine de Saint-Exupéry beherzigen: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Vielleicht ist bei den Gesellschaftern bisher diese Sehnsucht nicht geweckt worden, deswegen zahlt nur die Stadt notgedrungen mehr, die anderen Gesellschafter nicht.

Tatsächlich hat es den Anschein, bei den Marketing-Highlights würden vornehmlich alte Konzepte tradiert. Das gilt beispielhaft bei Stadtfesten oder Sülfmeistertagen. Und da mag der Lüneburg-Lied-Matador und Veranstaltungstechniker Mirko Heil der Marketing GmbH beispringen und beim Stadtfest 2017 ironisch von der Bühne runter frotzeln, nicht das Stadtfest sei niveaulos, sondern die Kritiker. Damit tut er allenfalls dem Marketing einen Gefallen nach der Devise: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Denn Wein und Gesang gehen immer, das gilt vom Ballermann auf Mallorca bis zum entlegensten deutschen Marktplatz, aber das macht noch kein gutes Stadtfest, sondern höchsten ein gutes Gelage aus.

2018 wird für den Marketing-Chef zur Feuerprobe für neue Ideen. Dafür bekommt er einen Vertrauensvorschuss von 100 000 Euro. Er muss liefern. Sonst zieht womöglich die ideensprudelnde Berliner Start-up-Karawane nach Lüneburg weiter, weil sie hier den neuen Goldrausch vermutet. Vergebens, dafür hat Lüneburg längst die Leuphana.

Hans-Herbert Jenckel

Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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19 Antworten zu Dicker Vorschuss auf gute Ideen für Lüneburg

  1. Doris i. A. Leuphana Combo schreibt:

    Lieber Herr Jenckel,

    wir bedanken uns für Ihren Humor und Ihre Gastfreundschaft und wünschen Ihnen und Ihrem Team viel Fann und eine erholsame Woche „zwischen den Jahren“.

    Falls es zutrifft, dass Sie noch Empfehlungen für den im kommenden Januar erstmalig von der LZ verliehenen Blog.jj-Pokal entgegennehmen, mit dem die vielversprechendsten poetischen Talente unter Ihren Kommentatoren geehrt werden, dann würden wir für das Kollektiv Christoph Steiner, Klaus und Detlef Ossarek-Bruns plus Ulrich Löb und Friedrich von Mansberg votieren. Den Orden für Scharfsinn und saubere Ohren sähen wir entweder bei Achim Gründel, Karlheinz Fahrenwaldt oder Peter Luths und über die große satirische Themen-Urkunde für den spaßigsten Bundesjugendspieler in Ihrer flexiblen leuphanatischen Thinktankkooperative sollten sich Klaus-Peter Dehde, Jens Kiesel und Sebastian Heilmann streiten. Die interkonfessionell gleißende Lichterkette für unübertroffen unelegante Scheinheiligkeit muss auch dieses Jahr wieder – vor Sascha Spoun und Günther Runkel – an Bernd Althusmann gehen.

    Märrie Krissmess änt e häppie nu Jihr

    Ihre Leuphana Combo

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  2. Andreas Janowitz schreibt:

    Seit den Sülfmeistertage ist von dort nichts geliefert worden?
    Mehr von demselben ist wohl kaum als „proaktiv“ zu bewerten? Siehe das Pseudodebättchen um Glühweinbuden am Kran? Anstatt selber drauf zu kommen die (reichlich vorhandene) Kullisse regelmässig zu wechseln? Sprich jährlich von der Johanniskirche zum alten Hafen zur Nikolaikirche rotieren?
    Noch mehr Euros in den Sand gesetzt. Die Latte ist dermassen niedrig gelegt, mich überrascht gar nichts mehr.

    Klar Cargocap ( http://www.cargocap.de/ ) für eine Innenstadt ohne Lieferverkehr ist natürlich hahnebüchener Unfug und mindestens unbezahlbar… -.-

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    • Udo Schmalke schreibt:

      Andreas, es gibt Metropolen, wesentlich größer und für Wirtschaft und Tourismus bedeutender als Lüneburg, die erlauben dem Lieferverkehr, zwischen 6:00 und 09:00 Uhr das Zentrum zu befahren. Die restlichen 21 Stunden dürfen dort nur ÖPNV, Polizei und Rettungskräfte mit einem Kfz auftauchen. Selbst die Regierungschefs und ihre Kalfaktoren fahren dort Fahrrad oder benutzen Bus bzw. U-Bahn.

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Herr Schmalke anders als Sie sehe ich die Aufgabe des Marketings nicht ausschliesslich auf den Tourismus begrenzt? Ansonsten müssten die 100.000€ wohl eher einem gewissen Sender mit einer gewissen Sendung zukommen, da dessen tägl. Werbung wohl sehr viel gewichtiger war, als die Leistungen der Lbg. Marketing?

        Anstatt grössere Beträge in eine überdimensionierte Halle zu stecken, solle jemand den ersten Schritt wagen. Lünebrg am Rand der Metropolregion Hamburg, mit hervoragend explorierter Geologie ist prädestinert für ein erstes Teilsegment des CargoCap Netzwerks.

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  3. Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

    Lieber Daniel, gerne wiederhole ich meine Idee (mit 2 e) zur Verausgabung der 100tausender Weihnachtsgratifikation: Einhausung des haifischmäuligen Schrägbaus am Bockelsberg und Verkleidung im Stile der Lüneburger Bürgerhausstufengiebelensemble. Das lockt die Touristen an wie die Christos Verpackung des Berliner Reichstags.

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    • Hannelore Gause schreibt:

      Super Gedanke, Herr Fahrenwaldt. Ich könnte mir den Libeskind-Bau auch sehr gut in einer Hülle vorstellen, die unser liebes Rathaus fotorealistisch wiedergibt. Das würde die gesamte Region aufwerten. Dann wären Kommunalverwaltung, Stadthalle und Event-Arena endlich unter einer Haube. Die Besucherströme würden von Ulrich von dem Bruch per Selfiestick ins Kellerbad gelenkt und vom illuminierten Kalkberg hinab könnte Herr Schrock-Opitz die spendierfreudigen australischen Volleyballtouristen in der Solarbahn zu den SVG-Spielen ins Foyer an der Uelzener Allee chauffieren.

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  4. Daniel schreibt:

    Sehr geehrter Kreistagsabgeordneter Fahrenwaldt,

    glauben Sie (a) weihnachtlich eingeschlagene bzw. bemalte Drachenzähne, Tschechenigel und Tetrapoden aus Stahlbeton um die Johanniskirch (heute mal ohne Luther-e) herum oder eher (b) 13.000 Quadratmeter große satirische Themenplakate am Bockelsberg und an der Lüner Rennbahn werden den Standort Kaufhaus Lüneburg wirtschaftlich, kulturell und nachhaltig als europäisches Oberzentrum Wienebütteler Weg in die Champignons Lieg (kein „e“) am alten Schlachthof zwischen Uelzen und Winsen bringen?

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  5. In Belfast hat die IRA ein Warenhaus gesprengt
    Sie fragten nicht ob Menschen darin warn
    In Beirut steht Gewalt gegen Gewalt die niemand lenkt
    Im Krieg der Bibel gegen den Koran

    Ein Feuerteufel hat den Wald der Cote d’Azur verbrannt
    Der Himmel flammte auf in Höllenrot
    Die Flut kam über Bandgladesh das ärmste arme Land
    Ein Meer auf diesen heißen Stein der Not

    Und in Lüneburg war Volksfest und ne schöne Rauferei
    Zwischen Freunden und Verwandten und der Polizei
    Und vor dem Festspielhaus in Salzburg warf so n Haderlumpenpack
    Dem empörten Herrn Minister ein paar Eier auf den Frack

    In Afrika sind Kinder vor den Kameras der Welt
    Im Elend und sind grade erst geborn
    Im Dealer-Reiseführer wurde Zürich hochgelobt
    Zum ersten Haus am Drogenplatz erkorn

    Und das Riesenreich im Osten das zerbröselt und zerfällt
    Zugunsten eines friedlichen Vereins
    In Indien zählt Geschichte vor und nach dem Attentat
    Und grade war mal wieder das Jahr eins

    Und in Lüneburg war Volksfest
    Und in Kreuzberg gabs Radau
    Und im Fernsehen gabs den Gottschalk
    Und in Bruchsal Riesenstau

    Und ein Richter in Palermo
    Lag verscharrt im Felsgestein
    Mit 50 Mafiagrüßen in der Brust
    All dies könnten die Ereignisse des ganzen Jahres sein
    Doch es war nur eine Seite einer Zeitung im August

    Ja in Lüneburg war Volksfest
    Und in Dresden gabs Krawall
    Bei Dynamo gegen wen denn
    Gegen jeden ganz egal
    In Oberammergau gabs Ärger
    Jungfrau Maria war nicht echt
    Denn sie hatte schon zwei Kinder
    Wars der Pfarrer wars der Knecht

    Ja in Lüneburg war Volksfest
    Lalala…

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    • Mario schreibt:

      Detlef, Du bist ein Düchter! Hut ab vor Deiner Hümmne. Die hat das Zeug aufzurütteln, wenn nicht gleich die ganze Menschheit, dann mindestens die Leuphanatiker zwischen Bockelsberg und Ebensberg, zwischen Oedeme und Ochtmissen.

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  6. Klaus Bruns schreibt:

    warum soll eigentlich die stadt die wirtschaft pampern? es ist doch im ureigenen interesse der kaufleute , sich bekannt zu machen ,um bessere geschäfte zu machen. also den spieß mal umdrehen. die ihk kann ja mal für lüneburg reklame machen, anstatt für die a39.

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    • Paulina schreibt:

      „Die Stadt“, Herr Bruns, ist eine Landpomeranze unter vielen. Damit „die Wirtschaft“, die sehnige mit ihren glühenden Adleraugen und ihrem Waschbrettbauch unter der feschen Geldverdienejoppe, in gerade ihrer Nähe zu bleiben wünscht, darf sie sich nicht zieren, muss zeigen, was sie zu bieten hat und das Schmusekämmerlein so herrichten, dass sich beim heißblütigen Partner das pochend virile Verlangen nach einer gesegneten Zugewinngemeinschaft in Ansiedlungs- und Bleibeentscheidungen entlädt. Klar, in der nordamerikanischen Filmindustrie können Sie mit einem romantischen Dreh nach solchem chauvinistischen Muster derzeit keinen Blumentopf gewinnen. Aber wir sind in Lüneburg. Hier werden den Herren der Arbeitsplatzschöpfung auf dem Weg in die eheanbahnenden Liebesnester immer noch Rote Rosen ausgestreut und ihre Nach-uns-die-Sintflut-Reklame für die A39 als Reklame „für Lüneburg“ bejubelt.

      Genießen Sie den Christstollen und achten Sie auf das Glatteis am Übergang ins neue Jahr!

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  7. Kevin Schnell schreibt:

    Lieber Herr Jenckel,

    sind Sie nicht ein wenig unfair?

    Am Mittwoch, den 13. Dezember 2017 um 16:00 Uhr entschied der Ausschuss für Wirtschaft und städtische Beteiligungen auf seiner Sitzung im e.novum, Munstermannskamp 1, dass die Verwaltung der Stadt Lüneburg der Lüneburger Stadtmarketing GmbH (LMG) zusätzlich zum jährlichen Betriebskostenzuschuss von € 330.000 einen weiteren Zuschuss in Höhe von € 100.000 für die Jahre 2018 bis 2022 gewährt. Die Finanzierung soll über die Erlöse von € 2,9 Mio. aus den Avacon-Aktien erfolgen. Rund € 56.000 Euro fließen pro Jahr von den acht (!) weiteren Gesellschaftern. Die LMG rechnet in 2018 mit einen Gesamtetat von € 1.724.000. Davon gehen allein 653.000 (38 Prozent) für Personalkosten drauf. Die Geschäftsführung plant die Investition von € 8.100 für eine Web-Cam auf dem Wasserturm, von € 5.500 für drei neue Monitore des Tourist-Info-Desks, weil die alten (nach ca. 750 Jahren intensiven Gebrauchs) zu verblassen beginnen, und von € 3.500 zur Beschaffung von PCs (Wievielen? Zwei?) und EDV-Kleinteilen.

    An der Spitze der 100 größten niedersächsischen Unternehmen (von welchen übrigens kein einziges aus Lüneburg kommt) rangieren Volkswagen, Continental, Tui und Talanx, dann auf Platz 11 die Avacon und auf den letzten drei Plätzen die Sievert AG, die Deutsche Messe AG und die Remmers AG. In jedem dieser Unternehmen gibt es einen Marketingleiter. Keiner hat ein jährliches Budget unter € 15 Millionen zur Verfügung und keiner von ihnen verdient unter € 330.000 p. a., also weniger als der gesamte jährliche Betriebskostenzuschuss der Stadt Lüneburg an die LMG.

    Was also Glauben Sie, Herr Jenckel und Ihre Kollegin Antje Schäfer… :

    https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/luneburg/1333431-dicker-zuschuss-fuer-die-lueneburg-werber-die-stadtverwaltung-schlaegt-vor-die-marketing-gmbh-mit-100-000-euro-zusaetzlich-im-jahr-zu-foerdern
    und
    https://www.landeszeitung.de/blog/lokales/luneburg/1333441-blankoscheck-fuer-die-marketing-macher

    … wird Lüneburgs Stadtmarketing-Chef Claudio Patrik Schrock-Opitz mit diesem gewaltigen „Blanko-Vertrauensvorschuss“, der sich in märchenhaften € 100.000 zusätzlich materialisiert, über die eingeschliffenen Routinen hinaus ab 2018 reißen können? Ein paar Selfiepoints (Ulrich von dem Bruch/Thorsten Kruse) am Bockelsberg (die Suderburger CDU-Landtagsabgeordneten und Jagdkassenverwalter werden jubilieren) und drei, vier Kurpark-Prospekte (foto)grafisch „emotionalisieren“?

    Dr. Monika von Haaren (Grüne), die Ausschussvorsitzende, verlangte vor sechs Tagen eine „Investition in Zukunftsprojekte“, Andreas Neubert (SPD) war nach neuen „Strategien und Ideen“, Frank Soldan (FDP) forderte die Bewältigung „neuer Herausforderungen, denen sich die Werber der Stadt stellen müssten“, Wolfgang Goralczyk (CDU) wünschte sich, dass bald schon ein „vernünftiges Konzept“ vorgestellt werde, Klaus-Dieter Salewski (SPD) wollte „Zielvereinbarungen bezüglich Konzeption und Personalausstattung“ und sein Fraktionskollege Heiko Meyer toppte dieses gedankenwolkenumwogte Wunschkonzert sprachlich mit dem Ruf, man höre und staune, nach einem „innovativen Konzept“, während Michèl Pauly (Linke) kritisierte, dass „ein städtisches Gesamtmarketingkonzept“ seit vielen Jahre fehle (und – wie ich vermute – seiner Meinung nach deshalb auch kein Partialmarketingkonzept greifen kann. Sie kennen das Argument ja aus der Klimagutachtenthematik, Herr Jenckel ).

    Aber keine der beiden deliberativ „das Innovative“, „das Kreative“ oder bloß „das Genügende“ anmahnenden Damen und keiner der acht „Bedeutsames“ und „Zukünftiges“ antizipierenden Herren sah sich in der Pflicht (oder wenigstens in der Lage), dem armen Schrock-Opitz, der ja nicht nur einen berühmten Namen trägt, sondern auch noch am gleichen Tag wie unsern Goethe Geburtstag hat, einen Fingerzeig zu geben, in welche Richtung – voll konkret – die Reise auf dem generösen € 100.000-Ticket denn nun eigentlich gehen soll.

    Und Sie, Herr Jenckel, machen Capitano Heiko Meyers Mann am LMG-Steuerruder auch keine Vorschläge, sondern nur ein schlechtes Gewissen, indem Sie sich auf das Kalenderspruchniveau von „Managern“ à la Sascha Spoun hinab begeben und ihm mit dem malträtierten Saint-Exupéry „die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer“ als Maßgabe des schöpferischen Handelns hinüber reichen.

    Haben Sie nicht ein paar auf Reales (und Realisierbares) zielende Neujahrsbitten? (Ich weiß, die aufzulisten, ist nicht Ihr Job, aber ein Bürger sind Sie neben Ihrem Berufsmenschentum doch auch? Und einer, dem Lüneburgs guter Ruf, jenseits von Kitsch und Kommerz, am Herzen liegt.)

    Übrigens wollte Robin Gaberle (AfD) im Ausschuss wissen (Herr Müller, oben, macht denselben Punkt) ob die anderen acht Gesellschafter ebenfalls mehr zahlen. Nur weil der Mann einer Partei angehört, deren Spitzenpersonal (genauso wie die breite Masse ihrer Funktionäre im Mittelbau) öffentlich rassistische, völkisch-autoritäre und antidemokratische Positionen vertritt und sich widerwärtiger, abstoßender Methoden zu deren Verbreitung bedient, ist diese Frage noch nicht falsch.

    Heiko Meyer stellte in der Ausschusssitzung vom vergangenen Mittwoch einfach mal die, soweit mir bekannt, durch keine Evidenz zu stützende Behauptung auf: „Wenn wir mehr Geld in die Hand nehmen, kommt vieles für die Wirtschaft zurück.“ Wenn er das wirklich glaubt, warum drängt er dann Herrn Michael Zeinert vom Verein Lüneburger Kaufleute e.V., Herrn Dirk Günther von der Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, Herrn Thomas Maack von der Gemeinde Adendorf, Herrn Matthias Mantau vom Schaustellerverband Lüneburg und Umgebung e.V. und sich selbst, Herrn Heiko Meyer vom Verein Lüneburger Citymanagement e.V. nicht zu einer Verfünf- bis Verzehnfachung ihrer Zuschüsse?

    Was denken Sie, Herr Jenckel?

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    • jj schreibt:

      Lieber Herr Schnell, wann der Weihnachtsmarkt in Lüneburg zu beginnen hat, steht im ewigen Stadt-Feste-Kalender, dass er in diesem Jahr besser zu schützen ist, steht fest, seit der Anschlag vor einem Jahr in Berlin verübt wurde. Wem dann nichts besseres einfällt als grauer Beton, der das Stadtbild grässlich enstellt, der muss sich nicht wundern, wenn die Gesellschaft zugeknöpft sind. Hier der Beweis:
      https://jj12.wordpress.com/2017/02/20/bilder-beton-poller-fuer-weihnachtsmaerkte/

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      • Kevin Schnell schreibt:

        Ja, hab´ ich gesehen. Alleine die ab Samstag alle wieder wegzuschaffen, wird einen Riesenbatzen der ersten € 100.000-Rate verschlingen. Schöner wär’s gewesen, Heiko und Patrick hätten von Herrn Moßmann für Dezember die autofreie Innenstadt ausrufen lassen. Mit Rentieren vor Weihnachtsschlitten und spikereifenbewehrten Mountainbikes kann selbst Knecht Ruprecht keine Glühweintrinker totfahren. (Und Rucksäcke werden von Pollern auch nicht aufgehalten.) Aber es kann doch nicht sein, dass die christlichere Gestaltung von Panzerabwehrbarrikaden auf Volksfesten Ihre einzige Anregung für den LMG-Boss ist, wie er die Gebersehnsucht weckt, durch reiche Geldzuwendungen, Kultur, Sozialgefüge, Wirtschaft oder gleich die ganze Stadtgesellschaft durchs Stadtmarketing „zukunftsfähig“ machen zu lassen? Wie wäre es mit einem begehbaren Miniaturmodell der Arena Lüneburger Land im Clamartpark, groß genug, damit der Dragoner bei Minusgraden sein Pferd einstellen und seinen Schlafsack drin ausrollen könnte?

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  8. Helmut Müller schreibt:

    Sehr geehrter Ratsherr Michèl Pauly,

    „auf die Frage“, schrieb Antje Schäfer vor einer Woche in der LZ, „wofür das Marketing den zusätzlichen jährlichen Zuschuss verwenden solle, heißt es von der Stadt [Sie lesen richtig, bei uns kann ‚die Stadt‘ sprechen]: ‚Die Lüneburg Marketing hat die Aufgabe, die Marktposition des Oberzentrums Lüneburg als Einkaufs-, Wohn-, Tourismus- und Wirtschaftsstandort zu stärken. Mit den fünf Mal jeweils 100 000 Euro wollen wir die Marketing GmbH stützen, damit sie ihren originären Aufgaben nachkommen und zukünftige Herausforderungen angehen kann. Dazu gehört etwa die Digitalisierung, die Weihnachtsbeleuchtung oder die Erneuerung von Hinweisstelen.'“

    Vielleicht wissen Sie es nicht, Herr Pauly, aber die acht „Gesellschafter der Lüneburg Marketing GmbH sind neben der Stadt Lüneburg die Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, der Verein Lüneburger City Management, der Schaustellerverband, der Verein Aktive Lüneburger Hoteliers, der Verein der Lüneburger Marktbeschicker, der Verein Lüneburger Kaufleute, die Samtgemeinde Bardowick und die Einheitsgemeinde Adendorf“.

    Ich frage mich nun, Herr Pauly: Warum erhöht nur „die Stadt Lüneburg“ (also deren Steuerbürgerschaft) ihren Anteil um 100.000 Euro? Warum erhöhen die führenden Figuren der Wirtschaftsvereinigungen und der Gemeinde Adendorf (die doch die eigentlichen Profiteure der Stadtmarketingbemühungen sind, sofern diese tatsächlich – messbare – Effekte haben sollten) ihren Obolus nicht nach Maßgabe ihres jeweiligen prozentualen Gesellschafteranteils?

    Haben Sie darauf eine Antwort?

    Wollen die die Granden und Mitglieder der Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH, des Vereins Lüneburger City Management, des Schaustellerverbands, des Vereins Aktive Lüneburger Hoteliers, des Vereins der Lüneburger Marktbeschicker, des Vereins Lüneburger Kaufleute sowie der Samtgemeinde Bardowick und der Einheitsgemeinde Adendorf gerne mitbelfern und maulen, wenn etwas nicht nach ihren Geschäftsinteressen läuft, – aber bezahlen für ihren rigide polternde Einflussnahme auf die Marketingpolitik der Stadtverwaltung möchten sie nicht?

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    • Michèl Pauly schreibt:

      Sehr geehrter Herr Müller,

      genau diese Frage habe ich mir auch gestellt. Warum erhöht die Stadt ihre Mittel ohne auch nur die Bedingung einer gleichzeitigen Erhöhung der Mittel der Anderen? So würde mit den Mitteln der Stadt ein viel größerer Hebel erzeugt.

      Davon abgesehen fehlt es an einem Gesamtmarketingkonzept, was schon daran zu erkennen ist, dass gleichzeitig mehrere Marketinggesellschaften (Lüneburger Heide, Lüneburg Marketing) bezuschusst werden deren Erfolge nie gegenseitig gewichtet wurden – sonst hätte es eine Fokussierung auf eine der Beiden gegeben.

      Dann ist auch noch der falsche Zeitpunkt. Lüneburgs Tourismus steht gerade gut da – der Haushalt sieht – wenn wir die Ergebnisse der Beteiligungen einberechnen – ebenfalls sehr gut aus. Die Kunst antizyklischer Wirtschaftspolitik ist es, genau dann auszugeben (besser: zu investieren) wenn es gerade NICHT gut läuft statt dann wenn es gut läuft. In letzterem Fall aber sind bedauerlicherweise die Mittel eher da als bei wirtschaftlicher Stagnation.

      Zu guter Letzt: Bei anderen freiwillige Leistungen wie dem Zuschuss an Jugendvereine, sitzt das Geld bei Weitem nicht so locker. Doch genau da ist mit wenigen Mitteln viel mehr an Lebensqualität und damit auch an „lebendigem Marketing“ für eine Stadt zu errreichen. Locker sitzt das Geld mal wieder nur bei der Bezuschussung einer rein auf Wachstum orientierten Organisation wie der Marketing GmbH.

      Insofern mein Fazit: Kein Marketingkonzept, falsche Zeit, falsche Gewichtung.

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      • Helmut Müller schreibt:

        Sehr geehrter Ratsherr Pauly,

        vielen Dank für die Antwort.

        Ich stimme Ihnen zu. Ein echtes Gesamtkonzept ist nicht zu erkennen. Schon weil die Ziele unklar sind, wird das vermutlich einstweilen so bleiben. Wachstum – auch Herr Jenckel hatte wiederholt darauf hingewiesen – kann wohl keines sein. Da sind die Grenzen längst erreicht, wenn nicht bereits überschritten. Ich begreife nicht, warum es nicht einmal mit Qualität probiert wird? Meines Erachtens muss der Fokus von außen nach innen verschoben werden. Mehr Touristen sind kaum noch zu ertragen. Und wenn eine Stadt für die Einwohner attraktiv ist, ist sie es auch für ihre Gäste und Besucher. Allerdings – seien wir ehrlich – sind 100.000 Euro für Prospektgestalter viel Geld, aber für eine Agentur, die statt bloß zu „kommunizieren“ tatsächlich das Straßenbild mitgestalten will, kaum der Rede wert.

        Wie immer, ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie friedliche Weihnachtstage.

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  9. Klaus Bruns schreibt:

    wenn man so einfach an geld kommt, muss man sich nicht wundern, wenn es schnell wieder weg ist. aber es ist ja garnicht weg, es hat jetzt nur ein anderer. früher waren wir ein land von dichtern und denkern, jetzt bekommt man immer mehr das gefühl, die denker sind nicht mehr ganz dicht.

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  10. Thorsten Kruse schreibt:

    Hahaha, ja, die Knallchargen aus dem Präsidium an der Schaumschlägertwiete sind immer gut für eine flatulenzgepfiffene Angeberblase. Aber denen wird zur Zeit mächtig von den Arena-Magiern im Landratsamt Konkurrenz gemacht. Und selbst die Kritiktrompeterin Dr. Monika von Haaren (Grüne) hat, ohne dass eine einzige ihrer zuvor gestellten und voll berechtigten Fragen beantwortet worden wäre, nach der Märchenstunde des Heidemarketingdichters Ulrich von dem Bruch im Ausschusses für Wirtschaft und städtische Beteiligungen am 24. August dieses Jahres die Waffen gestreckt (wie Herr Webersinn und seine Fraktion entgegen anderslautender Versprechungen ebenfalls) und der Fortsetzung der 50.000 Euro-Alimentierung einer Einrichtung (der LHG) zugestimmt, die ständig behauptet, etwas mit den wachsenden Besucherzahlen in der Region zu tun zu haben, ohne es nachweisen zu können. (Die lachhafte „Präsentation“ der Lüneburger Heide Marketing GmbH, die Frau von Haaren verstummen (oder einschlafen) ließ, findet jeder, der sich den aufgelisteten Korrelations-und Analogie-Nonsense zumuten möchte, ganz unten auf dieser Seite: http://www.stadt.lueneburg.de/bi/to020.asp?TOLFDNR=34719)
    Und jetzt kriegt Lüneburgs blasser Stadtmarketing-Chef Claudio Patrik Schrock-Opitz 100.000 Euronen zusätzlich in den Hintern geblasen, weil er es seit Beginn seiner Amtszeit im Oktober vor zwei Jahren geschafft hat, den beschwerlichen Event-Karneval des sinnfreien Bierbrauer- und Wurstbräterradaus, der sich „Stadtfest“ nennen darf, und die albernen Sülfmeistertage über die Zeit zu retten, und außerdem zusammen mit Dezernent Moßmann dafür gesorgt hat, dass sich das Geschwür der müde lärmenden Weihnachtsmärkte bis zum Stint hin ausbreiten konnte? Was macht der schmale Mann jetzt mit der Kohle? Kommen Heiko Meyer und er im neuen Jahr mit dem Pruschtwitz des bunt angestrahlten Kalkbergs um die Ecke? Oder werden im Frühling auf der Vrestorfer Heide affengeile Selfie-Points eingerichtet, wo sich orientierungslos im Fahrenwaldt herumirrende Stammgäste des dann längst geschlossenen Vamos vor gigantischen satirischen Themenplakaten mit und ohne Wander-Stick fotografieren können, auf denen die quattromodalen mädge-hoppe-bahlburg-nahrstedtschen Multifunktionshallenpläne in Farbe zu sehen sind, die im Januar 2018 endlich zugunsten eines bezahlbaren Ausbaus der alten Gellersenhalle (künftig: „Lüneburger Sparkassen-Stadthallensportveranstaltungsarena Gellersener Land“) fallengelassen wurden?

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