In der falschen Ecke

Lüneburg, 9. Februar 2021

Oberbürgermeister Ulrich Mädge.

Oberbürgermeister Ulrich Mädge ist mitunter ein grober Klotz, in 30 Jahren Amtszeit verhärtet. Aber eines kann man Mädge nicht nachsagen, dass er ein Rechtspopulist sei, dass er dem rechten Rand nach dem Mund rede. Die Antifa Lüneburger fordert nach der Debatte zur Flüchtlingspolitik im Rat den Rücktritt des OB mit harten Sätzen. 

Mädge hat im Rat zu Sicherheitsfragen und Flüchtlingspolitik unter anderem so ausgeholt: „Das zweite, das sage ich ganz offen, ist das Sicherheitsproblem, das mögen Sie nicht hören, aber wenn Sie mal schauen, im letzten Jahr von Hanau bis sonst wohin, wo Menschen Anschläge verübt haben….“ Hanau? Das war ein rechtsradikaler Terrorakt eines Deutschen.

Eine schwere Entgleisung in einer Debatte über Flüchtlinge. Noch in der Sitzung hätte er aufstehen und sich für das Wort „Hanau“ entschuldigen oder zumindest erklären können, wie es zu dem verbalen Fehlgriff gekommen ist. Das fiel aus, das war der zweite Fauxpas. Das auch am Folgetag Funkstille herrscht, das münzen die Grünen gleich noch wahlkampftaktisch um.

Die Antifa schreibt unter anderem? „Mädge steht hier einer traurigen Tradition Deutschlands, wo rassistische Gewalt verharmlost oder verleugnet wird, wo die Opfer zu Tätern gemacht werden, Nazistrukturen gefördert, rassistische Mörder gedeckt werden.“ 

Als 2007 die Neonazis spontan auf dem Platz am Sande demonstrierten, kein Polizist weit und breit, war es Oberbürgermeister Ulrich Mädge im Alleingang, der sich den Rechtsextremen entgegenstellte. Etwas später kam Polizeichef Hans-Jürgen Felgentreu dazu. Viel viel später Bereitsschftspolizei. Damals wurde Mädge für seine  klare Haltung gegen Rechts geachtet, auch von der Antifa, die nun seinen Rücktritt fordert. Ob die Aktion „Gesicht zeigen“, Resolutionen oder Demonstration gegen einen Neonazi-Aufmarsch, Mädge hat sie mitgetragen.

Seine Ansichten zur Flüchtlingspolitik mag man kritisieren, ihn aber als Förderer von Nazi-Strukturen zu bezeichnen, ihm AfD-nähe nachzusagen, einer, der rassitische Mörder deckt, das ist für mich auch eine Entgleisung. Hier wird diskreditiert, hier werden, habe ich den Eindruck, auch alte Rechnungen beglichen. 

In die Funkstille platzen jetzt die Grünen, die auch gleich noch einen Wahlkampf-Nebenkriegsschauplatz untermischen. Sie fordern nicht nur klärende Worte von Mädge, sondern auch von der Sozialdezernentin Pia Steinrücke, die für die Flüchtlinge und den Seebrücke-Beschluss zuständig ist. Sie möge sich von den OB-Worten distanzieren. Da müssten dann aber in dem Fachbereich doch noch ein paar mehr Mitarbeiter auf Distanz gehen. Dass Steinrücke hier als OB-Kandidatin der SPD in den Fokus rückt, muss also nicht erwähnt werden.

Hans-Herbert Jenckel

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Über jj

Journalist, Dipl.-Kaufmann, Moderator, Lünebug- und Elbtalaue-Liebhaber
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44 Antworten zu In der falschen Ecke

  1. Claus-C. Poggensee schreibt:

    Frisch nominiert für den Wahlkreis 4 zur Kreistagswahl und erneut im Vorstand OV Adendorf: Rainer Dittmers, SPD. Seine Begeisterung zur Wahl von Kemmerich mit AfD-Stimmen in Thüringen scheint vergessen.
    Jüngst und der Kreistagsfraktion der SPD bekannt drosch er auf Facebook unter dem Beitrag von Carlo Eggerling (Inselsee, die zweite) auf die Polizei ein. Die hatte dort eingreifen müssen, weil die Vernunft beim Betreten des Eises bei einigen nicht weiter war, als die im Umgang mit Corona.
    Ich kann mir vorstellen, wie die Beamten dort zum Teil behandelt wurden und bin froh, dass sie trotz allem diesen Aufgaben immer noch nachkommen. Danke für Euren / Ihren Einsatz!

    Dittmers kommentiert dazu: „DDR 2 wir kommen!“ und auf klare Nachfrage dann „Kommen Sie gerne vorbei und holen mich ab! In der DDR konnte man nicht hin wo man wollte.“
    Aha, in der DDR durfte man sich nicht auf dünnes Eis begeben. Die meisten dort haben es damals auch nicht getan. Vernunft dürfte hier ein Rolle gespielt haben. Am Inselsee gab es aber wohl offensichtlich alternative Fakten zur Eisdicke.

    Im Schatten des Mägde tummeln sich ganz andere Gutsherren. Wieso muss die SPD wohlwissend um die neuen Facebookeinträge mit ihren vielen klugen Kandidierenden den Adendorfer Sarrazin auf die Liste hieven?

    P.S.: In typisch populistischer Manier wurde der Eintrag von Herrn Dittmers – ich vermute durch den Autor selbst – gelöscht. Das Netz aber vergisst nicht. Gilt das auch für die SPD?

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  2. Klaus Ebert schreibt:

    Lüneburg – die Stadt der Rabulisten.

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  3. Andreas Janowitz schreibt:

    Hmmm… bezeichnend wie einschlägige Vorurteile und pawlosche Reflexe selbst gebildeten Mitbürgern die Sicht verstellen.

    Niemand kam auf die Idee das es sich bei den Anschlägen in Hanau und sonstwo auf ein Sicherheitsproblem handeln könnte, was durch die heimischen Brüder im Geste des Daesh verursacht wird. Es muss eine Relativierung oder Umkehrung der Schuldzuweisung sein.
    Deren Mobilisierung steht zweifelsohne im Zusammenhang mit der Flüchtlingsbewegung und bedingt ein erhebliches Sicherheitsproblem.

    Naja unsere Quatschsprachenfans sind eben auch nur Menschen und leben oft auch nur in einer einfachen Schwarz/Weiss Schubladenwelt, den wer nicht bedingungslos die eigenen Ansichten teilt muss ein Feind sein. Ich benütze bewust „Feind“, denn dieser ist im Gegensatz zum „Gegner“ nicht nur in einer Sache opponierend, oder in sportlicher Diskussion zu bezwingen- mit einem Gegner kann man sogar übereinkünfte schliessen. Der Feind hingegen muss zerstört werden: „er oder ich“.

    Ganz offen, :“Ja das ist unbeholfen, aber eine Möglichkeit!“.

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    • Florian Grunau schreibt:

      Schwarz/weiße Schubladenwelt, Andreas Janowitz? Es gibt auch richtig ernste Probleme. Wird nämlich der Rundfunkbeitrag nicht erhöht, drohen dem ZDF laut Intendant Thomas Bellut ab dem Jahr 2022 Programmeinschnitte. Es kursiert auch schon eine erste Sparliste. So überlegt der Mainzer Sender zum Beispiel, dem „Traumschiff“ das Budget zu kürzen und die Sendung in das „Traumschlauchboot“ umzubenennen (neuer Kapitän: Oliver Welke). Aus „Bares für Rares“ will das ZDF „Applaus für Rares“ machen und aus „Berlin direkt“ könnte „Berlin indirekt“ werden. Außerdem sind Kürzungen bei der Sendung „Volle Kanne“ geplant (neu: „Halbvolles Glas“). Des Weiteren sollen in allen 641 Krimiserien die Audis A8 und die 7er BMWs gestrichen werden. Die Kommissare müssen dann vermutlich entweder zu Fuß ermitteln oder das Klappfahrrad von Claus Kleber nehmen. Doch es gibt auch positive Aspekte der Sparpolitik: So darf Markus Lanz in Zukunft wohl keine Gäste mehr einladen und muss dann mit sich selbst sprechen. Das Ganze soll aber nicht ausgestrahlt werden. Und: Christian Sievers moderiert künftig nach dem „Heute Journal“ auch das Wetter und die „Heute Show“.

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Hmmm… Herr Grunau, gravierende Probleme, da stimme ich ihnen zu.
        Wenn ich aber erst zum Weltdiktator ausgerufen werde, hat sich das mit dem trennscharfen schwarz/weiss gesehe endgültig ausgeseh`n!
        Mit dem gottkaiserlichen Edikt Nr.1 „Drogen ins Trinkwasser!“ kann jederman meine einzige Sendung auf dem einzigen Sender geniessen.
        „Kaffee-Mariacron“ wird ein Strassenfeger. Alles wird gut, zumal öffentlich Wahnfantasien kolportieren ja jetzt schon quasi „normal“ ist. Ich dachte immer ich hätte hier den Dachschaden, aber einmal mehr bewahrheitet sich: der einäugige ist König unter den Blinden.

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      • Thomas Grau schreibt:

        Besser ˋn büschen Janowitz als gar keinen Sprit im Schrank, sagt meine Oma Suse immer. Wer wenig bedarf, kommt nicht in die Lage, auf vieles verzichten zu müssen.

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      • Andreas Janowitz schreibt:

        Ah…., Herr Grau, der stolze Hohn der Selbstgerechtigkeit, oder welchen Klepper maltretieren Sie gerade?
        Ja ich habe geringen Bedarf an rechtschaffender Empörung.

        Ich weiss wenigstens das ich etwas mitgebracht habe von meiner Reise durch die Ödländer unseres Endsiegs der Barbarei und von den schwarzen Kreuzzügen ins Muselmanenland. Ich glaube nicht, das Sie auch nur die geringste Ahnung haben welche Antworten auf welche Fragen „die Bevölkerung“ ernsthaft verstören würde.

        Hier aus einer Mikrobe einen Blauwal dichten ist belustigend arg- und belanglos.

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  4. Klaus Bruns schreibt:

    Jens Kiesel , mein lieber sozie, hier einseitig den schuldigen zu suchen ist völlig fehl am platze. und wenn sie ehrlich sind, wissen sie es auch. aber genau diese sturen esel, verhindern ja leider immer wieder vernünftige politik. und dieses wissen sie ebenfalls auch. ehrlich, ich würde am liebsten mal mit den knüppel dazwischen hauen.

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  5. Klaus Bruns schreibt:

    Herr Berg,es kommt nicht oft vor, dass ich Herrn Jenckel recht gebe, aber wo er recht hat, hat er recht. Frage: wie würde sich wohl ein blog entwickeln, wenn man überheblichkeit nicht eindämmen würde.? sie wissen, ihre argumente fallen nicht nur bei mir auf fruchtbaren boden. persönliche attacken gehören aber selten dazu. ich bin mehr für streitigkeiten um die sache, nie um die person. in diesem sinne: petri heil. schmunzeln.

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  6. Klaus Bruns schreibt:

    Herr Jenckel, sehr bedauerlich, dass sie mir nicht öfters recht geben können. ich wusste nicht, dass ich so oft daneben liege, schmunzeln. aber so ist das nun mal. wen jeder aus einem anderen stall kommt, riecht es auch für jeden anders. aber dafür haben wir ja ihren blog. gemeinsam werden wir zu staub zerfallen.

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  7. Otto Berg schreibt:

    Lieber Herr Fahrenwaldt,

    nun machen Sie sich bitte nicht kleiner als Sie sind. Was parkettsichere Geschmeidigkeit, inszenatorischen Witz und expressives Offensivtemperament, kurz, was die Beherrschung und den Einsatz erfolgsorientierter strategischer Kommunikationsverfahren anbelangt, zeugen Ihre publikumswirksamen Auftritte als Orator ebenfalls sowohl vom Göttergeschenk verblüffend reicher Anlagen wie von der veredelnden Selbstdisziplin jahrzehntelangen harten Trainings. Mit dem Oberuli haben Sie den angeborenen Torinstinkt und die eigenwillige Durchsetzungsfähigkeit des virtuosen Straßenfußballers gemeinsam, der seine schlafwandlerische Ballsicherheit gewinnsteigernd in den Dienst seiner Mannschaft gestellt hat und so zu einem führungsstarken Regionalligaspieler avanciert ist, dem ausgewiesene Sportfachleute einen Wechsel nach Bonn, Berlin oder Brüssel (Hauptsache Niedersachsen!) lange zugetraut haben (wobei Sie, Herr Fahrenwaldt, sogar noch erprobte dramaturgische Vorteile im graphischen Spezialgebiet der effektmächtigen satirischen Themenplakatierung besitzen).

    Sie können es nachlesen, Herr Fahrenwaldt, in der politischen Arena [!] kommuniziert der handelnde Mensch, „um ein eigenes Anliegen bzw. Ziel (griechisch ‚Telos‘) zu erreichen und/oder zu verwirklichen.“ (Joachim Knape: „Was ist Rhetorik?“, Reclam, Stuttgart 2000, S. 33). Darum sollte es gerade Sie als einen ebenbürtigen Sprachartisten nicht erstaunen, der Sie doch auch die knisternde Spannung der atemlos lauschenden Menge zu erzeugen (und zu nutzen) wissen, dass „Herr Mädge, ein in jahrelangen Sitzungen geübter Debattenredner, in Sekundenbruchteilen Schwachstellen von opponierenden Äußerungen ausfindig macht und jene dann rhetorisch gegen seine Kritiker verwendet“. Denn das ist doch ein wesentlicher Sinn des parlamentarischen Streitens, Herr Fahrenwaldt! Die zivilisierende Wirkung des Redens besteht doch gerade darin, das Faustrecht, die physische Gewalt, das Lädieren oder Lynchen des Andersmeinenden, durch das wechselseitige Anerkenntnis des „eigentümlich zwanglosen Zwangs des besseren Arguments“ (Habermas) zu ersetzen! Hic Rhodus, hic salta! Nur weil ein Messi mal einen besseren Tag hat, wirft doch ein Zlatan sich nicht auf den Rücken und spielt das greinende Opferli!

    Ist „eine gedankliche Verwirrung“ bei einem, der gemeinhin als geistesgegenwärtig gilt, wirklich „unwahrscheinlich“? Was Sie und Ihre (ebenfalls digital konservierten) Konfusionen betrifft, möchte ich schweigen, Herr Fahrenwaldt, um von Ihnen nicht des ablenkenden „Whataboutism“ geziehen zu werden. Aber der Oberuli hat in dieser Hinsicht durchaus einen bunten Strauß an Fehlleistungen zu bieten. Darunter sind Lapsūs Calami, Lapsūs Linguae und Lapsūs Memoriae, also Ausrutscher oder – unwillkürliche – Missgriffe „der Feder“, „der Zunge“ und „des Gedächtnisses“. Denn „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“, steht bei Lukas 6,45. Dafür bot Ulrich Mädge am 11. März 2017 bei der Eröffnung des Leuphana Zentralgebäudes, dem ersten großen Lüneburger Bauskandal in diesem Jahrzehnt, ein Beispiel, als er – ungefragt – von seinen Finanzierungs- und Unterstützungsabmachungen mit Stephan Weil „in einem Hotelhinterzimmer am Rande einer Parteiveranstaltung“ berichtete (ab min 2:00 hier: https://www.youtube.com/watch?v=7blYSAo6Hjc). Da ist der Oberbürgermeister, der am 6. Juli 2017 aus seinem Herzen keine Mördergrube macht und vor 600 geladenen Honoratioren „für drückende Stille im Saal sorgte“, als er, ohne das belegen zu können, behauptete: „Die Universität macht einen Quantensprung, wenn das Audimax kommt.“ Eher nebensächlich seien daher die Kosten. Ob das Zentralgebäude jetzt nochmal fünf oder zehn Millionen Euro teurer werde, „sollten wir [!] nicht mehr diskutieren“. (https://www.landeszeitung.de/lokales/42910-leuphana-feiert-akademischen-jahresabschluss/) Ja, einen Quantensprung hat die Universität seitdem zweifellos gemacht – in der Erzeugung von jährlich zuverlässig steigenden Audimax-Kosten nämlich. Und da ist der Promotor der Unglücks-Arena, dem zweiten großen Lüneburger Bauskandal in diesem Jahrzehnt, der, schwammigen Unfug äußernd, am 31. Dezember 2018 mit aufs Pressebild drängt, als in verantwortungsloser Weise vom damaligen Landrat der Betreibervertrag für ein „Hallen-Projekt“ unterschrieben wurde, welche dem Gemeindeverband einen Vermögensschaden in noch immer nicht genau bezifferter Millionenhöhe bescherte. „Landrat Manfred Nahrstedt (links) und Klaus Hoppe (Mitte) halten den Betreibervertrag in Händen, an ihrer Seite Oberbürgermeister Ulrich Mädge“ lautet die Bildunterschrift von LGheute am 3. Januar 2019: https://www.lgheute.de/landkreis/menu-landkreis-politik-und-verwaltung/8112-betreibervertrag-fuer-arena-steht.html

    Sind Mädges Ausführungen vom letzten Donnerstag, 4. Februar 2021, „rassistisch“, „wenn man die Nennung ‚Hanau‘ weglässt“? Ich denke, die Passage ist hochproblematisch, weil sie, wie Michèl Pauly richtig schreibt (https://blog-jj.com/2021/02/10/in-der-falschen-ecke/#comment-13961), ein „Narrativ“, also mehr ein Erzähl- als ein Denkschema repetiert, das sich ganz leicht für fremdenfeindliche Hetze ausbeuten lässt. Dieses „Schema“ besagt, dass Migration ein Problem darstellt. Aus sehr großer Flughöhe betrachtet, wird das niemand leugnen. Hunger und Armut stellen neben Krankheiten, Naturkatastrophen, der akzelerierenden Klimakrise, der wachsenden Erdbevölkerung, dem beschleunigten Ressourcenschwund, der wirtschaftlichen Instabilität und den immer zahlreicheren bewaffneten regionalen Konflikten im Gefolge von alledem die wesentlichen Ursachen für internationale, zum Teil globale Wanderungsbewegungen dar. Vor diesem Hintergrund ist die simple terminologische Unterscheidung fragwürdig, wonach „ein Flüchtling“ ist, wer gezwungen ist, seinen Wohnort zu verlassen, eine „Migrant“ aber jemand ist, der dies freiwillig tut.

    Was ich letzten Sonnabend als „Blubbern in trumpistischer Verquastheit“ etikettiert habe, hat Ulrich Mädge inzwischen als Äußerung beschrieben, in welcher „verschiedene Gedanken […] sich in dem Moment [s]eines Redebeitrags in die Quere gekommen sind“, die sich „im Nachhinein“ kaum noch „auffächern“ lassen. Das glaube ich ihm und vermute, dass ihm das sehr weite Schema von „Migration und Problem“ als etwas engeres Schema von „Migration und Bedrohung“ oder zumindest als „Migration und Zunahme von Unsicherheit“ im Hinterkopf herumspukte. Ich glaube nicht (halte es sogar für eine von kurzsichtiger Voreingenommenheit nicht freie Unterstellung), dass ein Oberbürgermeister, der sicherheitspolitische Überlegungen im Zusammenhang mit dem Diskussionsthema „Migration“ anstellen möchte (und wahrscheinlich sogar anstellen sollte, ohne dadurch sofort „legalistisch“ (U. Löb) zu agieren), sich automatisch in Richtung „rassistisch“ motivierter Zuzugsabwehr bewegen muss – und ich glaube auch nicht, dass Mädge diese Absicht hatte. Was ihm unterlief, war eine „schwere“ sprachlich-gedankliche „Entgleisung“ (Jenckel), für die er sich nun sehr wohl entschuldigt hat: „Ich meinte […] nicht Hanau. Dennoch habe ich mit meiner Äußerung leider Missdeutungen begünstigt, das tut mir leid.“

    Zuletzt möchte ich an drei Ereignisse erinnern: (A) Die niederschmetternde Audio/Video-Performance des damaligen CDU-Bürgermeisters Dr. Gerhard Scharf vom 2. Januar 2018 (https://www.landeszeitung.de/lokales/hansestadt/35114-scharf2/) und das sich daran anschließende „Kommunikationsgerangel“ war ein grenzwertiges Schauspiel kommunalpolitischen „Kalkulierens“, das alle daran beteiligten Protagonisten im Ansehen schwer beschädigt und einem damals noch als Mädge-Kronprinzen Gehandelten das Rückgrat wohl „nachhaltig“ verbogen hat (https://www.friedrich-von-mansberg.de/wp-content/uploads/2016/12/Rede-Rat-Dr.Scharf-010218.pdf). Kein schönes Beispiel von „Realpolitik“! (B) Doch als im August 2018 ein damals 12 Jahre altes Kind aus dem Fenster im dritten Stock der Oberschule am Wasserturm stürzte und sich sofort allerlei widerwärtige Spekulationen um diese Tragödie rankten, war es Ulrich Mädge, der sagte: „Dem schwer verletzten Mädchen und seiner Familie gilt mein tiefes Mitgefühl. Sie machen im Moment Furchtbares durch – jeder Mensch, der selber Kinder hat, kann das erahnen. Ich drücke dem Mädchen alle Daumen, dass es wieder gesund wird, und ich wünsche der Familie, dass sie erst einmal zur Ruhe kommt und Kraft findet. Meine Gedanken gelten aber auch der betroffenen Lehrerin, die sicherlich sehr mitgenommen ist.“ (https://www.landeszeitung.de/lokales/37367-schule-lueneburg-sprung/) (C) Als sich im Dezember 2017 ein profilneurotischer CDU-Minister in schulinterne Festtagsdiskussionen am Johanneum einmischte, um mit dumpfem Gestammel über „deutsches Liedgut“ im Hinterhof der AfD-Wähler zu punkten, war es Mädge, der dazwischenging und wohltuend klare Worte fand: „Ich glaube, wir sollten die offenbar von vielen Missverständnissen begleitete Diskussion jetzt mal beenden, und das nicht nur, weil das Weihnachtsfest und die Schulferien vor der Tür stehen. [Es kann] nicht sein, dass dem Schulleiter Bösartigkeit unterstellt wird oder das Thema für parteipolitische Zwecke ausgeschlachtet wird. Das hat Friedrich Suhr nicht verdient, den ich schon lange Jahre als einen der besten Schulleiter in Lüneburg kenne. Und das sollten wir vor allem auch den Kindern und Eltern an der Schule nicht zumuten.“ (https://www.landeszeitung.de/lokales/35685-rueckendeckung-fuer-schulleiter-eltern-und-schueler/)

    Ich würde bestimmt nie behaupten, dass Ulrich Mädge unfehlbar ist, lieber Herr Fahrenwaldt.

    Aber „ein Rassist“ ist er sicher nicht!

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    • Klaus Bruns schreibt:

      nun machen Sie sich bitte nicht kleiner als Sie sind.. Herr Berg, mit einer diskriminierung eine post zu beginnen, ist nicht sehr nett.

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      • jj schreibt:

        Lieber Herr Bruns,
        es kommt nicht oft vor, dass ich Ihnen recht gebe, in diesem Fall aber befremden mich die in ein Lob und in Oberlehrer-Manier verpackten Bemerkungen zu Herrn Fahrenwaldt auch.

        Und was folgt in diesem Opus Magnum, sind Berg’sche Lieblingsthemen, die hier im Kern nur beweisen, wie schlau einer doch ist. Mir fällt da nur Goethe und Quark ein. lg jj

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      • Otto Berg schreibt:

        Mich freut, dass es Leser gibt, die zu lesen verstehen!

        Als „ein großes Geräusch“ hat Martin Walser in jungen Jahren seinen älteren Kollegen Gerhard Zwerenz verspottet. Der urteilte später über seinen Kollegen: „Martin Walser ist der größte lebende Dramatiker unter den Romanautoren aus Wasserburg am Bodensee.“ Na also, Diminuendo, geht doch!

        Ja, ich habe etwas gegen Phrasendrescher und gegen Scheinheiligkeit.

        Es war u. a. Herr Fahrenwaldt, der hier mit wattigem weltanschaulichen Besteck („Hanau legalisieren“, „struktureller Rassismus“, „Whataboutism“, „Anti-Nazi Schauspielerei“ etc.) herumgefuchtelt hat, um damit seinem bereits angezählten Lieblingsgegner weiter zuzusetzen. Ich habe mir die (zugegeben längliche) Mühe gemacht, das kunstvolle, aber weitgehend unzutreffende Schmähgezeter des SPD-Renegaten durch das Anführen von konkreten Beispielen Punkt für Punkt zu widerlegen.

        Nirgends habe ich verlangt, Herr Fahrenwaldt dürfe mir nicht antworten, wenn ich seiner Ansicht nach irgendwo falsch liegen sollte.

        Dass es meine „Lieblingsthemen“ sind, die sich zur Illustration der Lüneburger Misere besonders gut eignen, braucht nicht nur an mir zu liegen, sondern könnte auch mit der Lüneburger Misere zu tun haben.

        „Schlauheit“ ist also ein Makel bei Blog.jj?

        Es ist seltsam, wie zäh manche historischen Muster sind.

        Lustig ist das nicht.

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      • jj schreibt:

        Oh, nein, Herr Berg. Schlau ist hier ganz und gar kein Makel…..Es sei denn, man trägt die Schlauheit wie eine Monstranz über den Marktplatz. Es sind in meinen Augen die schlau, die mit einfachen Worten viel sagen. Die verstehen die Sache, da folgen die Worte. Lg jj

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      • Otto Berg schreibt:

        Hier muss ich mit einem Zitat antworten:

        „Ich habe den gegenwärtigen Brief aus keiner andern Ursach so lang gemacht, als weil ich nicht Zeit hatte, ihn kürzer zu machen.“

        Blaise Pascal, Lettres provinciales, 16. Brief vom 4. Dezember 1656: rechte Seite (313), vorletzter Absatz: https://archive.org/details/lesprovinciales00pasc/page/312/mode/2up

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      • jj schreibt:

        Ich liebe ihn: Das ganze Unglück der Menschheit ist darin begründet…

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  8. Klaus Bruns schreibt:

    es ist ein trauerspiel. zwei parteien ,die in ihrem grundsatzprogramm den demokratischen sozialismus stehen haben, beharken sich , während die konservativen ,einschließlich deren rechtem rand sich ins fäustchen lachen. ob in der spd und in die linke noch mal vernunft einkehrt? mit den momentanen protagonisten wird es wohl nichts mit einer mehrheit links von der mitte. die cdu kann mal wieder entspannt der nächsten wahl entgegen sehen. die umfragewerte sprechen eine deutliche sprache. wenn dummheit weh tun würde, gäbe es in deutschland ein großes wehklagen.

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    • michelpauly schreibt:

      Hallo Klaus,
      ich glaube fest an eine künftige, progressivere Links-Mitte-Mehrheit in der Stadt Lüneburg nach der nächsten Kommunalwahl. Die SPD gehört in der Stadt Lüneburg aber NICHT zu solch einer Konstellation dazu.

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Lieber Michel, dass die spd nicht mehr links ist ,ist mir nicht neu. die seeheimer haben ganze arbeit geleistet. eine zweite cdu braucht aber kein mensch. und genau das bekommt die spd gerade zu spüren. sehr bedauerlich. etwas mehr diplomatische fähigkeiten wünsche ich mir für die linke. wie wäre es, wenn ihr euch da mehr bemühen würdet? du weißt, radikale forderungen sind in der politik sehr hinderlich. und nach der philosophie von gewerkschaften zu handeln, das unmögliche zu fordern ,um das mögliche zu erreichen, funktioniert in der politik nicht. es werden dabei zu viele erschreckt und die ziehen sich zurück. da aber die linke mehrheit schon öfters versagt hat, habe ich so meine zweifel an deinem glauben. ich lasse mich gern überraschen.

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      • Jens Kiesel schreibt:

        ich hoffe auch auf eine künftige rot-rot-grüne Mehrheit in Deutschland. In Lüneburg hätte ich mir das in meiner Zeit auch vorstellen können, die damalige erfolgreiche Mehrheitsgruppe SPD und Grüne harmonierte gut mit der Fraktion der Linken. Das ist in dem aktuellen Rat leider nicht mehr so. Statt sich mit den Rechten auseinander zu setzen haben Linke und Grüne sich die Verwaltung und OB als Gegner ausgesucht. Dabei hat gerade die Fraktion der Linken mit teilweise zerstörenden Attacken so viel Porzellan zerschlagen, dass es in nächster Zeit so eine Zusammensetzung in Lüneburg nicht geben wird.

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      • Otto Berg schreibt:

        Auf den Gedanken, einmal – ungeschminkt – öffentlich zu bekennen, dass Sie mit Ihren pauschalen, aber nie durch Beispiele belegten Angriffen auf Herrn Pauly zu dieser Unmöglichkeit mit allen Mitteln beitragen möchten, sind Sie leider noch nicht gekommen, Herr Kiesel. Dieser Verzicht muss doch Gründe haben. Fällt Ihnen ein, welche das sein könnten?

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  9. Otto Berg schreibt:

    Für mich ist das Folgende die glaubhafte Erklärung eines Ehrenmannes, mit dem ich politisch in manchem nicht übereinstimme, dem ich mich aber jederzeit blind anvertrauen würde, wenn ich in einem für mich fremden Lüneburg um Asyl, also um Aufnahme und um Schutz vor Verfolgung bitten müsste.

    MfG, Otto Berg

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    »Äußerungen in der jüngsten Ratssitzung haben Oberbürgermeister Ulrich Mädge den Vorwurf der Linken und der Antifa eingebracht, er sei rassistisch und rechtspopulistisch (LZ berichtete). Nun nimmt Mädge Stellung dazu:

    „Wer mich kennt und mein politisches Handeln in dieser Stadt seit mehr als 30 Jahren verfolgt, weiß, dass ich (…) mich immer wieder und sehr deutlich gegen Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus positioniert habe. Es ist absurd, mir Anderes unterstellen zu wollen. Wir haben zum Glück eine pluralistische Gesellschaft in Lüneburg, und wir müssen alle zusammen weiter daran arbeiten, die Integration der Menschen voranzubringen. Das habe ich auch in meinem Debattenbeitrag im Rat zum Ausdruck gebracht.

    Die jetzigen Vorwürfe treffen mich. Es war und ist nicht meine Absicht, den Anschlag von Hanau in eine falsche Verbindung zu bringen. Zugewanderte und ihre Nachkommen waren in Hanau die Opfer. Ich habe vor einem Jahr mit zum Gedenken aufgerufen und war selbst vor Ort Am Sande.

    Ich meinte auch nicht Hanau. Dennoch habe ich mit meiner Äußerung leider Missdeutungen begünstigt, das tut mir leid. Es würde aber auch nicht besser, wenn ich die verschiedenen Gedanken, die sich in dem Moment meines Redebeitrags in die Quere gekommen sind, im Nachhinein aufzufächern versuchte.

    Ich respektiere das Engagement der Seebrücke-Aktivisten. Und ich halte die Zustände (…) in griechischen Flüchtlingslagern für unerträglich. Lüneburg ist bereit, mehr Flüchtlinge aufnehmen, auch das habe ich im Rat gesagt. (…) Was mich allerdings trifft, ist ein Missverstehen-Wollen. Da wird alles ausgeblendet, was vorher war und wofür einer steht. Ich kann nur sagen, ich würde mich sofort wieder Nazis entgegenstellen, wie bei deren Aufmarsch 2007. Ich würde wieder (…) zu Aktionen wie ,Lüneburg ist bunt‘ und zu Demos gegen Rechts und für Toleranz aufrufen. Ich würde wieder für jede entstehende Flüchtlingsunterkunft vor Ort streiten (…) Ich habe nie behauptet, dass ich unfehlbar bin. Aber ein Rassist bin ich sicher nicht.“«

    Quelle: LZ, Donnerstag, 11. Februar 2021 · Nr. 35, Seite: 3

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    • Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

      Im Gegensatz zu mir ist Herr Mädge ein in jahrelangen Sitzungen geübter Debattenredner, der in Sekundenbruchteilen Schwachstellen von kritischen Äußerungen ausfindig mach und sie dann rhetorisch gegen die Kritiker verwendet. Eine gedankliche Verwirrung von ihm ist daher nicht wahrscheinlich. Doch selbst wenn man die Nennung „Hanau“ wegläßt, ist diese Ausführung von ihm rassistisch und dafür hätte er sich auch entschuldigen können und nicht sich in Whataboutism ergehen müssen.

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  10. Ulrich Löb schreibt:

    Es ist müßig darüber zu streiten, ob die Nennung von Hanau in dem Redebeitrag von Mädge Absicht oder ein Versehen war. Es ist aber nicht müßig den Kontext seiner Rede zu betrachten. Mädge reiht sich hier ein, in eine sozialdemokratische Tradition legalistisch zu argumentieren: Was als Recht gesetzt ist, muss umgesetzt werden. Dies Theorem, was heute noch von dem als rechter Flügel der SPD bezeichneten Seeheimer Kreis vertreten wird, hat schon in der Weimarer Zeit den Kampf gegen die rechten Staatsgegner erschwert. Dies hat im Sinne meines Verständnisses nicht mit der Hegelschen Aussage: „Was wirklich ist, das ist vernünftig“ zu tun. Damit das Vernünftige wirklich, also rechtens wird, bedarf es eines Staates, der von der Vernunft regiert wird. D.h. hier nicht legalistisch zu argumentieren, sondern Recht auch humanistisch zu interpretieren. Dann ist jeder Geflüchtete auch erst einmal als Mensch zu sehen, der wie alle anderen Menschen in Deutschland einer Unschuldsvermutung unterliegt. Es wird ja kaum möglich sein, aus dem Ursprungsland der Migranten verlässliche Unterlagen über seine polizeiliche Führung zu bekommen. Warum also Mädges Ausschweifungen über „schwarze Schafe“ bei Migranten einen Sinn ergeben, dann nur um die Teile der Bevölkerung zu beruhigen, die wie auch immer geartete Ängste vor Migranten haben. Gleichzeitig fördert er aber damit auch die Ängste, weil er allein durch das Aussprechen von Vermutungen ein in diesen Teilen vorhandenes Narrativ bestärkt. Ehrlicher ist es die Menschen willkommen zu heißen so wie sie sind und sie dann an ihren Taten zu messen, so wie bei jeden Bundesbürger auch.

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    • Wolfgang schreibt:

      Typisch die Linke. War in Weimar nicht anders. Nichts dazu gelernt. Demnächst wieder im Angebot: die Sozialfaschismus-Theorie? Und das gockelhafte Verhalten der Boomer im Rat nimmt eh niemand mehr ernst – es schreckt nur noch ab. Kein Wunder, dass immer weniger Frauen bereit sind, für den Rat zu kandidieren.

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  11. Michel Pauly schreibt:

    Soeben hat das Netzwerk gegen Rechts Stellung genommen. Die Erklärung dazu im Wortlaut:

    Hallo,

    wir als Lüneburger Netzwerk gegen Rechts, ein Zusammenschluss aus Vereinen, Initiativen, Verbänden, Studierendenschaft, Gewerkschaften, Parteien sowie einzelnen Menschen nehmen mit diesem Schreiben zum Redebeitrag des Lüneburger Oberbürgermeisters Ulrich Mädge zu dem Punkt „Lüneburg zum Sicheren Hafen“ in der vergangenen Stadtratssitzung am 04. Februar 2021 Stellung.

    Mit freundlichen Grüßen
    Lüneburger Netzwerk gegen Rechts

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    Der Redebeitrag des Lüneburger Oberbürgermeisters Ulrich Mädge zu dem Punkt „Lüneburg zum Sicheren Hafen“ in der vergangenen Stadtratssitzung am 4. Februar 2021, in dem er pauschal flüchtende Menschen zu einem „Sicherheitsproblem“ erklärt und sie auch für den rassistischen Anschlag am 19. Februar 2020 in Hanau verantwortlich macht, ist ein fataler Akt rassistischer Stigmatisierung und Verharmlosung rassistischer Gewalt.

    Wörtlich: „Das zweite, das sage ich ganz offen,ist das Sicherheitsproblem, das mögen Sie nicht hören, aber wenn Sie mal schauen, im letzten Jahr von Hanau bis sonst wohin, wo Menschen Anschläge verübt haben, da muss man vorher auch Menschen über die Sicherheitstest laufen lassen, weil wir wissen, dass sich unter den viele vielen Geflüchteten die zu Recht zu uns kommen wollen auch auch zwei drei schwarze Schafe verstecken, die wir nicht abfangen können wenn wir es jetzt vor Ort machen.“

    Es handelt sich um eine Täter-Opfer-Verdrehung und ist aus humanitären, moralischen und politischen Gründen entschieden und nachdrücklich zurückzuweisen. Schuld an rechtem Terror sind nicht Menschen, die in Deutschland Schutz vor Krieg, Hunger und Verfolgung suchen, Schuld sind zunehmende rassistische Positionen in der Gesellschaft, eine Verschiebung des Sagbaren nach rechts, die durch eben solche Aussagen wie die des OB vorangetrieben werden.

    Wir, das Lüneburger Netzwerk gegen Rechts verurteilen den Redebeitrag von Ulrich Mädge auf Schärfste und fordern eine sofortige Zurücknahme dieser Äußerung und eine öffentliche Entschuldigung, andernfalls persönliche Konsequenzen.

    Wir trauern und erinnern uns: An Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.

    Für das Lüneburger Netzwerk gegen Rechts:
    Kurt Bader
    Dirk Garvels
    Detlef Krüger

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  12. Karlheinz Fahrenwaldt schreibt:

    Nach meiner Meinung ist der hier diskutierte Wortbeitrag des Oberbürgermeisters Mädge NICHT mit seinen vor Jahren erfolgten öffentlichkeitswirksamen Aktion gegen Neonazis zu legalisieren. Zwischenzeitlich hat die Causa des ehemaligen Bürgermeisters Dr. Scharf (CDU) und die Causa des ehemaligen Ratsmitglieds Minks (SPD) gezeigt, dass der strukturelle Rassismus auch diese beiden Parteien erreicht hat und dass er in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Währet den Anfängen!

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  13. Jörg Kohlstedt schreibt:

    So, mal die komplette Rede gehört. Unter https://www.youtube.com/watch?v=2vdMC55NJt8&feature=youtu.be
    Bitte was wird dem OB unterstellt? Eine Nähe zu rechtem, rechtsextremen, rechtspopulistischen Gedankengut? Mädge hätte das rechte Narrativ bedient? Hat es bei Herrn Pauly dann doch nicht zur Aufmerksamkeit für die komplette Rede des OBs gereicht? Hey, das Szeneeichhörnchen hat es doch mitgeschnitten. Also mal in Ruhe anhören.
    Der OB spricht sich explizit GEGEN das rechte Gedankengut aus. Er spricht sich FÜR die Aufnahme von Geflüchteten aus. Er spricht sich FÜR den Bau geeigneten Wohnraums aus.
    Und, ja, er verwendet Hanau im vollkommen falschen Zusammenhang. Kann passieren, sollte nicht passieren. Ärgerlich. Aber was Sie, Herr Pauly, daraus zu machen versuchen, ist wirklich ganz unterste Schublade.
    An diesem Wort alles, aber auch alles festzumachen, nur zu schmähen, das zeigt mir die Fratze einiger aktueller Ratspolitiker. Ihnen, Herr Pauly, Ihnen Herr Blank, geht es nicht um die Sache. Schon lange nicht mehr. Es geht Ihnen ausschließlich um die Person,es geht Ihnen nicht einmal mehr um das Amt. Und eben die Person und nicht mehr den Inhalt anzugreifen, das ist wirklich die unterste Schublade der Diskussion. Die ich im Lüneburger Rat nicht mehr als DiskussionsKULTUR wahr nehme.
    Es gibt leider im Lüneburger Rat aktuell zu viele Ratsmitglieder, die nicht mehr die Interessen der Bürgerinnen und Bürger vertreten, sondern ihrem Narzissmus frönen. Bitter und traurig.
    Und, Herr Pauly, den Mut des Oberbürgermeisters Mädge vor Jahren, sich allein dem rechten Mob entgegenzustellen, diesem Mut zolle ich bis heute höchsten Respekt. Und ich zolle der Leistung dieses Oberbürgermeisters für Lüneburg, für das Leben und die Qualität in dieser Stadt höchsten Respekt.
    Ihnen, Herrn Pauly und dem gockelndem Ratsmitglied Ihrer Partei, Ihnen zolle ich keinerlei Respekt. Respekt zolle ich nur angemessener und erbrachter Leistung.

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    • Michel Pauly schreibt:

      Neben allerlei Beleidigungen gegen mich sei nur auf zwei Dinge hingewiesen:
      1. Es geht, wie hier nachlesbar, nicht nur um den Fehlgebrauch von „Hanau“, es geht auch um die Erzählung einer behaupteten Gefahr durch Geflüchtete.
      2. Vor dem Wort „aber“ ist alles nichts wert. Wer ganz viel erzählt dass er gegen Rechts stünde, dann hinter das „aber“ genau das Gegenteil setzt, dessen Bekenntnis gegen Rechts ist überhaupt nichts wert. Gar nichts.

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      • Jörg Kohlstedt schreibt:

        Oha. Erst der Tabubruch. Dann die Empörung. Dann die halbherzige Klarstellung. Dann die Einnahme der Opferrolle.
        Das, werter Herr Pauly, das sollten wir doch einer anderen Partei überlassen.

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    • Klaus Bruns schreibt:

      Herr Kohlstedt, an ihnen ist bestimmt kein diplomat verloren gegangen. aber die ,,krankheit,, ist leider auch ihrer geliebten spd anheim gefallen. es ist kein zufall, dass die spd keine mehrheiten, außer mit der cdu zustande bringt. darüber würde es sich lohnen nachzudenken, oder?

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      • Jörg Kohlstedt schreibt:

        Das ist schon richtig, ein Anwärter auf einen Diplomatenpass bin ich nicht. Will ich auch nicht werden.

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  14. Michel Pauly schreibt:

    Für eine solche Globalverteidigung des Oberbürgermeisters gibt es nach diesem Beitrag keinen Grund. Es war nicht nur der vielleicht „verwechselte“ Anschlag in Hanau, es ist vielmehr die Argumentation und die Rhetorik, die die Aufnahme Geflüchteter in einen Zusammenhang zu einer Gefährdung bringt. Denn so eine Gefährdung, die gibt es schlichtweg nicht. In Deutschland ging von 0 (in Worten: NULL) Geflüchteten ein Terroranschlag aus. Es gibt keine Sicherheitsgefährdung DURCH Geflüchtete. Gefährdet sind Geflüchtete selbst und zwar durch extrem rechte Terroristen. Doch ihr Handeln findet nicht im luftleeren Raum statt. Es wird bestärkt durch das Narrativ der extremen Rechten auch in den Parlamenten, dass eine diffuse Gefährdung behauptet und darstellt. Es stellt darauf ab, dass eine Gruppe von Menschen, die von der „Mehrheitsgesellschaft unterschieden werden soll nach unveränderlichen Attributen (insbesondere Herkunft, Aussehen und Religion), eine wie auch immer geartete Gefahr darstellen. Diese behauptete Gefährdung bestärkt rechte Terroristen in ihrem Handeln. Diese behauptete Gefährdung ist nicht selbst Rechtsterrorismus, doch vor allem da wo solche Erzählungen viele Menschen erreichen, fühlen sich Rechtsterroristen in ihrem Handeln bestärkt und legitimiert – die Anschlagshäufigkeit nimmt zu. Dieses Phänomen ist weltweit zu sehen. Da wo eine solche Erzählung stark ist, wo parlamentarische Kräfte die das tragen stark sind, gibt es häufiger auch gewaltsame Übergriffe auf Menschen die ethnischen Minderheiten angehören oder die anderen Religionen angehören.

    Und, das ist absolut klar im Video nachzuvollziehen, Ulrich Mädge hat genau dieses rechte Narrativ bedient. Er sprach von einer diffusen Gefahr, sprach davon dass man diese nicht kontrolliert bekommt. (was übrigens bedeutet, er will Menschen, von denen gerade KEINE zusätzliche Gefahr ausgeht, per se kontrollieren). Das ist abscheulich. Schlimm genug wenn es eine parlamentarische Kraft gibt, die dieses Narrativ bedient, übrigens wider jeder Faktenlage. Aber es ist noch schlimmer wenn so etwas aus der Mitte der Sozialdemokratie kommt – unwidersprochen übrigens, was es noch verschlimmert. Wer so etwas aus der „Mitte“ heraus sagt, gibt diesem Narrativ der Rechten noch viel viel mehr Gewicht. Darum ist es richtig, das zu thematisieren, zu klären um es deutlichst zurückzuweisen. Um nicht dieser Lüge, dieser Fehlbehauptung Mädges, den Anschein der Wahrheit durch Schweigen zu geben. Und da ist es auch einigermaßen unpassend darauf zu verweisen, dass der Urheber dieser Entgleisung sich zusammen mit vielen Anderen einmal am Sande bekennenden Neonazis in den Weg stelte. Sich jenen in den Weg zu stellen, die politisch isoliert sind, deren Erzählung nicht durchdringt, ist weitaus leichter getan und lässt sich auch mit bloßem Opportunismus begründen. Sich dann aber auf die rechte Erzählung einzulassen, sie mit dem herausgehobenen Rederecht des HVBs weiterzutragen, das kann nicht mit der Teilnahme an einer Demo vor Jahren aufgewogen werden.

    Das Video von Mädges Rede, damit jede/r genau weiß, wovon geredet wird, findet sich hier:

    Und, um vorab dem Vorwurf zu begegnen, das Video sei irgendwie geschnitten oder der Ausschnitt aus dem Zusammenhang gerissen, hier der gesamte Redebeitrag:

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    • jj schreibt:

      Lieber Herr Pauly,
      um eine „Globalverteidigung“ geht es mir nicht, wie geschrieben, kann man seine Aussagen zur Flüchtlingspolitik kritisieren.

      Aber in einem Rundumschlag auch gleich noch das rechte Narrativ zu bemühen, das, finde ich, setzt bei Mädges Vorgeschichte zur Haltung gegen Rechts den falschen Akzent. Warum es zu dem Fauxpas keine Erklärung gibt, macht mich auch etwas ratlos. lg jj

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      • Michel Pauly schreibt:

        Es ist genau das: Es ist die Erzählung der politischen Rechten. Jede Verheerung beginnt mit solch einer Erzählung und sei sie noch so falsch. Und das Problem waren selten die wenigen Urheber dieser Erzählung, das Problem waren seit jeher jene, die diese wiederholt haben und so mehrheitsfähig gemacht haben,

        Und ich mag nicht lange genug dabei sein, aber ich nehme wahr, dass dies nicht die erste solche Ausfälligkeit Mädges ist. Ich erinnere auch an seinen Auftritt bei der Tagesschau gegen die Politik Angela Merkels, als er namens seiner Funktion(en) die Seehofer-Linie bestärkte.

        Nochmal: Mädge behauptet, selbst wenn man Hanau ausließe, von Geflüchteten gehe eine zusätzliche Gefährdung aus. Dies ist falsch. Die Behauptung Mädges ist aber eine Erzählung (das erwähnte Narrativ) die, wenn nur oft genug wiederholt, bei vielen Menschen den Eindruck der Wahrheit hinterlässt.

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      • Klaus Bruns schreibt:

        Herr jenckel, die linke ist öfters in der verlegenheit zu beweisen, dass sie kampagne kann. sie muss also jede gelegenheit nutzen. mädges dummheit ist aber genau so wenig zu entschuldigen, wie bei jedem anderen.

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    • Luna schreibt:

      Heutzutage ist doch schon alles rechtes Narrativ, was auch nur ansatzweise Kritik an Migranten übt. Und die linken Politiker verstehen es hervorragend, schon die Mitte der Gesellschaft als rechts zu deklarieren. Dieses Land schlägt einen bereits beschrittenen Weg erneut ein und mir graut davor, was dabei herauskommen wird. Herrn Mädges Verwechselung der Örtlichkeit wird nun von o.g. genüsslich ausgeschlachtet und zum Kampf gegen Rechts hochstilisiert. Eigentlich eine lächerliche Aktion, weil durchschaubar, aber zum Lachen kann einem nicht mehr zumute sein.

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  15. Ulrich Blanck schreibt:

    Das wohl auch in der SPD die Worte des OB Unbehagen verursachen, wie das Posting von SPD-Ratsherr Friedrich von Mansberg auf Facebook am Folgetag vermuten lässt möchte Herr Jenckel dann mal lieber unerwähnt lassen: Herr von Mansberg schreibt: „Ich wende mich entschieden gegen jegliche Versuche, Geflüchtete pauschal unter Verdacht zu stellen oder gar für antisemitische oder islamistische Gewalttaten indirekt verantwortlich zu machen.“ Wissen können hätte Herr Jenckel es, stand es doch ebenfalls in der Pressemitteilung der Grünen.

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    • jj schreibt:

      Lieber Ulrich,
      die Worte von Herrn von Mansberg unterschreibe ich gerne. Aber wie du sicher gelesen hast, habe ich ausdrücklich geschrieben, dass man Mädges Aussagen zur Flüchtlingspolitik kritisieren kann. Mir geht es hier darum, den OB an den rechten Rand zu rücken. Da gehört er nicht hin. Warum es zu der Hanau-Entgleisung so gar keine Erklärung gibt, lässt dann doch zu viel Raum für Spekulationen. lg jj

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